Tom Liehr - Idiotentest

  • Eigentlich war das Buch nur als Zweitlektüre für die Bahn gedacht, weil mir "alias Grace" zu schwer zum Herumtragen war. Nach anfänglicher Skepsis, ob ich mir da nicht einen zweiten "Herrn Lehmann" :rollen: ausgesucht hatte, konnte ich allerdings nicht mehr aufhören zu lesen und habe ihn innerhalb weniger Tage beendet.


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    Handlung:


    Der Roman beginnt mit einem Kapitel über Kinderschokolade. Mmmhhh, lecker. :eis:


    Und dann der Schock: wir lernen Henry Hinze als 6-jährigen kennen, der mit einem 50,-Mark-Schein Brot, Zucker und Maggi kaufen gehen soll. Eine Menge Verantwortung, die er zu tragen hat. Leider trägt er sie nur kurz. Als er im Laden bezahlen will, merkt er, dass er das Geld verloren hat. Jetzt ist "Polen offen", panisch läuft er vor und zurück, um seinen Weg erneut abzulaufen und darauf zu hoffen, den Fuffziger wiederzufinden.


    Letzendlich muss er beichten und wird von Mutter und Vater ordentlich bestraft. Die Schläge, die er bekommt, stehen in keinem Verhältnis zum Vergehen. :grmpf:
    Aber Henry zieht doch noch einen Profit aus der Episode. Er weiß sich eindeutig zu behaupten.


    Jahre später lebt er in Neukölln in einer Männer-WG mit Walter und Gonzo (der eigentlich Martin heißt). Er schlägt sich als Taxifahrer durchs Leben, steht immer mit einem Bein vor dem Bankrott. Die Abende durchzecht er im "Wohnzimmer", der Kneipe seines besten Freundes Harry und ist keiner Bettgeschichte verschlossen. Nur Nähe, Verantwortung und tiefe Gefühle meidet er so gut er kann.


    Und dann passiert das mit Andrea, der süßen Kellnerin, die eigentlich für alle WG-Mitglieder tabu ist. Und hiermit beginnt die eigentliche Handlung...


    Meine Meinung:


    Lasst euch überraschen, habe ich auch getan und wurde nicht enttäuscht. Ich hatte recht wenig Erwartungen, wollte nur mal wieder einen deutschen Autoren lesen.


    Henry ist nicht wirklich sympatisch, wirkt auf sein Umfeld aber sehr charismatisch. Er ist Trinker und ehrlich gesagt, würde er mich wahnsinnig machen. Aber immer wieder scheint durch, was und wer er sein könnte! Genau das macht den Menschen auch aus. Das Buch bringt seinen Weg in die Sackgasse sehr gut zum Ausdruck.


    Über das Ende kann man streiten, aber mir hat es gut gefallen


    Vor allem Andrea und Harry haben mir als Charaktere gefallen. Und Henry ist halt zumindest interessant, Gonzo der geniale Spinner und das andere Personal des Romans echt aus dem Leben gegriffen. Die Kneipenbesucher "kannte" ich förmlich (habe selbst in so einer Kneipe gejobbt).


    Notiz am Rande: das Buch lebt von Zeitsprüngen. Wer das nicht mag, wird Probleme mit dem Verständnis haben.


    "Radio Nights", der erste Roman des Autors, steht mittlerweile auf meiner Wunschliste.

    Ich werde kein&nbsp;Geld hinterlassen. Ich werde keinen Aufwand und Luxus hinterlassen. Aber ich möchte ein engagiertes Leben hinterlassen.<br />(Martin Luther King)