Fjodor M. Dostojewski - Schuld und Sühne

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  • Ihr seid wahrscheinlich schon fertig, bei mir wird das noch dauern.Ich werde damit einfach nicht warm,was allerdings am Inhalt und nicht am Stil liegt, der gefällt mir ausgesprochen gut.
    Weil ich aber das Buch nicht einfach in die Ecke pfeffern möchte,lese ich jeden Tag nur ein bißchen und nebenher was anderes :zwinker:


    Zitat

    Gytha: Wie weit bist Du denn?


    Ich denke, der ganze Roman ist vor allem ein Psychogramm eines Mörders, und das Innenleben Raskolnikows spielt da nunmal die Hauptrolle; angesichts der extrem detaillierten Beschreibungen glaube ich auch nicht, dass eigene Vermutungen des Lesers (worüber eigentlich?) vom Autor überhaupt intendiert sind. Andererseits finde ich persönlich gerade dieses tiefe Eintauchen in seine Psyche


    Ich bin erst auf S.200, kurz nach dem Unfall Marmeladows. Mein Problem ist, das mir alle zu viel reden oder in Raskolnikows Fall, denken....klingt vielleicht blöd, aber ich denk die ganze Zeit: Wen interessiert denn das? :rollen: Na mal sehen, gerade im Moment ist es wieder recht spannend :smile:


    Ach...Vermutungen z.B. darüber was Raskolnikow denkt...warum, wieso, weshalb usw, aber Du hast schon recht, das liegt nicht in der Absicht Dostojewskijs.

    LG Gytha

    “Dieses Haus sei gesegniget”

    Einmal editiert, zuletzt von Gytha ()

  • Gytha: Dann bin ich gerade an der gleichen Stelle! :breitgrins:


    Ich habe die Lektüre leider etwas schleifen lassen, aber jetzt werde ich mich wieder dahinter klemmen. So weit gefällt es mir eigentlich ganz gut, aber über Raskolnikov kann man sich ja wirklich nur aufregen. Ich glaube, ich kenne keinen, der solche Stimmungsschwankungen hat, wie dieser Kerl! :rollen:


    Ständig denkt er etwas, fasst Entschlüsse und handelt dann wieder ganz anders. Es ist wie ein Fiebertraum, nur dass er bei vollem Bewusstsein ist. Es ist wirklich ein Wunder, dass es überhaupt noch Menschen gibt, die sich um ihn kümmern, so wir er alle behandelt.


    Also bei diesen ständigen Wutausbrüchen wäre ich schon längst weg gewesen!


    fairy

    [size=9px]&quot;I can believe anything, provided that it is quite incredible.&quot;<br />~&quot;The picture of Dorian Gray&quot;by Oscar Wilde~<br /><br />:leserin: <br />Henry Fielding - Tom Jones<br /><br />Tad Williams - The Dragonbone Chair<br /><br />Mark Twai

  • Ah schön, ich bin nicht die einzige, die noch liest :breitgrins:


    Zeitweise war es recht spannend, jetzt allerdings, gegen Ende des dritten Teils, kriege ich schon wieder zuviel :rollen: Mal abgesehen davon, das ich Raskolnikow schon längst den Hals umgedreht hätte, wird mir schon wieder zu viel geredet.
    Ich kann Raskolnikows Hin und Her durchaus nachvollziehen, einerseits versucht er vor sich selbst die Morde zu rechtfertigen, andererseits weiß er genau, daß er falsch gehandelt hat. Vielleicht wäre er auch nicht so durchgedreht, wenn es sich "nur" um die Alte gehandelt hätte, für sein Empfinden müßte der Tod Lisawetas eigentlich schwerer wiegen. Jedenfalls ist seine Unfähigkeit sich zu entscheiden und etwas durchzuziehen durchweg unsymphatisch und nervend.

    LG Gytha

    “Dieses Haus sei gesegniget”

  • Ich lese auch noch - die letzte Woche habe ich krankheitsbedingt nicht viel geschafft. Zur Zeit bin ich am Anfang des vierten Teils.


    Irgendwie frage ich mich grad, wie er den Mord vor sich selbst überhaupt rechtfertigen konnte. Laut seiner eigenen Theorie nach, gibt es ja Leute, die Verbrechen begehen dürfen, um insgesamt etwas Besseres zu erreichen (Mohammed und wen er sonst noch so nennt). Im großen und ganzen zielen aber seine Beispiele immer darauf ab, dass etwas Besseres für die Menschheit erreicht wird und nicht für eine einzelne Person. Nur er selbst hat ja gar keine höheren Ziele gehabt, um den geplanten Mord zu rechtfertigen. :vogelzeigen:

    :lesen: Naomi Novik - Uprooted

  • Ich denke, er versucht das aufgrund des Gespräches was er mitangehört hat zu rechtfertigen, obwohl ihm eigentlich bewußt ist, daß das selbst nach seiner Theorie nicht hinhaut. Der Mord an sich wirkt auf mich sowieso eher spontan. Durch die Pläne die er im Vorfeld macht und das dauernde "daran denken" ist es zu einer fixen Idee geworden, die im Grunde aber nur ausgeführt wird, weil die Umstände auf einmal so günstig erscheinen.Ich habe nicht den Eindruck, daß er das wirklich bewußt tun wollte....

    LG Gytha

    “Dieses Haus sei gesegniget”

  • Hallo,


    ich hatte schon das Gefühl dass er diesen Mord ganz "bewusst" ausführen wollte, immerhin hat er da monatelang drüber nachgedacht und ihn (in der Theorie) auch minutiös geplant. Und ich glaube auch dass er durchaus (in seinem "Wahn") fest davon überzeugt war, dass er das Recht dazu hat, weil er mit Hilfe dieser "Startfinanzierung" in der Lage ist, etwas Großes für die Menschheit zu schaffen - auch wenn nicht wirklich ausgeführt wird, was dieses "Große" denn nun genau sein soll.

    Viele Grüße aus dem Zwielicht<br />[size=9px]Rihla.info | blooks - Rezensionen und mehr<br />[b][url=http://www.librarythi

  • So ihr Lieben!


    Heute nun habe ich mein Büchlein zu mir geholt und werde dann bald wieder einsteigen. Ich denke aber, dass ich nochmals von vorne anfangen werde, auch wenn ich eigentlich schon auf Seite 200 war (aber da war ich schon dreimal). Also wartet nicht auf mich, ich hacke mich dann irgendwo wieder ein.


    Grüße!

  • Hallo,
    ich hatte auch ein bisschen "Angst", dass das Buch so bleibt und mich schonmal auf eine sehr anstrengende Lektüre eingestellt, aber es bleibt nicht so, dass wir uns so sehr mit Raskolnikows wirrem Kopf befassen müssen, sondern es wird meiner Meinung nach danach noch richtig spannend und fesselnd. Bin 40 Seiten vom Schluss entfernt, sehr gespannt und werde das Buch heute abend zu Ende lesen, sobald ich mich vom Computer loseisen kann. :)

  • Hallo allerseits,


    ich bin jetzt auch durch :smile:


    Insgesamt war es eine tolle, lohnende Lektüre, ich hätte nicht gedacht dass Dostojewski sich als solcher "Pageturner" erweist. Ein paar Sachen haben mich aber dennoch genervt und geärgert; z.B. diese unglaublich leidensfähigen, devoten, unselbständigen Frauenfiguren. Sowohl Sonja als auch Mama Raskolnikow hätte ich manches Mal gern auf den Mond geschossen, da war Dunja ja wirklich eine erfrischende Abwechslung. Auch habe ich vor allem in der zweiten Hälfte ein bisschen das vermisst, was viele hier bemängeln: Die Einblicke in Raskolnikows Innenleben. Für mich war sein Verhalten in dieser Zeit vor der Verhaftung, als immer mehr Leute Verdacht gegen ihn schöpfen, häufig ziemlich unverständig. Stimmungsschwankungen gut und schön, aber irgendwie müssen die doch ausgelöst werden? Mir fehlt da die Begründung, was in ihm vorgeht und was er z.B. auch über die Leute in seiner Umgebung wirklich denkt. Und schließlich das Ende. Das war jawohl grauslich. Sowas Kitschiges habe ich ja schon lange nicht mehr gelesen. Ohne spoilern zu wollen, aber davon war ich wirklich enttäuscht, da hätte ich seiner Entwicklung ein bisschen mehr Tiefe gewünscht und nicht nur die "Geburt eines neuen Menschen" aus dem Nichts heraus.

    Viele Grüße aus dem Zwielicht<br />[size=9px]Rihla.info | blooks - Rezensionen und mehr<br />[b][url=http://www.librarythi

  • So, ich bin auch fast am Ende und blätter die Seiten auch immer schneller um :zwinker:


    Könnte sich jemand für eine weitere Dostojewski-Leserunde begeistern, z.B. die Brüder Karamasov oder Weisse Nächte?

    :lesen: Naomi Novik - Uprooted

  • Bei mir subben die Karamasow-Brüder auch noch. Allerdings brauche ich jetzt nach zwei Dostojewskis in den letzten 8 Wochen auch erstmal eine Pause :smile:

    Viele Grüße aus dem Zwielicht<br />[size=9px]Rihla.info | blooks - Rezensionen und mehr<br />[b][url=http://www.librarythi


  • Ja, das Ende ... :breitgrins: Wer hätte das gedacht...
    Aber dann der Satz


    Das sieht in meiner Übersetzung aber ganz anders aus:


    Dem kann man entnehmen: ich bin auch fertig :klatschen:
    Insgesamt musste ich mich durch die ersten beiden Teile etwas quälen, aber ab dem dritten Teil hab ich das Buch ziemlich verschlungen. Zum einen Porjirij, der ihn unbarmherzig verfolgt und versucht, ihm ein Geständnis zu entlocken, zum anderen fand ich Raskolnikovs Gedankengänge ab seinem Geständnis bei Sonja nachvollziehbarer als am Anfang. Rasumichin ist natürlich so etwas wie der gute Geist des Buchs (für die, die keinen Anhang haben: diese Rolle spiegelt sich schon in seinem Namen wieder, der eine Verballhornung des russischen Worts für Vernunft ist). Sonja scheint sich immer irgendwem unterwerfen zu müssen... nun gut, das verstehe wer will, wobei Dunja sich ja zunächst auch für ihre Familie aufopfern und Luschin heiraten will.


    Luschin mit seiner Selbstverliebtheit und Arroganz fand ich nebenbei auch eine schöne Figur, die man so richtig hassen konnte :zwinker:
    Sehr schön fand ich diese Charakterisierung:

    Zitat

    Überhaupt gehörte Luschin Pjotr Petrowitsch zu jenen Menschen, die sich in Gesellschaft außerordentlich liebenswürdig zeigen und auch den Anspruch erheben, liebenswürdig zu sein, die aber, sobald ihnen etwas gegen den Strich geht, alsbald ihre Fähigkeit einbüßen und eher Mehlsäcken ähneln als gewandten, die Gesellschaft belebenden Kavalieren


    Nach diesem Abschnitt ähnelte Luschins Bild in meinem Kopf irgendwie einem Ex von mir :breitgrins:


    Und das Ende, nun ja, die Liebe errettet ihn. Das ist zwar kitschig, allerdings finde ich, dass es durchaus passt. Seine Theorie muss irgendwie durch etwas anderes ersetzt werden, an das er genauso stark glauben kann, und das ist eben die Liebe zu Sonja.

    :lesen: Naomi Novik - Uprooted