Sir Walter Scott - Die Braut von Lammermoor

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 6.590 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Kirsten.

  • Auch wenn ich mich auf die Rezension von Büchern nicht so gut verstehe, wollte ich nun aber trotzdem mal meinen Kommentar zu diesem erstklassigen Buch niederschreiben, da ich es noch nirgendwo erwähnt sah. Also seid gnädig :redface:.


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    (In Ermangelung eines besseren Bildes, muß die englische Ausgabe herhalten)



    Inhalt:


    Der stolze Edgar Ravenswood nährt leidenschaftliche Rachegefühle gegen den verfeindeten Lord Ashton. Die Ravenswoods waren ein altehrwürdiges Geschlecht, das seit sehr langer Zeit die Macht und die Ländereien um Lammermoor im Besitz hatte. Die königstreue Familie wurde aber im Zuge der Revolution von 1688/89 entadelt - sämtliche Ländereien gingen aufgrund zweifelhafter Gerichtsprozesse an den äußerst geschickten Advokaten Ashton über, der nun mit seiner Familie Ravenswood-Castle bezieht. Dieser Umstand machte die Ashtons zum verhaßten Feind der Ravenswood. Mit dem Tode des alten Lord Ravenswood, für den sein Sohn Lord Ashton verantwortlich macht, geht der Wunsch nach Rache nun an denselben über. Zusammen mit seinem treuen Diener Caleb bewohnt dieser den einzigen Besitz, der ihm geblieben ist - den heruntergekommenen und völlig verwahrlosten Turm Wolf´s Crag.
    Als Ravenswood eines Tages zufällig das Leben von Lord Ashton und dessen Tochter Lucie rettet, verlieben sich die beiden ineinander. Die Verbindung wird von Ashton mit Wohlwollen betrachtet aufgrund drohender politischer Veränderungen. Die Familienstreitigkeiten zwischen dem Vater und Ravenswood werden nach und nach beigelegt, er verlobt sich heimlich mit Lucie und verweilt längere Zeit auf Ravenswood Castle. Alles scheint ein unverhofftes, glückliches Ende zu nehmen, bis Lady Ashton, nach längerer Abwesenheit, von der Verbindung zwischen ihrer Tochter und dem Sohn des alten Familienfeindes erfährt. Die tyrannische Mutter verweigert ihre Einwilligung zur Vermählung, da sie längst eine in ihren Augen angemessenere Partie für ihre Tochter parat hat. Vor keinem Mittel schreckt sie zurück, um die beiden auseinanderzubringen - mit einem tragischen Ausgang....



    Meine Meinung:


    Das Buch war meine erste Lektüre von Sir Walter Scott und sie hat mich bereits beim ersten Lesen fasziniert. Da ich das Buch nun endlich mein Eigen nenne, ließ ich es mir nicht nehmen, es gleich noch einmal zu lesen :smile:.
    Die Sprache ist natürlich eine ganz eigene, bedenkt man, daß das Buch 1819 erschien. Trotzdem finde ich sie sehr ansprechend, was aber Geschmackssache ist. Im Gegensatz zu manch anderen Werken von Scott muß man diesmal nicht erst die Geschichte von Schottland studieren, um sich zurechtzufinden :breitgrins:, da hier die geschichtlichen Ereignisse nicht so sehr im Vordergrund stehen. Die Charaktere finde ich sehr lebendig gezeichnet, allen voran Ravenswood, ein faszinierender Mann mit all seinem Stolz, seinem Ehrgefühl und seiner Leidenschaftlichkeit (*seufz* :redface:), sein Diener Caleb (, der für einige Lacher sorgt, auch wenn die Geschichte schon finstere Züge annimmt), Lord Ashton und Lucie, die fast noch ein bißchen zu kurz kommt, und auch Lady Ashton, die es sehr schnell schafft, ihrer Rolle als „Bösewicht“ gerecht zu werden. Sie ließ mich mehr als einmal laut fluchen und für kurze Momente kopfschüttelnd das Buch zuschlagen, von dem Unglauben getrieben, wie eine Mutter nur so gefühllos und berechnend sein kann :entsetzt: - also genau das, was man von einem niederträchtigen Charakter erwartet :breitgrins:.
    Die Handlung geht im Großen und Ganzen flott voran - gegen Ende gab es hier und da mal Nebenhandlungen, die - zwar wichtig - mir dennoch etwas lang vorkamen, einfach weil der Hauptkonflikt zu den Zeitpunkten so mitreißend war.
    Die Geschichte an sich ist einfach wundervoll :smile: - der stolze Ravenswood, der für seine Liebe zu Lucie, nach und nach seinen Racheschwur aufgibt und seinem Famlienfeind beinahe freundschaftliche Gefühle entgegenbringt. Die hier und da eingeflochtenen dunklen Vorahnungen für die Zukunft und absonderlichen Vorfälle, die dem Buch einen Hauch einer gotischen Novelle geben, ohne aber zu arg in diese hinabzurutschen. Schließlich die manipulierende Lady Ashton, die alles daran setzt, ihre Tochter in ihrem eigenen Sinne zu verheiraten, und selbst vor Mitteln nicht zurückschreckt, die ihrem Stande nicht entsprechen - und dadurch das Unheil heraufbeschwört.
    Alles in allem eine tragische Geschichte (*Tränenwegwisch*), die aber gerade deswegen so unwiderstehlich und in meinen Augen vollauf gelungen ist. Auf alle Fälle eines meiner Lieblingsbücher! :klatschen:
    Und deshalb vergebe ich ohne Umschweife 5ratten



    Anmerkung für diejenigen, die das Buch zu lesen beabsichtigen (wegen meiner Rezension etwa?? :breitgrins::(
    Ich kann mich nicht daran erinnern, daß es in der ersten Ausgabe, die ich gelesen hatte, auch so wahr, aber in meiner eigenen nun stehen in der Einleitung bereits die groben Handlungsstränge beschrieben. Scott gibt dem Leser dort zu verstehen, daß die Geschichte tatsächlich einen historischen Hintergrund hat, und er legt verschiedene seiner Quellen offen. Wer also das Ende nicht wissen will, bevor es mit der Geschichte überhaupt begonnen hat, sollte diese Seiten geflissentlich überblättern :breitgrins:- man kann sie ja später noch nachholen.
    Das erste Kapitel ist auch etws ausschweifend und ich weiß jetzt schon gar nicht mehr, was das mit dem Buch zu tun hat, obwohl fünf Tage her ist, seit ich das Kapitel gelesen habe...Naja, bei mir fängt die Geschichte im zweiten Kapitel an.
    Achso: Soweit ich weiß, wird das Buch schon nicht mehr gedruckt (weiß der Geier, warum :rollen:), aber bei Amazon oder Abebooks bekommt man es noch, ohne ein Vermögen dafür auszugeben (Ich habe mir nun endlich meine erste, relativ alte Ausgabe besorgt - noch in Fraktur geschrieben. Das erhöht noch den Reiz des Lesens :smile:.)


    Smiley aus Titel entfernt. LG, Valentine

    Einmal editiert, zuletzt von Valentine ()

  • Hallo Niniane!


    Das ist wirklich eine wunderbare Buchvorstellung :klatschen: Sir Walter Scott steht auf meiner to-read-Liste ganz oben und "Ivanhoe" steht sogar bei mir im Regal, aber ich glaube, dass "The bride of Lammermoor" den Vorzug bekommt, sobald ich das Buch in meine Hände bekomme (und dann fällt mein Posting zu diesem Buch hoffentlich genauso toll aus wie Deins :zwinker:)


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • :anbet: oder auch :klatschen:
    Nein, ich habe jetzt keinen Sonnenstich oder so etwas ähnliches :zwinker:, aber als ich mir das Buch vor Jahren besorgen wollte, war es leider nicht mehr zu bekommen und das scheint sich ja sichtlich geändert zu haben. :entsetzt: Ich sehe gerade, dass es leider doch nicht so einfach erhältlich ist.
    Ist übrigens eine schöne Rezi, die wirklich auf das Buch neugierig macht. :smile:


    Liebe Grüße
    wolves

    Einmal editiert, zuletzt von wolves ()

  • :kommmalherfreundchen: Dafür, dass du "nicht so gut bist im Rezensionen schreiben", ist es dir aber gelungen, einen sehr verführerischen Beitrag zu verfassen. Hättest du nicht etwas über die beiden Bücher von Scott schreiben können, die bei mir im Regal stehen :zwinker: ?
    Aber ich bin heute hart geblieben, habe mir das Buch nicht gekauft, sondern höre mir statt dessen die Oper Lucia di Lammermoor von Gaetano Donizetti an, die nach Scotts Roman entstanden ist.


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    Wir sind irre, also lesen wir!

  • @Holden Caulfield: Danke :smile:.


    Kirsten: Na, dann hoffe ich doch mal, daß Du nicht enttäuscht, jetzt wo Deine Erwartungen etwas hoch geschraubt sind :smile:. Aber ich kann mir nicht vorstellen, daß es jemandem nicht gefallen könnte...Bin schon sehr gespannt, was Du zu der Geschichte zu sagen hast! :winken:


    @wolves:

    Zitat

    Nein, ich habe jetzt keinen Sonnenstich oder so etwas ähnliches


    Obwohl das bei dem Wetter ja nicht verwunderlich wäre :breitgrins:.


    Hm, beim ersten Lesen hatte ich es aus der Bibliothek ausgeliehen; dort könnte man also im Notfall auch mal nachschauen. Ansonsten ist es nicht gerade im Überfluß auf dem Büchermarkt anzutreffen, da hast Du recht! Ich glaube, mit der englischen Ausgabe hätte man weniger Probleme :rollen:.


    Saltanah: Danke für das Kompliment :redface:. Was hast Du denn im Regal stehen? *neugierigsei*
    Ich bin zwar kein Opernfan, aber die würde ich auch gerne mal hören. Der Inhalt ist zwar ein klein wenig anders, wie ich gelesen habe, aber bestimmt trotzdem gut. Nur schade, daß ich kein Italienisch kann - andererseits würde ich auch von einem deutschen Text bei einer Oper nichts verstehen :rollen:. Wie findest Du sie denn? Ist sie empfehlenswert für Nicht-Opern-Fans?

  • @Niniane:
    In meinem SUB befinden sich Ivanhoe undThe Tale of Old Mortality, beides auf englisch. Ivanhoe habe ich als Jugendliche mal auf deutsch gelesen, aber vermutlich in einer gekürzten Fassung. Außerdem habe ich damals noch Der Bogenschütze des Königs und mindestens ein weiteres Werk gelesen, eventuell war das Quentin Durward, der Name klingt bekannt, es könnte aber auch sein, dass mir der Titel durch eine Fernsehserie bekannt ist. Scott hat ja Unmengen geschrieben, wie man hier sehen kann, und viele seiner Werke sind auch verfilmt worden.


    Ob die Oper auch etwas für Nicht-Opern-Fans ist? Zweifelhaft. Ich habe erst in den letzten 10 Jahren richtig Zugang zu den italienischen Opern gefunden, obwohl ich seit jeher von klassischer Musik begeistert bin. Früher war mir da zu viel Getriller in höchsten Soprantönen, und das hat auch "Lucia di Lammermoor". Mittlerweile mag ich's und die Oper ist zweifellos ein großes Werk.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Hallo zusammen, hallo Niniane,


    Ist Lucia di Lammermoor was für Nicht-Opernfans? Schwer zu sagen, ich bin ja Opernfan. Es ist Belcanto, das heißt voller Koloraturen und Schnickschnack. Dabei finde ich Donizetti weniger anstrengend als Bellini, aber auch nicht so albern wie z.B. Delibes. Insofern: Man könnte es versuchen, sie ist keinesfalls irgendwie unverdaulich.


    Die Wahnsinnsarie aus "Lucia" wird übrigens in Luc Bessons "Le cinquième élément" (Das fünfte Element) von dieser blauen Frau gesungen, naja, nicht die ganze Arie, aber das Intro.


    Herzlich, B.

  • @Saltanah+Bartlebooth: Von Ivanhoe hab´ ich leider auch nur die gekürzte Fassung extra für Jugendliche - hab´s leider zu spät bemerkt :grmpf:. Aber Old Mortality hab´ ich erst vor ein paar Wochen beendet. Das ist allerdings wieder so ein Werk, wo ich mir gewünscht hätte, etwas mehr geschichtliches Hintergrundwissen zu besitzen :rollen:. Trotz allem war es ein schönes Buch, teilweise sogar richtig spannend - nur beim Ende hätte er ruhig etwas ausführlicher sein können, was einige wichtige Personen betrifft (ich will ja nichts verraten :smile: ).
    Schade nur, daß es von der "Braut von Lammermoor" keine "normale" Verfilmung gibt (also nicht als Oper) - das wäre doch mal ein toller Stoff!


    Klassische Musik mag´ ich sehr gerne, nur von Opern konnte ich mich bis jetzt schwerlich begeistern lassen ("La Traviata" könnte mir immerhin gefallen, denke ich, und ein, zwei andere Arien aus unterschiedlichen Werken fand´ ich auch erstaunlich bewegend - ohne daß ich viel vom Text verstanden habe). Das beste wird sein, ich besorge mir die Oper einfach mal. Das Libretto auf deutsch hat mir beim Überfliegen sehr zugesagt, wobei ich keine Ahnung habe, wie frei sie das übersetzt haben.
    Ich sehe gerade, daß unsere Bibliothek zumindest die Oper auf DVD hat *freu*. Da werde ich am besten gleich morgen früh hingehen, bevor sie weg ist :smile:.


  • Ansonsten ist es nicht gerade im Überfluß auf dem Büchermarkt anzutreffen, da hast Du recht! Ich glaube, mit der englischen Ausgabe hätte man weniger Probleme :rollen:.


    :heul: Nur reichen dafür leider meine englisch Kenntnisse nicht. Muss ich halt noch etwas warten bzw. bei der Bibliothek nachfragen. :smile:

  • Hallo!


    Kirsten: Na, dann hoffe ich doch mal, daß Du nicht enttäuscht, jetzt wo Deine Erwartungen etwas hoch geschraubt sind :smile:. Aber ich kann mir nicht vorstellen, daß es jemandem nicht gefallen könnte...Bin schon sehr gespannt, was Du zu der Geschichte zu sagen hast! :winken:


    Ähem, mir hat das Buch nicht gefallen :wegrenn: Das liegt eher an meiner persönlichen Abneigung gegen Sir Walter Scott als an allem anderen. Schon mit Ivanhoe hatte ich meine Probleme. Für mich sind Scotts Helden immer ein bisschen zu weich und ab und zu auch zu wankelmütig und auch bei diesem Buch habe ich das dringende Bedürfnis verspürt den einen oder anderen zu schütteln. Die Handlung war mir auch zu langatmig. Der einzige Lichtblick war die herrliche Sprache Scotts (ich habe das Buch auf englisch gelesen), weshalb es zumindest 1ratten von mir bekommt.


    Liebe Grüße
    Kirsten

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