Auch wenn ich mich auf die Rezension von Büchern nicht so gut verstehe, wollte ich nun aber trotzdem mal meinen Kommentar zu diesem erstklassigen Buch niederschreiben, da ich es noch nirgendwo erwähnt sah. Also seid gnädig .
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(In Ermangelung eines besseren Bildes, muß die englische Ausgabe herhalten)
Inhalt:
Der stolze Edgar Ravenswood nährt leidenschaftliche Rachegefühle gegen den verfeindeten Lord Ashton. Die Ravenswoods waren ein altehrwürdiges Geschlecht, das seit sehr langer Zeit die Macht und die Ländereien um Lammermoor im Besitz hatte. Die königstreue Familie wurde aber im Zuge der Revolution von 1688/89 entadelt - sämtliche Ländereien gingen aufgrund zweifelhafter Gerichtsprozesse an den äußerst geschickten Advokaten Ashton über, der nun mit seiner Familie Ravenswood-Castle bezieht. Dieser Umstand machte die Ashtons zum verhaßten Feind der Ravenswood. Mit dem Tode des alten Lord Ravenswood, für den sein Sohn Lord Ashton verantwortlich macht, geht der Wunsch nach Rache nun an denselben über. Zusammen mit seinem treuen Diener Caleb bewohnt dieser den einzigen Besitz, der ihm geblieben ist - den heruntergekommenen und völlig verwahrlosten Turm Wolf´s Crag.
Als Ravenswood eines Tages zufällig das Leben von Lord Ashton und dessen Tochter Lucie rettet, verlieben sich die beiden ineinander. Die Verbindung wird von Ashton mit Wohlwollen betrachtet aufgrund drohender politischer Veränderungen. Die Familienstreitigkeiten zwischen dem Vater und Ravenswood werden nach und nach beigelegt, er verlobt sich heimlich mit Lucie und verweilt längere Zeit auf Ravenswood Castle. Alles scheint ein unverhofftes, glückliches Ende zu nehmen, bis Lady Ashton, nach längerer Abwesenheit, von der Verbindung zwischen ihrer Tochter und dem Sohn des alten Familienfeindes erfährt. Die tyrannische Mutter verweigert ihre Einwilligung zur Vermählung, da sie längst eine in ihren Augen angemessenere Partie für ihre Tochter parat hat. Vor keinem Mittel schreckt sie zurück, um die beiden auseinanderzubringen - mit einem tragischen Ausgang....
Meine Meinung:
Das Buch war meine erste Lektüre von Sir Walter Scott und sie hat mich bereits beim ersten Lesen fasziniert. Da ich das Buch nun endlich mein Eigen nenne, ließ ich es mir nicht nehmen, es gleich noch einmal zu lesen :smile:.
Die Sprache ist natürlich eine ganz eigene, bedenkt man, daß das Buch 1819 erschien. Trotzdem finde ich sie sehr ansprechend, was aber Geschmackssache ist. Im Gegensatz zu manch anderen Werken von Scott muß man diesmal nicht erst die Geschichte von Schottland studieren, um sich zurechtzufinden , da hier die geschichtlichen Ereignisse nicht so sehr im Vordergrund stehen. Die Charaktere finde ich sehr lebendig gezeichnet, allen voran Ravenswood, ein faszinierender Mann mit all seinem Stolz, seinem Ehrgefühl und seiner Leidenschaftlichkeit (*seufz* ), sein Diener Caleb (, der für einige Lacher sorgt, auch wenn die Geschichte schon finstere Züge annimmt), Lord Ashton und Lucie, die fast noch ein bißchen zu kurz kommt, und auch Lady Ashton, die es sehr schnell schafft, ihrer Rolle als „Bösewicht“ gerecht zu werden. Sie ließ mich mehr als einmal laut fluchen und für kurze Momente kopfschüttelnd das Buch zuschlagen, von dem Unglauben getrieben, wie eine Mutter nur so gefühllos und berechnend sein kann - also genau das, was man von einem niederträchtigen Charakter erwartet .
Die Handlung geht im Großen und Ganzen flott voran - gegen Ende gab es hier und da mal Nebenhandlungen, die - zwar wichtig - mir dennoch etwas lang vorkamen, einfach weil der Hauptkonflikt zu den Zeitpunkten so mitreißend war.
Die Geschichte an sich ist einfach wundervoll :smile: - der stolze Ravenswood, der für seine Liebe zu Lucie, nach und nach seinen Racheschwur aufgibt und seinem Famlienfeind beinahe freundschaftliche Gefühle entgegenbringt. Die hier und da eingeflochtenen dunklen Vorahnungen für die Zukunft und absonderlichen Vorfälle, die dem Buch einen Hauch einer gotischen Novelle geben, ohne aber zu arg in diese hinabzurutschen. Schließlich die manipulierende Lady Ashton, die alles daran setzt, ihre Tochter in ihrem eigenen Sinne zu verheiraten, und selbst vor Mitteln nicht zurückschreckt, die ihrem Stande nicht entsprechen - und dadurch das Unheil heraufbeschwört.
Alles in allem eine tragische Geschichte (*Tränenwegwisch*), die aber gerade deswegen so unwiderstehlich und in meinen Augen vollauf gelungen ist. Auf alle Fälle eines meiner Lieblingsbücher!
Und deshalb vergebe ich ohne Umschweife
Anmerkung für diejenigen, die das Buch zu lesen beabsichtigen (wegen meiner Rezension etwa??
Ich kann mich nicht daran erinnern, daß es in der ersten Ausgabe, die ich gelesen hatte, auch so wahr, aber in meiner eigenen nun stehen in der Einleitung bereits die groben Handlungsstränge beschrieben. Scott gibt dem Leser dort zu verstehen, daß die Geschichte tatsächlich einen historischen Hintergrund hat, und er legt verschiedene seiner Quellen offen. Wer also das Ende nicht wissen will, bevor es mit der Geschichte überhaupt begonnen hat, sollte diese Seiten geflissentlich überblättern - man kann sie ja später noch nachholen.
Das erste Kapitel ist auch etws ausschweifend und ich weiß jetzt schon gar nicht mehr, was das mit dem Buch zu tun hat, obwohl fünf Tage her ist, seit ich das Kapitel gelesen habe...Naja, bei mir fängt die Geschichte im zweiten Kapitel an.
Achso: Soweit ich weiß, wird das Buch schon nicht mehr gedruckt (weiß der Geier, warum ), aber bei Amazon oder Abebooks bekommt man es noch, ohne ein Vermögen dafür auszugeben (Ich habe mir nun endlich meine erste, relativ alte Ausgabe besorgt - noch in Fraktur geschrieben. Das erhöht noch den Reiz des Lesens :smile:.)
Smiley aus Titel entfernt. LG, Valentine