Rosemarie Marschner - Das Bücherzimmer

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 5.410 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Kirsten.

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Inhalt


    Marie kommt als uneheliches Kind in einem österreichischen Dorf auf die Welt. Obwohl ihre Intelligenz schon früh ihrem Lehrer auffällt, gibt es für sie keine andere Möglichkeit, als mit vierzehn Jahren eine Stelle als Dienstmädchen in Linz anzutreten. Die Arbeit ist hart, doch Marie findet rasch eine Möglichkeit zur Flucht: das Bücherzimmer, in dem sie dem Vater des Hausherrns in ihrer Mittagspause aus der Zeitung vorliest.


    Nach dem Tod ihrer Mutter heiratet sie den Sohn eines Linzer Bäckers und tritt in den Betrieb ihrer Schwiegereltern ein. Die Arbeit macht ihr großen Spaß und sie blüht durch den Kontakt mit den Kunden sichtlich auf. Doch dann tritt Österreich dem deutschen Reich bei und alles ändert sich...


    Meine Meinung


    Rosemarie Marschner beschreibt Maries Weg vom Mädchen vom Land zu einer selbstbewußten, unabhängigen Frau ohne große Schnörkel. Es gibt keinen Prinzen auf einem weißen Pferd, der sie aus ihrem harten Leben herausholt, sondern nur einen Bäckerjungen auf einem Motorrad, der ihr nur etwas anderes als die Dienstbotenkammer und den Hof ihres Onkels zeigen kann. Marie lässt sich nicht vom anfänglichen Jubel um Hitler beeindrucken, sondern steht zu ihren Ansichten und auch zu den nicht mehr standesgemäßen Freunden, auch wenn ihr das großen Ärger einbringt. Sie ist eine starke Frau, deren Stärke man erst in kritischen Situationen erkennt. Mir hat das Buch gut gefallen weil es eine Frau beschreibt, wie es sie mit Sicherheit zu Hunderten gegeben hat, von denen man aber nie erfahren hat. Meine Bewertung ist daher
    4ratten


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Rosemarie Marschner – Das Bücherzimmer



    Meine Meinung:


    Nicht alles begann 1933, aber Maries Geschichte nimmt in diesem Jahr für uns ihren Anfang. Die 14-jährige tritt eine Stelle im Haushalt einer reichen Linzer Familie an, zwar nicht besonders gern, aber sie fügt sich dem Wunsch ihrer Mutter, die sich für Marie in der Stadt ein besseres Leben erhofft. Doch Maries Leben ist karg und von Einsamkeit geprägt, nur die tägliche Stunde im Bücherzimmer, in der sie dem alten Herrn Notar aus verschiedenen Zeitungen vorliest, bereitet ihr wirklich Freude.


    Wir erleben verschiedene Stationen in Maries Leben mit. Ein schweres Leben, das so gar nichts mit der Leichtigkeit zu tun hat, die Marie an anderen Menschen bemerkt, wenn sie ihren wöchentlichen freien Nachmittag in Linz verbringt und für niemanden als Dienstmädchen zu erkennen ist. Aber nicht nur von Marie wird erzählt, auch das politische Geschehen in Österreich von 1933 – 1938 kommt nicht zu kurz – Geschichtsunterricht ganz nebenbei.


    Das besondere an diesem Buch ist die Neutralität des Erzählstils.
    Bei vielen anderen Autoren/Innen wäre das Thema des Buches dafür prädestiniert, wieder und wieder auf die Tränendrüse der Leser zu drücken und deren Empörung über Ungerechtigkeiten zu schüren. Nicht so Rosemarie Marschner.
    Rosemarie Marschner behandelt alle Menschen gleich – auch die unsympathischen Personen. Sie schildert deren Beweggründe, ohne jemals nach Entschuldigungen zu suchen. Der Leser kann sich sein eigenes Bild machen und entscheiden, ob die Vorgehensweise dieser Personen noch vertretbar ist oder nicht.


    Wie das Leben der Marie Zweisam endet, erfahren wir übrigens schon auf den ersten drei Seiten. Ihr Enkel muss ihre Unterlagen durchsuchen, weil er als Erbe sie für die Behörden braucht.



    5ratten

    Liebe Grüße

    SheRaven

  • Das Buch hatte ich sogar schon ausgeliehn und weil dann so vieles dazwischen kam muss ich es jetzt nochmal ausleihen :breitgrins: ich hab das Buch damals eingearbeitet als ich noch in der Bibliothek gearbeitet hab und seitdem möchte ich es lesen.

  • @ HoldenCaulfield


    Leih es dir auf jeden Fall nochmal aus! Das Lesen lohnt sich, "Das Bücherzimmer" ist ein ganz tolles Buch - nicht nur wegen des Titels. :belehrerin::breitgrins:

    Liebe Grüße

    SheRaven

  • Hallo!


    Das Buch habe ich ja komplett vergessen :redface: Ich war komplett erstaunt als ich gesehen habe, dass ich sogar die Rezi dazu geschrieben habe.... tsts.


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Österreich Ende der 1920er Jahre: man kann froh über ein Dach über dem Kopf und etwas zu Essen sein. Marie hatte zwar beides, sie lebte glücklich mit ihrer Mutter auf dem Hof ihres Onkels, aber nach Ende der Volksschule wäre dem aufgeweckten, aber leider unehelichen Mädchen nur eine Zukunft als Magd geblieben. So geht sie nach Linz, als Dienstmädchen zu einer großbürgerlichen Notarfamilie.


    So weit bin ich jetzt und bislang liest sich das Buch nicht schlecht, der Prolog (ihr Enkel findet Unterlagen über sie, mit unbekannten Details aus ihrem Leben) verspricht noch ein bisschen mehr Aufregung und Abwechslung.

  • Irgendwie sind mir ständig andere Bücher dazwischen gekommen...


    Ich bin mittlerweile bis zur Mitte vorgedrungen, wobei Maries Hausmädchendasein mir keine neuen Erkenntnisse gebracht hat - bis auf die Glücksmomenete, wenn sie dem alten Notar die Zeitung vorlesen darf, ist ihr Alltag von Unterordnung und Arbeit geprägt. Ab und zu neigt sie zum Aufbegehren - das kann noch ganz spannend werden, sie ist ja noch jung, mit dem Erwachsenwerden bildet sich ihre eigene Meinung und ist auch eher bereit sie laut und deutlich zu vertreten.


    Interessant fand ich den politischen Aspekt. Wir haben die erste Hälfte der 1930er Jahre und ich finde es sehr spannend, mal aus österreichischer Perspektive auf die Weltwirtschaftskrise und vor allem auch den großen Nachbarn Deutschland zu schauen. Wir bekommen ja normalerweise nur die "und dann wurde Österrreich "heim ins Reich" geholt"-Version zu sehen, aber wie sich das im Vorfeld entwickelt hat, fehlt.

  • Ehrlich gesagt war ich ein wenig enttäuscht, das lag aber mehr an meinen Erwartungen als am Buch selbst: Der Prolog hat ein abenteuerliches Leben versprochen, das Buch endet aber praktisch, sobald Marie sich nicht mehr anpasst und wirklich ein eigenes Leben zu leben beginnt – also da, wo es für mich wirklich interessant geworden wäre. Sofern man das „Bücherzimmer“ als einen Entwicklungsroman betrachtet, erfüllt er allerdings genau die passenden Bedingungen.



    4ratten

  • "Das Bücherzimmer" war mein zweites Buch von Rosemarie Marschner und hat mit ebenso gut gefallen wie "Das Jagdhaus", das ich vor Jahren gelesen habe.


    Es war sehr spannend, Marie Zweisams Lebensweg zu verfolgen und zu erleben, wie sie vom 14jährigen, etwas ängstlichen Mädchen zur starken Frau heranwächst. Trotz aller Widrigkeiten läßt sie sich nicht unterkriegen. Die Arbeit, die sie als Dienstmädchen zu leisten hat, ist hart und läßt ihr wenig Raum zur intellektuellen Entfaltung. Nur die tägliche Stunde im Bücherzimmer, wo sie dem alten Hausherrn aus der Zeitung vorliest, ist für sie eine Art geistige Erholung. Ebenso die Bücher, die sie regelmäßig aus der Bibliothek ausleiht.


    Auch die Heirat mit dem Bäckerssohn Franz bringt ihr nicht die ersehnte Freiheit. Obwohl ihr die Arbeit in der Bäckerei wesentlich mehr Spaß macht als die Arbeit als Dienstmädchen. Der Kontakt mit den vielen verschiedenen Kunden, die sie schätzen und mögen, ist so etwas wie ein kleiner Ersatz für vieles, was sie in ihrem Leben vermisst und macht ihr viel Freude. Ich mochte es, wie sie mit ihren Mitmenschen umgeht, immer darauf bedacht, niemanden zu verletzen und andere nicht ungerecht zu beurteilen. Dieser Wesenszug Maries ist sehr sympathisch.


    Die Wende in ihrem Leben hängt direkt mit der politischen Entwicklung in Österreich zusammen. Wie illy in ihrer Rezi schon geschrieben hat, war es sehr interessant, diese politische Entwicklung von innen zu erleben.


    Was ich sehr mag, ist Marschners Schreibstil. Er ist so flüssig, dass ich immer weiter und weiter lesen und nicht mehr aufhören möchte.


    Das Buch - seine Geschichte und die Protagonistin - haben mir außerordentlich gut gefallen. Und es wird nicht mein letztes dieser Schriftstellerin sein.


    5ratten

  • Das Buch habe ich ja komplett vergessen :redface: Ich war komplett erstaunt als ich gesehen habe, dass ich sogar die Rezi dazu geschrieben habe.... tsts.

    Als das Buch wieder aufgetaucht ist, war ich wieder genauso erstaunt, dass ich das Buch gelesen und so komplett vergessen habe. Aber trotzdem schön zu sehen, dass das Buch offensichtlich gefällt.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.