Penelope Lively - Kleopatras Schwester

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    Klappentext:


    „Sie werden ihn umbringen, dachte sie. In diesem Augenblick töten sie ihn. Sie haben ihn schon getötet. Er ist tot, und ich bin es nicht. Du kennst diesen Mann seit fünf Tagen. Fünf Tage. Von neunundzwanzig Jahren und zehn Monaten. Während derer du nichts von ihm wusstest, ihn nicht vermisst hast.“ Ihr Leben lang hat Lucy sich und anderen Fragen gestellt, nachgehakt, widersprochen. Und jetzt ist sie plötzlich ganz hilflos: in einem obskuren Land in der Wüste, als Geisel. Woher sollte sie wissen, dass sie ausgerechnet hier nun der Liebe ihres Lebens begegnet?


    Inhalt:


    Im ersten Teil des Romans skizziert Penelope Lively in ihrer unnachahmlichen Weise den Lebenslauf ihrer Hauptfiguren Lucy und Howard; dabei kommt keinesfalls Langweile auf, denn die Charaktere erfahren von Kindheit an eine präzise Betrachtung in ihrem Denken und ihrer Entwicklung, so dass der Leser schließlich das Gefühl hat, die beiden zu kennen wie sich selbst. In einem dritten Handlungsstrang erzählt die Autorin die Geschichte des fiktiven Landes Kallimbia. Gründlich wie sie ist, beginnt sie dabei mit dem Urkontinent Gondwana und seiner Zersprengung in die heutige Kontinente – so eine Herangehensweise ist typisch für den Stil von Penelope Lively.


    Im zweiten Teil beginnt die eigentliche Handlung und die Verflechtung der Lebenswege von Lucy und Howard in Kallimbia. Ihr gemeinsamer Flug hatte eigentlich Nairobi zum Ziel, und wäre er planmäßig verlaufen, hätten sich die beiden wohl niemals kennen gelernt. Doch es kommt ganz anders; ein Motorenproblem zwingt die Maschine zur Landung in Marsopolis, der Hauptstadt von Kallimbia. Hier hat gerade ein Militärputsch stattgefunden, und so geraten die Passagiere in einem Strudel unvorhergesehener Ereignisse. Was sich für die anderen Passagiere nach und nach zum Alptraum entwickelt, stellt für Lucy und Howard den Auftakt einer schicksalhaften Begegnung dar. In kürzester Zeit erkennen die beiden, dass sie Seelenverwandte und füreinander geschaffen sind. Ihre Stimmung schwankt zwischen Angst aufgrund der heiklen Situation und der Euphorie des Verliebtseins. Sie sind zunächst völlig in sich versunken und nehmen die gefährliche Lage, in der sie sich befinden, mit einer gewissen Distanz wahr. Die Autorin vermag es in ihrer präzisen und beobachtenden Schilderung sehr gut, dieses unwirkliche Gefühl zu vermitteln. Da der Leser durch die intensive Vorstellung der Charaktere von Lucy und Howard im ersten Teil mit ihren Wesenszüge und deren tieferen Ursachen bestens vertraut ist, kann er diesen Akt des ersten Kennenlernens sehr gut mitverfolgen und nachvollziehen, ja fast vorhersagen, wie die beiden bei verschiedenen Gesprächsthemen aufeinander reagieren werden. Währenddessen nimmt der Aufenthalt in Kallimbia einen zunehmend alptraumartigen Verlauf. Wechselnde Quartiere, unzureichende hygienische Verhältnisse, gefühlskalte Bewacher und ein völlig durchgeknallter Diktator machen der Gruppe das Leben schwer; die Unwissenheit, was da gerade passiert und wie es mit ihnen weitergehen soll, macht den Menschen sehr zu schaffen. Vor diesem Hintergrund einer Grenzerfahrung bekommt die Liebesgeschichte zwischen Lucy und Howard eine besondere Intensität. Als Howard schließlich in Lebensgefahr gerät, ist Lucy dem Zusammenbruch nahe…


    Am Ende bleibt die Frage: war es Zufall oder Schicksal, was den beiden passiert ist? Diese Frage kann jeder Leser für sich selbst beantworten.


    Meine Meinung:


    Penelope Lively versteht es exzellent, den Leser mit ihrer Geschichte zu fesseln. Mit ihrer eleganten Sprache vermittelt sie genaue Bilder ihrer Hauptfiguren und Schauplätze, die sich beim Lesen unverkennbar einprägen. Sie schildert so eindringlich, wie es zu dieser oder jener Situation gekommen ist, dass sich die Frage nach dem „Warum?“ erübrigt. Die Kluft zwischen der Liebesgeschichte und dem Geiseldrama überwindet sie mit einer bemerkenswerten Leichtigkeit, so dass beides eine faszinierende Einheit bildet. Der Gefühlstaumel zwischen Euphorie und Panik nimmt den Leser gefangen und lässt ihn an dem Schicksal von Lucy und Howard Anteil nehmen. Mir hat das Buch schon beim ersten Mal Lesen vor einigen Jahren so beeindruckt, dass es bis heute zu meinen Lieblingsbüchern zählt und immer wieder zur Hand genommen wird. Klar, dass „Kleopatras Schwester“ von mir


    5ratten erhält.


    Weitere Romane von Penelope Lively, die ich kenne und sehr gerne mag, sind „Moon Tiger“ und „London im Kopf“.


    Viele Grüße
    Miramis

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel