George R.R. Martin / Lisa Tuttle - Sturm über Windhaven

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 4.452 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von illy.

  • George R.R. Martin / Lisa Tuttle – Sturm über Windhaven / Kinder der Stürme



    Inhalt:
    Das Buch erzählt in fünf Kapiteln, zwischen denen jeweils größere Zeitspannen liegen, die Lebensgeschichte von Maris von Amberly. Aufgewachsen in einer Welt, in der es eine klare Trennung zwischen „Landgebundenen“ und Fliegern gibt, kämpft sie für die Aufhebung dieser Klassen und die Errichtung von Flugakademien, um jedem die Möglichkeit zu bieten sich zum Flieger ausbilden zu lassen.
    Die Welt Windhaven besteht aus mehreren kleinen Inselgruppen in der die Flieger so wichtig sind, da das Meer viele Gefahren birgt und sie die einzig sichere Kommunikationsmöglichkeit zwischen den Inseln darstellen.



    Meinung:
    Mit der Kombination aus Wasserwelt (ich bin sowieso ein Meerfanatiker) und teilweise seitenlangen Flugbeschreibungen (die beiden Autoren haben bestimmt im Keller ein Paar Flügel liegen) haben George Martin und Lisa Tuttle eine atmosphärisch tolle Welt erschaffen.
    Fantasy – Elemente tauchen sehr selten auf. In den Ozeanen gibt es Ungeheuer, die man allerdings nie wirklich zu sehen bekommt. Davon abgesehen ist Windhaven eine sehr reale Welt ohne Magie, Elfen, …
    Maris Kampf gegen die Traditionen und die Aufhebung der Klassengesellschaft ist spannend geschrieben. Auch nach der Einführung der Akademien werden die ausgebildeten Flieger nicht wirklich akzeptiert, teilweise sogar gehasst, da es nun Wettkämpfe um die begehrten Flügel gibt. Dadurch, dass alte Fliegergesetze nun nicht mehr beachtet werden ergeben sich immer neue Probleme und die Story nimmt gegen Ende nochmal richtig Fahrt auf.
    An manchen Stellen lief mir aber dann doch alles zu glatt, da wirkt das Buch nur schnell fertig geschrieben. Manche Charaktere ändern mir zum Beispiel zu schnell ihre Meinung oder gar ihr ganzes Auftreten (Val); das war nicht immer nachzuvollziehen.


    Fazit:
    Ein gutes (Fantasy) – Buch über den Traum vom Fliegen. Den Vergleich mit dem Lied von Eis und Feuer spare ich mir aber. :zwinker:


    Bewertung:
    4ratten


    Gruß
    Seoman

    Einmal editiert, zuletzt von Ingroscha ()

  • Danke Seoman, dass du diesen Thread eröffnet hast :winken: Ich dachte immer schon mal dran aber habe es dann doch nie geschafft. :redface: Ich habe es allerdings ins SF-Forum verschoben - mit Fantasy hat das Buch m. E. nach nicht sehr viel zu tun.


    Ich habe das Buch vor ca. 2 Jahren gelesen und mir hat es sehr gut gefallen. Warum? Das ist jetzt nicht mehr ganz so einfach zu sagen, da es schon länger her ist aber ich versuche es. Man verfolgt das gesamte Leben der Hauptprotagonistin mit, was u. a. auch der Grund ist, warum mir am Ende dann die Tränen kamen. Derartige Gefühlsregungen bei mir beim Lesen hervorzurufen, ist nicht so einfach. Wenn es dann ein Buch schafft, kann ich es auch guten Gewissens empfehlen. Vom Schreibstil her erinnert es mich ein wenig an Anne McCaffreys Pern-Romane, vielleicht auch weil es sich ebenfalls um eine von Erdenbürgern kolonisierte Welt handelt? Mit 'Ein Lied von Eis und Feuer' kann man dieses Buch nicht vergleichen, der Stil und der Aufbau der Story sind komplett anders. Bei 'Sturm über Windhaven' handelt es sich halt um ein frühes Werk von GRRM und wie er selbst sagte, hätte er früher eine Reihe wie LvEuF nicht schreiben können, da ihm einfach noch die entsprechende Erfahrung fehlte.
    Wer aber kein LvEuF ähnliches Buch erwartet, kann sich auf eine sehr schöne, spannende, unterhaltsame und gefühlvolle Story freuen.


    4ratten


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  • Hallo,



    Ich habe es allerdings ins SF-Forum verschoben - mit Fantasy hat das Buch m. E. nach nicht sehr viel zu tun.


    also ich würde schon sagen, dass es ein Fantasy - Buch ist, auch wenn ich das Fantasy in Klammern gesetzt habe.
    Der Hauptunterschied zwischen Fantasy und Science Fiction ist doch eben die Zeit in der die Handlung spielt und die würde ich hier eindeutig in der Vergangenheit sehen.
    Wachen und andere Personen sind immer mit Keulen, Messern, Pfeil und Bogen bewaffnet. Die Gebäude sind meistens Holzhütten. Die einzigen technischen Gegenstände sind die Flügelkonstruktionen.
    Meiner Meinung nach hat es überhaupt nichts mit Science Fiction zu tun, aber ich lasse mich da auch gern vom Gegenteil überzeugen. :winken:


    Gruß
    Seoman

  • Hallo Seoman,


    die Handlung spielt auf einem von Menschen kolonisierten Planeten. In welcher Zeit der Roman spielt, kann ich nicht genau sagen, wenn man aber zugrunde legt, dass wir heute noch gar nicht in der Lage sind, ein Raumschiff voller Menschen auf die Reise zu schicken, welches dann auf einem Planeten notlandet, muss es definitiv in der Zukunft spielen. Zumal es im Buch auch heißt, dass dies vor Jahrhunderten geschehen ist. Dort hat sich dann eine an die Begebenheiten angepasste Gesellschaft entwickelt und selbst die Menschen haben sich im Laufe der vielen Jahre verändert. Die Darstellung einer solchen neuen Gesellschaftsform gehört für mich eindeutig zur Science Fiction (Utopie). Es gab hier auch einmal eine interessante Diskussion zum Thema 'was ist SF', aber leider finde ich sie nicht wieder...

  • Hallo Ingroschka,


    ich meinte auch nicht eine bestimmt Zeit sondern eher den Entwicklungsstand der Gesellschaft und kann man doch durchaus mit dem Mittelalter vergleichen auch wenn die Gesellschaftsform nur in Teilen dem Feudalismus entspricht.
    Sicher ist die Grenze zwischen Science Fiction und Fantasy nur schwer zu ziehen. Wenn man aber zum Beispiel Star Wars als Science Fiction mit Fantasy - Elementen ansieht, würde ich Sturm über Windhaven als Fantasy - Roman mit ein wenig Science Fiction bezeichnen. Die Notlandung des Raumschiffs (im Buch wird nur von den "Sternenfahrern" und nie von einem Raumschiff gesprochen oder?) wird doch eigentlich nur angedeutet und existiert nur noch als Legende aus vergangenen Zeiten.



    Dort hat sich dann eine an die Begebenheiten angepasste Gesellschaft entwickelt und selbst die Menschen haben sich im Laufe der vielen Jahre verändert. Die Darstellung einer solchen neuen Gesellschaftsform gehört für mich eindeutig zur Science Fiction (Utopie).


    Ich mache mich mal auf die Suche nach der Fantasy - Science Fiction - Diskussion, aber ich denke auch in einem Fantasy - Buch sollte es möglich sein, dass sich eine Gesellschaft entwickelt (und nochmal: so weit weg vom Feudalismus ist die Gesellschaftsform zumindest am Anfang des Buches nicht, finde ich).


    Gruß
    Seoman

  • Danke ihr beiden für die tollen Rezis! Das Buch wird auf jeden Fall gekauft. :klatschen: Hört sich richtig schön an. Allerdings muss ich vorher wirklich mal das Lied von Eis und Feuer weiter- bzw. fertiglesen - zumindest die Bände, die schon erschienen sind.


    Ich würde übrigens auch sagen, dass es Science-Fiction ist, obwohl ich das Buch nicht kenne. Aber alles, was auf einem anderen Planeten spielt, ist für mich Science-Fiction bzw. wie Ingroscha schon sagte, eine Utopie.

    Jahresziel: 2/52<br />SLW 2018: 1/10<br />Mein Blog


  • Die Notlandung des Raumschiffs (im Buch wird nur von den "Sternenfahrern" und nie von einem Raumschiff gesprochen oder?)...


    Das mag sein, meine Assoziation war dann aber natürlich ein Raumschiff :zwinker: Zum genauen Nachschauen fehlt mir jetzt leider die Zeit.

  • Das mag sein, meine Assoziation war dann aber natürlich ein Raumschiff :zwinker:


    Die auch richtig ist.


    In einem Kapitel des Buches trägt ein Sänger das Lied der Sternfahrer vor, in dem es darum geht, wie die Menschen auf den Planeten gekommen sind: Vom Absturz des Lichtseglers über den Tod vieler Besatzungsmitglieder(die in ihren Kälteschlafkammern ertrinken) über das allmähliche Versagen aller Maschinen und die Erschaffung der Fliegergilde(indem das Lichtsegel des Schiffes zerteilt und verteilt wird) - alles ganz ohne Magie, Zaubersprüche, Hexen, Kobolde und andere übernatürliche Wesen(die Skyllas und Meerkatzen sind lediglich heimische Lebewesen des fremden Planeten) sprich Fantasyelemente. Ein Science Fiction Roman eben.

  • Hallo Jorge,


    magst du auch etwas dazu schreiben wie dir der SF-Roman gefallen hat? Danke übrigens für den Hinweis auf das Lied, jetzt wo du es schreibst, fällt es mir auch dunkel wieder ein.

  • magst du auch etwas dazu schreiben wie dir der SF-Roman gefallen hat?


    Ups, hab ich doch glatt übersehen.


    Mein Eindruck:


    Ein schöner, leicht melancholischer SF-Roman, bei der man der Heldin vom Anfang durch alle Höhen und Tiefen eines Lebens folgt, das dieses auf einer fremden Welt zu bieten hat - bis zum Ende...(sehr schön auch die Allegorie Altern - Verlust des Fliegens)


    Ein weiterer empfehlenswerter SF-Roman von George R.R. Martin ist "Wenn die Flamme erlischt"(Dying of the Light), der -wie viele seiner Kurzgeschichten- vor dem Hintergrund des "Zweifrontenkrieges" spielt(eines interstellaren Konfliktes zwischen dem Bundesimperium und zweier Alienvölker - unabhängig voneinander und ohne Wissen der Aliens voneinander in verschiedenen Bereichen der Galaxis, in deren Verlauf nicht nur die Find`iii und Hranganer, sondern auch das Erdimperium untergeht) und dank seines Anhangs ein idealer Einstieg dazu ist.
    Kurzgeschichten dazu sind z.b. die Geschichten um Havilland Tuf in "Tuf Voyaging"(noch keine deutsche Übersetzung, die darin enthaltenen Geschichten wurden jedoch schon in verschiedenen Anthologien veröffentlicht), eines Vegetariers und Katzen/Tierfreundes, der durch Zufall in den Besitz eines uralten Ökoschlachtschiffes(der "Arche") des untergegangenen Bundesimperiums gelangt und damit vielerlei Welten auf seine ihm eigene Weise "hilft"; sowie die Geschichten in "Lieder von Sternen und Schatten", "Sandkönige"(Sandkings Teil 1), "Im Haus des Wurms"(Sandkings Teil 2) sowie "Die zweite Stufe der Einsamkeit".


    Falls jemand Interesse hat, hier ein Link, wo ich schon mal geschrieben habe, wo welche Story zu finden ist:


    http://forum.sf-fan.de//viewtopic.php?p=7899#p7899

    Einmal editiert, zuletzt von Jorge ()

  • Die Lebensgeschichte einer Frau, die ihre Welt verändert hat.


    Die Flieger sind die Elite der Welt in diesem Roman, als virtuose Beherrscher ihrer „Segelflugdrachen“ sind sie die einzige Möglichkeit schnell Nachrichten zwischen den einzelnen Inseln auszutauschen, denn der immer wehende Wind, der sich häufig zum Sturm entwickelt und Seeungeheuer machen die Seefahrt zu einer im vergleich langsamen und vor allem außerordentlich gefährlichen Angelegenheit. Die aus der Vergangenheit stammenden und nicht mehr herzustellenden Fluggeräte werden traditionell vom Flieger auf sein ältestes Kind vererbt, sobald dieser das flugfähige Alter erreicht hat. Maris hat als Fischertochter keine Chance, bis ein kinderloser Flieger sie adoptiert. Doch dann wird doch noch ein Junge geboren, der als leibliches Kind das Erbrecht erhält. Doch dieser hat eigentlich kein Interesse am Fliegen und so kämpft Maris für eine Änderung der Gesellschaftsstruktur, um ihre geliebten Flügel behalten zu können.


    „Sturm über Windhaven“ balanciert genau wie z.B. Marion Zimmer-Bradleys Darkover-Serie auf der Grenze zwischen Science Fiction und Fantasy. Die Welt wurde irgendwann in grauer Vorzeit von den Vorfahren ihrer jetzigen Bewohnern besiedelt, von der bis zur Raumfahrt entwickelten Technologie sind aber nur noch Bruchstücke übrig, ansonsten hat sich eine „ganz normale“ feudale Gesellschaft entwickelt. Übersinnliche Elemente gibt es hier sogar gar keine, so dass das Buch eigentlich eindeutig der SF zuordenbar wäre – von der Stimmung her habe ich es aber trotzdem eher als Fantasy-Roman empfunden.


    George R.R. Martin hat bei diesem Buch das ganze Leben von Maris, die noch dazu ihre ganze Weltordnung verändert hat, auf nicht ganz 450 Seiten gepresst – da kann man natürlich nicht zuviel Tiefgang erwarten. Er hat sich damit beholfen, mehrfach große Zeitsprünge einzubauen und nur die Zeiträume ausführlich darzustellen, in denen es einen Umbruch in Maris Leben und oder ihrer Welt gibt. Trotzdem ist es ihm gut gelungen Maris’ Lebensinhalt, den Traum vom Fliegen, darzustellen. Andere Personen geben meist nur ein kurzes Gastspiel, es reicht nicht zu schreiben, dass XY ein langjähriger Freund ist, um dem Leser die Verbundenheit zwischen Maris und dieser Person nahe zu bringen. Insgesamt ist Martin aber ein ordentliches Buch gelungen, das Lust darauf macht, etwas von ihm zu lesen, wo er sich lang und breit auf seinen Figuren einlassen – das Lied von Eis und Feuer.


    4ratten