Urlaubs-Leseinsel 2006: Lagerfeuer

Arjuna
Hast Glück, sonst macht leider keiner mit. Wird wohl auf ein Stechen am Samstag hinauslaufen, und dann heißt es wer zu spät kommt...

Hallo

Habe gerade noch ein wenig bei Tucholsky gelesen und mir ist aufgefallen dass er bei i]Gripsholm[/i] recht gerne mit der (fremden) Sprache an sich spielt. Immer diese kleinen Seitenhiebe auf den Dialekt der Norddeutschen, oder auch das Schwedische. :smile: Sie sprechen ein anderes Deutsch als wir usw.und sowieso und überhaupt wieder diese kleinen Ironischen einwürfe. Mal frontal manchmal aber dann auch wieder hinten rum und ganz still. Ich mag den Mann ehrlich, liegt mit mir auf der ziemlich selben Wellenlänge.

Habe auch noch ein wenig den neuen Weltbild Katalog durchgeblättert und diesmal sind wirklich einige seeeehr starke Bücher dabei. Ich sehe schon, da wird mein Börsel wieder ächzen, zumal die ersten beiden erst frisch als HC erschienen sind. Aber ich glaube das sie siech durchaus lohnen. :smile:

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Und dieses Monströse Fantasy-Packet direkt von Weltbild.

Da tropft der Zahn.
NtM

Erendis
Schade, in 6 Minuten geht hier nämlich die Post ab

Miramis
Wenn du schon mal Scheiterhaufen und Jungfrauen bereit legst

Arjuna
So lange DU die erste bist natürlich nicht. Aber du wirst wohl nicht alleine sein am Samstag.

Miramis
Mach dir nichts daraus, mir ist bis HEUTE noch keine Jungfrau untergekommen.

Mhm wo war ich gestern nur stehen geblieben?
Mal überlegen...ah ja

Vio zuckte mit den Schultern weil es für sie keinen Sinn machte solch einem Phänomen auf den Grund zu gehen. Ob jetzt ein Baum sich dagegen wehrte seine Blätter zu verlieren oder nicht...
Johannes wandte sich nun wieder dem Stamm zu wo sein Schnitzwerk auf Vollendung wartete.
Etwas war anders. Da wo er vor kurzem ein Herz in den Stamm getrieben hat war nun ein roter Fleck. Erst als er nur noch 5 Schritte davon entfernt war erkannte er die Umrisse, es waren ganze eindeutig die Konturen von...

Ein gellender Schrei riss ihn aus seiner Betrachtung. Er wandte sich Vio zu die nun auf der anderen Seite des Baumes stand und mit schockierter Miene ins Blattwerk über ihr hochsah. Er eilte zu ihr und sie nahm sofort seine Hand in die ihrige die sich im Moment vor Zittern nicht mehr einkriegen konnte.
Er blickte nach oben und musste etwas gegen die Sonne anblinzeln bis er den dunklen Fleck sah der alles Licht in sich aufzusaugen schien. Er ging einige Schritte nach links, um die Sonne die durch die Blätter drang halbwegs im Rücken zu haben. Dann sah er ihn.
Zuerst nur ein Schuh, aber je genauer er hinsah erkannte er ein Paar Beine nen Rumpf und, von den Blättern leicht verdeckt, ein Menschliches Gesicht.
"Wer ist das Hannes ?", fragte in Vio ganz leise, aus Angst den Toten im Baum irgendwie aufzuwecken.
Jetzt war es an Johannes mit den Schultern zu zucken. Er hatte keinen blassen Schimmer wer das da im Baum sein könnte. Ihm war auch nicht bekannt das jemand aus dem Ort vermisst wurde.
So wie es aber schien musste er, der zerschlissenen Kleidung nach zu urteilen ein Mann, bereits seit einigen Wochen hier hängen.
Die Haut des Toten war bereits gelb und wies schwarze Flecken auf. Sie war ausgetrocknet und spannte sich, für den Betrachter schmerzhaft, über die Wangen des Schädelknochens so wie über die ausgemergelten Gelenke der einzelnen Finger.
Die Augenhöhlen wie auch der Mund waren leer, weder Auge noch Zunge befand sich mehr in ihnen, so das es den Anschein hatte das sie von zwei kleinen und einem großen Auge in der Mitte angestarrt wurden. Blind, stumpf und ausdruckslos.

"Komm lass uns bitte gehen", meinte sie, "bieeete", und zog mit Nachdruck an seiner Hand, die sie bis jetzt noch nicht losgelassen hatte.
"Warte kurz", wies er sie, ohne zu ihr zu blicken, zurecht, "ist das nicht seltsam?"
"Was?"
"Das sind mindestens 3 Meter, seine Körpergröße dazugerechnet viereinhalb, wenn nicht gar 5 Meter", gebannt vom Anblick des ganzen legte er seine Stirn in Falten.
Auch sie blickte nun noch einmal zu dem Unbekannten auf und meinte ganz beifällig:
"Wo ist der Strick?"
Verblüfft sahen sich beide in die Augen.
"Meinst du trotz der Tatsache das er bereits auf einer der untersten Astreihen hängt es noch immer knapp 5 Meter hoch währen und es keine Anzeichen einer Leiter oder dergleichen gibt?"
"Nein", erwiderte sie, "der arme Kerl hat sich ja erhängt oder?"
Johannes nickte.
"Und wo ist der Strick bzw. das andere Ende davon? Es ist unmöglich das er ein Seil, sagen wir 8-10 Meter lang, um einen der untersten Äste schlingt, es danach doppelt nimmt und daran hochklettert, es ordentlich befestigt und sich danach die Schlinge um den Hals legt um sich in die Tiefe fallen zu lassen."
Vio hatte recht, der arme Teufel hing da wie eine vergessene und von der unbarmherzigen Sonne zum faulen getrieben Frucht. Da der Kopf auf seine magere Brust gefallen war sah man von unten zwar nicht ob ein Strick oder ähnliches um seinen Hals geschlungen war aber an sonst fehlte alles was auf ein Hilfsmittel hindeuten würde.
Und mit der Zeit wird Hanf oder dergl. mürbe und so lange wie der da oben schon hängt hätte er längst wie die besagte Frucht vom Baume fallen müssen.
"Komm lass uns gehen", meinte nun auch Johannes, "tun können wir eigentlich eh nichts mehr für ihn, und Morgen melden wir es einfach. Die Polizei oder wer wird schon wissen was zu tun ist, geht uns nichts an... ."

Stellt ihr euch nicht auch manchmal die Frage :
"Was wäre wenn?"
Vor allem die Wochen danach machte Johannes dies jede Stunde.
"Was wäre gewesen wenn ich...wenn sie vielleicht...wenn ich nicht...? Oder wenn dieser rote Fleck nicht gewesen währe, oder ich ihn vielleicht früher gesehen hätte wäre vielleicht...?"
So etwas kann einen Menschen bis zur Selbstaufgabe zermürben.

"Warte noch einen Moment", rief er ihr über die Schulter zu, während er noch einmal zum Baumstamm hastete um sich den roten Fleck zu besehen. In der Zwischenzeit kniete sich Vio nieder um den Rucksack und die beiden Jacken, die sie fallen hat lassen als sie den Toten entdeckte, aufzuheben.
"Weist du was verrückt ist?", rief er zu ihr rüber.
"Ne, was?", antwortete sie und wollte sich schon in seine Richtung aufmachen...
"Ich habe da mit dem Taschenmesser ein Herz gesch..."
Mit einem Ruck fuhr sein Kopf hoch um zu sehen woher der erstickte Schrei, der einfach in der Mitte auszusetzen schien, herkam.
Vio hatte, vielleicht 10 Schritte vor ihm, Rucksack und Jacken fallen gelassen und gestikulierte wie besessen mit den Händen in der Luft. Johannes erster Gedanke war das sie sich verschluckt hätte aber je näher ihr kahm...
Dort wo der Ast ihren Hals durchstoßen hatte hing der Kehlkopf wie ein abstrakter Anhänger an ihrem Hals. Wie ein Fisch öffnete und schloss sie nach Luft schnappend ihren Mund.
Johannes konnte einfach nur entsetzt zusehen wie seine Freundin sich, einer Marionette gleich der man den Kopf angenagelt hatte, wand und gebärdete um den für sie unsichtbaren Angreifer abzuschütteln.

Vio wusste nicht wie ihr geschah. Sie vernahm ein grausiges, von einem knirschen begleitetes, Eindringen am Hinterkopf. Ihr Entsetzensschrei brach unvermittelt ab als der Ast ihre Stimmbänder samt dem Kehlkopf aus ihren Hals stieß. Dem Schock verdankte sie es die ersten Sekunden keine Schmerzen zu spüren. Erst nach und nach merkte sie das sie ihren Kopf nicht mehr bewegen, nicht mehr schlucken und vor allem nicht mehr schreien konnte.
So weit sie auch ihren Mund aufriss und so viel Luft sie auch versuchte aus ihren trockenen Lungen zu pressen sie brachte nur ein mit Blut vermischtes, wässriges Röcheln hervor.
Schock und Zorn über ihre Hilflosigkeit war es am Anfang die sie zu schreien versuchen ließ, aber ein stetiges und immer stärker werdendes Ziehen von hinten, lies all dies jäh in pures Entsetzen umschlagen.
Nur noch mit Mühe konnte sie die Zehenspitzen am Boden halten. Jetzt und jetzt...ein Blitz aus heißem,
flüssigen Eisen schien ihr durchs Rückenmark zu fahren, als sie vom Boden gehoben wurde und ihr ganzes Gewicht nun nur noch an ihrem Kopf und der lädierten Wirbelsäule hing.
Sie wollte schreien, kreischen, brüllen...dem unbändigen Schmerz irgendetwas entgegen setzen. Sie blähte ihre Lungen immer und immer wieder nur es ging nicht.
Der Baum hatte sie bereits 3 Meter über den Erdboden gehoben und ließ sie dort baumeln.
Und dann kam es...das Gefühl.
Sie vermochte keine Luft mehr in ihre Lungen aufzunehmen, mit jedem Atemzug den sie tat wurde es weniger. Ihre Lungen fingen ohne Luft an warm zu werden, sie wurden heiß bis sie nur noch zu brennen schienen um schließlich, einem Klumpen Erde in der Sonne gleich, zu Staub zu zerfallen.
Es wurde immer dunkler und wärmer...
Johannes drehte sich nicht mehr um als er begonnen hatte zu laufen. Erst heraus aus dem Laublosen Kreis und danach hinein ins Unterholz. Er spürte weder die Nesseln noch die Dornen die an ihm rissen.
Weiter, weiter und immer weiter weck von hier. Nur rennen, an nichts denken, alles egal, laufen.
"Stock und Steine brechen dir die Beine"
Egal, weiter und weiter, Seitenstechen, Magenschmerzen, ein brennen in den Füßen.
Ein freies Feld. Er stolperte und schlug der Länge nach auf der Erde hin...er blieb liegen...
Ein Schrei.
So lange und so laut bis ihm die Lungen versagten... Er setzte sich auf und blickte gen den Freien Himmel. Die Sonne war nur noch ein schwacher Streifen im Westen. Heiße Tränen bahnten sich ihren Weg in seine Augen und rannen über seine Wangen um sich an der Unterseite seines Kinns zu sammeln.

Ich weis nicht mehr wer ihn dann gefunden hat und wie er nach Hause kam. Wie er all dies seinen und Vios Eltern erklärte oder ...oder auch...und überhaupt... .
Ihr seht, ich bin diese Geschichte bereits müde.
Aber was ich weis ist, das er eines die ganzen letzten Jahre über nie vergessen hat.
Nein, nicht das Bild seiner Freundin wie sie von diesem Baum in seine Krone gezogen wurde.
Wie sie da oben hing, sich noch sträubte wie ein Kaninchen in der Schlinge, aber schließlich doch aufgab. Er musste mit ansehen wie sie an ihren eigenen stummen Schreien erstickt war. Wie sie dann so da hing, tot mit den Zehenspitzen nach unten. Mit hervorgequollenen Augen und aus dem Mund ein stetiger Blutstrom der sich über ihre Linke freiliegende Brust ergoss.
Nein, nicht das...jene Erlebnisse macht das Gedächtnis vergessen.
Es war der rote Fleck den er nicht vergessen konnte.
Jedes mal wenn er die Augen schloss sah er diesen roten Fleck, und darunter, ganz deutlich, die Konturen des Herzens das er mit seinem Taschenmesser in die Rinde geschnitzt hatte.
Erst später begriff er dass es Blut war das wie aus menschlichen Wunden aus den Schnitten der Rinde hervortrat und das Herz samt dem J rot färbte und, die Linien lang und an der Unterseite, dort wo sich die beiden Herz-Hälften trafen, wie Tränen den Stamm hinunter geronnen war.

Ich wünsche noch angenehme Träume...

NtM

Arjuna
Ich sag mal so, da wohl sonst niemand mehr mitmachen wird ist es egal, nur am Samstag wird´s happig.