Perry Rhodan - (staats)rechtlich gesehen

Es gibt 44 Antworten in diesem Thema, welches 11.621 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von forenpharaoh.

  • Hallo zusammen!


    Ich habe da mal eine Frage an die hier sich tummelnden Perry-Rhodas-Fans und -Spezialisten. Perrypedia habe ich bereits konsultiert, aber irgendwie ist mir das zu ausführlich.


    Also:


    Wenn ich das richtig sehe, ist Perry Rhodan zuerst Astronaut, nach der obligaten Entdeckung eines Aliens desertiert oder meutert er, besetzt völkerrechtswidrig fremdes Hoheitsterritorium und eignet sich unrechtmässig so einiges an. Wie immer gibt ihm der Erfolg recht, und seither (wie alt ist er im aktuellen Heft? 4'000 Jahre?) regiert er unter der einen oder andern Bezeichnung über Menschen, Aliens, Völker, Staaten, Systeme, Milchstrassen. Stimmt das so?


    Gucky auf der andern Seite scheint mir nie offizielle Fürhungspositionen innegehabt zu haben, oder dann nur innerhalb (para)militärischer Organisationen. Stimmt das ebenfalls?


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Für die Anfangszeit der Serie stimmt das, was du zur Person PR sagst, zum Teil.


    PR entdeckt die Arkoniden in einer Zeit, in der der dritte Weltkrieg unmittelbar bevorsteht. Ihm ist klar, dass die überlegene arkonidische Technik irgendwem in die Hände fallen wird. Also nutzt er sie lieber selbst, um zu verhindern, dass machtlüsterne Politiker sie nutzen, um alle anderen Nationen zu unterdrücken. Seinen eigenen Staat gründet er in der Wüste Gobi, also im Niemandsland, streng genommen aber auf dem Hoheitsgebiet der "Asiatischen Föderation". Was soweit eine widerrechtliche Besetzung wäre. Ich erinnere mich nicht, ob und wie das danach legalisiert wurde.


    In den folgenden Jahrhunderten entsteht das "Solare Imperium". PR wird immer wieder als "Großadministrator" (= Regierungschef) gewählt. Zum Solaren Imperium gehören verschiedene Völker von Menschenabkömmlingen, die nach und nach teilweise auch vom Imperium abfallen und sich selbständig machen. Das Herrschaftsgebiet des Imperiums erstreckt sich nicht über den "Westteil" der Milchstraße hinaus.


    Das Solare Imperium wird spätestens durch die Invasion der Laren zerschlagen. Danach hat PR längere Zeit kein politisches Amt.


    Nach der Gründung der "Liga freier Terraner" und der "Kosmischen Hanse" übernimmt er zwar politische Ämter, ist aber nicht mehr Regierungschef.


    Erst in neuerer Zeit ist PR als "Terranischer Resident" wieder Regierungschef der LFT.


    Falsch ist also, dass PR über Aliens, Völker, Staaten und Milchstraßen herrscht, denn die in der LFT zusammengeschlossenen Terraner und deren Abkömmlinge betrachten sich als ein Volk.


    Gucky ist eigentlich Zivilist. Er hat lediglich den Status "Sonderoffizier" und war Mitglied eines Sonderkorps im Solaren Imperium. Das war zu Anfang insoweit eine paramilitärische Organisation, als PRs "Dritte Macht" kein anerkannter Staat war.


    EDIT: "Wie immer gibt ihm der Erfolg Recht" stimmt auch nicht, denn PR wird in demokratischen Wahlen gewählt. In der Anfangszeit der Serie hätte man das so wie du aber durchaus formulieren können.

    Einmal editiert, zuletzt von Kringel ()


  • sandi: Warum wolltest du das eigentlich wissen?


    Um zu entscheiden, an welcher Stelle der Serie er einsteigen sollte? :breitgrins:

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym, 2001

  • Hallo zusammen!


    Zuerst: Vielen Dank für die ausführliche Antwort!


    Für die Anfangszeit der Serie stimmt das, was du zur Person PR sagst, zum Teil.


    A propos: Perrypedia nennt diese Anfangzeit der "Dritten Macht" (heisst sie, glaube ich) eine "gemässigte Militärdiktatur". Dem ist also so?


    EDIT: "Wie immer gibt ihm der Erfolg Recht" stimmt auch nicht, denn PR wird in demokratischen Wahlen gewählt. In der Anfangszeit der Serie hätte man das so wie du aber durchaus formulieren können.


    Ich meinte die Anfangszeit, sorry.


    Gut, also Rhodan regierte nur Menschen bzw. Humanoïde - kann man es so sagen?


    Was - ganz grob gesagt - machte Rhodan in der Zeit, als er nicht das eine oder andere politische Amt innehat? Ist das die Zeit, wo sein Gehirn spazierengeht? - Nein, wart' mal ... da muss er regiert haben ...


    In welchem Jahr traditioneller Zeitrechnung befindet sich Rhodan eigentlich im aktuellen Heft?


    Um zu entscheiden, an welcher Stelle der Serie er einsteigen sollte? :breitgrins:


    Öhm ... nein. Ich suche einen Anfangspunkt bzw. gemeinsamen Aufhänger zwischen der Perry-Rhodan-Welt und der von Karl May. (Ausser der Tatsache, dass einige der frühen Perry-Rhodan-Autoren offenbar sehr intensiv May gelesen haben.)


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Ich hätte zwar "gemäßigt" geschrieben, aber es stimmt schon irgendwie.


    PR ist/war Regierungschef von Staaten, die von Humanoiden gebildet wurden.


    "Zwischendurch" war PR eigentlich gar nichts, höchstens Kommandant verschiedener Raumschiffe oder Expeditionsleiter u.a. - oder er war auf sich allein gestellt.


    PR spielt jetzt im Jahr 1345 NGZ, das ist das Jahr 4932 n. Chr.


    Ein gemeinsamer Aufhänger von PR und Karl May? Was soll das denn sein?

  • Oh ... ähm ...


    "Zwischendurch" war PR eigentlich gar nichts, höchstens Kommandant verschiedener Raumschiffe oder Expeditionsleiter u.a. - oder er war auf sich allein gestellt.


    Bandenführer? Warlord? Maquis?

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Mensch, denk doch nicht in Schubladen! Das ist eine Trivialserie! :smile:


    3457/3458: Gefangener in fremden Körpern ("Gehirn-Odyssee")
    3540 - 3586: Kommandant der SOL während ihrer Irrfahrt
    695 Jahre gehen "verloren", weil er mit seiner Flotte in einem Zeitstasisfeld festhängt
    1235 - 1291 in der LFT unerwünscht, während dieser Zeit gehört er zur Privatorganisation Camelot

  • Das suche ich ja noch ... :zwinker:


    OLd Shatterhand bei den Indianern
    Perry Rhodan bei den Arkoniden


    -> fremde Welten, fremde Kulturen

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym, 2001


  • Mensch, denk doch nicht in Schubladen! Das ist eine Trivialserie! :smile:


    Ja, und? Oder besser: Eben! Den Maquis gab's auch bei Star Trek.


    1235 - 1291 in der LFT unerwünscht, während dieser Zeit gehört er zur Privatorganisation Camelot


    Also doch Bandenführer, Warlord?


    OLd Shatterhand bei den Indianern
    Perry Rhodan bei den Arkoniden


    In dieser Richtung taste ich gerade herum. Allerdings eher dahingehend, dass Old Shatterhand im Wilden Westen ja in einem rechtlich gesehen "freien" Raum agierte - - - und im Grunde genommen mit seiner jeweiligen Truppe nichts anderes war als ein Bandenführer, ein lokaler Warlord in einer Auseinandersetzung mit rivalisierenden Gangs.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Guck mal hier


    Zitat

    Stationen in den Lektürebiographien vieler Perry-Rhodan-Leser sind die Bücher von Jules Verne und Karl May, wobei eine intensive Jules-Verne-Phase häufiger von den ostdeutschen Lesern beschrieben wurde, eine Karl-May-Phase ausführlicher von westdeutschen Lesern.

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym, 2001

  • sandhofer: Warlord keinesfalls, wenn ein Warlord jemand ist, der andere in den Krieg führt.


    EDIT: Eine rechtliche Legitimation hat PRs Handeln nur in der Zeit, in der er irgendwelche Ämter innehat. Warum muss jemand ein Bandenführer oder Warlord sein, wenn er aus seiner Heimat vertrieben wurde und mit einem Raumschiff auf der Suche nach der Erde durchs All irrt? Du könntest ihn genauso gut als Entdecker (wie die alten Nordfahrer), privat finanzierten Naturforscher oder so bezeichnen.


    PRs Aktionen werden teilweise auch insoweit "legitimiert", als er im Auftrag "höherer Mächte" unterwegs ist (Kosmokraten, Superintelligenzen), deren Willen er sich nicht entziehen zu können glaubt - unter anderem deshalb, weil ihre Aufträge meist mit einer akuten oder bevorstehenden Bedrohung "seiner" Terraner einhergehen. Man könnte auch sagen, dass die Superintelligenz ES PR durch die Verleihung eines Zellaktivators eine Generalvollmacht zum Handeln in ihrem Sinne erteilt hat. Jetzt möchte ich aber bitte keine religiösen Vergleiche hören... :zwinker:


    Ich würde sagen, das Perryversum und Karl Mays Sagenwelt unterscheiden sich doch zu sehr, als dass man PR und Old Shatterhand / Kara Ben Nemsi miteinander vergleichen könnte. PRs Aktionen waren / sind wenigstens über weite Handlungszeiträume irgendwie rechtlich abgesichert. Old Shatterhand war nichts weiter als ein Abenteurer.

    Einmal editiert, zuletzt von Kringel ()

  • Hallo zusammen!


    Danke für den Link, BigBen - das Dokument sieht vielversprechend aus. Ich muss es mir mal ausdrucken und in aller Ruhe lesen.


    Aber solche Aussagen wie:


    Eine weitere negative Konnotation der Perry-Rhodan-Lektüre besteht in dem Vorwurf, diese Serie habe einen faschistoiden Charakter, der gleichsam den Leser dieser Serie als fragwürdig erscheinen läßt.


    Dieser Aspekt wurde besonders von Conrad Schuhler herausgearbeitet in seiner Veröffentlichung "Perry Rhodan - Auf Raketen zurück in die Zukunft" in der Zeitschrift "Kürbiskern". Der Artikel ist ganz dem ideologiekritischen Ansatz verpflichtet, auf den hier nicht eingegangen werden soll. Dessen ungeachtet enthält die Analyse fundierte Aussagen zur Struktur des politischen Systems im "Solaren Imperium", zum Führungsstil, zur Rolle der Technik und zum Sprachgebrauch. Schuler kommt zu dem Schluß:


    "Der Faschismus, der in Inhalt und Form der Serie steckt, ist nicht bloß Reminiszenz der gehabten Blut- und Bodengemeinschaft. ... Die moderne Technik und der ringsum lauernde Feind verlangen eine zentralisierte, technisch versierte Befehlsgewalt. In dieser permanenten Notstandssituation muß autoritär und fachmännisch entschieden werden. Demokratisches Ignorantengequatsche ist lebensgefährlich für das System."


    sind es, die mich weiterbringen können. Nicht wegen des Faschismus-Vorwurfs, der interessiert mich nicht. Aber für Perry Rhodan dasselbe Führungsmodell skizziert, das schon bei Karl May durchexerziert: Winnetou und Old Shatterhand geben durch, wo's lang geht, und vom Rest der Westmänner hört man nur Ignorantengequatsche. Ja, es wird, es wird ...


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Vorsicht mit dem Faschismus-Vorwurf. Da gab es letztes Jahr zum Jubiläum einen Artikel im Stern/Spiegel/oderwasweißich, dessen Autor miserabel recherchiert genau sowas ausgepackt hat. Da ging ein Ruck durch die PR Gemeinde.

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym, 2001

  • Vorsicht mit dem Faschismus-Vorwurf.


    Keine Angst, ich bin ja nicht lebensmüde. Abgesehen davon halte ich ihn, v.a. so simpel wie er im Zitat formuliert wurde, für unsinnig. Und die ganze ideologiekritische Literaturbetrachtung war eh noch nie mein Ding: simplifiaction terrible. Aber die Führungsstrukturen sind sich schon sehr ähnlich, darum geht es mir. Dass Fans, egal ob von Perry Rhodan, Karl May oder Heilsteinen, sehr gereizt reagieren können, ist mir schon klar. Es ist ja auch nur der Startpunkt, die Verknüpfung, die ich suche.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Der oben zitierte Vorwurf ist nicht ganz falsch, aber auch nicht ganz richtig. Teilweise richtig wäre er ohnehin nur für die schon mehrfach erwähnte "Anfangszeit" der Serie. Falsch ist, dass eine unantastbare befehlshabende Instanz unterstellt wird. Die Regierung des Solaren Imperiums wurde demokratisch gewählt. Sie konnte dann Entscheidungen treffen wie jede andere gewählte Regierung auch. Es gab auch eine Opposition, und PRs Machtposition war auch einige Male sehr wacklig.


    Die Kunstgriffe, die die Autoren dann verwendet haben, um ihn die Wahlen doch noch gewinnen zu lassen, sind ein anderes Problem. Da käme dann vielleicht der Gedanke ins Spiel, auf den mit "lebensgefährlichem demokratischem Ignorantengequatsche" angespielt wird. Die Autoren haben es nämlich so dargestellt, als wären die Opposition nur Leute, die dem Staat schaden wollten.


    Es gab aber zu keiner Zeit etwas, das den Machenschaften der Faschisten auch nur nahe käme. Also keine Propaganda, Einschüchterung oder Ausschaltung politischer Gegner, Gleichschaltung von Kunst und Presse, totale Kontrolle des Volkes und dergleichen. Wer so etwas behauptet oder auch nur implizit unterstellt, der hat keine Ahnung, wovon er redet.


    Um es noch einmal zu sagen: Diese Zeiten sind ohnehin seit Jahrzehnten vorbei. In den ersten Jahren hat es niemanden so richtig interessiert, warum PR Recht hatte. Er war eben der stets überlegene Held einer recht reißerischen Trivialserie (der Sechzigerjahre - das darf man nie vergessen!), er hatte gut zu sein, Recht und Erfolg zu haben und über seine Gegner zu siegen. Das wollten die Leute damals lesen, und genau das wurde ihnen geliefert.

  • Ich gebe dir in allem das du geschrieben hast schon recht.


    Allerdings ist man von der Autorenseite aus auch nie besonders tief in das Thema Politik eingetaucht. Zumindest kann ich mich nicht daran erinnern. Es fanden zwar immer Wahlen statt, aber der genau Ablauf oder das poliltische Umfeld hat in einer SF Serie auch niemanden sonderlich interessiert. Als ich meine ersten Heftchen gelesen habe war ich noch viel zu jung um überhaupt Interesse daran aufbringen zu können.


    Perry hat immer den Vorteil gehabt (du hast es schon erwähnt) das seine politischen Gegner nie ganz koscher waren und darum stand Perry auch immer auf der richtigen Seite. Ob er wollte oder nicht.


    Und zum Thema "Faschismus" hatten wir ja schon an anderer Stelle eine allgemeine Diskussion. :zwinker:
    Ich denke auch das PR nicht faschistisch ist.

  • Ich suche einen Anfangspunkt bzw. gemeinsamen Aufhänger zwischen der Perry-Rhodan-Welt und der von Karl May. (Ausser der Tatsache, dass einige der frühen Perry-Rhodan-Autoren offenbar sehr intensiv May gelesen haben.)


    Wie wäre es mit den in beiden Welten gepflegten intensiven Männerfreundschaften(deren Beschreibung sich doch heute -in einem anderen Licht betrachtet- interessant liest: So wird sich bei Karl May ausgiebig umarmt und geküßt(zumindest in den älteren Ausgaben, an die ich mich noch erinnern kann) und auch bei Rhodan finden sich z.b. solche Schmankerl wie dieses Atlan-Zitat aus einem der früheren Romane: "Ich vermißte den Blick aus Rhodans Augen, den ich so sehr liebte" - Hach, was da wohl so abgeht im Kugelraumer, wenn das Licht aus ist... :breitgrins:



    Ach ja: Obiges bitte nicht zu ernst nehmen :lol:
    Jorge
    (der im Moment zwar eine üble Erkältung hat, aber deshalb noch nicht lebensmüde ist gaehn)