James Joyce - Ein Porträt des Künstlers als junger Mann

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  • Hallo!


    Stephens neuen Freund Davin mag ich eigentlich auch ganz gern und er ist zumindest sympatischer als seine vorherigen "Freunde".


    Er ist irgendwie bodenständiger, nicht wahr? Auf jeden Fall passt er gut zu dem "neuen" Stephen, der sich auf den letzten Seiten schon abzuzeichnen beginnt.


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Hi,


    robbe mich weiter nur sehr zäh voran.
    Bin nun bei den ästhetischen Auslassungen Stephens, die ich sehr interessant finde, da ich im letzten Jahr Schillers "ästhetische Briefe" gelesen habe. Allerdings keine Lektüre, die mich atemlos vom Einschlafen abhält!


    Wie du, Fairy, finde ich Stephen sehr arrogant und auch elitär. Das soll wohl auch von der Idee des Buches her so sein, den jeweiligen Bewusstseinzustands Stephens "eins zu eins" wiederzugeben, trotzdem knirsche ich manchmal mit den Zähnen, weil er gar so herablassend ist.
    40 Seiten fehlen mir noch ....


    HG
    finsbury

  • Hallo!


    Ich bin durch mit dem Buch und fand die letzten Seiten wirklich schön! :klatschen: Es ist wirklich für Stephen das einzig richtige, seine Heimat und Umgebung zu verlassen. Ich hatte wirklich die ganze Zeit das Gefühl, dass er dort nicht weiterkommen kann, weil alle schon eine Meinung von ihm haben. Den Tagebuchstil am Ende fand ich erst etwas seltsam, aber dann eigentlich doch ganz passend.



    Aber was ist mit dem allerletzten Satz? Ist Gott etwa doch kein abgeschlossenes Kapitel?


    Mit dem letzten Satz konnte ich zunächst nicht so viel anfangen. Gott passt da einfach nicht hin, einfach weil er für Stephen schon lange kein Thema mehr ist. Durch die Leute in seiner Umgebung musste er sich gezwungenermaßen immer wieder mit ihm auseinandersetzen, aber genau deswegen will er ja auch Irland verlassen.


    Und deshalb habe ich den Satz mal gegoogled und bin auf einer alten, bekannten Seite gelandet. Nämlich auf der in Schulzeiten oft genutzen Seite http://www.sparknotes.com. Und da steht als Interpretation zum letzten Satz:


    Zitat

    The final diary entry, with its references to "old father" and "old artificer," reinforces Stephen's twofold mission. He invokes his "old father"—which can be read as either Simon Dedalus or Ireland itself—to acknowledge his debt to his past. He invokes the "old artificer"—his namesake, Daedalus, the master craftsman from ancient mythology—to emphasize his role as an artist. It is through his art that Stephen will use his individuality to create a conscience for his community.


    Darüber muss ich erst noch etwas nachdenken...


    fairy

    [size=9px]&quot;I can believe anything, provided that it is quite incredible.&quot;<br />~&quot;The picture of Dorian Gray&quot;by Oscar Wilde~<br /><br />:leserin: <br />Henry Fielding - Tom Jones<br /><br />Tad Williams - The Dragonbone Chair<br /><br />Mark Twai

  • Hallo!


    danke für diesen Satz, fairy :winken:


    Und ich dachte immer dass Irland weiblich wäre (wahrscheinlich wegen dem Mädchennamen Erinn). Aber egal, über diesen Satz grüble ich auch schon seit gestern nach...


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Hallo,


    gestern bin ich auch fertig geworden und nun einigermaßen mit dem Buch versöhnt.
    Es hat wunderschöne Stellen, sowohl was Stimmung als auch Sprache angeht, aber für meinen Geschmack war das dritte Kapitel mit der jesuitischen Indoktrination zu penetrant, und mir gefällt die Figur des Stephen nur bedingt, weil sie sich sehr
    elitär darstellt und verächtlich auf alles weniger Gebildete, volkstümlich Irische hinabblickt.
    Da gefällt mir Leopold Bloom in "Ulysses2 wesentlich besser!
    Nachdem ich nun auch die sehr empfehlenswerte rowohlts monografie von Friedhelm Rathjens über James Joyce gelesen habe, denke ich , dass Stephen wirklich sehr viel Autobiografisches enthält und dass der Autor bei aller Genialität ein nicht sonderlich angenehmer Zeitgenosse gewesen sein muss. Vielleicht hat er das selber gewusst und dann mit Bloom und Earwicker angenehmere Helden geschaffen.


    Was mir im Gedächtnis bleiben wird, sind die Stimmungen auf Stephens zahlreichen Spaziergängen: Das sind wunderschöne, eindringliche Schilderungen!


    Euch vielen Dank für die Leserunde, besonders dir , Saltanah, für die Initiation!


    Bis bald :winken:


    finsbury

  • Ich hab ganz vergessen, mich zu melden: Seit Mittwoch bin ich auch durch. Das Buch hat mich irgendwie beeindruckt - vor allem die Sprache hat es mir angetan. Allerdings muss ich zugeben, dass ich die Story an sich nicht so überragend fand. Ich bin eher Agnostiker und kann deshalb Stephens sehr religiöse Einstellung und Praxis nicht ganz nachvollziehen oder verstehen (akzeptiers aber). Auf jeden Fall muss ich das Ganze sicherlich noch ein wenig sacken lassen.