Ian McDonald - Narrenopfer

  • Ian McDonald bzw. Ian MacDonald - Narrenopfer (Originaltitel: Sacrifice of Fools)


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    Narrenopfer ist ein Science Fiction - Roman der nur kurz nach seiner Entstehung spielt, was den hübschen Effekt hat, dass die Jahre, in denen er spielt mittlerweile in der Vergangenheit liegen. Das ist aber nicht weiter schlimm, geschehen die Dinge, die dafür sorgen, dass es echte SF ist, doch auch im Buch innerhalb weniger Jahre. 2001 landen Aliens auf der Erde, sie sind uns zwar technisch weit überlegen, besiedeln die Erde jedoch friedlich, in dem sie sich das Siedlungsrecht gegen Technik erkaufen. 2004, zum Zeitpunkt als das Buch spielt, gibt es also zum Beispiel mit Wasser betriebene Autos, aber keine Handys, diese menschliche Entwicklung konnte der Autor 1996 wohl einfach nicht vorhersehen…


    Der Held der Geschichte zeichnet sich zunächst dadurch aus, dass es wenig Heldenhaftes an ihm gibt. Andy Gillespie, mit Verbindungen zu protestantischen Terrororganisationen, hat die Jahre seit der Ankunft der Aliens zu einem guten Teil in einem Belfaster Gefängnis verbracht und arbeitet nun, dank der dort erworbenen Sprachkenntnisse in Narha, der Sprache der Aliens, für ein „Welcome Center“, das neu ankommenden Shian hilft, sich in der Welt der Menschen zu orientieren und Menschen berät, die z.B. geschäftliche Kontakte zu Shian pflegen. Als mehrere Shian brutal ermordet werden, versucht er auf eigene Faust den Mörder zu finden.


    Diese Kriminalgeschichte ist gut und spannend erzählt und auch die Kultur der Shian wird auf eine Weise beschrieben, die ich bei einem realen Volk als „gut recherchiert“ beschreiben würde. Ian McDonald entwirft eine interessante Welt, in der alte Feindschaften durch die Ankunft der Aliens nicht gänzlich verschwinden, sondern nur etwas zurücktreten und alte Vorurteile durch neue ersetzt werden. Doch auch die Shian sind kein ideales Volk, es gibt auch hier Zwistigkeiten und Uneinigkeit, auch wenn es Menschen schwer fällt, dies zu erkennen. Sie sind anders, aber dadurch weder besser noch schlechter. Mit Andy hat der Autor einen Helden mit so einigen Schwächen geschaffen, der trotz oder gerade wegen seiner Schwachpunkte sympathisch ist und dessen Handlungen gut nachvollziehbar sind. Er sieht sich als Mittler zwischen den Welten und ist zunehmend frustriert, wenn er die Vorurteile und Grabenkämpfe beider Parteien erlebt. Die Zukunft ist trotz einiger Verbesserungen nicht wirklich ein besserer Ort geworden und Andy muss sich von einigen zu idealistischen Vorstellungen trennen.


    Das Buch ist durch seinen Realismus und die im Vordergrund stehende Krimihandlung ein idealer Einstieg für Nicht-SF-Leser und für alle anderen einfach ein gelungener Roman.


    4ratten