Tracy Chevalier - Wenn Engel fallen

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 4.226 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Tammy1982.

  • BESCHREIBUNG


    London, 1901: Der Tod von Queen Victoria lässt zwei Familien an ihren ehrwürdigen Nachbargräbern zusammentreffen. Zwei Familien, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten - traditionsbewusst die Waterhouses, mondän und aufgeklärt die Colemans. Man ginge sich gern aus dem Weg, doch zum gegenseitigen Missfallen freunden sich die beiden Töchter, Maude und Lavinia, miteinander an. Schlimmer noch - sie knüpfen zarte Bande zu Simon, dem aufgeweckten Sohn des Totengräbers.
    Der morbide Charme des Friedhofs zieht nicht nur die Kinder in den Bann. Warum versucht Jenny, das Dienstmädchen der Colemans, ihre Spaziergänge dorthin zu verbergen? Und auch Kitty Coleman, Maudes elegante Mutter, die an einem eintönigen Leben zwischen scheinheiligem Ehemann und bornierter Schwiegermutter zu zerbrechen droht, unternimmt heimliche Ausflüge auf den Friedhof - Ausflüge, die Simon mit Interesse beobachtet: Als Kitty einen ungeheuerlichen Schritt in ihre persöhnliche Freiheit wagt, ahnt sie nicht, das dieser tödliche Folgen haben wird und das Schicksal Simons, der Colemans und der Waterhouses unausweichlich miteinander verknüpft.



    Eigentlich bin ich ein großer Chevalier-Fan. Leider wurde ich diesmal sehr enttäuscht. Das Buch ist überhaupt nicht spannend, ziemlich langweilig und die Charaktere waren zum Teil unglaubwürdig. Abwechselnd erzählt fast jede Person, die auch irgendwie in der Geschichte vorkommt, was sie erlebt oder gesehen hat.
    Schnell wird nach ein paar Seiten klar das der Leser durch den interessant geschriebenen Klappentext und dem Cover reingelegt wurde, denn das Buch hat keine Höhepunkte. Alles wird sehr zäh vor sich hin gelabbert und eigentlich gehört das Buch in den Altpapiercontainer.


    1ratten

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    Viele Grüße,
    nanu?! :blume:

    Lesen ist die schönste Brücke zu meinen Wunschträumen.

  • Hallo,


    im Gegensatz zu dir, nanu, fand ich das Buch wirklich lesenswert und gönne ihm nun eine zweite Meinung (obwohl ich es bereits letztes Jahr im Sommer gelesen habe). Von Chevalier kannte ich vorher nur Der Kuss des Einhorns, das ich aber deutlich schwächer fand.
    Allein die wechselnde Erzählperspektive ist sehr interessant, weil sie unterschiedliche Blickwinkel auf das Geschehen bietet und mit dem Selbst- und Fremdbild der Protagonisten spielt. Nach dem Lesen (morgens im Zug begonnen, abends beendet - das sagt doch schon einiges aus, oder?) war das mein Eindruck:


    Beginnend mit dem Tod Königin Victorias 1901 wird eine Geschichte von Umbrüchen erzählt. Nicht nur im Großen, wobei die Suffragetten und ihre Forderungen nach Frauenwahlrecht im Mittelpunkt stehen, sondern auch im Kleinen, indem die Geschichten zweier Familien verfolgt werden. Dabei stehen ebenfalls die Frauen im Mittelpunkt, die gänzlich verschiedene Typen verkörpern. Durch die wechselnde Erzählperspektive kommen alle zu Wort - egal ob Hausherrin oder Dienstmädchen, Ehemann oder Totengräber. Manchmal erinnerte mich das an Tagebucheinträge, manchmal an Verhörprotokolle, aber es hat mir durchweg gut gefallen (auch wenn ich den gewählten Ton nicht immer perfekt fand). Die Geschichte, die ohne Perspektivwechsel etwas dünn gewesen wäre, gewinnt eindeutig an Tiefgang, und die Personen werden ebenfalls greifbarer. Dabei wird das soziale Wechselspiel einfühlsam dargestellt.


    Außerdem üben Friedhöfe auch auf mich eine ganz eigene Faszination aus (allerdings eher die historischen, denen man die Spuren der Zeit ansieht). Hinzu kommt hier die Reglementierung von Trauer der viktorianischen Zeit, die im Laufe der Geschichte an Bedeutung verliert. Sowas finde ich interessant, und wenn es gut in eine Geschichte eingebunden ist - um so besser!


    4ratten :marypipeshalbeprivatmaus:


    Viele Grüße
    Breña

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • Das Buch habe ich vor ungefair zwei Jahren mal gelesen, und war sehr enttäuscht.
    Dadurch das ich davor " Das Mädchen mit dem Perlenohrring " gelesen hatte, und dies mir sehr gut gefiel, von der Story bis hin zum Schreibstil, habe ich mir von " Wenn Engel fallen " etwas ähnliches gutes erhofft.
    Die Story an sich fand ich in Ordnung, aber der Schreibstil war ermüdent und zog sich wie altes Gaugummi in die länge. Ich würde das Buch nicht noch einmal lesen, geschweige den weiter empfehlen.


    1ratten

    Ein nicht zu Ende gelesenes Buch gleicht einem nicht zu Ende gegangenen Weg.<br />(Weisheit aus China)<br /><br />Gruß Pinky


  • Jetzt habt ihr mich ja richtig neugierig gemacht ^^ Zwei so schlechte Meinungen und eine recht gute. Irgendwie bringt einen das ja schon dazu sich eine eigene Meinung zu bilden. Ich bin mal auf meine gespannt ;)


    Ich auch. :zwinker:
    Ich hätte nicht gedacht, dass die Meinungen zu diesem Buch so drastisch sind. Ich habe aus Neugier mal bei Amazon geschaut, da sind die Meinungen sehr gemischt, mit Tendenz nach oben. Ich werde also gespannt alle weiteren Wortmeldungen beobachten. :breitgrins:

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • Ja, wie gesagt, mir hatte dieses Buch überhaupt nicht gefallen. Trotzdem gehört Tracy Chevalier zu meinen absoluten Lieblingsschriftstellerinnen. Ich verzeihe ihr dieses Buch :zwinker:.
    Übrigens, wußtet ihr schon das sie ein neues Buch geschrieben hat? Sobald es als Taschenbuch zu haben ist, werde ich es lesen.


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    Die Lieder des Mister Blake

    Lesen ist die schönste Brücke zu meinen Wunschträumen.

  • Bei mir subt es noch und hoffe, dass ich es in nächster Zeit erlösen kann. Mal sehen, wie es mir ergehen wird.


    Das neue Buch subt bei mir auch schon, allerdings auf Englisch. Da bin ich schon sehr gespannt drauf, es hört sich für mich jedenfalls wiedermal klasse an :smile:

    Books are the ultimate Dumpees: put them down and they’ll wait for you forever; pay attention to them and they always love you back.<br />John Green - An Abundance of Katherines<br /><br />:lesewetter: Caprice


  • Ja, wie gesagt, mir hatte dieses Buch überhaupt nicht gefallen. Trotzdem gehört Tracy Chevalier zu meinen absoluten Lieblingsschriftstellerinnen. Ich verzeihe ihr dieses Buch :zwinker:.
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    Das habe ich mir gekauft. Ich finde vor allem das Cover wunderschön.

    Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren.


  • Das habe ich mir gekauft. Ich finde vor allem das Cover wunderschön.


    Jetzt ist auch das Taschenbuch raus, aber es hat doch glatt einen neuen Titel bekommen. Ob es sich mit diesem neuen Titel so gut verkaufen soll wie "das Mädchen mit dem Perlenohrring"?


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    "Das Mädchen mit den funkelnden Augen"

    Lesen ist die schönste Brücke zu meinen Wunschträumen.

  • Was für ein Blödsinn, das mit dem neuen Titel :grmpf:


    Ich habe "Burning Bright" (so das Original - in Anlehnung an "Tyger! Tyger! burning bright" ) übrigens letzte Woche gelesen und werde nachher noch meine Rezension einstellen.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Hallo Ihr Lieben,


    nachdem dieses Buch jetzt doch einige Zeit auf meinem SUB verbracht hat, habe ich es endlich im Rahmen des TAMKA-Wettbewerbs gelesen. Hier kommt meine Meinung:


    England zu Beginn des 20. Jahrhunderts: Am Tag als Queen Victoria 1901 stirbt begegnen sich zum ersten Mal die Familien Coleman und Waterhouse an ihren Familiengräbern. Erst an diesem Tag lernen sich die Familien kennen, obwohl sie ihre Gräber schon seit Ewigkeiten nebeneinander haben. Während Kitty Coleman und Getrude Waterhouse sich auf Anhieb unsympathisch finden, verbindet ihre 8jährigen Töchter Maude und Lavinia von da an eine innige Freundschaft. Zwei Jahre später wohnen die Familien direkt nebeneinander und die beiden Mädchen verbringen fast jede Minute gemeinsam. Dabei halten sie sich oft weiterhin gerne auf dem Friedhof auf, auf dem sie sich kennengelernt haben und bewundern die Engel auf den Gräbern gemeinsam mit Simon, der seinen Lebensunterhalt damit verdient Gräber zu schaufeln. Dabei sorgt der Friedhof bei Maude's Mutter Kitty zuerst für einen Ausbruch aus ihrem tristen Ehealltag und schließlich zu abgrundtiefer Verzweiflung. Aus dieser entkommt sie nur dank der Sufragetten-Bewegung, jedoch führt sie diese auch nicht zu ihrem Glück.


    Das Buch ist jeweils aus unterschiedlichen Sichten geschrieben und eigentlich jede auftauchende Person erzählt auch mal aus ihrer Sicht den Ablauf der Dinge. Am Anfang fand ich das Buch eher zäh und habe mich schwer getan in einen Lesefluss zu kommen. Die verschiedenen Sichtweisen waren zwar spannend, aber gerade die erste Begegnung am Friedhof aus x-verschiedenen Perspektiven nochmal zu lesen, war zu Beginn nicht sonderlich fessselnd.


    Im Laufe des Buches entwickelte die Geschichte jedoch einen Sog auf mich und ab der Hälfte des Romans musste ich dann doch wissen, wohin dieses Drama noch führen wird. Gerade die Einbindung der Suffragetten-Bewegung fand ich dann sehr spannend und auch gut in den Roman eingebettet. Viele Dinge, wie z. B. die Frage nach der richtigen Farbe für eine Beerdigung, waren für mich am Anfang ohne Belang und haben mich eher gelangweilt. Im Laufe des Romans wurde dann aber klar, warum diese Farbe und der Dresscode so explizit erwähnt wurden und ich fand die Erklärung dazu sehr interessant.


    Die einzelnen Charaktere tauchen immer nicht lange auf, da die einzelnen Sichtweisen oft nur ein paar Seiten, zum Teil sogar nur ein paar Sätze umfassen, trotzdem konnte ich mich gut in sie hinein fühlen und bekam doch schnell ein genaues Bild der einzelnen Personen. Gerade die Charaktereigenschaften der jeweiligen Figur waren so gut erkennbar.


    Alles in allem ein Roman, der zwar eher leise Töne anschlägt, mir aber trotzdem ein gutes Bild von England Anfang des 20. Jahrhunderts vermitteln konnte und es geschafft hat mich in seinen Bann zu ziehen. Ein interessanter historischer Schmöker, der durch die verschiedenen Charaktere die neue und alte Zeit geschickt gegeneinander prallen lässt.


    Alles in allem vergebe ich dafür 4ratten


    Liebe Grüße
    Tammy :winken:

    &WCF_AMPERSAND"Jeder der sich die Fähigkeit erhält, Schönheit zu erkennen, wird nie alt werden.&WCF_AMPERSAND" (Franz Kafka)