[Kunst] Nils Büttner: Geschichte der Landschaftsmalerei

  • Nils Büttner: Geschichte der Landschaftsmalerei. Hirmer Verlag, 416 Seiten im Format 33 x 28 cm. 4175 g schwer. 135 EUR.


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    (die Abbildung zeigt leider nicht den Original-Umschlag)


    Der Originalumschlag lässt sich auf den Seiten des Verlags aufrufen (leider keine Direktverlinkung):
    http://www.hirmerverlag.de/


    Das großformatige über vier Kilo schwere Buch von Nils Büttner beschäftigt sich mit der Geschichte der Landschaftsmalerei von der Antike bis in die Neuzeit. Dazu wurden 220 Gemälde exemplarisch ausgewählt, die meist über eine ganze Seite, in eingen Fällen auch über eine Doppelseite abgedruckt sind. Zudem gibt es zusätzlich noch einige ganzseitige Ausschnitte. Vergleicht man die Druckqualität mit anderen preisgünstigeren Kunstbänden dann ist der hohe Preis aufgrund der ausgezeichneten Wiedergabe der Werke durchaus gerechtfertigt.


    Der Text ist anspruchsvoll geschrieben, aber auch für einen Laien noch gut zu verstehen. Jedes der 220 Bilder wird recht ausführlich erläutert bzw. eingeordnet. Die großen Linien der Landschaftsmalerei hätten aber noch prägnanter herausgearbeitet werden können, es fehlen kurze Zusammenfassungen. Der Erkenntnisgewinn bei mir war groß.


    Exemplarisch habe ich während der Lektüre einige wenige Seiten markiert, die ich hier wiedergebe und somit einen Eindruck vom Inhalt vermitteln sollen: Im Kapitel zum 17. Jahrhundert beschäftigt sich der Autor mit der Wahrnehmung der Landschaft durch die damaligen Menschen. So brach 1580 Michel de Montaigne zu einer Badereise auf, deren Eindrücke er festgehalten hat. Wenn Montaigne dabei eine Gegend als "schön" bezeichnete, so sind dort die Felder bestellt, das Korn ist reif zur Ernte oder die Trauben sind schmackhaft und versprechen einen guten Wein. Das Hochgebirge, das der menschlichen Nutzung damals weitgehend entzog, galt allgemein als hässlich. Von einer Würdigung der "Erhabenheit" dieser Landschaft war man zu jenen Zeiten weit entfernt. Was gefährlich und dem Menschen feindlich war, hieß hässlich, was wohlgefällig und nützlich, bezeichnete man als schön. (stellenweise aus dem Buch zitiert)


    Ein Grund für die Existenz für Landschaftsbilder im 17 Jh., die im Ansehen der Malerei ganz unten standen, war dass man durch "Anschauen dieser Abbildungen und das Lesen der Erläuterungen das gleiche erfahren und erlernen, was andere Leute mit fernen und mühseligen Reisen kaum haben erlangen können." (Einleitung des Verlegers Braun in "Civitates orbis terrarum"). Auch die Abbildung der eigenen Landgüter war eine Ursache für entsprechende Auftragsarbeiten. In den meisten Bildern jener Zeit "verband sich der Kunstgenuss auf angenehmste Weise mit einer spirituellen Belehrung." Landschaften eröffneten den Zugang zur Meditation. Alle Objekte in den Bildern waren mit einer hohen Symbolik belegt, die dem damaligen Betrachter auch bekannt waren. Von uns würden sie ohne Kommentar übersehen werden. So war ein gestürzter Baum ein Symbol für die Vergänglichkeit. Aber auch eine moralisierende Begründung lässt sich für einen solchen Baum finden: Hochmut kommt vor dem Fall. "Die hochmütige Eiche wird vom Sturm geknickt, während das bescheidene Schilf sich beugt und ungebrochen überlebt."


    Das Titelbild ist ein Bild von Jacob von Ruisdael: Die Mühle von Wijk, um 1670 und hängt im Rijksmuseum in Amsterdam. Der Autor kommentiert das Bild wie folgt: "Auch eine topographische Ansicht, wie Ruisdaels "Mühle von Wijk", konnte zu zahlreichen höchst unterschiedlichen Deutungen Anlass geben. In dem ins Heroische gesteigerten Bild einer Windmühle ließ sich ein patriotischer Verweis auf die technologische Innovationskraft Hollands sehen, genauso wie ein Sinnbild des kreuztragenden Christus oder ein Verweis auf Erlösung und Eucharistie, für die eine Mühle ebenso ein Zeichen sein konnte wie für die Macht Gottes über den Menschen oder die Auslieferung an die Elemente. Dezent klingt durch die alten Mühlsteine rechts im Vordergrund das Motiv der Vergänglichkeit an."


    Man würde sich im Buch noch die ein oder andere Abbildung mehr wünschen, manche Maler werden nur erwähnt, ohne dass ihre Bilder gezeigt werden, das passiert jedoch nur selten. Außerdem hat der Autor leider nicht darauf hingewiesen (die sehr kurzen Hinweise im Vorwort sind leider viel zu knapp), was er denn nun weggelassen hat. Mir gab es auch zu wenig Verweise nach rechts und links. Gut gelingen ist die Verbindung zur Literatur, die eine wichtige Grundlage für die Landschaftsmalerei in mehrerer Hinsicht darstellt. So stellt sie Bildthemen bereit, wie Ovids Metamorphosen, aber auch theoretische Grundlagen für "schöne" Bilder.


    Da ich über dieses Thema kein besseres Buch kenne und v.a. aufgrund der hervorragenden Wiedergabe der Bilder vergebe ich die Höchstpunktzahl


    5ratten.


    Gruß, Thomas

    Einmal editiert, zuletzt von Klassikfreund ()