Marcel Magis - Mein Leben mit Mitsu

Ich schleiche ja nun schon seit dem Leserundenvorschlag vor einiger Zeit auf Leserunden.de um das Buch herum. Ich mag ja eher ungewöhnliches. Ich glaube ich kauf es mir doch
Danke für die schöne Rezi!

Doch, das hört sich wirklich schön Ungewöhnlich an...

Chrissi :smile:

Hallo zusammen!

Mein Leben mit Mitsu ist ein witziges kleines Buch. Wie die Hobbits in Tolkiens Welt: klein, aber oho. (Mit Tolkien hat das Büchlein im übrigen nichts zu tun. Dafür mit Godzilla.)

Es geschieht nicht viel in diesem Text: Ein Paar findet zusammen - und wieder auseinander. (Und vielleicht doch wieder zusammen?) Wir erfahren wenig über die Figuren, selbst der Ich-Erzähler wirkt eher wie ein Spiegel, in dem sich seine Umwelt darstellt. Viele kleine Äusserlichkeiten werden geschickt und kaleidoskopartig zusammengefügt. Es ist eine bunte Welt, in der die Protagonisten merkwürdig sachlich bleiben.

Der Text wirkt luftig, fast hingetuscht wie chinesische Malerei. Ein feiner Herbstnebel über einem Herbstwald mit goldenen Blättern.

Die Melancholie als Grundton hat auch schon nimue in ihrer Rezension erwähnt. Es ist eine "altertümliche" Melancholie, eine, die (wie noch zu Goethes Zeit) auch in die Depression greift, eine aber auch, die wie die barocke Melancholie ungeheuer körperlich ist. Melancholie als Erkrankung des Körpers, nicht des Geistes - als Erkrankung, die durch geeignete Diät gelindert oder geheilt werden kann. Die Diät unserer Protagonisten besteht aus Nudeln und Nudelsuppe, Bier aus Dosen und Kaffe mit viel Milch und Zucker.

Es ist die Melancholie des Mannes Anfang 30, der realisiert, dass er so ganz jung nicht mehr ist - körperlich. Auch wenn er sich noch jung fühlt und auch noch denkt wie ein "Junger". Ein merkwürdiger Text über die Körperlichkeit und das Altern - merk-würdige im Sinne von "des Merkens, des Behaltens, des Sich-Erinnerns-und-darüber-Nachdenkens würdig".

Die Illustrationen von Iris Luckhaus bilden auf den ersten Blick einen Kontrast zum luftigen Text. Klare Linien, Rechtecke (fein säuberlich mit dem Lineal aneinander ausgerichtet) dominieren die meisten Bilder. Iris' Mitsu ist ein dralles Persönchen, das mit zwei stämmigen Beinchen fest auf der Erde steht (wenn sie nicht gerade nackt auf dem Küchentisch ihren Liebhaber erwartet ). Japan ist in Schriftzeichen, Bildern und andern Gegenständen auch in den Illustrationen ständig präsent. Die dominierende Farbe in Mitsus Welt ist ein Olivgrün in allen Schattierungen. Und spätestens jetzt wird es dem Betrachter klar, dass Iris Luckhaus die Geschichte sehr treu, detailtreu und ins Detail verliebt, illustriert hat. Grün ist die Farbe von Godzilla und die Lieblingsfarbe Mitsus. Und Japan ist im ganzen Text dominant.

Ich verstehe zu wenig von Japan, kenne auch die japanische Literatur viel zu wenig, um hier folgen zu können. Der japanische Teil der Geschichte entzieht sich mir.

Fazit: Ein faszinierender kleiner Text. Mit der Qualität eines Splitters, den man sich in den Finger gestossen hat. Eine Kleinigkeit, aber man wird immer wieder im Laufe des Tages daran erinnert. Ich frage mich, was gewesen wäre, wenn ich den Text 20 Jahre früher hätte kennenlernen können ...

Grüsse

Sandhofer

Dieses Buch hat mir das Ende einer für mich furchtbaren Woche ein klein wenig versüßt. Ein Buch bei dem ich gelacht habe, melancholisch wurde, das mich nachdenklich gemacht hat und dann irgendwie allein aber glücklich zurückgelassen hat. Ein Wohlfühlbuch bei dem ich mich freue immer mal wieder darin schmöckern zu können!

Ich habe das Buch gerade eben zu Ende gelesen und bin einfach nur begeistert. Ich glaube ich muss meine Gedanken noch etwas ordnen, bevor ich mehr dazu schreiben kann, aber ich habe hiermit wahrscheinlich mein Highlight 2008 gelesen!

Zitat von stefanie_j_h

Ich habe das Buch gerade eben zu Ende gelesen und bin einfach nur begeistert. Ich glaube ich muss meine Gedanken noch etwas ordnen, bevor ich mehr dazu schreiben kann, aber ich habe hiermit wahrscheinlich mein Highlight 2008 gelesen!

Stefanie, ich danke dir sehr und bin nun ganz gespannt darauf, was du noch schreiben magst.
Mir fehlen - wie so oft - gerade die Worte. Und freue mich riesig.

Liebe Grüße,
Marcel

Dabei wollte ich doch diesen Monat kein Buch mehr kaufen Aber das hört sich so an, als müsste ich es schleunigst bestellen :sauer:

Mein Leben mit Mitsu war für mich ein ganz besonderes Buch. In kurzen Episoden erfährt man von einem Ich-Erzähler über seine Beziehung mit Mitsu. Diese Geschichte ist sehr melancholisch, vor allem der Teil "Geschichten aus Mitsus Welt", die ich als Erinnerungssplitter an die vergangene Beziehung mit Mitsu interpretiert habe. Dieser Teil hat mich teilweise traurig gemacht, ließ mich an eigene gescheiterte Beziehungen denken, hat mich aber auch zum lachen gebracht.

In diesem kleinen Büchlein stecht so viel Weisheit, so viele interessante Gedanken über die Liebe und das Leben, ich bin überzeugt davon, dass man immer wieder etwas neues entdecken kann, egal wie oft man es liest. So geht es mir übrigens auch mit den Illustrationen, ich finde sie sehr gelungen und auch auf diesen Bildern von Mitsu kann man immer wieder ein kleines Detail entdecken, das man zuvor übersehen hat.

Leider hat man das Buch viel zu schnell durchgelesen, ich war direkt traurig, als ich umgeblättert habe und entdecken musste, dass ich schon beim Epilog angelangt bin. Allerdings werde ich es sicher nochmal lesen und ich habe auch richtig Lust auf japanische Literatur bekommen.

Ganz klar:

Liebe Stefanie,

hab vielen Dank! Du hast so schöne Worte zu diesem -wirklich kleinen Buch - gefunden ...

Marcel Magis - Mein Leben mit Mitsu

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Mir fällt es schwer zu dieser kleinen Buchperle etwas gescheites zu schreiben, denn ich weiß schon im vorraus, dass meine Worte diesem wunderbaren Büchlein nicht gerecht werden können.
“Mein Leben mit Mitsu” ist ein ruhiges, melancholisches Buch, ohne viel Action etc. Der Ich-Erzähler lebt ohne feste Strukturen, er ist ein Träumer und einsam. Er sehnt sich nach der großen Liebe und eines Tages findet er sie: Mitsu. Mitsu, die immer eine rote Kühltasche mit sich trägt und Leguane liebt. Mitsu, die die Nudelsuppe liebt, die der Ich-Erzähler macht.
Doch Mitsu bleibt nicht für immer.

“Mein Leben mit Mitsu” erzählt keine durchgängige Geschichte, wie man es sonst gewohnt ist. Es sind vielmehr viele kurze Episoden aus dem Leben von dem Ich-Erzähler.
In dem Kapitel “Bilder aus Mitsus Welt” gibt es mehrere tolle Bilder von der Illustratorin Iris Luckhaus. Zu jedem Bild gibt es auf der gegenüberliegenden Seite ein passendes Zitat aus dem Buch.
Ich habe mich nicht nur in den Text verlieren können, sondern auch in die Bilder. Die Bilder und eigentlich das gesamte Buch enthält so viel wunderschönes, alltägliches, das man mit einmal lesen sicherlich nicht alles entdecken kann und ich weiß jetzt schon, dass mich “Mein Leben mit Mitsu” sicherlich mein weiteres Leben noch begleiten wird und ich es noch oft hervorholen werde, um darin zu lesen oder auch nur die Bilder anzuschauen.

Die Sprache, die Marcel Magis benutzt, ist einfach wundervoll, poetisch.
“Mein Leben mit Mitsu” ist auf jeden Fall eines meiner Highlights. Es hat mich zum Weinen gebracht, zum Lachen, zum Seufzen, und irgendwie auch glücklich gemacht.