Wer kennt ihn nicht, den Ritter von der traurigen Gestalt? Wem kommt nicht als erstes ein hagerer Mann auf einem klapprigen Pferd in den Sinn, ausgerüstet mit Speer und Barbierschüssel und einem Bauern als Begleitung? Und doch, wer weiß Bescheid um sein vollständiges Schicksal, abgesehen von bruchstückhaften Episoden wie zBsp den berühmten Kampf gegen Windmühlen?
Ein Junker verbringt jede freie Minute mit der Lektüre von Ritterromanen, bis er seinen Verstand verliert und das Geschlecht der „fahrenden Ritter“ wieder aufleben lassen möchte. Dabei versucht er alles so zu tun, wie in diesen Romanen beschrieben. Zunächst benötigt er einen Knappen, da doch alle ihm bekannten Ritter Knappen in Anspruch nehmen und so fragt er seinen Nachbarn Sancho Panza, der erst zustimmt, als Don Quijote ihm eine Statthalterschaft verspricht. Des Weiteren bräuchte er eine anbetungswürdige Prinzessin, wobei er an eine Bauerstochter denkt, ihren Namen ein wenig verändert und sie fortan Lucinea del Toboso nennt. Nun begibt er sich auf die Suche nach Abenteuer, die ihm in schöner Regelmäßigkeit über den Weg laufen.
In den ersten Stunden seiner Wanderschaft kommt er an eine Burg, davor warten bereits die Burgfräulein und empfangen ihn mit kokettem Augenaufschlag. Vom König des Hauses lässt er sich zum Ritter schlagen. Sanchos Meinung, die Burg sei lediglich eine Schenke und die Frauen nichts weiter als Dirnen kann ihn nicht überzeugen. Überhaupt scheint DQ Probleme zu haben mit der Unterscheidung von Schein und Wirklichkeit. Dieses Problem verschafft ihm jedoch Zugang zu allerlei Abenteuer, die er meist mit Kratzern hinter sich bringt …
Mit viel Witz und noch mehr Phantasie lässt Cervantes seinen Helden durch die Geschichte wandern. Sofern die Gespräche sich nicht um das Rittertum beschränken, verblüfft DQ uns sogar mit Weisheit und Intelligenz. Besonders tritt dies im zweiten Teil hervor, er scheint erwachsener und reifer geworden. Und manchmal hat DQ mit den Auftritten von Sancho zu kämpfen, der ihm sehr gerne die Show stiehlt. Er wirft gerne mit Sprichwörter um sich, die im Zusammenhang mit dem Gespräch keinen Sinn ergeben, klagt und jammert unentwegt, handelt nur für seinen Vorteil. Wenn man eine kommentierte Ausgabe besitzt (die ich unbedingt anrate!!) erkennt man Anspielungen und ironische Seitenhiebe zu den Geschehnissen der damaligen Zeit. Neben der Geschichte finden noch etliche Novellen und Gedichte Platz.
Nach der Veröffentlichung des ersten Teils erschien ein inoffizieller zweiter Teil von einem unbekannten Schreiber auf dem Markt. Dieser Autor bzw Buch gilt auch als Gegenstand in Cervantes’ zweitem Teil. Sehr gelungen, wie ich finde!
dumbler
Kaufen* bei
Amazon
Bücher.de
Buch24.de
* Werbe/Affiliate-Links