Tanja Kinkel - Götterdämmerung

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 4.519 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Valentine.

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Klappentext:


    Neil LaHaye, der bekannte Journalist und Pulitzer-Preisträger, stößt bei seiner Recherche für ein neues Buch auf merkwürdige Zusammenhänge, die auf den genialen, aber wie von der Erdoberfläche verschwundenen Gen-Spezialisten Dr. Sanchez und seinen Arbeitgeber, den mächtigen amerikanischen Pharmakonzern Livion hinweisen. Er trifft auf Beatrice, die Tochter von Sanchez, die mit ihrem Vater abgeschottet in Alaska weitab der üblichen staatlichen Kontrollen in einem geheimen Labor an den neuesten Biotechnologien arbeitet. Ist sie der Schlüssel zu den Geheimnissen, die er sucht? Eine Liebe beginnt. Doch beide sind sie bereits unumkehrbar verstrickt in eine lebensgefährliches Komplott von Wirtschaft, Militär und Politik, und ihnen wird bewusst, dass der Menschheit durch den Missbrauch wissenschaftlicher Forschung Unvorstellbares bevorsteht. Sie nehmen den Kampf gegen die selbst ernannten Götter auf. Was sie nicht wissen: die Jagd der Mächtigen auf sie hat schon längst begonnen.


    Meine Meinung:


    Eigentlich ist Tanja Kinkel ja vor allem für ihre historischen Romane bekannt - umso neugieriger war ich auf diesen Medizinthriller. Und ich war auch sofort gefangen in der Story über den US-amerikanischen Schriftsteller und Journalisten Neil, der wegen seiner regierungskritischen Veröffentlichungen als berühmt-berüchtigter Antiheld gezeichnet wird. Durch die Begegnung mit einem aidskranken Jugendfreund kommt er auf den Gedanken, über die Entstehung der HIV-Seuche zu schreiben undt trifft bei seinen Recherchen auf Beatrice Sanchez, mit der er einen Gedankenaustausch per e-mail beginnt.


    Spätestens ab hier steigt der Spannungsbogen stetig an und eine medizinische Verschwörungstheorie jagt die andere. Dabei fand ich es faszinierend, Neil bei seinen journalistischen Recherchen zu begleiten und insbesondere seine in einer ausgefeilten und geschliffenen Sprache geführten Interviews haben mir sehr gut gefallen.


    In der Mitte hat mich die Handlung dann nach einigen unvorhergesehenen Wendungen plötzlich mit einer wunderschön erzählten Liebesgeschichte in den Weiten Alaskas überrascht. Dieser Teil kam mir fast wie abgetrennt vom Rest vor und ich tat mich einigermaßen schwer, mich anschliessend wieder in den Thriller hineinzuversetzen. Spätestens im letzten Drittel nimmt der Roman für die Hauptfiguren alptraumhafte Züge an und die Szenarien werden zusehends verwirrender. Was mich nicht auf den Schluss vorbereiten konnte, und hier liegt nämlich der Hund begraben:


    Der Schluss ist schockierend und für meinen Geschmack einfach zu dick aufgetragen. Hier hat die Autorin den berühmten gordischen Knoten durchschlagen, anstatt sich die Mühe zu machen, aus den bisher verfolgten Strängen einen passenden Schluss zu stricken. Außerdem drückt sie sich damit um die Beantwortung der Frage, die sich eigentlich wie ein roter Faden durch den Roman zieht: Wie weit darf/kann/soll/muss investigativer Journalismus gehen. Das gibt Punktabzug, und daher kann ich für diesen ansonsten spannenden und sprachlich sehr schön zu lesenden Thriller nur


    3ratten und :marypipeshalbeprivatmaus: geben.

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel

  • Danke, Miramis, für die schöne Rezi. Das Buch habe ich bei mir auch rumliegen - hat mein Mann irgendwann mal geschenkt bekommen, von jemandem, der nicht weiß, dass er keine Krimis oder Thriller liest. Jetzt weiß ich wenigstens, dass es sich doch lohnen könnte, das Buch mal in Angriff zu nehmen.


  • Danke, Miramis, für die schöne Rezi. Das Buch habe ich bei mir auch rumliegen - hat mein Mann irgendwann mal geschenkt bekommen, von jemandem, der nicht weiß, dass er keine Krimis oder Thriller liest. Jetzt weiß ich wenigstens, dass es sich doch lohnen könnte, das Buch mal in Angriff zu nehmen.


    Im Rahmen des SLW 2010 habe ich das Buch dann doch endlich gelesen, weil ich ein passendes Buch für die Seychella-Liste brauchte.
    Im Wesentlichen hat Miramis schon beschrieben worum es geht und in der Beurteilung kann ich ihr überwiegend folgen. Tanja Kinkel schreibt nicht schlecht, man merkt aber, dass sie mit Götterdämmerung zu einem fremden Genre gewechselt ist, in dem sie sich recht unsicher fühlt. So bleibt die Wissenschaftsgeschichte oberflächlich und mit den gängigen Thrillerzutaten gewürzt.
    So ganz vermag Kinkel sich von ihrem gewohnten Genre nicht zu verabschieden - warum hätte sie die Liebesgeschichte sonst eingearbeitet; die Handlung des Romans hat sie jedenfalls nicht weiter gebracht, sondern bildet eher eine "Geschichte in der Geschichte".


    Gelohnt, um auf mein Posting von 2006 zurück zu kommen, hat sich das Buch nicht, aber als leichte Sommerunterhaltung zwischen Fußball und Biergarten war es ganz gelungen.


    2ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Hallo!


    Mein Mann hat vor Jahren Götterdämmerung gekauft, weil ihn das Thema AIDSforschung aus beruflicher Sicht interessiert. Leider hat er das Buch bis jetzt noch nicht gelesen, deshalb weiß ich nicht, wie gut die medizinische Seite der Geschichte recherchiert ist. Mich hat das Forschungslabor zwar sehr fasziniert, aber es kam mir auch ein bisschen übertrieben vor wie es abgeschirmt wurde. Aber warum nicht, schließlich geht es um eine wichtige Sache und natürlich auch um richtig viel Geld.


    Die Geschichte fing durchaus spannend an, aber wie Miramis schon sagte: als Nick und Beatrice aufeinandertreffen nimmt die Spannung stetig ab. Ab und zu flackert sie zwar wieder auf, aber insgesamt ist die Geschichte ab da flach und passt nicht mehr zum spannenden Anfang. Der Schluß- naja... das war mit deutlich zu viel :rollen: Trotzdem will ich das Buch nicht verdammen, es ist ganz nett für zwischendurch. Mit größeren Erwartung sollte man aber auch nicht an die Geschichte herangehen.
    2ratten :marypipeshalbeprivatmaus:


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Inhalt:
    2003: Die USA befinden sich nach 9/11 und Anthrax-Anschlägen im "Krieg gegen den Terrorismus". Neil LaHaye, einst gefeierter und mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichneter investigativer Journalist, bleibt seinen Grundsätzen aber treu, schreibt ein kritisches Buch über Guantanamo und wird dafür als "unpatriotisch" beschimpft - mit negativen Folgen für seine Karriere. Zuerst will er seinem Verleger zuliebe ein "harmloseres" Buch schreiben, doch dann stößt er bei Recherchen auf einen scheinbar verschwundenen genialen Forscher. LaHaye findet heraus, dass dieser Forscher, Victor Sanchez, in einem geheimen Bio-Labor in Alaska arbeitet, das vom Pharmariesen Livion betrieben wird. Der Reporter recherchiert weiter und kommt einem unglaublichen Komplott auf die Spur, das nicht nur ihn in Lebensgefahr bringt...


    Meine Meinung:
    Neil LaHaye ist ein Journalist ganz nach meinem Geschmack:
    einer, der nach der unbequemen Wahrheit sucht und sie ausspricht, auch wenn sie einflussreichen Leuten nicht passt. Dem Geld und sein Ruf egal sind, als er eine Verbindung zwischen höchsten Regierungskreisen und einem äußerst einflussreichen Pharmakonzern entdeckt und aufdecken will.


    Tanja Kinkel schafft es, ohne erhobenen Zeigefinger und trotzdem mit einer deutlichen Botschaft von Neils Recherchen zu erzählen. Ich konnte gar nicht mehr aufhören zu lesen, so spannend sind die Einzelheiten, die der Journalist nach und nach ans Licht bringt. Die Arroganz und Skrupellosigkeit des Pharmabosses, der sich gern "Mr. President" nennen lässt, haben mich zur Weißglut gebracht und ich habe befürchtet, dass LaHaye immer noch Schlimmeres herausfindet und gehofft, dass er trotz aller Widrigkeiten das Komplott an die Öffentlichkeit bringen kann.


    Gerade dann, als die Spannung fast nicht mehr auszuhalten ist - ein Bruch: LaHaye verliebt sich. Ausgerechnet in Beatrice, die Tochter von Sanchez, dem Forscher, der den Journalisten erst auf die Spur seiner Story gebracht hat. Normalerweise ärgern mich Liebesgeschichten, die die eigentliche Handlung aufhalten, aber hier war das anders. Die Bootstour durch Alaska, die Neil und Beatrice unternehmen, ist mit ihren Naturschilderungen ein Genuss nach dem ersten Teil des Buches, und man hat das Gefühl, dass diese Liebesgeschichte einfach erzählt werden muss. (Das bestätigt sich später auch inhaltlich, wozu ich allerdings hier nichts verraten möchte.)


    Als das Paar nach der Reise wieder in die Zivilisation zurückkehrt, überschlagen sich die Ereignisse und man kann wieder gar nicht so schnell blättern, wie man lesen möchte. Zusammenhänge tun sich auf, die einem den Atem rauben, Dinge geschehen, die einen zu Tränen rühren und Neil in tiefe Zweifel stürzen.


    Und dann der Schluss: ein Paukenschlag. Zuerst hätte ich mir ein anderes Ende gewünscht, aber dann habe ich bemerkt, dass es für das Buch das einzig richtige ist.


    Tanja Kinkels umfangreiche Recherchen in den USA und in Alaska, auf medizinischem und politischem Gebiet merkt man dem Buch an. Es lässt einen nicht los - auch nach dem Lesen nicht.


    Meine Bewertung:
    5ratten :tipp:

  • Danke für die schöne Rezi, Anja!


    Ich habe das Buch vor Jahren gelesen, als es rauskam, war sogar bei einer Lesung, und war ziemlich angetan. Leider war das noch vor meinem Erstkontakt mit Bücherforen, deshalb habe ich keine Rezi geschrieben. Vielleicht muss ich es einfach noch mal lesen ;)

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen