Bernd-Lutz Lange - Magermilch und lange Strümpfe

Es gibt 1 Antwort in diesem Thema, welches 2.557 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von kaluma.

  • Magermilch und lange Strümpfe von Bernd-Lutz Lange, 218 Seiten, Aufbau Taschenbuch Verlag


    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Klappentext:
    "Aber das schlimmste für unsereinen waren die langen Strümpfe mit den gestrickten Leibchen....eine Schande für jeden Jungen!"
    Bernd-Lutz Lange erzählt von einer kargen, dennoch unbeschwerten Kindheit nach dem Krieg und in der jungen DDR. Fruchtschnee und Affenfett, Brausepulver und Muggefugg, Wattfraß und Kartoffelkäfer feiern in diesen Erinnerungen ihre fröhlichen Urständ.
    Ein heiteres Zeitdokument: wie der Autor selbst, so steckte auch die Republik in den Kinderschuhen, und nicht alle Gehversuche endeten glücklich.



    Meine Meinung zum Buch:
    Sehr amüsant schreibt Bernd-Lutz Lange seine Kindheit und jegliche Kleinigkeiten, die er damals in der DDR erlebt hat. Vom Ende des 2. Weltkrieges bis hin zur Schuleinführung und des täglichen Lebens damals in den 50er Jahren habe ich das Buch mit Spaß gelesen. Besonders nett fand ich immer die Anekdoten, die in "sächsich" geschrieben wurden. Auch hier erfährt man wieder ein paar neue Eindrücke, wie das Leben damals so war (auch in der DDR), was mich als Laie ja sehr interessiert :smile:
    Ich empfehle dieses Buch weiter!

  • Bernd-Lutz Lange: Magermilch und lange Strümpfe


    In kurzen, episodischen Kapiteln erzählt Bernd-Lutz Lange aus seiner Kindheit. Er wurde 1944 in Dresden geboren, doch seine Familie verließ nach der Bombennacht vom 13./14. 2. 1945 die Stadt Dresden und zog nach Zwickau, wo er dann aufwuchs und woher seine Eltern offensichtlich beide stammten.


    Die Kapitel sind nicht chronologisch geordnet, sondern behandeln thematisch unzusammenhängende Erinnerungsbruchstücke vor allem an die Zeit der 50er Jahre, die Anfangsjahre der DDR und des Aufbaus des Sozialismus. Viele Kapitel sind sehr kurz, nur 1-2 Seiten lang, manche etwas länger. Man merkt zwar, daß ein schriftstellerischer Laie das Buch geschrieben hat. Trotzdem hat es mich gut unterhalten und ich bewundere die Genauigkeit, mit der Bernd-Lutz Lange sich stellenweise erinnert - ich habe kaum so genaue Kindheitserinnerungen.


    Meine eigene Kindheit fand 20 Jahre später in den 70ern ebenfalls in Sachsen statt und einige der im Buch erwähnten Erinnerungen sind auch mir noch sehr präsent: die Benutzung von Handwagen, Schrottsammeln, bestimmte Kinderspiele und Spielzeuge, bestimmte Süßigkeiten wie Drops und rot-weißes Pfefferminzfondant, Kohlenlieferungen, die Aufschrift "LSR" über den Kellerfenstern vieler Häuser. Anderes gab es zu meiner Zeit nicht mehr, wie Lebensmittelkarten, Kartoffelkäfersammeln und den Eismann. Heute ist das alles verschwunden. Auch junge Pioniere gibt es nicht mehr, ebensowenig wie Strafen für die Bildung unerlaubter "Banden" in der Schule. Deshalb finde ich solche Erinnerungsbücher sehr wichtig als Zeitdokumente für nachfolgende Generationen. Gut gefallen hat mir z.B. das Kapitel über typische Redewendungen, die seine Eltern gebrauchten und die heute keiner mehr verwendet. Einige davon kenne ich von meinen Großeltern oder aus dem täglichen Sprachgebrauch meiner Kindheit, andere habe ich in der Aufzählung vermißt und es stimmt, viele davon hört man kaum noch.


    Das einfach geschriebene Buch eignet sich gut für die kurze Lektüre zwischendurch in konzentrationsarmen Momenten. Immer wieder kommt die kabarettistische Ader Bernd-Lutz Langes zutage in trockenen, ironisch-humoristischen Kommentaren zu Ereignissen und Zuständen seiner Zeit, die sehr zum Lesevergnügen beitragen. Auch kritische Töne gibt es in dem Buch, doch es wird deutlich, daß auch in einer entbehrungsreichen und politisch schwierigen Zeit eine unbeschwerte Kindheit möglich war.


    Ich bin jetzt neugierig geworden auf die Fortsetzung "Mauer, Jeans und Prager Frühling" und vergebe (heute nostalgisch gesinnt)
    4ratten

    Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden (R. Luxemburg)

    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.