Jane Harris - Das Vermächtnis der Magd

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  • Gebundenes Buch 512 Seiten,
    ISBN: 978-3-442-20305-5
    19,95 EUR


    Bessy Buckley war 15 Jahre alt, als sie auf der Suche nach einer neuen Stelle auf Haivers Castle bei Arabella Reid vorsprach. Ihr Traum war es, in einem vornehmen Haus als Hausangestellte zu arbeiten. Sie gab vor, die geforderten Tätigkeiten zu beherrschen und war überglücklich, so schnell eine neue Anstellung gefunden zu haben. Ihre wichtigste Aufgabe wurde das Schreiben eines Tagebuches. Die anderen ihr übertragenen Hausarbeiten nahmen nicht sehr viel Zeit in Anspruch. Bessy bemühte sich, alles zur Zufriedenheit ihrer Herrin zu erledigen, auch die ungewöhnlichsten Bitten erfüllte sie gehorsam. Als sie eines Abends allein im Haus war, ging sie neugierig auf Entdeckungsreise. Sie fand verschiedene Aufzeichnungen. Darunter das Tagebuch der ehemaligen Magd Nora, die durch rätselhafte Umstände ums Leben kam und die von der Herrin von Haivers Castle gemachten Notizen über das Wesen und die Besonderheiten der Dienstboten. Sie erkannte, dass Mrs. Reid noch immer mit großer Achtung über Nora schrieb. Von diesem Zeitpunkt an kämpfte Bessy, eifersüchtig auf die tote Vorgängerin, verbissen und mit allen Mitteln um die Anerkennung und Liebe von Arabella.


    Die Handlung ist in Schottland im Jahr 1863 angesiedelt. Es ist eine recht dunkle Zeit, das wird durch die Schilderung der Arbeits-, Wohn- und Lebensverhältnisse der Hauptfiguren auch sehr gut vermittelt. Allerdings hätte ich mir von einem historischen Roman noch mehr Bezüge zur Handlungszeit gewünscht.


    Die einzelnen Charaktere hat die Autorin sehr facettenreich gestaltet. Alle haben ihre Eigenheiten bis hin zu Skurrilitäten, sie sind liebenswert oder auch geheimnisvoll dargestellt. Besonders möchte ich hier Arabella hervorheben, die aus zum Teil gespielten Launen heraus mit den Angestellten experimentierte, um herauszufinden, bis zu welcher Grenze ihr Gehorsam geht.


    In diesem Roman berichtet Bessy, die Dienstmagd, in der Ich-Form über das Leben auf dem Gut. Dabei bezieht sie sich immer wieder auf Stellen des Tagebuches, das zu schreiben ihre Aufgabe war. In diesen Berichten ist die Sprache, dem Alter der Protagonistin angepasst, sehr jugendlich, offen und frei.


    Es sind aber auch die Beobachtungen, die Arabella Reid seit ihrer Ankunft auf Haivers Castle niedergeschrieben hat, in das Geschehen eingebaut. Dabei handelt es sich vorrangig um äußerst konkrete Beschreibungen von Charakter und Körperbau der Hausangestellten. In diesen Abschnitten wählte die Autorin eine kühle, abwägende und analysierende Sprachform.


    „Das Vermächtnis der Magd“ ist ein flüssig zu lesender Roman, der sich aber durch die bemerkenswerten Charaktere und die Besonderheiten der Handlung gut von anderen Schottlandromanen abhebt.


    3ratten


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    Liebe Grüße<br />Karthause :schmetterling:<br /><br />Die Kunst zu lesen, in ein Buch hineinzufallen, darin zu versinken, kaum noch auftauchen zu können, ist ein Stück Lebenskunst. <br />Elke Heidenreich

  • Meine Meinung:
    Nach dem ich "Gilespie and I" geradezu verschlungen hatte, war mir nach weiterem Lesestoff der Autorin. Bisher gibt es allerdings nur den ersten Roman von Jane Harris und daher habe ich dann hier zugegriffen.
    Meine Erwartungen waren zugegebener maßen recht hoch gesteckt. Aber leider konnte mich die Autorin mit ihrem Erstling nicht ganz überzeugen. Ich mochte ihre Hauptfigur irgendwie nicht. Da war mir zu viel Pathos und etwas zu extreme, manchmal arg nervtötende Begeisterung und Liebe für ihre "Herrin".


    Auch wenn ich die Handlung selbst recht interessant fand, gerade weil die Grenzen von Geisteskrankheit und "Normalität" stark verwischen und man sich auch fragen muss, was zu der Zeit der Handlung von einer Frau erwartet wurde, wie sie zu sein hat. Gerade das Auftreten der Dame des Hauses und der Tatsache das Männer nur am Rande eine Rolle spielen, ohne das es spezifisch ein Klischeebehafteter "Frauenroman" ist, gefiel mir aber gut. Vor allem die psychologische Komponenten und die Frage was hinter dem merkwürdigen Verhalten von Arabelle Reid steckte, hat mich sehr interessiert. Wenn der Roman nicht in der Ich Perspektive erzählt worden wäre, hätte ich mich damit vielleicht besser anfreunden können. Da ich aber mit Bessy einfach nicht warm wurde, konnte mich der Roman nicht so fesseln, wie ich es erwartet habe. Wie erwähnt fand ich sie manchmal geradezu nervtötend...
    Für mich hat sich nur gezeigt das der zweite Roman der Autorin eine Steigerung ihres Könnens darstellt und ich bin gespannt ob das ein driter Roman von ihr bestätigen wird.


    3ratten