Max Frisch - Andorra

Es gibt 13 Antworten in diesem Thema, welches 8.454 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Stormcrow.

  • Hallo zusammen!


    Sehe ich das etwa richtig und wir haben für dieses Buch noch keinen Thread?


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    Klappentext


    „Ich gebe zu: Wir haben uns in der Geschichte alle getäuscht. Damals. Natürlich habe ich geglaubt, was alle geglaubt haben, damals. Ich bin nicht schuld, dass es dann so gekommen ist. Das ist alles, was ich nach Jahr und Tag dazu sagen kann. Ich bin nicht schuld.“


    Max Frisch, Andorra


    Meine Meinung


    Dieses 130 Seiten lange Theaterstück befasst sich mit dem jungen Andri, der bei dem Lehrer Can offiziell als Pflegesohn in dem von Frisch erfundenem Staat Andorra lebt. Inoffiziell ist Andri aber der leibliche Sohn von Can und wird von diesem jedoch als Jud ausgegeben, der von ihm aus dem Land der schwarzen, die von den Andorranern gefürchtet und verachtet werden, gerettet wurde.


    Max Frisch befasst sich nach dem 2.Weltkrieg in diesem Theaterstück mit dem Antisemitismus: Andri wird von der andorranischen Gesellschaft nicht akzeptiert und gemieden als vermeidlicher Jude.
    Eine Thematik die meiner Meinung nach hier lediglich sehr gute Ansätze Seitens Frisch zugesprochen bekommt.
    Das 130 Seiten lange Theaterstück hätte meines Erachtens nach um einige Seiten länger sein können in denen Frisch der Thematik mehr Tiefe hätte verleihen können und vielleicht auch hätte müssen.
    Denn so ist dieses Theaterstück für mich auf der einen Seite leider nur im Gedächtnis als „kleiner Happen für zwischendurch“ geblieben.
    Auf der anderen konnte gerade diese Kürze und diese naive Oberflächlichkeit mich für dieses Stück begeistern, da sie aufführt, wie leicht und unbedacht man mit der Missgunst gegenüber Menschen umgegangen ist, die jüdischen Glaubens sind.


    Insgesamt ein Stück, dass ich jedem empfehlen könnte. Allerdings für mich den kleinen Makel aufweist, dass ich mir mehr Tiefe in diesem Stück gewünscht hätte.


    Alles in allem bekommt Frischs [b]Andorra von mir 3ratten und :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Hallo,


    "Andorra" war Schullektüre bei mir gewesen. Ich habe es als eine meiner ersten Buch-Lektionen über Vorurteile im Gedächtnis. Damals war es eine beeindruckende Lektüre für mich, wie ich es heute wohl sehen würde? Klingt nach einem Re-read. Mal sehen, wann ich wieder die Zeit dafür haben werde. :rollen:


    Liebe Grüße
    wolves

  • In der Jahrgangsstufe 11 war es auch mal Lektüre in einem der Deutsch Kurse. Aber leider mal wieder nicht in meinem, so wie alle interessanten Bücher (allem voran Schiller-Die Räuber).
    Dieses Buch hätte ich sehr gerne in der Schule gelesen.


    @wolves: Ich wünsch dir viel Spaß beim re-read und wäre auf deine Meinung gespannt. :winken:


  • allem voran Schiller-Die Räuber.


    das ist bei uns Sternchenthema :lesen: seit diesem Jahr!

    "Lesen war ein Zustand, in dem die Zeit verstrich, weil sie nicht anders konnte, während Adas Verstand in Nahrung eingelegt wurde, so dass seine hektische Gier in ein gleichmäßiges Einsaugen und Verwe

  • @ Chrissi: Was heißt Sternchenthema?? Kannst dich aber freuen, Die Räuber sind echt klasse! Mein Lieblingsklassiker! :klatschen:

  • das ist bei uns Sternchenthema :lesen: seit diesem Jahr!


    Auch Baden-Würrtemberg?


    Immerhin haben wir bessere Themen erwischt als die Jahrgänge vor uns ... Kafka wird klasse! :klatschen:



    Oh Elchkusel: Sternchenthemen sind Themen, die in der Abiturprüfung drankommen werden (obschon man da ja dann noch Wahlmöglichkeiten hat).


  • Auch Baden-Würrtemberg?


    jap, schuldig :zwinker:


    Ich freu mich auch auf Kafka, allerdings habe ich Bedenken, ob es nicht für ein Abiturthema zu anspruchsvoll wird.
    Die vorhergegangenen Sternchenthemen (wie Tantus schon erklärt hat: Abiturthemen) waren eben auf Epochen bezogen und nicht nur auf die menschliche Psychologie. Glück hat man, wenn man sich dafür interessiert und einwenig gespürt hat (oder entwickelt) aber ich kann mir sehr gut vorstellent, dass eine Kafka-Analyse vielen schwer fallen wird... vll auch mir, obwohl ich mich interessiere!


    Tantus
    13 oder 12. Klasse??


    Grüße Chrissi

    "Lesen war ein Zustand, in dem die Zeit verstrich, weil sie nicht anders konnte, während Adas Verstand in Nahrung eingelegt wurde, so dass seine hektische Gier in ein gleichmäßiges Einsaugen und Verwe

  • Hier, hier! *meld* Auch ein Baden-Württemberger! :winken:


    Ich bin jetzt in der zwölften Klasse. Was habt ihr beiden so für Profil/Neigungsfächer?

    :leserin: : "Was ist Leben?" - Erwin Schrödinger

  • Oh Chrissi,


    ich denke schon, dass Kafka bei einem guten Lehrer (den ich eigentlich habe) relativ interessant werden könnte. Im Abi mache ich dann notfalls eh die Gedichtinterpretation ...
    Ich bin in der zwölften, dreizehnte hat ja auch noch die alten Sternchenthemen (oder wie meintest du die Frage?).



    Oh Kathrin,


    Englisch, Latein, Religion (bisher alles wunderprächtig; scheint, als hätte ich die richtige Wahl getroffen). Selbst?

  • Interessant wird es bestimmt!
    Ja, ich meinte ob du in der 12 oder 13. Klasse bist! Aber du hast Recht, ist ja logisch! :breitgrins:


    @ Kathrin :winken:
    Ich habe Englisch KK., Bio Pr., und Geschichte N., jaja bin auch zu Frieden... aber ich glaub wir sollten nicht zu viel off-topic posten! :zwinker:


    Ich glaube, ich werde einen ABI 07/08 thread eröffnen, weil es immer wieder zu diesem Thema kommt!


    Liebe grüße
    Chrissi

    "Lesen war ein Zustand, in dem die Zeit verstrich, weil sie nicht anders konnte, während Adas Verstand in Nahrung eingelegt wurde, so dass seine hektische Gier in ein gleichmäßiges Einsaugen und Verwe

  • ich musste andorra auch für die schuke lesen aber es hat mir sehr gut gefallen, weil die sprache ziemlcih einfach war und ich hab das buch in einer zugfahrt durchgelesen.
    überhaupt ist das buch in meiner klasse sehr gut angekommen, obwohl uns allen das lesen von theaterstückn sonst nicht so viel spaß macht...
    und ich wollt fragen ob wer von euch theaterstücke kennt, die ähnlich geschrieben sind.
    :smile:

    Einmal editiert, zuletzt von Yannick ()

  • Ich habe Andorra vor kurzem als Theateraufführung gesehen. Manches hat vielleicht nicht mehr ganz zeitgemäß auf mich gewirkt, aber was ich aktueller denn je - oder besser gesagt absolut zeitlos - fand, war eine bestimmte Facette des altbekannten Themas "Vorurteile": nämlich, inwiefern man sich automatisch immer mehr dem Bild angleicht, das sich andere schon im Voraus von einem gemacht haben.


    Hauptfigur Andri gilt ja in Andorra als das jüdische Pflegekind des Lehrers, und auch er selbst wächst in dem (falschen) Glauben auf, Jude zu sein. Und obwohl das Publikum relativ bald erfährt, dass dies nicht der Wahrheit entspricht, kann es Andri dabei beobachten, wie er sich als unbewusste Reaktion auf die Erwartungshaltung seines Umfeldes nach und nach "typisch Jüdisches" angewöhnt.


    So gibt er beispielsweise seinen ursprünglichen Berufswunsch Tischler auf, nachdem sein Lehrmeister nicht aufhört, ihm Steine in den Weg zu legen, weil seiner Meinung die Tischlerei einem Juden doch sowieso "nicht im Blut" liegen kann. Andri soll sich stattdessen doch lieber eine Stelle im Verkauf suchen - was er sich schlussendlich auch vornimmt.
    Andri selbst beginnt zu glauben, dass er als Jude nun mal einfach keinen Humor ("kein Gemüt") besitzt, und weiters fängt er ganz nach "Judenart" an zu sparen und ständig ein Auge aufs Geld zu haben.


    Für mich waren die Vorurteile und vor allem, wie sich deren Opfer automatisch den Klischees anpasst, wirklich der interessanteste Aspekt des Stückes. Es werden zwar auch noch andere Dinge thematisiert, wie logischerweise Antisemitismus, Mitläufertum, aber auch Vergewaltigung, Inzest u.v.m. - dennoch kam mir vor, dass manches davon heutzutage nicht mehr in der selben Form aktuell ist wie im Stück dargestellt.


    Die eigene Identität jedoch, wie diese von außen wahrgenommen wird und wie weit dieses Bild mit dem übereinstimmt, was man selbst empfindet - ja, in welchem Ausmaß das wahre Selbst überhaupt noch eine Rolle spielt angesichts der riesigen (geradezu erdrückenden) Bedeutung, die heutzutage der Fremdwahrnehmung eingeräumt wird - das scheint mir im Zeitalter der Selbstinszenierung á la Facebook, Twitter und Xing eine ganz aktuelle, brisante Frage zu sein.

    [color=darkblue]"Date a girl who reads. Date a girl who spends her money on books instead of clothes. She has problems with closet space because she has too many books. Date a girl who has a list of b

  • Ich habe von Max Frisch "Biedermann und die Brandstifter" gelesen und hatte viel Spaß dabei. Das Stück lässt einem viel Raum für mögliche Gestaltung der Figuren in der eigenen Fantasie, was mir sehr gut gefallen hat. Die Ironie, die sich durch das ganze Stück zieht ist wirklich köstlich.
    Ich habe damals angefangen, es in einer Theatergruppe zu spielen. Besonders die Rolle des Biedermanns war schwer zu spielen, aber wir hatten alle unsere Freude.
    :)

    Einmal editiert, zuletzt von Saltanah ()

  • Hallo zusammen :winken:


    Wir haben das Stück mal in der Schule gespielt (das ist jetzt auch schon wieder 6 Jahre her) und ich fand es total spannend. Einerseits die Vorurteils-Thematik, andererseits aber auch - was mich noch mehr eingenommen hat - die Auseinandersetzung mit der selbst erfüllenden Prophezeihung (Andri wird solange eingeredet er sei keiner von ihnen, dass er am Ende selbst davon überzeugt ist). Eine ziemlich aufwühlende, aber treffende Geschichte meiner Meinung nach. Auch für die moderne Gesellschaft.


    Grüsse
    Stormy