Manuel Puig - Der Kuss der Spinnenfrau

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    Inhalt (von Amazon):


    Schauplatz der Handlung ist ein argentinisches Gefängnis zur Zeit der Militärdiktatur unter der Regierung von Juan Perón. Der Homosexuelle Luís Alberto Molina, der wegen Verführung Minderjähriger inhaftiert ist, und der politische Aktivist Valentín Arregui sitzen zusammen in einer Zelle ein. Ihr Dialog führt zu wechselseitiger Selbsterkenntnis. Beide entwickeln Verständnis füreinander und befreien sich von ihren Vorurteilen: Valentín geht auf Molinas sexuelle Wünsche ein und akzeptiert dessen Interesse an kitschigen Hollywood-Melodramen, Molina gelangt zu politischer Aktion und Verantwortung.


    Meine Meinung:


    Sehr gut hat mir an diesem Buch gefallen, dass die gesamte Handlung fast ausschließlich über die Dialoge der beiden Protagonisten geschildert wird, nur manchmal unterbrochen durch Polizeiberichte sowie längere Fußnoten, die aus wissenschaftlichen Erörterungen zum Thema 'Homosexualität' bestehen. Ich war mir zuerst nicht sicher ob diese reine Dialogform überhaupt interessant und lesbar ist, war dann aber sehr erstaunt darüber, wie flüssig sich das Buch liest und wie gut die Beziehung zwischen Molina und Valentin, das Gefängnismilieu und auch die Persönlichkeiten der beiden Charaktere rein durch die Dialoge dem Leser sehr nahe gebracht werden. Es war schön zu lesen, wie sich die Beziehung zwischen Molina und Valentin langsam aufbaut und vertieft, wie die beiden durch das Nacherzählen von alten Hollywoodfilmen in andere Welten eintauchen und so dem sehr harten Gefängnisalltag entfliehen.
    Zwischen Mitte und Ende des Buches erfährt der Leser dann auch von Molinas eigentlicher Rolle, und die Geschichte wird zunehmend spannend und immer tragischer.


    Ich habe dieses Buch in einem Zug durchgelesen, es hat mich zum Lachen, Weinen & Nachdenken gebracht, und deshalb bekommt es von mir


    5ratten

  • Hallo Siberian Skies (interessanter Nick),


    ein schönes Buch, eine schöne Rezension :smile:


    Mir hat "Der Kuss der Spinnenfrau" auch sehr gut gefallen. Durch die Dialogform war man ganz nah an den Protagonisten dran und konnte sich gut in sie einfühlen (was mir bei einem Schwulenhasser -zumindest anfangs- und einem Liebhaber von sehr zweifelhaften Filmen sonst wohl schwergefallen wäre). Wie die beiden langsam aufeinander zukommen, war sehr schön geschildert.


    Kennst Du auch den Film? Ist schon lange her, dass ich ihn gesehen habe, aber ich fand ihn recht gut.


    Liebe Grüße
    Manjula

  • Hallo Manjula,


    Danke erstmal :smile: - freut mich dass dir das Buch auch gefallen hat, ich finde auch dass die langsame Annäherung zwischen den beiden sehr gut rübergebracht wurde. Den Film kenne ich nicht, noch nicht - ich hab ihn schon auf meine Film-Wunschliste gesetzt und bin schon sehr gespannt darauf!


    Grüße :winken:
    Skies

  • Nur mal so nebenbei: Ich finds immer wieder spannend zu sehen, über welche Bücher in diesem Forum schon Rezis verfasst wurden. :klatschen:


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    Inhalt
    Molina und Valentin sitzen in einem argentinischen Gefängnis ... ersterer wegen Verführung Minderjähriger und zweiterer wegen politischen Extremismus. Zwei Personen treffen gezwungenermaßen aufeinander, die unterschiedlicher nicht sein können. Molina ist ein Homosexueller, der sich als Frau fühlt. Valentin ist ein linksextremer Terrorist, der im Gefängnis regelmäßig gefoltert wird.
    Um der Trostlosigkeit ihrer Lage wenigstens für kurze Zeit zu entkommen, erzählt Molina die Handlung von Filmen, die er irgendwann einmal gesehen hat. Eingesperrt auf engstem Raum nähern sich die beiden einander immer mehr an ... sowohl geistig als auch körperlich.


    Meine Meinung
    Ich stehe diesem Werk etwas zwiespältig gegenüber. Eigentlich hat es mir richtig gut gefallen. Die Handlung wird alleine durch den Dialog zwischen Molina und Valentin wiedergegeben, ab und zu ergänzt durch Polizeiberichte. So erfährt man quasi hautnah, was die Protagonisten beschäftigt, ohne jedoch ihre Gedanken lesen zu können oder etwas über ihre Umgebung zu erfahren. Dadurch entsteht ein ganz eigenes Gefühl der Verbundenheit zu den Personen. Besonders Molina ist mir ans Herz gewachsen, ein ziemlich spleeniger Typ, der sich unendlich für kitschige Filme begeistern kann. Im Gegensatz dazu Valentin, der erst einmal etwas trocken daher kommt, im Laufe des Buches aber auch andere Seiten von sich zeigt.
    Sehr gut gefallen hat mir auch die Entwicklung der zwei Hauptcharaktere. Durch ihre Gespräche beginnen sie, die Lebensweise und die Einstellung des anderen zu verstehen und sich damit auseinander zu setzen.
    Auch die Filme, die Molina erzählt, passen zu dem Konzept des Buches. Es wurde nie langweilig, Molina zuzu"hören", wenn er in Erinnerungen schwelgte und zwar die Handlung nicht mehr so genau wusste, dafür aber die Frisur der Frau bis ins Detail beschreiben konnte.
    Was mich aber maßlos genervt hat, waren die teils seitenlangen Fußnoten. Diese sind vom Autor eingefügt und behandlen oft das Thema Homosexualität und deren Entstehung. Was genau er damit bezwecken wollte, ist mir schleierhaft. Mich haben sie nur aus der Handlung gerissen ohne irgendeine Bereicherung darzustellen. Zum Schluss hin habe ich sie einfach nicht mehr beachtet, aber genervt haben sie mich trotzdem noch.


    Fazit: eine gute, wenn auch etwas kitschige Geschichte, deren tieferer Sinn mir wahrscheinlich nicht ganz klar geworden ist. Trotzdem ein Buch, dass ich weiterempfehlen würde, schon allein wegen Molina.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    "Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne." (Jean Paul)

    Einmal editiert, zuletzt von mondy ()