Alfonso Henriques de Lima Barreto

  • Hallo zusammen!


    Gestern abend habe ich Das traurige Ende des Policarpo Quaresma (Triste Fim de Policarpo Quaresma) von Lima Barreto beendet.


    Ein End-Vierziger im Brasilien des ausgehenden 19. Jahrhunderts wird vom Patriotismus gepackt. Während der erste Abschnitt noch sehr skurril und humoristisch verfasst wird, bekommt die Story einen immer düstereren Ton, bis schliesslich der Held in einen der vielen Mini-Bürgerkriege jener Zeit verwickelt wird.


    Lima Barreto schöpft aus dem Vollen: Der Held Quaresma will statt des Portugiesischen eine Indianersprache als brasilianische Nationalsprache einführen lassen und startet deshalb eine Eingabe ans Parlament. Da gerade Saure-Gurken-Zeit ist, wird diese Eingabe in der Presse breit getreteten. Das Unverständnis für seine Ideen bringt den Helden für ein halbes Jahr ins Irrenhaus. Wieder entlassen, begibt er sich aufs Land, wo er einen Musterbauernhof starten will, da seiner patriotischen Meinung nach der brasilianische Boden der fruchtbarste der Welt ist, und er dies beweisen will.


    Wie er scheitert, und wie es mit ihm weiter geht, müsst Ihr selber lesen.


    Lima Barreto, einem Mulatten kleinstbürgerlichen Ursprungs, blieb zu Lebzeiten (1881-1922) der grosse Durchbruch verwehrt. Erst viel später wird er als einer der Grossen der brasilianischen Literatur erkannt. Er zeigt in diesem Roman, dass der sog. "Magische Realismus" schon lange vor García Márquez existierte und auch im portugiesischsprachigen Teil Lateinamerikas beheimatet war.


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)