[size=13pt]Das Spinnennetz – Joseph Roth[/size]
Kurzbeschreibung
Leutnant Lohse ist, nach dem Ende des ersten Weltkrieges heimgekehrt, Hauslehrer in einer jüdischen gut situierten Familie.
Lohse ist ein unauffälliger Mensch, der wenig Beachtung bekommt. Erst die aufkommenden geheimen Organisationen und Parteien der Nachkriegszeit vermitteln ihm wieder ein Dazugehörigkeitsgefühl, in welchem er Bekanntschaft mit Macht und Ansehen schließt.
Eigene Meinung
Lohse ist das Paradebeispiel eines Menschen, welcher nicht im Stande ist mit Macht umzugehen. Lohse hat es im Leben nicht weit gebracht, er ist frustriert und ist nicht fähig, den fehlenden Erfolg und die nicht erreichten Gesellschaftsschichten, zu seinem eigenen Unvermögen oder Versagen zu zählen. Er sucht einen Sündenbock, sieht sich selbst in der Opferrolle und legt dabei eine Arroganz und Selbstverliebtheit an den Tag, dass es einen schaudert. Er ist der typische Mitläufer der Nazis. Kaum hat er, im Rahmen seiner Geheimorganisation, Macht, so ist er nicht in der Lage damit umzugehen. Er wird zum Diktator, Willkür bestimmt sein Handeln und der selbst sieht sich fast als gottgleich an. Er lebt mit Nichten besser, oder glücklicher, aber er kann mit seiner neu gewonnenen Macht, sein eigenes leeres, verkorkstes und freudloses Leben in den Hintergrund verdrängen und sich selbst damit belügen, dass er jetzt Freunde hat und dazu gehört. Er sitzt wie die Spinne im Netz und wartet darauf sich zu rächen. Die Rache trifft allerdings Menschen, die ihm nie Schaden zugefügt haben. Sie sind die Bauernopfer, da er sich an die großen nicht herantraut. Ein ganz armseliges Würstchen, welches nur dann Mut hat, wenn es einen wesentlich schwächeren vor sich hat.
Das schlimmste an diesem Roman ist, dass es immer und immer wieder viel zu viele Lohses auf dieser Welt geben wird, denen niemand Einhalt gebietet. Joseph Roth schreibt sehr klar und schnörkellos und das gibt dem ganzen Roman einen erschreckend wahren Charakter.
Ein sehr gutes Buch, das ich nur weiterempfehlen kann.
Tina