Katharina Hacker - Die Habenichtse

Es gibt 12 Antworten in diesem Thema, welches 4.605 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von tom leo.

  • Hallo erstmal,

    Mich würde mal interessieren, was ihr so von den "Habenichtsen" von Katharina Hacker haltet,
    immerhin hat das Buch ja den Deutschen Buchpreis verliehen bekommen. Habe aber jetzt
    schon öfter von Bekannten gehört, dass das Buch gar nicht so sonderlich toll sein soll.
    Was meint ihr?


    Viele Grüße
    Esther


    EDIT: Titel angepasst. LG, Saltanah

    Einmal editiert, zuletzt von Saltanah ()

  • Falsches SUB-Forum. Gehört nach Sonstige Belletristik.


    Gruß, Thomas

  • Vom deutschen Buchpreis halte ich gar nichts. Nach dem Flop im Vorjahr mit Geigers "Es geht uns gut", habe ich nach einer bitterbösen Besprechung in der FAZ nicht mehr zu diesem Buch gegriffen. Meine Kollegin hat es dann gelesen und mir bestätigt: zu viele Themen behandelt. Zu wenig Tiefgang.


    Schöne Grüße,
    Thomas

  • @klassikfreund:


    Ich persönlich habe den Eindruck, dass allgemein, sowohl bei Literaturpreisen als auch bei
    Schreibwettbewerben, der Trend zu sehr modernen, sehr "unverschnörkelten" Texten geht.
    Sieht man sich die Gewinner vieler Literaturpreise, -wettbewerbe oder sonstigem an, so fällt
    mir irgendwie immer der einfache und sehr gerade Stil auf, was mir persönlich nicht so gut
    gefällt und weshalb ich von diesen Texten oder Büchern dann nicht ganz so begeistert bin.
    Was meinst du dazu?
    (Scheinst dich irgendwie auszukennen) :smile:
    Viele Grüße
    Esther

  • Esther:


    Ich kann deine Frage nicht allgemein für Literaturwetttbewerbe beantworten. Mit den "unverschnörkelten" Texten könntest du recht haben.


    Beim Deutschen Literaturpreis achtet man aber wohl darauf, dass man
    1. eine breite Leser- und Käuferschicht nicht überfordert
    2. ein Buch wählt, welches auch "politisch" gewollte Themen vermittelt (bei Geiger: 2. Weltkrieg, bei Hacker: 11. September)


    Schöne Grüße,
    Thomas

  • Ich habe das Buch letztens gekauft, aber noch nicht gelesen. Allerdings habe ich Anfang des Jahres "Eine Art Liebe" von der Autorin gelesen und es hat mir sehr gut gefallen. Wir hatten dazu auch eine Leserunde, die sehr interessant war.


    Tina

  • Hallo,


    ehrlich gesagt denke ich, dass bei Katharina Hacker gerade die Sprache der schwierigere Part ist. Ihre Sprache ist vielleicht nicht "verschnörkelt", dafür aber ungewöhnlich: streut sie doch sehr viele Paranthesen ein - ein ziemlich eigenes Stilmittel.


    Jedenfalls haben mir die anderen beiden Bücher der Autorin sehr gut gefallen, allen voran "Eine Art Liebe" - welches Tina bereits erwähnt hat. Mit "Die Habenichtse" konnte ich allerdings beim ersten Leseversuch nicht so viel anfangen und habe es dann abgebrochen... Gerade deshalb fand ich den dbp 2006 auch etwas ungewöhnlich: schließlich war Katharina Hacker schon früher für Literaturpreise nominiert, kam aber -laut der Jurys- wegen kleinerer Unausgereiftheiten nie darüber hinaus. Für meine Leserinnen-Meinung sind aber die älteren Bücher die besseren.


    Tja, so unterschiedlich kann Wahrnehmung sein.


    Liebe Grüße
    dubh

    Liebe Grüße

    Tabea

  • "Die Habenichtse" kam mir etwas gewollt-bemüht vor. Probleme werden geschaffen, wo eigentlich keine sind- der Roman geht für mich am Leben vorbei.


    lg
    hilde

    Ich bin ein trockener Workaholic. (Vince Ebert)

  • Jakob und Isabelle kennen sich aus der Jugendzeit, treffen einander nach 10 Jahren wieder und heiraten. Jakob ist inzwischen Anwalt, Isabella arbeitet in der Werbebranche. Nachdem Jakob ein lukratives Angebot aus London bekommt, verlassen die beiden Berlin um nach England zu gehen. Es stellt sich heraus, dass die Ehe zweckmäßig ist, Jakob lieber seine Zeit in der Kanzlei verbringt, wo er seinen Chef - Mr. Bentham - nahezu anhimmelt.


    Der Wohnung gegenüber haust eine Familie in ärmlichen Verhältnissen und Isabella beobachtet oft vom Fenster aus, wie Sara, die Tochter, misshandelt wird, tagelang eingesperrt und vernachlässigt. Doch Isabella beobachtet nur.


    Jim ist auf die schiefe Bahn geraten, Gelegenheitseinbrecher und Drogendealer, seine Freundin Mae ist seit einigen Tagen verschwunden. Aus Angst vor der Einsamkeit und der Hoffnung auf ein bisschen Glück macht er sich verzweifelt auf die Suche nach ihr.


    Allein der Stoff dieser 3 Familien könnte Bücher füllen.
    Der Versuch, diese drei Schicksale miteinander zu verweben, scheitert meiner Meinung nach kläglich. Auf einzelne Berührungspunkte wird nicht näher eingegangen, die Geschichte wirkt aufgesetzt, künstlich, kalt. Die Personen bleiben bis zur letzten Seite fremd und unnahbar. Nur das Schicksal der kleinen Sara ging mir nahe.
    Zu allem Überfluss werden auch noch die Umstände rund um 9/11 mitverarbeitet und ich unterstelle jetzt ganz grob der Autorin, sie wollte noch "auf den Zug aufspringen".


    Beeindruckt hat mich das sprachliche Ausdrucksvermögen der Katharina Hacker und vielleicht werde ich doch noch das eine oder andere Buch von ihr lesen.


    Warum gerade dieses Buch den "Deutschen Buchpreis" 2006 gewonnen hat, ist mir unverständlich.


    2ratten


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  • Katharina Hacker – Die Habenichtse

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    OA: 2006
    309 Seiten
    ISBN: 3518417398


    Kurzbeschreibung:


    Das Ehepaar Isabell und Jakob ziehen von Berlin nach London, nach dem Jakob dort eine Stelle in einer Anwaltskanzlei angeboten bekommt. Doch nichts wird, ist und bleibt harmonisch, wie man es bei einem jungen verheirateten Paar in einer gesicherten sozialen Stellung erwarten sollte.



    Mein erster Eindruck von dem Buch war enttäuschend, denn ich erwartet einen vergleichbaren Roman, wie den ersten, „Eine Art Liebe“, welchen ich kurz zuvor von derselben Autorin las. Ich wurde mit dem Buch nicht warm, denn die Protagonisten waren mir größtenteils unsympathisch und gleichgültig, mit Ausnahme des Nachbarskindes Sara, dessen seelische und körperliche Misshandlung zutiefst berührt, erschreckt und unendlich wütend und verzweifelt macht.
    Erst nachdem ich das Buch beendet hatte, sah ich den wahren Geist des Buches. Es geht weniger um die Beziehung von Isabell und Jakob, als um erschreckende Gleichgültigkeit und Kälte dem Schicksal des einzelnen Mitmenschen gegenüber. Gerade auf Grund der distanzierten Schreibweise und der garedezu mangelnden Beschreibung der Gefühlslage der Protagonisten wird die Aussage verstärkt, wie unmenschlich der Mensch eigentlich ist. Jeder ist sich selbst der Nächste und das Schicksal und die Nöte der anderen, ja der Personen in unmittelbarer Nähe, werden nicht mit Mitgefühl und Empathie aufgenommen, sonder sind eher ärgerliche Störungen des eigenen kleinbürgerlichen Lebens und wenn man ganz ehrlich ist, so findest man sich, so beschämend es auch ist, selbst wieder in diesem ganz und gar nicht schönen Portrait des „zivilisierten“ Menschen. Wer kennt es denn nicht, dass wenn der eigene Mikrokosmos aus den Fugen gerät, das Selbstmitleid ganz schnell Oberhand gewinnt und die Belange der anderen nicht mehr von Interesse sind, denn es gilt als vorrangig, das eigene Leben wieder in den Griff zu bekommen. Man beobachtet, man sieht, man erkennt, aber man mischt sich nicht ein. Ausgerechnet dann, wenn es angebracht ist sich einzumischen, weil ein schwaches Mitglied der Gesellschaft, so alleine da steht, dass es ohne Hilfe von außen einfach untergeht und seelisch krank wird, verkrüppelt oder gar vollends stirbt; und ganz oft sind es die kleinen und schwachen, die zu ihrer eigenen Last auch die Konsequenzen unseres eigenen verkorksten Lebens mit zutragen haben und daran zerbrechen.
    Es fängt schon im Kleinen an. Entfremdung von den gewohnten Lebensumständen oder der Bezugspersonen und unausgesprochene Gefühle lassen jeden auf einer einsamen Insel seine Wunden lecken und jegliche Empathie verebben.
    Dieses Buch ist eine Warnung an jeden einzelnen, nie den Blick nach außen zu verlieren und sich das erhalten, was eigentlich als menschlich, als human bezeichnet wird, nämlich die Fähigkeit mitzufühlen und einzugreifen wenn Unrecht geschieht.


    4ratten


    Tina

  • Katharina Hacker - Die Habenichtse

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    Klappentext:


    Isabelle und Jakob haben alles, was ein junges erfolgreiches Paar braucht - und stehen doch mit leeren Händen da. Sehnsüchtig und ratlos sehen sie zu, wie ihr Leben aus den Fugen gerät.


    Meine Meinung:


    Jakob und Isabelle lernen sich durch einen One-Night-Stand kennen - aber sie sehen sich erst 10 Jahre später wieder, sie verlieben sich ineinander, heiraten und ziehen nach New York.
    Nebenan wohnt eine Familie mit zwei Kindern, die Eltern misshandeln und vernachlässigen sie, besonders Sara, die sich auch langsam eine Traumwelt aufbaut, mit fliegenden Staubkörnern, die, für sie, Feen sind.
    Und dann ist da noch der Dealer Jim, der gerne aus der Szene aussteigen würde, aber nicht klappt. Und plötzlich verschwindet seine Freundin Mae.


    Das Buch lässt mich sehr ratlos zurück. Niemand hat mich wirklich berührt, was aber bestimmt von der Autorin gewollt war. Hacker schreibt sehr distanziert und "gefühllos", aber dennoch machte mich das Schicksal der kleinen Sara traurig und wütend. Isabelle, die nur mit sich selbst beschäftigt ist und sich allmählich von Jakob entfernt, unternimmt nichts um ihr zu helfen, sondern sieht nur zu. Isabelle fühlt sich mehr zu Jim hingezogen, der sich versucht, mit Isabelle über den Verlust von Mae zu trösten. Jakob hingegen unternimmt alles, damit sein Chef mit ihm zufrieden ist. Er fliegt mit ihm nach Berlin ohne auch nur eine Sekunde drüber nachzudenken, Isabelle mituznehmen. Die Personen allesamt sind nur mit ihren eigenen Problemen beschäftigt, keiner versucht sich in eine der anderen Personen hineinzuversetzen, bzw. sich für andere zu interessieren. Und das fand ich sehr erschreckend.
    Leider konnte ich erst nach etwa der Hälfte des Buches etwas damit anfangen, da für mich vorher einfach alles nicht so zusammengepasst hatte, aber dennoch bekommt es von mir 3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    Books are the ultimate Dumpees: put them down and they’ll wait for you forever; pay attention to them and they always love you back.<br />John Green - An Abundance of Katherines<br /><br />:lesewetter: Caprice

  • Hallo,


    das Buch habe ich mir mal vor einiger Zeit in der Bücherei ausgeliehen, es fiel mir so in die Hände und da dachte ich, alles lesen es, ich will auch.


    Aber leider bin ich über die ersten Seiten nie rausgekommen - obwohl ich es mehrmals zu lesen begonnen habe, aber es hat mich irgendwie nicht gereizt, mehr davon zu lesen, so dass ich es fast ungelesen wieder in die Bücherei zurückgebracht habe.


    Also für mich war es eine negative Erfahrung.


    Gruß


    gretchen

  • Erst nachdem ich das Buch beendet hatte, sah ich den wahren Geist des Buches. Es geht weniger um die Beziehung von Isabell und Jakob, als um erschreckende Gleichgültigkeit und Kälte dem Schicksal des einzelnen Mitmenschen gegenüber. Gerade auf Grund der distanzierten Schreibweise und der garedezu mangelnden Beschreibung der Gefühlslage der Protagonisten wird die Aussage verstärkt, wie unmenschlich der Mensch eigentlich ist. Jeder ist sich selbst der Nächste und das Schicksal und die Nöte der anderen, ja der Personen in unmittelbarer Nähe, werden nicht mit Mitgefühl und Empathie aufgenommen, sonder sind eher ärgerliche Störungen des eigenen kleinbürgerlichen Lebens und wenn man ganz ehrlich ist, so findest man sich, so beschämend es auch ist, selbst wieder in diesem ganz und gar nicht schönen Portrait des „zivilisierten“ Menschen...,



    Ich las gerade erst dieses Buch, schließe mich aber gerne Tina an. Ja, das ist wirklich kein "schönes" Buch und entspanntes Lesen, doch ich sehe hier einen recht kalten, uns ja angstmachenden Spiegel. Ich weiß nicht, ob ich dieses Buch einfach empfehlen sollte, doch ich kann eine gewisse Ansprache an den "modernen" Menschen nicht von mir weisen, so unbequem es auch ist.
    Die Schreibe von Hacker finde ich recht gut. Natürlich "gefallen" mir viele so kalte Stellen auch nicht...

    Gruß, tom leo<br /><br />Lese gerade: <br />Léonid Andreïev - Le gouffre<br />Franz Kafka - Brief an den Vater<br />Ludmila Ulitzkaja - Sonjetschka