Somerset Maugham - The Painted Veil (Der bunte Schleier)

Es gibt 15 Antworten in diesem Thema, welches 6.114 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von HoldenCaulfield.

  • Dieses Buch ist mein Beitrag für England im Projekt 'Wir lesen uns rund um die Welt'


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    Kurzbeschreibung
    Kitty Garstin, schöner, langsam verblassender Stern am Londoner Gesellschaftshimmel, heiratet in Torschlußpanik einen jungen Wissenschaftler und geht mit ihm nach Hongkong. In der engen Gesellschaft der einstigen Kronkolonie gelangweilt, verfällt sie bald dem eitlen Charles Townsend. Als ihr Mann davon erfährt, ändert sich ihr Leben von Grund auf.



    Meine Meinung


    In einem kurzen Vorwort erzählt Maugham dass ihm im Alter von 20 Jahren die Idee zu dieser Geschichte bei einem Aufenthalt in Italien (und vor allem beim Lesen von Dante) gekommen sei - und er erwähnt dabei unter anderem, dass er jeden Tag damit begann ein paar Seiten von Stücken von Ibsn zu übersetzen: '...so that I might acquire mastery of technique and ease in writing dialogue..'


    Und ich denke - er ist nicht nur ein Meister geworden - sonder DER Meister des Dialoges.


    Ich habe 5 oder 6 Bücher von ihm gelesen - und nie ist es mir so aufgefallen wie in diesem Roman - der wohl zu 60% aus Dialogen besteht - allerdings ohne dass man das Gefühl hat, man wäre in einem Theaterstück - er gibt seinen Protagonisten zwar wenig Raum für Einblicke in Gefühle - aber er zeichnet dazwischen ihre Gesichtszüge, ihre Gesten, ihr Handeln - oftmals ist das alles so intensiv - ich hatte das Gefühl ich sei inmitten eines Zimmers wo 2 Menschen sich allein unterhalten wollten und er machte mich zum Voyeur der intimsten Momente (zwischen Kitty und Charles) und des schlimmsten Hassausbruchs (zwischen Kitty und Walter) der mir körperlich fast weh tat.


    Hinzu kommt auch noch dass dies der 4te oder 5te Roman ist den ich von ihm lese, den er aus Sicht einer Frau schreibt - und auch wenn er im Vorwort nicht erwähnt, wie er sich diese Fähigkeit erworben hat :smile: - es gelingt ihm ausgesprochen gut.


    Die Entwicklung die Kitty im Laufe dieses Buches mitmacht ist spannend zu verfolgen - und macht vor allem auch Spass denn neben seiner Kunst Dialoge zu schreiben, kann Maugham einen auch in eine Geschichte hineinziehen - mich hat er defintif mit diesem Roman aufgesogen.
    Macht gleich Lust auf mehr von ihm - und vor allem auch Lust auf Kino (die Verfilmung mit Naomi Watts und Edward Norton werde ich mir noch heute abend ansehen :zwinker:)



    5ratten



    Kenavo

    Einmal editiert, zuletzt von Kenavo ()

  • Hallo Kenavo


    oh schön Somerset Maugham. Ich bin ja ein großer Liebhaber seiner Romane. Der Bunter Schleier fehlt mir aber bisher. Aber deine Rezension hat da schon das ein oder andre bewirkt ;)


    Hast du schon andre Romane von ihm gelesen?


    Grüße


    HC


  • Hast du schon andre Romane von ihm gelesen?


    Ja - seit Jahren mag ich seine Romane - durch den Hinweis des Filmes bin ich auf dieses Buch aufmerksam geworden - aber ich muss sagen, dass ich von all meinen bisherigen Maugham-Erfahrungen dieses als das 'stärkste' empfand - sowohl die Gefühle von Kitty in Richtung Charles (sonst sind seine Frauen zwar auch verliebt - aber SO? war wohl hier nötig um ihren Fall noch härter zu gestalten) als auch der Umschwung von Walter als liebender,fürsorglicher Ehemann zum Hass auf 2 Beinen - hui.. das tat wirklich weh!


    Andere Bücher von ihm:
    -Oben in der Villa (wozu ich den Film 'Die Villa' mit Kristin Scott-Thomas und Sean Penn jedem Maugham-Fan ans Herz legen kann - Literaturverfilmung at its Best :smile:)
    -Silbermond und Kupfermünze
    -Liza von Lambeth
    -Rosie und die Künstler
    -Auf Messers Schneide
    -Theater. Ein Schauspieler-Roman (ganz wunderbar als 'Julia' mit Annette Benning verfilmt)
    und ausserdem noch einen Band mit Kurzgeschichten:
    -Winter-Kreuzfahrt



    Liebe Grüsse,
    Kenavo

  • @Kenavo
    Oh schön! :) Ich hab bisher über die Jahre verteilt Silbermond und Kupfermünze, Der Magier, Notizbuch eines Schriftstellers und Auf Messers Schneide (eines meiner Lieblingsbücher überhaupt, das ich immer und immer weider lese) gelesen. Ich hab also noch einiges vor mir *g* Aber ich freu mich schon sehr darauf!


    Grüße


    HC


    sandhofer *g*

  • Zitat

    (die Verfilmung mit Naomi Watts und Edward Norton werde ich mir noch heute abend ansehen )


    Ich habe den Film gestern Abend gesehen und fand ihn großartig.Ich denke den ganzen Tag an nichts anderes mehr.Klasse Schauspieler, wunderschöne Bilder und eindrucksvolle Dialoge :daumen:.

    Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark.Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen.Hermann Hesse


  • Ich habe den Film gestern Abend gesehen und fand ihn großartig.Ich denke den ganzen Tag an nichts anderes mehr.Klasse Schauspieler, wunderschöne Bilder und eindrucksvolle Dialoge :daumen:.


    Kann ich bestätigen. Eine wunderbare Verfilmung des Stoffs :herz:

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Im Ernst? Ich habe den Film kurz nach dem Lesen des Buches gesehen und fand ihn ganz furchtbar! :confused:

  • Zitat

    kurz nach dem Lesen des Buches gesehen


    Genau das ist wahrscheinlich das Problem gewesen.So kurz danach hast Du noch sehr viel mehr vom Inhalt des Buches im Kopf und konntest Dich noch nicht richtig auf den Film einlassen.
    Ich kenne das Buch (leider?) nicht, von daher bin ich völlig wertungsfrei an den Film herangegangen.Selten passiert es mir, dass ich erst den Film sehe und dann das Buch lese- ich versuche es möglichst umgekehrt.



    LG

    Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark.Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen.Hermann Hesse

  • Aus einem ästhetischen Standpunkt heraus finde ich den Film auch sehr gelungen - schöne Bilder, schöne Landschaft, schöne Hauptdarsteller. Mich hat aber vor allem gestört, dass einige Handlungselemente für den Film verändert wurden (das passiert ja bei den meisten Literaturverfilmungen, aber hier fand ich es unpassend). Außerdem fand ich die Entwicklung der Affäre der Protagonistin viel zu schnell abgehandelt, so dass man dazu gar keine richtige Beziehung aufbauen konnte. Ich zumindest hatte beim Lesen eher Sympathien für sie, beim Film eher für ihn. Das fand ich schon recht eigenartig.

  • Und ich hab diesen Roman immernoch nicht gelesen - Asche auf mein Haupt. Andererseits freue ich mich nach wie vor bei Maugham noch nicht alles zu kennen. Ich lese seine Romane immer mit äußerstem Vergnügen und schätze seine Beobachtungsgabe.

  • Zitat

    Ich zumindest hatte beim Lesen eher Sympathien für sie, beim Film eher für ihn. Das fand ich schon recht eigenartig.


    Das wäre allerdings für mich auch ein großer Kritikpunkt gewesen.Aber wie gesagt-ohne das Buch gelesen zu haben, war es für mich ein schöner Film.

    Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark.Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen.Hermann Hesse

  • Ich kenne nur die Verfilmung. Anfangs mochte ich nur sie - er war ein Blödmann. Aber sie haben sich zusammengerauft und schließlich mochte ich beide sehr gerne. Ist das im Buch denn anders?

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.


  • Ich kenne nur die Verfilmung. Anfangs mochte ich nur sie - er war ein Blödmann. Aber sie haben sich zusammengerauft und schließlich mochte ich beide sehr gerne. Ist das im Buch denn anders?


    Das ist natürlich ganz subjektiv. Ich mochte ihn bis zum Ende nicht, und ich hatte recht viel Verständnis für ihre Untreue, da man die Hintergründe dazu kennen lernt (sprich: das unmögliche Verhalten ihres Mannes ihr gegenüber), was mir im Film gefehlt hat. Aber sicherlich empfindet das jeder auf seine Weise.

  • Meine Meinung:
    Wie oben erwähnt ist Somerset Maugham schon sehr lange einer meiner Lieblingsautoren. Vor allem die Mischung aus Kolonialzeitlichem Erzählen (das ist für mich aus Kulturwissenschaftlicher Sicht sehr interessant) und seinem sehr einnehmenden Stil gefällt mir hierbei. Zu dem ist gerade in "Der bunte Schleier" seine Frauenfigur vielschichtig angelegt und ich finde man kann sie immer wieder hassen und doch auch mögen. Vor allem die Entwicklung die sie durchmacht ist von damaliger Perspektive aus, doch eine sehr moderne. Allerdings muss ich sagen das ich Kitty insgesamt nicht so sehr mag, denn ich finde sie hat einfach kaum Gründe für ihr Verhalten, außer ein sehr sehr Subjektives. Für meinen Geschmack ist Kitty an ihrer Situation hauptsächlich selbst Schuld, was nicht heißt das Charly da ganz unbeteiligt wäre. Allerdings lernt man Walter nie aus einer anderen Sichtweise kennen, als aus ihrem Blickwinkel, von daher finde ich kann man das auch nur sehr schwer beurteilen. Ab und an hätte mich sein Blickwinkel sehr interessiert. Trotzdem fand ich Kitty auch sehr realistisch und lebendig beschrieben. Ich konnte mir eigentlich alle Figuren lebhaft vorstellen und hatte das Gefühl mitten unter ihnen zu sein. Einzig der etwas moralisierende Tonfall gegen Ende hat mich zeitweise genervt, das war doch sehr auf eine Wendung angelegt in der Kitty geläutert wird. So etwas ist nicht so mein Fall. Auch Walters Entwicklung war mir eher zu gefällig, andererseits hat es auch wiederum gepasst. So wie es im Roman geschildert wird hätte ich mir das anders nicht vorstellen können.


    Für das erste Drittel hätte ich 5 Ratten gegeben, danach gefiel es mir nach und nach etwas weniger, was für mich wohl auch mit den Religiösen Anklängen zu tun hatte, damit konnte ich eher weniger anfangen. Ich würde aus dem Bauch heraus daher:


    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:
    geben, eben weil es dann diese Punkte gab die mich gestört haben, obwohl ich trotzdem gerne weiter gelesen habe.


    Auf die neuere Verfilmung (es gibt nämlich noch eine mit Greta Garbo) bin ich sehr neugierig, es klang ja schon an dass das Ende abgewandelt war und ich muss sagen, das es mir so wohl besser gefallen hätte. Ich werde ihn definitiv ansehen!