Leo Tolstoi - Krieg und Frieden (Buch 2 - Teil 2)

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 5.400 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Saltanah.

  • Pierre bekommt mal wieder eine Chance sich weiter zu entwickeln. Ob er sie nützen wird? Er lernt einen hohen Freimaurer kennen und wird auch in eine Loge aufgenommen. Ich hoffe, dass er dort Unterstützung von klügeren Leuten finden wird, die ihm dabei helfen, sein Leben sinnvoller zu gestalten. aber schon das 3. Kap. lässt mich zweifeln:
    Eine der Freimaurertugenden, nämlich der Gehorsam, hat ihn ja schon des Öfteren in die Klemme gebracht. Er gehört ja eher zu den Leuten, die am liebsten andere bestimmen lassen, und der anderen auch wider besseren Wissens folgt.
    Aber immerhin schmeißt er seinen Schwiegervater raus, als der ihn zu einer Versöhnung mit seiner Frau überreden wollte. Schon hier dachte ich, Pierre würde haltlos einknicken. (Kap. 5).
    Kap. 10:
    Ein sehr sympatischer Zug: Pierre will die Lebensbedingungen seiner leibeigenen Bauern verbessern, und hat auch entsprechende Pläne und Handlungsanweisungen ausgearbeitet. Nur ist er, lebensuntüchtig, wie er sich wieder mal erweist, den Manipulationen seines Oberverwalters hilflos ausgesetzt. Der zeigt ihm die begonnenen "Verbesserungen" und Pierre durchschaut natürlich nicht, dass alles nur Fassade ist. Schade. Wieder einmal muss ich einsehen, dass wir von Pierre nichts erwarten dürfen.
    Andrei kommt im Vergleich viel besser weg. Er weiß, was er tut und tut das, was er für richtig hält viel erfolgreicher als Pierre. Eine engere Freundschaft mit Andrei könnte Pierre nur von Nutzen sein. Insgeheim hoffe ich, das Pierre und Maria sich näher kommen könnten; wenn da bloß nicht Helene im Weg stehen würde. (Kap. 14)


    Kap. 6:
    Boris wird immer unsympathischer. Er will nach oben und verfolgt dieses Ziel sehr erfolgreich. Mit großem geschick identifiziert er die Leute, die ihm weiterhelfen können und schmeichelt sich bei denen ein. Alte, nun nicht mehr hilfreiche Freunde lässt er ohne Bedauern hinter sich zurück.
    Wie ist die "ungeschriebene Subordinationsregel", nach der er handelt ins deutsche übersetzt?


    Kap. 15-21:
    Wieder beim Militär. Zum ersten Mal wird auch beschrieben, wie sehr die Zivilbevölkerung unter dem Militär zu leiden hat. Die Soldaten leben ja von den Früchten der Landbevölkerung und diese muss hungern.
    Weiß jemand, welche Pflanze die Soldaten unerlaubterweise essen?


    Denisow könnte von Boris was politisch geschicktes Handeln angeht, viel lernen. Zwar ist mir seine geradlinige Handlungsweise sympathisch, aber leider ist diese gleichzeitig selbstzerstörerisch. Wieso muss er auch unbedingt handgreiflich werden? Ohnd den Angriff auf die anderen Offiziere wäre er wohl aus der Klemme mit dem geklauten Lebensmitteltransport leicht wieder herausgekommen.


    Rostow geht mir mit seiner Heldenverehrung dem Zar gegenüber richtig auf die Nerven. Wie naiv kann der eigentlich sein? Kann es ihn wirklich so überraschen, dass Napoleon sich für genauso gut wie der Zar hält, und dass der ihn als Gleichgestellten behandelt?
    Aber immerhin kommen ihm schließlich doch Zweifel, die er aber so gut wie möglich unterdrückt. Es darf einfach nicht so sein, wie er vermutet. Der Zar muss unfehlbar sein und immer recht haben. Niemand darf die Handlungen des Zaren verurteilen, auch er selbst nicht. Zu diesem ergebnis kommt er jedenfalls, nachdem er sich hat volllaufen lassen. (Kap. 21)

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Hallo,
    ich kann eigetnlich dem, was SAltanah geschrieben hat nichts hinzufügen.
    Auch ich denke, daß sich Pierre und Marja näherkommen. Die Freimaurer haben mit Sicherheit gute Ideale, aber ich bin mir wie bei jeder Gruppe/Sekte nicht schlüssig, ob denn auch alles so gut ist wie es scheint, wenn Menschen anfangen nicht mehr selbst zu denken, sondern sich nur noch als Mitglied einer Gruppe sehen und allem vorbehaltlos zustimmen. Ich habe einfach Probleme damit, wenn absoluter Gehorsam gefordert ist, denn das ist in meinen Augen sehr gefährlich.
    Andrej mag mit Sicherheit nicht so naiv wie Pierre sein, der sich nach Strich und Faden an der Nase herumführen läßt und sich in seinem "Gutsein" als besserer Mensch suhlt, aber ich finde die Ansichten Andrej's, was die Bauern angeht ziemlich arrogant und großkotzig. Wenn man sich um den Lebensunterhalt nie Gedanken machen mußte und muss, dann empfinde ich es als Beleidung, daß man Menschen, die wirklich arm sind, beneidet und dann noch die Arroganz besitzt zu sagen: "Die wollen und brauchen agr nicht's anderes, weil sie eher wie Tiere sind." Da geht mir die Hutschnurr hoch. Dann ist mir Pierre, der zwar Weltfremd und naiv ist, wesentlich lieber, weil er im Vergleich zu der ganzen restlichen russischen Upperclass noch soetwas wie Humanismus besitzt oder zumindest bestrebt ist dannach zu handeln.


    Nikolaij ist auch ein wirklich guter Freund :rollen:.
    Der Zar sagt, ohne es überhaupt in Erwägung zu ziehen, etwas zu bewirken: "Da kann ich nichts machen", und wohl wissend daß es um seinen Freund Denissow geht, rennt er wie ein verliebter, hirnloser Jüngling dem Zaren begeistert hinterher. Die Jungs sind doch alle in der moralischen Entwicklung extrem zurückgeblieben.


    Natürlich ist es einfach darüber zu urteilen, wenn man in seinem warmen zu Hause, in einem demokratischen Land vor seinem Computer sitzt, aber es trotzdem meine Meinung.
    Ich habe diesen Teil jetzt beendet und werde morgen mit dem nächsten beginnen.
    Viele Grüße Tina

  • Hier kurz meine Eindrücke zu diesem Teil:


    Kapitel 3-4: Das Aufnahmezeremoniell der Freimaurer scheint zu stimmen, ich habe kürzlich im Fernsehen was darüber gesehen. War Tolstoi etwa auch Freimaurer oder woher kennt er das?
    Kapitel 9: Wieder eine Glosse von der Armee: Da tritt ein Oberbefehlshaber zurück, weil er keinen Brief vom Kaiser bekommen hat und deshalb die beleidigte Leberwurst spielt. :totlach:
    Kapitel 10: Pierre ist immer noch völlig hilflos. Er ist zwar ein guter Mensch und könnte mit seinem Reichtum einiges bewirken, kommt aber mit der Gesellschaft überhaupt nicht zurecht. Langsam wird er zu einer tragischen Figur. Immerhin zeigt er hier zum ersten Mal Initiative.
    Kapitel 11-12: Andrei kommt mir ziemlich deprimiert vor: Zu spät hat er erkannt, dass er Anerkennung und Zuneigung auch in der Familie finden kann anstatt im Krieg. Immerhin scheint Pierre ihn mit seinen freimaurerischen Gedanken aus seiner Lethargie zu reißen.
    Kapitel 19: Boris ist nun so wie Wassili Kuragin geworden. Er hat etwas Macht und Einfluss und wird nun seinerseits um Gefallen (hier von Rostow) gebeten. Solange er nicht anderen schadet, finde ich das ganz in Ordnung.
    Kapitel 21: Für Rostow ist der Kaiser tatsächlich ein Gott: Alles was der Kaiser entscheidet, ist richtig - auch wenn Rostow das eigentlich anders sieht. Das kommt mir reichlich komisch vor. Übertreibt Tolstoi hier nicht etwas?


    Saltanah: In meiner Ausgabe heißt es auch "ungeschriebene Subordination" (wie im 3.Teil, Kapitel 9).


    Ein Drittel des Buchs habe ich nun durch. Bei meinem Lesetempo werde ich für den Rest wohl noch 2 Monate brauchen :rollen:

    [size=9px]Paul ist 24 Jahre alt. Er ist doppelt so alt, wie Thomas war, als Paul so alt war, wie Thomas heute ist. Wie alt ist Thomas ?[/size]

  • Schön, dass noch jemand liest!
    Ich werde deine Lesefortschritte gespannt verfolgen und eventuell meinen Senf dazu geben.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Danke, Saltanah! Für Klassiker nehme ich mir eben mehr Zeit. Aber Tina und Cynthrax lesen glücklicherweise auch noch :smile:

    [size=9px]Paul ist 24 Jahre alt. Er ist doppelt so alt, wie Thomas war, als Paul so alt war, wie Thomas heute ist. Wie alt ist Thomas ?[/size]

  • Hallo wiedermal!
    Tut mir wirklich leid, dass ich momentan eher seltener schreibe, aber in der Schule ists wieder losgegangen und bei mir gehts teilweise drunter und drüber. Ich versuche jeden Tag wenigstens ein paar Seiten zu lesen, je nachdem wieviel Zeit ich habe. Aber ich werde das Buch auf alle Fälle zu Ende lesen, das steht außer Frage!


    Also mit dem Teil hier bin ich fertig, und ich lese gerade schon den nächsten.


    Nun zum Inhalt:


    Ich fand den Eintritt von Pierre zu den Freimaurern höchst interessant. Ich habe mich vor dem Buch noch nie wirklich mit dem Thema "Freimaurerei" auseinander gesetzt und habe einiges dazugelernt durch das Buch. Das Ziel, die Motive, die Einstellung und die Tugenden der Freimaurer war alles sehr schön beschrieben. Auch die ganzen Rituale und Tätigkeiten werden gut beleuchtet. Ob es jetzt wirklich die Erleuchtung für Pierre ist, dass ist fraglich. Aber auf alle Fälle führt er jetzt ein besseres Leben als vorher, lässt sich nicht mehr zu allem überreden.
    Das Pierre, seinen ganzen Bauern helfen will und ihnen bessere Lebensbedingungen verschaffen will ist ja eine sehr gute Idee. Aber er hat mir dann richtig Leid getan, als er wieder auf die ganzen Tricks seines Verwalters reingefallen ist. Der Verwalter hat ihn vollständig durchschaut und arbeitet komplett gegen ihn, täuscht alles vor. Ist die Frage ob es wirklich zu Pierre's bestem ist bzw. ob seine ganze Wirtschaft weiter funktionieren würde, wenn sein Verwalter alles wirklich nach seinen Vorstellungen ändern würde.


    Andrej wird mir immer sympathischer, er ist mir im momentan die Sympathischste Person im Buch. Er steht den ganzen freimaurerischen Gedanken von Pierre fraglich gegenüber, versucht sie zu verstehen. Wie schon geschrieben, wenigstens holt Pierre ihn dadurch aus seiner Lethargie.


    Boris ist mir persönlich nicht wirklich unsympathisch. Ihm sind halt Beziehungen wichtig, damit er den Krieg möglichst bequem übersteht. Ich finde, da ist nicht wirklich was dagegen einzuwenden. Außer eben, dass er die alten Freunde vernachlässigt wie Saltanah schon geschrieben hat. Das ist mir halt nicht sooo sehr beim Lesen aufgefallen.


    Die Aktion von Denissow war schlichtweg dämlich. Es ist zwar verständlich, dass er unbedingt Nahrung für seine Soldaten haben wollte, aber sicher nicht so wie er das geregelt hat. Als Nikolai dann zu ihm ins Lazarett kommt war er ja immer noch stur. Zum Glück ist er wenigstens am Schluss vernünftig geworden und hat doch das schon vorgefertigte (!) Schreiben an Nikolai übergeben.
    Nikolai fragt ja dann Boris ob er was für Denissow tun kann. Und Boris fragt anschließend einen hohen General den er kennt, ob der etwas für Denissow tun kann. Und dann wird beschrieben, wie der General ein paar Worte mit dem Zaren wechselt. Und der Zar antwortet: "Ich kann es nicht tun, kann es deshalb nicht, weil das Gesetz stärker ist als ich". Is das bezogen auf die Bitte wegen Denissow, das wird irgendwie nie deutlich gesagt.


    Die Zaren-Verehrung von Nikolai empfand ich gar nicht mehr als nervig. Ich habe mich schon irgendwie daran gewöhnt.

  • Schön, dass du noch liest, Cynthrax!



    Und der Zar antwortet: "Ich kann es nicht tun, kann es deshalb nicht, weil das Gesetz stärker ist als ich". Is das bezogen auf die Bitte wegen Denissow, das wird irgendwie nie deutlich gesagt.


    Ich hatte es jedenfalls so verstanden, dass der Zar sich auf Denisows Gnadengesuch bezog.

    Wir sind irre, also lesen wir!