Harald Martenstein - Heimweg

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  • Titel: Heimweg
    Autor: Harald Martenstein
    Verlag: C. Bertelsmann
    Erschienen: Februar2007
    Seitenzahl: 224
    ISBN: 357000953X
    Preis: 18.00 EUR


    Der Autor:
    Harald Martenstein wurde 1953 geboren und ist der Autor der ZEIT-Kolumne „Lebenszeichen“, außer dem schreibt er für den TAGESSPIEGEL. 2004 erhielt er den Egon-Kisch-Preis.


    Worum geht es?
    Als Joseph aus russischer Kriegsgefangenschaft zurückkommt, ist er trotz Lungendurchschuss topfit verglichen mit dem was sonst so aus dem Zug steigt. Dass er von seiner Frau Katharina, der schönen Tänzerin vom Rhein, nicht abgeholt wird, überrascht ihn kaum. Er ist Realist. Was er allerdings erlebt, verblüfft ihn dann doch schon ein wenig.


    Meine Meinung:
    Harald Martenstein ist ein brillanter und eigenwilliger Erzähler. Offensichtlich hat er auch Freude am Erzählen. Er schafft es spielend, die Geschichte auf mehreren Ebenen spielen zu lassen, er erzählt aber so, dass der Leser nie den Faden verliert. Man kann sich diesem Autoren bedenkenlos anvertrauen, da man als Leser nicht überfordert wird. Die handelnden Personen sind „griffig“, klar und alles andere als verschwommen. Manches was auf den ersten Blick skurril erscheint, wirkt bei intensiverer Sicht dann doch normal. Das Buch spielt in den ersten Jahren der Bundesrepublik Deutschland, ohne aber mit verklärtem Bild auf die Fünfziger Jahre zurückzuschauen. Dieses Buch gehört sich zu den erfreulichen Neuerscheinungen des Bücherfrühlings 2007. Wirklich empfehlenswert.


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  • Deine Rezension ist ebenfalls schön "griffig" Danke! und ich kann mich Deiner Bewertung fast ganz anschließen (und das als Raucher!).
    Das Einwirken der familiären Vergangenheit in die individuelle Gegenwart auf diese quasi psychotische Weise (wenn auch leider nicht wirklich unter politisch-moralischen Aspekten die Vorzeit betreffend), finde ich interessant und sehr ungewöhnlich. Kleine Einschränkung - die die Handlung transportierende "Enkel"-Figur benötigte, für mich selbst jedenfalls, am Ende ein bißchen sehr viel Leserbereitschaft die narrative Konstruktion des Autors zu akzeptieren.
    Harald Martenstein als Zeitkolumnist schätze ich allerdings rundum und war vielleicht deshalb ein wenig auf so eine Volte vorbereitet.

  • Meine Meinung:


    Leider konnte ich mit diesem Roman nicht richtig warm werden. Ein Familiengeschichte der etwas anderen Art, zeitlich auf mehreren Ebenen verschachtelt und in einem distanzierten, unterkühlten Plauderton erzählt - mich konnte das nicht mitreissen. Dabei haben die Figuren durchaus mein Interesse geweckt, allen voran Joseph, der Kriegheimkehrer, der das Lagerleben in Russland so verinnerlicht hat, dass er von bestimmten Verhaltensmustern ein Leben lang nicht mehr ablassen wird und sich außerdem mehr den Tieren als den Menschen zuwendet. Oder Katharina, seine Frau, deren Verbindung zu ihren Vorfahren eine große Rolle spielt und bei der die Grenzen zwischen Wirklichkeit und ihrer krankhaften Phantasiewelt mehr und mehr verwischen.


    Der Krieg mit seinen ganzen Begleiterscheinungen ist unglaublich zynisch dargestellt, was über manche Stelle ganz gut hinweghilft, manchmal aber für mich auch zuviel des Guten war. Daneben gibt es recht skurrile und erheiternde Szenen, die ich sehr gelungen fand und die erstaunlicherweise recht gut in die Geschichte passen.


    Mit der sprunghaften Erzählweise des Autors bin ich nicht sehr gut zurechtgekommen; auf mich hat der Roman zeitweise wie die Ansammlung von Anekdoten gewirkt, die nur lose miteinander in Verbindung stehen. Der rote Faden in der Geschichte wird erst am Ende richtig deutlich, ich hätte mir gewünscht, dass dies früher passiert. Ich denke, sollte ich den Roman ein zweites Mal lesen, werde ich mehr Freude daran haben. Beim ersten Mal konnte er mich jedenfalls nicht überzeugen.


    2ratten

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel