Simon Winchester - Der Mann, der die Wörter liebte

Es gibt 2 Antworten in diesem Thema, welches 2.356 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Llyren.

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    Ich habe die vergriffene btb- Ausgabe, da gefällt mir auch das Cover besser.


    Kurzbeschreibung
    Simon Winchesters erstes Buch in bibliophiler Ausstattung Simon Winchester erzählt die wahre Geschichte der außergewöhnlichen Freundschaft zwischen Professor Murray, dem Herausgeber des legendären Oxford English Dictionary, und einem sprachverliebten Mörder, der zum wichtigsten Mitarbeiter an diesem Projekt wird. Ein packender Roman über Genie, Wahnsinn und die Liebe zu den Wörtern.


    Meine Meinung
    Das Buch enthält eigentlich drei Geschichten. Die erste ist die Geschichte von Dr. Minor - seine Kindheit in Ceylon, sein Studium in Yale, seine Teilnahme am amerikanischen Bürgerkrieg als Arzt, der Mord in London (das Schlüsselereignis, das alle drei Geschichten verbindet), sein Leben in einer Anstalt und die Arbeit für das große Oxford English Dictionary (OED) und seine letzten Jahre in Amerika. Die zweite Geschichte beschreibt die Historie der Wörterbücher der englischen Sprache. Und die dritte ist die Geschichte von James Murray und seiner Arbeit als Herausgeber des OED.
    Winchester hat für das Buch sehr ausführliche Recherchen betrieben und kann dadurch mit einer großen Detailfülle aufwarten. Sehr interessant fand ich die Entwicklung der englischen Wörterbücher bis in die heutige Zeit. Jedes Kapitel beginnt mit einem Wörterbucheintrag der inhaltlich zu dem Kapitel paßt. Trotz der vielen Details liest sich das Ganze sehr flüssig. Daher gibt es von mir 4ratten

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym, 2001

  • @ BigBen:


    Ich stimme Dir zu und auch wieder nicht. Das Buch zerfällt m.E. in zu viele Geschichten. Die zwar alle interessant sind, aber was fehlt, das ist die Klammer, die alle Teile zu einem als harmonisches Ganzes empfundenem Werk macht. Winchester wollte unbedingt über das OED schreiben, hatte aber das Problem, das schon viel über das OED geschrieben worden war - u.a. die Biographie über Murray. Die Gelegenheit, trotzdem über das OED zu schreiben, kam für ihn, als er auf das Schicksal des Dr. Minor stieß und Zugang zu den Bergen an Aktenmaterial über dessen Leben in der psychiatrischen Anstalt erhielt, die ihn jahrzehntelang beherbergte. Was diesen geisteskranken Mörder zu etwas Besonderem macht, ist jedoch nicht sein Leben, sondern seine Mitarbeit am OED. Im Grunde hat das eine mit dem anderen überhaupt nichts zu tun und genau das stört mich an dem Buch ein bißchen.


    Es ist natürlich schwierig, Lesern zu vermitteln, was für ein gewaltiges Unterfangen das erste OED war. Es ging um nichts mehr und nichts weniger als die komplette Erfassung und systematische Katalogisierung der geschriebenen und gesprochenen englischen Sprache. Samt Variationen und Dialekten sowie bis dahin nur mündlich tradierten Wortbedeutungen. Und es ging darum, herauszufinden, von welchem Autor bestimmte Wortbedeutungen geschaffen oder bestimmte Formulierungen zum ersten Mal schriftlich verwendet wurden. Hier kamen jene Mitarbeiter ins Spiel, die - wie Dr. Minor - Zugang zu möglichst alten, in englischer Sprache verfaßten Büchern hatten. Hier kamen aber auch alle Mitarbeiter ins Spiel, die fähig waren, mit manischer Akribie sämtliche, in einem Buch vorkommenden Wörter zu listen und im Kontext zu katalogisieren und korrekt zu zitieren - und das nicht nur bei einem Buch, sondern bei dutzenden und hunderten. Eine Arbeit, die nicht in Stunden getan war, sondern für die man letztendlich bereit sein mußte, sukzessive Tage, Wochen, Monate und Jahre aufzuwenden.


    Für meine Begriffe hat Winchester ein grandioses Thema verschenkt. Sein Buch handelt zwar von Genie, Wahnsinn und der Liebe zu den Wörtern, aber eben nur demonstriert an einer einzigen Person. Dr. Minor war jedoch nicht der einzige, etwas skurrile Mitarbeiter am OED, sondern es müssen derer dutzende, wenn nicht hunderte gewesen sein. Winchester streift immer mal wieder den Zusammenhang zwischen Obsession für Sprache und komplizierten Persönlichkeiten unter den Mitarbeitern, aber er traute sich wohl nicht recht, diesen Pfad weiterzuverfolgen und zum Generalthema zu machen. Statt sich auf einen, wenn auch schillernden, Mitarbeiter zu konzentrieren, wäre eine Geschichte aller freien Mitarbeiter am OED m.E. jedoch die passende, eigenständige Klammer gewesen, um dem Stoff eine harmonische Dimension zu verleihen.


    :belehr:

    Einmal editiert, zuletzt von Tamlin ()

  • Winchester, Simon - The Surgeon of Crowthorne


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    Es geht darin um die Entstehung des OEDs und besonders um die Beziehung zwischen dem Herausgeber James Murray und Dr Minor, einem der herausragendsten freiwilligen Mitarbeiter - und einem verurteilten, psychisch gestörten Mörder...


    Das Buch erzählt die Geschichte der beiden Männer, gibt einen kurzen Überblick über Kindheit, Jugend, vor allem, in welchen Umständen sie aufwuchsen. Besonderes Augenmerk wird dabei natürlich auf den Mord gelegt, den Minor verübt und wie es überhaupt so weit kommen konnte.
    Langsam nähern sich die beiden Leben einander und treffen endlich im Rahmen der Schaffung des OEDs aufeinander. Mir persönlich war es allerdings im Verhältnis ein wenig zu viel Biographie und zu wenig Lexikographie, aber das ist einfach Geschmackssache, denn eigentlich halten sich beide Themen gut die Waage.
    Sprachlich ist das Buch sehr schön geschrieben und lässt sich wunderbar lesen, ein flüssiger Stil, ein Erzähler, der dem Leser recht vertraulich die Geschehnisse schildert. Damit bleibt allerdings auch einiges recht auf Distanz, gerade wenn eigentlich harte Schicksale erzählt werden.
    Vom Thema her faszinierte mich einfach eher das Lexikon. Und daher fand ich die biographische Abschnitte zwar ganz interessant, aber richtig begeistern konnten mich nur die Schilderungen der Entstehung des OEDs oder den Ausschweifungen, warum denn "protagonists" überhaupt im Plural verwendet werden dürfe bzw. wer sich mal dagegen ausgesprochen hatte. Sehr schön ergänzt wird das durch die jedes Kapitel einleitenden Ausschnitte aus dem Lexikon selbst.
    In jedem Fall hervorragend rübergebracht wurde der enorme Aufwand, die gigantische Arbeit, die in dem Projekt gesteckt hatte. 70 Jahre Arbeit?! Aber dafür ist auch wirklich der Meilenstein der Lexikographie entstanden. Darüber hätte ich gerne noch mehr gelesen...
    Weniger gut hat mir allerdings das Ende gefallen. Obgleich natürlich richtig und irgendwie auch schlüssig, zufriedengestellt hat es mich nicht.


    Jedenfalls werde ich mir denke ich lieber noch andere Bücher zum Thema Lexika besorgen. Im Nachwort wird "Web of Words" erwähnt, das klingt zum Beispiel schon einmal vielversprechend.


    3ratten

    Even when reading is impossible, the presence of books acquired produces such an ecstasy that the buying of more books than one can read is nothing less than the soul reaching towards infinity... - We cherish books even if unread, their mere presence exudes comfort, their ready access reassurance.