J.D. Salinger - Der Fänger im Roggen

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  • Hallo Thomas


    Wir haben das Buch als Schullektüre gelesen und ich danach noch ein- oder zweimal. Im Deutschunterricht haben wir es natürlich lang und breit ausdiskutiert und nun zu dem Berufswunsch:
    Es wird ja durch das ganze Buch hindurch überdeutlich, dass Holden so ungefähr mit jedem anecken kann bzw. ihn irgendwie von mir aus phoney findet. Jedenfalls gibt es wenige Menschen, die er liebt oder wenigstens versteht.
    Außer:....... KINDER
    Seine Schwester beispielsweise aber die ist nur ein Beispiel. Kinder werden oft zitiert und er ist begeistert von ihnen.
    Holden selbst ist jugendlich, kein Kind mehr aber auch noch nicht erwachsen.
    Und an einer Stelle des Buchs, ziemlich hinten, beschreibt er ganz deutlich seinen Traum: Die Kinder spielen im Roggen und er hat Angst sie würden ein Klippe hinunter!!stürzen. Er würde dann da stehen und sie retten.
    Es geht darum, dass er Angst hat vorm Erwachsenwerden. Und er möchte, dass die Kinder weiter spielen können, im Roggen, und eben nicht die Klippe des Erwachsenwerdens hinunterstürzen ....


    Das war wenigstens das Ergebnis unserer Diskussionen damals und ich konnte bisher gut damit leben :)


    :schmetterling:


    Daniela
    P.S.: Und wer es lesen will kann ich es wirklich nur auf englisch empfehlen. Ich habe es zwar noch nie auf deutsch gelesen, doch mein Vater meinte, die wären alle schrott. Und ich glaub ihm das vollkommen.


    Hallo - wer hat mir denn diesen "P.S." Text hier reingesetzt - Alfa?? Ich war's nicht - ich habe es auf deutsch und englisch gelesen und fand beide gut!
    Daniela

    bitte wühlt bei booklooker mal in meinen Angeboten (elahub) - ich verkaufe für die Katzenhilfe Göttingen :) -

    Einmal editiert, zuletzt von elahub ()

  • Die Klippe würde ich nich als Schwelle zum Erwachsenen interpretieren. Es geht einfach nur um Schutz...den Holden insbesondere seiner Schwester geben will. Hintergrund - auch seines Faibles für andere Kinder - ist das Unglück seines jüngeren Bruders. Dqarin liegt sein ganzes Trauma...er will Kinder beschützen, nicht vorm Erwachsenwerden sondern generell. Und Phoebe erfährt eben durch ihn das Gegenteil, das bewirkt eine gewisse Läuterung...ohne die der Roman irgendwie auch nicht schlüssig wäre.

    And as I sat there brooding on the old, unknown world, I thought of Gatsby's wonder when he first picked out the green light at the end of Daisy's dock. He had come a long way to this blue lawn and hi

  • ich hab das Buch vor ein paar Wochen gelesen und ich mag es eigentlich. Gewissermaßen kann ich mich gut in Holden hineinversetzen (was vielleicht auch daran liegt, dass wir etwa im selben Alter sind). Ich kann verstehen, dass er einfach nichts mit sich anzufangen weiß, also z.bsp. irgendwo hingeht und wenn er angekommen ist, merkt, dass er sofort wieder weg will oder dass er sich mit Leuten trifft, die er eigentlich gar nicht leiden kann, nur um überhaupt jemanden zu treffen. Ich mochte an ihm diese simple frage, was die Enten im Central park im Winter machen, wenn der Teich zugefroren ist und ich mochte es, dass er so sehr an seinen geschwistern hängt. Genervt hat mich an ihm nur, dass es irgendwie nur so wenige dinge gibt, die er wirklich mag. Man bekommt den eindruck, dass er nichts ausstehen kann und ihn alles deprimiert.

    Dieser Satz kein Verb

  • Nika

  • Zitat

    Ich hab "Teh Catcher in the Rye" jetzt auch durch und fand es fantastisch.
    Vor allem die englische Sprache gefiel mir sehr gut. Und die etlichen "phonies" haben michüberhaupt nicht gestört.
    Auch war die GEschichte fast immer interessant. Jedesmal wenn er sich mit einer neuen Person getroffen hat hab ich überlegt: Wie verscherzt er sich's jetzt mit dieser Perosn?
    Leider fand ich das Ende etwas unbefriedigend. Ich hätte mir ein offeneres Ende gewünscht. Auch hatte ich gehofft am Ende Aufschluss darüber zu bekommen, was Holden mit seinem "Berufswunsch" meinte. Also das mit dem an der Klippe stehen und die Kinder fangen. Das hab ich irgendwie nicht kapiert, was der damit meint.
    Ansonsten aber ein klasse Buch!!!


    Grüße Thomas


    Danke! :smile: Stimmt, jetzt wo du's sagst, erinner ich mich auch, dass er Kinder immer recht positiv beschrieben hat. Es hat mich auch so gewundert, dass er irgendwie mit keinem Menschen klar kam, außer seiner Schwester.


    Zitat

    P.S.: Und wer es lesen will kann ich es wirklich nur auf englisch empfehlen. Ich habe es zwar noch nie auf deutsch gelesen, doch mein Vater meinte, die wären alle schrott. Und ich glaub ihm das vollkommen.


    Ganz meine Rede. Mein VAter empfahl mir auch die englische Variante. Und obwohl ich die deutsche Version noch nicht gelesen hatte, wage ich zu sagen, dass sie der englischen bei weitem nicht das Wasser reichen kann.


    Grüße Thomas

    [b] "Jean Valjean, mein Bruder, Sie gehören nicht mehr dem Bösen, sondern dem Guten. Ich kaufe ihre Seele frei. Ich entreiße sie den finsteren Gedanken und dem Geist der Verderbnis und übergebe sie Go

  • Thomas
    Ich habe beide Varianten gelesen und kann behaupten das die Dt. Version recht gut gelungen ist! Gut einiges kann man einfach nicht wörtlich übersetzen aber dieses Problem tritt ja häufig auf. Ich finde jedenfalls das man den Fänger in deutsch lesen kann und man dadurch absolut keine Nachteile hat.

  • Hallo,
    ich habe heute das Buch "The Catcher in the Rye" beendet. Ich habe das Buch auf Grund einer Empfehlung gelesen und wußte eigentlich gar nicht so genau worum es geht. Ich finde es auch sehr interessant, wie sehr sich die Meinungen über dieses Buch teilen.
    Also, mir hat es ausgesprochen gut gefallen. Ich bin ja nun schon ein etwas älteres Semster und auch nicht gerade männlich :breitgrins:, aber ich konnte mich sehr gut in Holden hineinversetzen oder ihn verstehen.


    Holden ist naiv, aber das ist in keinster Weise negativ gemeint. Er ist intelligent, warmherzig, sehr sensibel und er interessiert sich für Menschen. Das ist das, was ihm zu Verhängnis wird. Er interessiert sich wirklich für Menschen und erwartet das natürlich auch von anderen. Im Laufe seines erwachsen werdens muß er aber erkennen, daß die Menschen gar nicht möchten, daß man sich für sie interessiert, so wie sie wirklich sind, sondern sie möchten, daß die Menschen das sehen, was sie gerne sein möchten. Holden wird immer mehr mit der Oberflächlichkeit von Menschen und so eben auch ihrer "Falschheit" konfrontiert. Keiner läßt mehr zu, etwas von sich Preis zugeben und somit anderen die Chance zu geben, sich gegenseitig kennenzulernen, was ja eigentlich die Grundlage für Vertauen und sich wohlfühlen ist. Holden kommt aus einer sehr wohlhabenden Familie, aber sie ist anscheinend nicht wohlhabend genug, was Zuneigung und Interesse an dem anderen angeht. Ausser seiner Schwester, bei der er immer wieder betont, daß sie wirklich zuhört und auch versteht. Man merkt, daß Holden nie die Trauer über den Bruder abgeschlossen hat. Er war damals ein Kind und ich glaube aus der Geschichte herauszuhören, daß niemand es für nötig gehalten hat, mit diesem Kind über den Tod des Bruders zu sprechen. Dieser Bruder verfolgt ihn, er hat nie Abschied von ihm genommen. Ich denke, er ist sehr oft in seinem Leben allein gelassen worden, eben weil die Menschen und auch seine eigene Familie so "phony" sind. Wahre Gefühle werden nicht gezeigt und es hat sich auch nie jemand dafür interessiert, warum er von so vielen Schulen geflogen ist. Man hat ihn dann einfach auf die nächste verfrachtet. Als der Junge aus seiner vorherigen Schule durch den Sturz aus dem Fenster umkam, war der einzige, der sich wirklich dieses toten Körpers, ungeachtet von Blut und sonstigem annahm, sein Literatur-Lehrer. Das war einer der wenigen Erwachsenen, der vor seinen Augen Respekt und Zuneigung verdiente. Schlimm nur, daß er dann auch von diesem maßlos enttäuscht und getäuscht wurde. Wie soll so ein Jungendlicher noch Respekt vor Erwachsenen haben und auch das Bedürfnis haben, so zu werden, daß er mit ihnen auskommt. Er wurde immer wieder von Menschen getäuscht und ausgenutzt. Er schrieb die Schularbeit für seinen Zimmergenossen, er wurde von dem Lift-Pagen über's Ohr gehauen und körperlich mißhandelt, obwohl er im Recht war und ich finde dies spricht ganz besonders für seinen starken Charakter, eben nicht nachzugeben, sondern bei der Wahrheit zu bleiben und auf seinem Recht zu bestehen, obwohl er sich an 10 Fingern ausrechnen konnte, daß die Sache für ihn schief geht.
    Mir ist Holden mit seiner Abneigung gegen Oberflächlichkeit und nichts desto trotz seinem Interesse für Menschen und nicht nur für Kinder, sehr ans Herz gewachsen. Der einizge Unterschied ist, daß Kinder ihn nicht so oft enttäuschten und hängen ließen, wie die Erwachsenen.


    Ein Mensch, der ein gutes Herz hat, sensibel ist und zu wirklich wahrer Freund ist, wenn man ihn zu schätzen weiß, so jemand muß dann zum Psychiater, weil mal wieder nur an der Mehrheit gemessen wird, die einfach größtenteils "phony" ist und damit normal.
    Wer Holden zum Freund hat, der kann sich blind auf ihn verlassen und ihm vertrauen.


    So, das war mein Plädoyer für Holden Caulfield und den Autor. :breitgrins:


    Auf alle Fälle, und ohne einen Moment zu überlegen 5ratten

  • Tina:


    Da ist viel Wahres dran...aber soooo naiv ist er nun auch wieder nicht. Holden reflektiert doch sehr scharf und ist für sein Alter in bestimmten Bereichen (Frauen, z.B.) doch schon recht weit. Aber auch dort ist er sehr gehemmt und wankelmütig...einfach unsicher. Selbstverständlich sind viele seiner Handlungen naiv. Aber das ist eben genau das Spannungsfeld in ihm: Einerseits kindlich naiv, andererseits schon recht erwachsen und desillusioniert.


    Der Knackpuntk ist tatsächlich die nicht abgeschlossene Trauer. In ihr wurzelt die Spannung zwischen erwachsen-werden und nicht-erwachsen-werden-wollen. Und alle anderen Konflikte entstehen aus diesem Spannungsfeld...

    And as I sat there brooding on the old, unknown world, I thought of Gatsby's wonder when he first picked out the green light at the end of Daisy's dock. He had come a long way to this blue lawn and hi

  • kwiedi
    was wiedermal den Typischen Teenager darstellt. Einerseits ist man noch Kind aber eigentlich nicht mehr so wirklich. Aber erwachsen ist man auch noch nicht. Ich denke gerade das hat eben auch damals bei der Jugend so gezündet. Ein Protagonist der ihr Alter representiert und sich auch so verhält.

  • Stimmt...wo Du's sagst...irgendwie haben viele Teenies so etwas, das altklug wirkt, und sie sind trotzdem weit davon entfernt, erwachsen zu wirken...


    Insofern ist CitR umso mehr eine Art Bildungsroman...

    And as I sat there brooding on the old, unknown world, I thought of Gatsby's wonder when he first picked out the green light at the end of Daisy's dock. He had come a long way to this blue lawn and hi

  • Naja... er hat halt damals genau den Nerv der Zeit getroffen. Da sich die Teenies im Grunde aber in manchen Punkten bis heute nicht mehr so verändert haben ist er eben auch ein Stück Zeitlos geblieben. Als Bildungsroman würd ich das jetzt zwar nicht bezeichnen aber ok...


  • Tina:


    Da ist viel Wahres dran...aber soooo naiv ist er nun auch wieder nicht.


    Hallo,
    ja das stimmt, deswegen sagte ich auch, daß die Bezeichnung naiv nicht negativ gemeint ist. Ich glaube ich habe mich einfach falsch ausgedrückt. Ich meinte, daß er naiv ist, was das Verhalten der Erwachsenen angeht. Er glaubt immer wieder an sie und wird immer wieder enttäuscht. Er stellt immer wieder erstaunt fest, wie "phony" sie alle sind, obwohl man manchmal denkt, so langsam müsste er es begreifen, daß Erwachsene Kindern gegenüber und auch Gleichaltrigen gegenüber sehr oft unehrlich sind und auf den eigenen Vorteil bedacht, aber Holden hat eben diese Naivität, daß er weiterhin hofft, Erwachsene zu finden die ihn respektieren. Er gibt einfach seine Hoffnung lange Zeit nicht auf, bis er von dem letzten Erwachsenen, von dem er eine hohe Meinung hatte maßlos enttäuscht wurde. Das war ja auch der Moment, an dem er entgültig gehen wollte.


    Ich überlege übrigens die ganze Zeit, wie ich das Buch empfunden hätte, hätte ich es mit 16 gelesen.
    Zu der Zeit war ich eher oberflächlich und hätte es sehr wahrscheinlich gar nicht kapiert. :redface:
    Diese Verschwörungstheorie finde ich ziemlich an den Haaren herbeigezogen. Wie soll das Buch Attentäter inspirieren? Das habe ich nicht verstanden.
    Tina

  • Ja okay...insofern is er eben ein Suchender...jemand, der vielelicht hofft, seinesgleichen zu finden. Und es gibt in der Geschichte nur eine Person, die so tickt wie Holden...Phoebe. Und sie ist eben kein Erwachsener...


    Interessant is, dass in dem Fall nich sie ihn enttäuscht...eher ist Holden selbst erschrocken darüber, welchen Einfluss er letztlich auf Phoebe ausübt---

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  • die meinungen teilen sich tatsächlich sehr...


    aber ich liebe "der fänger im roggen". hab es auf englisch und auf deutsch gelesen und ja...es ist kein wahnsinnig ereignisreiches buch, aber es regt zum nachdenken an. und ja...ich konnte mich in mancherlei hinsicht sogar mit holden identifizieren - ich verstehe ihn.


    es ist bestimmt nicht jedermanns sache, aber ich finde es sehr lesenswert. :zwinker:

    :leserin: [color=#CC0077]<br />Leo Tolstoi - Anna Karenina<br />Geneva Lee - Royal Passion<br />Frank Schätzing - Tod und Teufel<br />Patrick Rothfuss - The Name of the Wind<br />Maggie Stiefvater - The Raven Boys

  • Im übrigen sollten auch nicht immer nur Antworten in einem Buch gesucht werden. ufgeworfene Fragen sind manchmal (in Sachen "zum Nach-Denken anregen") deutlich gewinnbringender. Insofern kann ich mich nur anschließen.


    Es gibt ja einige solcher Autoren im 20. Jahrhundert (oder jetzt), die nicht immer alles beantworten wollen. John Irving zum Beispiel. Oder Harper Lee.

    And as I sat there brooding on the old, unknown world, I thought of Gatsby&#39;s wonder when he first picked out the green light at the end of Daisy&#39;s dock. He had come a long way to this blue lawn and hi

  • Hallo!


    Ich mag das Buch. Die Geschichte und der Stil passen zusammen. Natürlich kommen einige Begriffe vor, die man normalerweise in der geschriebenen Sprache wohl nicht erwartet, aber die Ausdrucksweise passt zu Holden Caulfield.


    Er hat keine wirkliche Ahnung was er will, tut dieses und jenes und kommt doch nirgends an. Ein bisschen umherirren ist im Leben ganz normal, auch wenn es bei ihm schon extrem ist.


    Es ist gar nichts o, dass Holden gar nichts mag, er sieht nur überwiegend das Schlechte, das auch viel auffälliger ist.


    Theoretisch geht es ihm ja nicht schlecht, aber nur weil man theoretisch alles hat, was man zum Leben braucht und der Normalsterbliche sagt "Was beschwerst du dich?", heißt das nicht, dass man glücklich sein muss.


    Hätte ich das Buch vor ein paar Jahren gelesen hätte ich sagen müssen, dass ich Holden total (nicht bis aufs Letzte, aber fast) nachvollziehen kann. Inzwischen bin ich aus dem Tief zum Glück wieder ein zur Hälfte herausgeklettert.
    Ich hatte auch mal eine Phase, in der ich eigentlich nur mit Leuten zu tun hatte, die ich nicht wirklich mochte und mit denen ich nur zusammen war, weil ich nicht allein sein wollte. Inzwischen weiß ich, dass Alleinsein manchmal sehr viel besser sein kann. Holden weiß es nicht und ich mache ihm daraus keinen Vorwurf. Er ist wie er ist, wie andere Buchcharakter auch einfach sind wie sie sind. Ich halte ihn für durchaus glaubwürdig.


    Ich hatte das Buch sehr schnell durch, einfach weil ich es interessant fand. Ein paar Sachen stimmen, andere nicht und was davon was ist, kann sich jeder selbst heraussuchen.
    Es ist kein richtiges Antwortenbuch, es ist ein Fragebuch.


    Gerade durch dieses Buch wurde mir gerade wieder klar, dass es doch einiges im Leben gibt, dass ich mag.


    5ratten


    Liebe Grüße


    Nirika

    „Jeg ser, jeg ser …<br />Jeg er vist kommet på en feil klode! <br />Her er så underligt …“<br /><br />Sigbjørn Obstfelder - Jeg ser

  • Ich habe das Buch nun zum zweiten Mal gelesen, nachdem ich es vor ungefähr 20 Jahren nur bis etwa zur Hälfte geschafft habe. Warum dieser Roman zum Kultobjekt entwickelte, wurde mir auch diesmal nicht klar. Holden ist bis zu einem gewissen Grad sympathisch, allerdings kann ich grundsätzlich wenig Verständnis aufbringen für Jugendliche, die die Schule schmeißen, sich nur beklagen, in Kneipen herumhängen und reihenweise Whiskys kippen (mit 16!) und ansonsten den A... nicht in die Höhe bekommen, um etwas gegen ihre Misere zu tun, obwohl ihnen offensichtlich klar ist - zumindest in Holdens Fall - dass hier etwas schief läuft :rollen:. Immerhin offenbart er auch positive Charakterzüge wie z. B. die Neigung, Entschuldigungen für andere Menschen zu finden.


    Die Handlung im Roman fand ich etwas unbefriedigend. Mir fehlte ein richtiges Ende, egal ob gut oder schlecht. Auch der Stil ist nicht mein Ding, selbst wenn er authentisch erscheint. Genau so würde ich mir die Ausdrucksweise eines 16-Jährigen wie Holden vorstellen.


    Grüße
    Doris

  • Hallo,


    habe nun das Buch auch mal gelesen - hier meine Rezi:


    Holden, ein Teenager, der schon aus verschiedenen Internaten "geflogen" ist, da seine Leistungen ungenügend waren, bekommt kurz vor Weihnachten wieder die Info, dass er nach den Ferien nicht mehr erscheint darf. Der Brief an seine Eltern ist unterwegs und nach einigem hin und her mit seinen Kameraden verlässt er des Nachts das Internat und geht nach New York. Seine Erlebnisse, die er in den Tagen dort macht werden in diesem Buch geschildert. In den Aktionen und Verhaltensweisen Holdens wird deutlich, dass er sich dagegen sträubt erwachsen zu werden. Er nimmt zwar schon am Leben der Erwachsenen Teil, doch zeigen seine Naivität, sein teilweise kindliches Verhalten und seine Abneigung gegen fast jeden Erwachsenen Menschen sein Sehnsucht ein Kind zu bleiben. Auch fühlt er sich zu Kindern hingezogen und in seiner Welt recht gut zu Hause...


    Für mich ein interessantes Buch über einen Teenager und seine Probleme - auch konnte ich mir beim Lesen gut vorstellen, dass es für Jugendliche im Alter Holdens ein wirklich tolles Buch sein muss. Es zeigt die Zerrissenheit und die Suche nach sich selbst die man in diesem Alter wohl am intensivsten durchlebt. Doch ich glaube, wenn man irgendwie schon im Erwachsenenleben angekommen ist, erscheinen die Vorstellungen, Wünsche und Träume von Holden unrealistisch und kindlich, genau wie er selbst.
    Ich kann den Ausbruch- und Weglaufgedanken von Holden gut nachvollziehen, blitzt dieser Gedanke wohl bei jedem hin- und wieder auf, wenn einem Verantwortung, Terminpläne und soziale Erwartungen zu weit gehen.
    Alles in allem ein recht gutes Buch, für mich persönlich aber nicht so überragend.
    Darum bekommt es von mir 3ratten


    Sonnige Grüße
    schokotimmi

  • So, hier kommt meine Rezension:


    Die Geschichte wird vom 17-jährigen Holden Caulfield erzählt, der wegen Tuberkulose in einem Sanatorium ist. Sie handelt von Samstag, Sonntag und Montag vor dem letzten Weihnachtsfest. Holden ist bereits zum vierten Mal von einer Schule geflogen, dieses Mal von der Pencey Prep, wo er es geschafft hat, in vier von fünf Fächern negativ abzuschließen. Am Mittwoch beginnen die Weihnachtsferien, danach soll Holden nicht mehr an die Schule zurückkommen. Doch ihm passiert ein Missgeschick: Als Manager der Fechtmannschaft vergisst er vor einem wichtigen Kampf die gesamte Ausrüstung der Mannschaft in der U-Bahn, weshalb er von allen ignoriert wird. Außerdem ist er von seinem Zimmergenossen Stradlater und seinem Nachbarn Ackley genervt. Sie sind ihm zu verlogen und zu piefig. Holden beschließt daraufhin, seine Abreise nicht länger zu verzögern. Er packt seine Koffer und macht sich auf den Weg nach New York.


    Zu seinen Eltern will er nicht, weil er weiß, dass diese ihn umbringen würden, eben weil er schon wieder von einer Schule geflogen ist. Er checkt also in einem billigen Hotel ein und will sich dort mit einem Callgirl vergnügen, doch irgendwie wird daraus nichts, also geht er in eine Bar. Dort tanzt er mit drei älteren Damen, doch die sind irgendwie viel mehr an angeblichen Filmstars als an Holden interessiert. Also zieht dieser alleine weiter und betrinkt sich.


    Am nächsten Tag schläft Holden erst einmal, dann bringt er seine Sachen zum Bahnhof in ein Schließfach. Dort frühstückt er außerdem in einem billigen Café. Er trifft zwei Nonnen, die ihm sympathisch sind und redet eine Zeit lang mit ihnen. Er spendet ihnen zehn Dollar, bevor er sich wieder auf den Weg macht. Holden legt einen Zwischenstopp in einem Plattenladen ein, wo er für seine heißgeliebte zehnjährige Schwester Phoebe eine Platte kauft. Den Nachmittag verbringt er mit Sally Hayes, einer Freundin, bei einem „verlogenen, echt piefigen“ Theaterbesuch, abends geht er dann alleine ins Kino, bevor er sich mit einem ehemaligen Mitschüler trifft. Doch auch dieses Treffen verläuft nicht nach Holdens Vorstellungen. Schon von Beginn an sorgt Holden mit seinen indiskreten Fragen für eine angespannte Stimmung, sein Gesprächspartner verabschiedet sich bald wieder und Holden verbringt wieder einen Abend beim Trinken in irgendwelchen Bars.


    Er beschließt später, noch bei seiner kleinen Schwester Phoebe reinzuschauen. Holden schleicht sich in die Wohnung seiner Eltern, doch die sind Gott sei Dank nicht da. Er weckt Phoebe, um mit ihr zu sprechen. Die Kleine ist ziemlich schlau und Holden vergöttert sie. Natürlich merkt Phoebe schnell, dass er mal wieder von der Schule geflogen ist. Als sie die Eltern heimkommen hören, schleicht sich Holden wieder aus der Wohnung.


    Unterschlupf für diese Nacht findet er bei seinem ehemaligen Englischlehrer. Am nächsten Tag trifft er sich mit Phoebe, um sich von ihr zu verabschieden. Er will abhauen. Als sich Phoebe standhaft weigert, zu Hause zu bleiben, weil sie ihren großen Bruder begleiten will, denkt Holden um und beschließt in letzter Sekunde, seine Pläne doch noch zu ändern.


    „Der Fänger im Roggen“ wurde schon ausgiebig analysiert und interpretiert, deshalb soll an dieser Stelle darauf verzichtet werden. Es handelt sich um ein Werk, dessen Erfolg und Rezeptionsgeschichte für sich sprechen. Die Geschichte ist in flüssigem Tempo erzählt, man lebt mit Holden mit und schließt ihn ins Herz – ich jedenfalls fand ihn richtig sympathisch. Er entwickelt sich von einem Jugendlichen – fast noch Kind – zu einem Erwachsenen, man kann diese Entwicklung nachvollziehen und merkt es daran, welche Gedanken ihn bewegen und wie er sich verhält. Beim Lesen hatte ich das Gefühl, jemand hätte manche der Gedanken, die mich während meiner Jugendzeit bewegten, aufgeschrieben. Die Sprache ist jugendlich, aber nicht übertrieben, man nimmt Salinger seinen Antihelden einfach ab. Er ist eine komplexe Persönlichkeit mit einem sehr weichen Kern, den er jedoch (meist vergeblich) hinter vielen Flüchen versteckt. Außerdem hat Holden einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und ist gegen alles Verlogene. Vielleicht ist der Antiheld vielleicht doch weniger ein Anti als ein heimlicher Held. Mit hat das Buch jedenfalls tief beeindruckt und ich konnte es kaum mehr weglegen.


    Zusätzlich lesenswert machen das Buch auch diverse Hintergrundinformationen, beispielsweise die Tatsache, dass der John Lennon Attentäter Mark David Chapmann eine Ausgabe des „Fängers“ bei sich hatte. Außerdem besaßen Charles Manson, John Hinckley und Theodore Kaczynski das Buch – übrigens alle Gewaltverbrecher. Warum gerade auf diese Art von Menschen ein Protagonist wie Holden, der ja eigentlich ein Softie ist, solch eine Faszination ausübt, ist mir schleierhaft. Vielleicht war es damals auch einfach Pflichtlektüre in der Schule, ein Buch, das man halt daheim hat. Motive aus dem Werk verarbeiten auch die Filme „Flechters Visionen“ und eine Anime-Serie, außerdem findet man Anspielungen darauf auch in Büchern von Siegfried Lenz und Ulrich Plenzdorf. So komplex wie Holdens Charakter scheint auch die Rezeptionsgeschichte rund um das Buch zu sein. Einmal sollte sich jeder an der Lektüre von „der Fänger im Roggen“ versuchen – empfehlen würde ich allerdings eine eingehende, mehrmalige Lektüre. In diesem Jahr eines meiner Lesehighlights!
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    Taschenbuch: 269 Seiten
    Verlag: Rowohlt Tb.; Auflage: 5 (Januar 2004)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3499235390


    5ratten

  • Mir hat das Buch sehr gefallen. Es ist witzig geschrieben (ich liebe Komödien!! :breitgrins:)- einige Male musste ich laut auflachen, weil Holden einfach total durchgeknallt ist. Deshalb konnte ich mich auch mit ihm identifizieren :zwinker:


    Mit anderen Worten: "Das Buch machte mich fertig."


    5ratten

    Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied.<br />10/10 - tatsächlich geschafft!