Hi,
hier meine Eindrücke zu Tokyo Love...
Inhalt:
Lui ist 19, auffallend schön und gelangweilt. In einer Bar trifft sie den kleinen Gauner Ama, dessen gespaltene Schlangenzunge sie so fasziniert, daß sie mit ihm zusammenzieht und sich ihre Zunge piercen läßt - ein Tabu in Japan. Die Manipulation des Aussehens und der Schmerz geben Lui das Gefühl, am Leben zu sein. Entschlossen, die eigenen Grenzen zu überschreiten, bittet sie den Meistertätowierer Shiba, ihr ein mystisches Motiv auf den Rücken zu tätowieren. Als Gegenleistung fordert Shiba ein bizarres erotisches Dreiecksverhältnis. Lui willigt ein, doch dann verschwindet Ama spurlos. Und Lui muß sich ihren Gefühlen und Obsessionen stellen.
Eindrücke:
Ein Buch, das man locker an einem Stück lesen kann. (117 Seiten)
Sicher kein Meisterwerk, aber als Debütroman einer 22-jährigen mehr als annehmbar. Wenn man die japanische Mentalität bzw. den Umgang mit Erotik und unkonventionellen Lebensweisen ein wenig kennt, kann man verstehen, dass dieser Roman dort für ziemliches Aufsehen gesorgt hat.
Tokyo Love ist kein seichtes Buch; das Verhältnis von Lui und Shiba z.B. geht eindeutig in Richtung Sadomasochismus und wird auch ziemlich offen und schonungslos beschrieben. Den Charakter von Lui finde ich gut und ausführlich dargestellt, während Ama leider etwas zu kurz wegkommt. In 2 oder 3 Szenen, in denen die Gespräche zwischen Lui und Ama interessant werden, wird abgebrochen oder das Thema gewechselt. Ist aber meines Erachtens hinnehmbar, da das Hauptaugenmerk auf Lui liegt. Die Schilderung ihrer Depression, Hoffnungslosigkeit und Lebensmüdigkeit wirkt schon recht bedrückend und teilweise auch radikal, vor allem in Bezug auf die Todesphantasien.
Insgesamt hat mir Tokyo Love gut gefallen. Etwas genervt haben mich lediglich die (in meinen Augen) zu ausführlichen Fachsimpeleien über Tattoos und Piercings.
Über den Sprachstil möchte ich mir kein Urteil erlauben, da bei Übersetzungen aus dem Japanischen meist etwas vom ursprünglichen Ausdruck verloren geht.
Viele Grüße
Case