Patrick Leigh Fermor - Reise in die Stille. Zu Gast in Klöstern

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 3.434 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Yklamyley.

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    Klappentext: Auf der Suche nach Ruhe und Abgeschiedenheit ist Patrick Leigh Fermor, einer der bedeutendsten Reiseschriftsteller unserer Zeit, für einige Wochen zu Gast in dem französischen Benediktinerkloster St. Wandrille. Seine Reise führt ihn anschließend in die berühmten Klöster Solesme und La Grande Trappe, schließlich in die Felsenklöster Kappadokiens. Erst als die fieberhafte Geschäftigkeit des modernen Lebens von ihm abfällt, breitet sich vollkommene Ruhe und Gelassenheit in ihm aus. »Jenes erste Mysterium jedoch, das der Fremde empfindet, der sich für einige Zeit in einem Kloster aufhält – die langsame, sich steigernde Wirkung heilender Stille –, hat nichts von ihrem Zauber verloren.« In wundersamen Beschreibungen fängt Patrick Leigh Fermor Bilder, Stimmungen und die fernen Klänge der gregorianischen Choräle ein. Er erzählt uns von der wechselvollen Geschichte der Klöster, nähert sich dem Geheimnis des mönchischen Lebens und vermittelt uns die Aura des Friedens und der Gelassenheit, die die Mönche umgibt.


    Meine Meinung: Den relativ größten Anteil (etwa die Hälfte des ohnehin nicht dicken Buches) nimmt Fermors Aufenthalt in St. Wandrille ein. Es ist faszinierend, wie er als Externer und "Ketzer" das Leben in diesem Benediktiner-Kloster beschreibt und dabei auch noch mit leichter Hand historische Informationen und philosophische Betrachtungen über das Wesen des Mönchseins einstreut. Sein Eingewöhnungsprozeß ins Kloster war für einige Tage mit echten körperlichen Strapazen und völlig gestörten Wach-Schlaf-Phasen verbunden, bevor er die innere Ruhe fand, die er auch gesucht hatte und die ihn produktiv arbeiten ließ. Noch schlimmer war aber die Rückkehr in die Außenwelt, Fermor bezeichnet sie ausdrücklich als "schmerzhaft", alles sei ihm laut und vulgär vorgekommen, Reklameschilder wurden zur persönlichen Beleidigung.


    Er führte ausgiebige Gespräche mit dem Abt, dem Gastpater und dem Bibliothekar, was er schön einfließen läßt. So erzählt Fermor, wie er dem Abt gegenüber einmal bemerkte, daß es wohltuend sei, nicht mehr so viel reden zu müssen. Der Abt bestätigte dies und sagte, daß es eine wunderbare Sache sei. In der Welt außerhalb ihrer Mauern würde großer Mißbrauch mit dem Wort getrieben. Wenn man sich alle diese Lautsprecher in Film, Funk und Fernsehen vergegenwärtigt, dann kann man feststellen, daß dies in den 55 Jahren seit Fermors Besuch in St. Wandrille nicht besser geworden ist.


    Das Kloster Solesmes spielt keine große Rolle, der zweite Abschnitt widmet sich im wesentlichen Fermors Aufenthalt in La Grande Trappe, dem Gründungsort des Ordens der Zisterzienser von der strengen Observanz, landläufig auch Trappisten genannt. Deren Leben ist noch um einiges strenger geregelt als das der Benediktine, was Fermor zu folgender Aussage verleitet: "Der Tagesablauf in einem benediktinischen Kloster war mir anfangs sehr streng erschienen, doch verglichen mit dem trappistischen Horarium ist er die reinste Sommerfrische." Dann folgt noch einen Ausflug zu den verlassenen Felsenklöstern in Kappadokien, wobei Fermor auf Unterschiede zu den westlichen Klöstern eingeht. Schließlich gibt es noch eine Nachschrift, die er mit Abstand weniger Jahre zu den hier zugrundeliegenden Reisen angefertigt hat und in der er einen Blick auf das verbliebene bzw. wiederauflebende Klosterleben in Großbritannien wirft.


    Das Ganze kommt dabei durchaus in einer leichten und eleganten Sprache daher, allerdings sollte man sich vor lateinischen und französischen Wendungen und Sätzen nicht erschrecken. Diese tauchen immer wieder auf und bleiben unübersetzt (dafür gibt's auch leichten Abzug in der Wertung). Man kann sie sicherlich dem Sinn nach aus dem Kontext erschließen, aber einiges geht dabei mit Sicherheit verloren. Jedenfalls weiß ich nach diesem Büchlein, daß die beiden Bände über seine Wanderung von Hoek van Holland nach Konstantinopel, die er 1933 als 18jähriger unternahm (leider ist der letzte Abschnitt noch nicht geschrieben und erschienen), zu Recht auf meinem Wunschzettel stehen. Fermor schreibt einfach toll. Ich überlege allerdings ernsthaft, ihn demnächst im Original zu lesen, denn er gilt als großer Stilist – nicht schlecht für jemanden, der mit 18 schon von sämtlichen Schulen geflogen war :breitgrins:


    4ratten :marypipeshalbeprivatmaus:


    Schönen Gruß,
    Aldawen

  • Beim Abtauchen in die Tiefen des Forumsarchivs bin ich gerade wieder auf diese Rezension gestoßen, die vor einiger Zeit Anlass war, dass ich meiner besseren Hälfte dieses Buch geschenkt habe. Er war völlig hin und weg davon :daumen: Darum an dieser Stelle noch mal vielen Dank - anders wäre ich wohl kaum auf das Buch gekommen.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ja, ein feines Büchlein. Schön, daß es Gefallen gefunden hat, das freut mich auch sehr :smile:

  • Und vielen Dank für's Hochschubsen! Ich werde mir dieses Buch so bald wie möglich bestellen und dann auch hoffentlich bald davon berichten, wie es mir gefallen hat. :smile:

  • Da denk ich doch, dieser Name kommt mir bekannt vor, und finde das auf meinem Wunschzettel:
    Patrick Leigh Fermor - Between the Woods and the Water

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    Interessanterweise hab' ich es mir als Urlaubslektüre zu Kreta notiert, wobei ich jetzt nichtmehr wirklich sehe, was das Buch mit Kreta zu tun hat... :gruebel: Aber Fermors Biographie passt dafür zu Kreta, ich mag ja den Teil mit der Entführung des Befehlshabers der deutschen Besatzungstruppen :breitgrins: Da werd' ich mir wohl auf jeden Fall eines seiner Bücher einpacken, welches ist dann allerdings noch zu klären... Hat jemand vielleicht einen Tipp? :zwinker:

    Auch ungelebtes Leben<br />geht zu Ende<br />- Erich Fried