Jane Austen - Mansfield Park

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  • Hallo!


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    Klappentext


    In »Mansfield Park«, dem Herrenhaus des reichen Sir Thomas Bertram, leben nicht weniger als drei junge Ehekandidatinnen. Maria und Julia, die beiden Töchter des Hauses, gefährden durch Arroganz und Eitelkeit ihr zukünftiges Glück. Zugleich machen sie ihrer Cousine Fanny, Tochter verarmter Eltern, die bei den Bertrams aufwächst, das Leben schwer. Fanny, die eigentliche Heldin des Romans, trotzt kraft ihrer Unbestechlichkeit und Menschenkenntnis allen Anfechtungen. Und sie wird damit belohnt, daß sie letzten Endes doch noch den Mann heiraten darf, den sie lange Zeit ohne Hoffnung geliebt hat.


    Teilnehmer:


    Erendis
    Elchkusel
    Saltanah
    tina
    Aeria
    Nicole
    Bella
    stefanie_j_h
    Cynthrax
    Seychella (evtl. später)
    Wellenkind
    marilu
    Hedwig
    diamond
    evita
    aquacat


    Eine kurze Bitte: Damit das ein bisschen angenehmer zu lesen ist, postet erst, wenn ihr angefangen habt. Die Beiträge "Buch liegt bereit, ich fange heute Abend an" ziehen das ganze immer so sehr in die Länge.


    Interessant für Leserunden-Neulinge ist sicherlich die Leserunden-FAQ. Dort findet ihr auch Informationen z.B. zu Spoilern etc.


    Viel Spaß!

    [size=9px]&quot;I can believe anything, provided that it is quite incredible.&quot;<br />~&quot;The picture of Dorian Gray&quot;by Oscar Wilde~<br /><br />:leserin: <br />Henry Fielding - Tom Jones<br /><br />Tad Williams - The Dragonbone Chair<br /><br />Mark Twai

  • Hallo :winken:


    da bin ich wohl die erste. Ich hab heut pünktlich Feierabend gemacht und mich gleich mal mit dem Buch auf meinen wunderbar sonnigen Balkon gesetzt. Hab die ersten 40 Seiten gelesen. Viel gibt es ja noch nicht zu sagen. Es werden erst einmal die Umstände erklärt, wie Fanny nach Mansfield Park kommt und wie es ihr in der ersten Zeit dort so ergeht. Noch ist sie ein Kind bzw. junges Mädchen. Sie wirkt auf mich schonmal sehr liebenswert und sympathisch. Sie hat mein ganzes Mitgefühl, ich kann gut nachvollziehen, wie ihr zumute sein muss, als sie in diese reiche Familie kommt.


    Ich les mal noch ein bisschen weiter und bin gespannt auf diese Leserunde. Hab noch keine Erfahrung damit, es ist meine erste.


    Also bis später dann. Freu mich auf Euch.


    LG


    diamond


    Edit: Habe übrigens vorbildlich die Leserunden FAQ´s gelesen und das mit dem Spoilern hoffentlich auch verstanden...

  • Hallo :winken:
    es war heute sehr ruhig bei der Arbeit und so habe ich schon 4 Kapitel geschafft. Die arme Fanny, wird die ganze lange Reise über von der Tante vollgequatscht, kommt in ein fremdes Haus mit vielen neuen Gesichtern und als sie davon überfordert ist und anfängt zu heulen, hält man sie für undankbar. Überhaupt, Tante Norris hält sich für großmütig und denkt nur an sich selbst, ein imho typischer Austen-Charakter. Wenigstens Edmund kümmert sich um sie, überhaupt, macht er auf mich als einziger einen vernünftigen Eindruck.


    Achtung, ich habe die DVD !!!


    Liest eigentlich noch jemand auf englisch?
    Lg aquacat

    &quot;Das Paradies habe ich mir immer als eine Art Bibliothek vorgestellt.&quot; Jorge Luis Borges<br /><br />:leserin: <br />Cryptonomicon - Neal Stephenson

  • aquacat: Ich lese auch auf englisch :winken:


    Ich habe gestern nur die ersten beiden Kapitel geschafft und das dritte angefangen. Ganz am Anfang war ich etwas erstaunt, dass alle schon verheiratet sind :zwinker: aber dann wurde ja schnell klar, dass es gar nicht hauptsächlich um diese Personen geht, sondern vielmehr um die kleine Fanny. Die ist mir gleich ans Herz gewachsen und ich kann sehr gut nachvollziehen, wie sie sich fühlt. Mrs. Norris macht sich gleich zu Beginn richtig unsympathisch und ich bin gespannt, wie das weitergeht,


    Die Cousinen sind ja auch nicht gerade freundlich, wenn sie Fanny immer als dumm bezeichnen...

    ~~better to be hated for who you are, than loved for who you&WCF_AMPERSAND're not~~<br /><br />www.literaturschaf.de

  • Hier meldet sich noch eine Englischleserin :winken: .


    Eine wunderbar ruhige gestrige Arbeitsnacht ließ mich gut im Buch vorankommen, ich stecke schon im 11. Kap. Aber schön der Reihe nach.



    Ganz am Anfang war ich etwas erstaunt, dass alle schon verheiratet sind


    :lachen: Stimmt; unter diesem Aspekt hatte ich den Romananfnag noch nie gelesen.


    Dier ersten beiden Kapitel, in denen die ältere Generation vor (und bloß-)gestellt wurden, haben mir hervorragend gefallen. In Mrs Norris hat Austen eine weitere wunderbare Lieblingshassfigur geschaffen. Ihre Art der "Wohltätigkeit" - etwas in die Wege zu leiten, aber später keinen Finger krumm und keinen Penny locker zu machen, aber die Lorbeeren für das so menschenfreundliche Handeln für sich beanspruchen - ist großartig geschildert.
    Auch die anderen Figuren sind in ihren Eigenheiten gut getroffen. Die Bertrams sind keine schlechten Menschen, aber auch keine besonders guten. Ihr eigenes Wohlergehen liegt ihnen am meisten am Herzen, aber sie sind auch bereit, für andere was zu tun - vorausgesetzt es schränkt die eigene Bequemlichkeit nicht ein. Sie sind nicht überstolz auf ihre Stellung, sich deren aber sehr wohl bewusst. Und nein - Fanny soll sich nicht als was schlechteres fühlen müssen, aber als Gleichgestellte mit den Miss Bertrams darf sie selbstverständlich nicht aufwachsen! Für sie ist das Los der armen Verwandten vorgesehen, die großzügigerweise in die Familie aufgenommen wird und dafür mit immerwährender Dankbarkeit und Dienstwilligkeit bezahlen muss. Arme Fanny! Ich denke, dass diese Voraussetzung für ihr Leben bei den Bertrams einiges von ihrem mich etwas nervenden Verhalten in weiteren Kapiteln erklärt, da dazu noch eine große Schüchternheit und Ängstlichkeit in ihrem Charakter kommt. Keine gute Kombination!


    Dadurch, dass sie so unauffällig ist, kleingewachsen, schüchtern, zwei Jahre jünger als die jüngste der Bertrams und unter der Last der erwarteten "Dankbarkeit" wird sie - oder eher werden ihre Bedürfnisse - leicht übersehen. Sie hat eigentlich keine Rechte im Haushalt. Sie darf nichts fordern (dessen ist sie sich so sehr bewust, dass sie noch nicht einmal auf die Idee kommen würde, etwas für sich selbst zu verlangen), alles was sie bekommt, sind gute Gaben. Wie z. B. dass William sie besuchen darf; einmal in vielen Jahren! Aber daran gedacht, dass sie vielleicht auch mal den Rest ihrer Familie treffen möchte, wird nicht. Da fehlt es den Bertrams markant an Einfühlungsvermögen und Mitgefühl. Nicht, dass sie bösartig wären - nein, sie denken nur nicht so weit. Zum Glück ist da aber noch Edmund, der Fanny doch "sieht" und ihr einen Halt gibt, den sie so dringend benötigt.


    Ein toller Anfang also!

    Wir sind irre, also lesen wir!


  • 3. Kap.:
    Mrs. Norris macht sich gleich zu Beginn richtig unsympathisch und ich bin gespannt, wie das weitergeht,


    Zitat

    Keine Angst, Stefanie! Fanny braucht nicht zu ihr zu ziehen; Mrs Norris ist viel zu geschickt und egoistisch, um sich eine Last (wie sie es sieht), aufzuladen. Aber natürlich würde sie so gerne... aber ihr versteht, es geht nun mal nicht... :breitgrins: Ich mag Mrs Norris. Sie ist weder dumm noch untertänig. Sie weiß, was sie will und tut das auch. Natürlich ist sie dabei nicht gerade sympathisch, aber als Gegenfigur zu dem sich aufopfernden, erst-zuletzt-an-sich-selbst-denkenden Frauenideal, dem Fanny wohl ziemlich nahe kommt, ist Mrs Norris sehr erfrischend.


    Fühlt sich eigentlich noch jemand von euch durch Fannys Figur an Anne aus "Überredungen" erinnert? Nicht so sehr am Anfang, aber nach einigen Kapiteln, als Fanny etwas älter geworden ist, hat sie einiges von Anne, finde ich.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Saltanah: Ich war sehr erleichtert, dass das nun doch nicht so gekommen ist, wie ich befürchtet habe :)
    "Überredung" habe ich leider noch nicht gelesen, Vergleiche sind mir daher nicht möglich...


    Inzwischen bin ich schon bis Kapitel 7 vorgedrungen und das Buch gefällt mir sehr gut. Die beiden Crawfords machen alles noch etwas interessanter, es scheint ja fast jeder schon das passende Gegenstück zum Heiraten gefunden zu haben, aber ob das am Ende alles so kommt, wie es jetzt aussieht, daran glaube ich noch nicht...
    Über Fanny weiß man leider immer noch nicht mehr, sie hält sich ja meistens im Hintergrund und traut sich offensichtlich nicht so richtig, ihre Meinung zu sagen. Sie hat es natürlich immer noch nicht leichter, vor allem jetzt,


    Ich wundere mich schon etwas, denn gerade nach "Stolz und Vorurteil" ist man eine ganz andere Art Frau als Hauptperson in Jane Austen's Romanen gewohnt und bin natürlich sehr gespannt, wie die Entwicklung der kleinen Fanny weitergeht.

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  • 15. Kap.:
    In Mansfield Park soll Theater gespielt werden. Ein in den Augen gewisser schockierendes, völlig unpassendes Stück möchten sie aufführen. Google erklärt mir, dass es sich bei "Lovers' Vows" um ein Stück des Amerikaners John Howard Payne oder um eine andere Bearbeitung von August von Kotzebues "Das Kind der Liebe" ist. Leider kenne ich weder das eine noch das andere Theaterstück. Ich würde sie gerne lesen oder sehen, um verstehen zu können, wieso das Stück so unpassend für eine Amateuraufführung von Leuten aus "gutem Hause" ist. Der deutsche Titel gibt allerdings schon einen Hinweis darauf.

    Wir sind irre, also lesen wir!

    Einmal editiert, zuletzt von Saltanah ()

  • Hallo,


    ich habe die ersten 4 Kapitel gelesen und das Buch gefällt mir von Anfang an sehr gut. Um einiges besser, als Northanger Abbey.
    Fanny tut mir leid. Wie kann man sein neunjähriges Kind wegschicken und dann noch nichteinmal das Bedürfnis haben, seine Tochter zu sehen und das über Jahre hinweg. Das kann ich nicht verstehen. Das würde ich nie ertragen. Die arme Maus. Dann noch die Dreistheit der Verwandschaft, dass Fanny zu dumm sei oder Schwierigkeiten beim Lernen, bzw eine schlechte Auffassungsgabe zu haben. Das ist ja wohl einfach nur fies. Onkel und Tante sind keine bösen Menschen, denn es gibt bestimmt schlimmere, aber die Ansicht, dass die eigenen Kinder was besserers sind und es ihnen auch noch zugeflüstert wird, das Fanny weniger wert ist, als sie das tut mir für Fanny leid. Sie hat mein ganzes Mitgefühl und so wie es vielen hier geht finde ich Mrs. Norris einfach nur zum :kotz:.
    Was ein Glück hat die arme Maus einen so liebevollen Cousin.
    Ich bin schon sehr gespannt wie es weitergeht und werde mich wieder melden. Kann allerdings etwas dauern, da ich momentan kaum Zeit habe zum lesen. Um so mehr genieße ich es dann, die wenige Lesezeit mit Jane Austen zu verbringen.
    Manchmal frage ich mich, ob sie sich vorstellen konnte, auch so lange nach ihrem Tod noch so vielen Menschen mit ihren Büchern Freude zu bereiten. Wüßte sie's, würde sie sich bestimmt freuen.


    Tina

  • @Stefanie uns Saltanah, schön, dass ihr auch im Original lest, wie findet ihr es ? Manch Abschnitte fand ich etwas schwieriger, zB ob ein Mädchen jetzt "out" oder "not out" ist, das nächste Kapitel fand ich dann wieder einfacher.
    Saltanah,hihi, habe auch Nachtdienst. Ich wünsche dir weiterhin ruhige Nächte, ich selbst habe noch fünf :sauer:


    Ich bin nun bei Kapitel 9, also wenn ich mir so die Gespräche durchlese :vogelzeigen:
    am besten fand ich das darüber, ob ein Mädchen nun "zu heiraten" ist oder nicht, und wer dann Schuld wenn sich Mädchen ein Mädchen "falsch" verhält. Ich hoffe ihr versteht, was ich meine im Englischen war das wie oben erwähnt "out" oder "not out". Tjaaa und Mrs Norris, was für eine furchtbare Frau, aber so eine Hassperson macht ja beim Lesen auch immer wieder Spaß :breitgrins:, da kann man sich immer so schön :grmpf:
    Lg aquacat

    &quot;Das Paradies habe ich mir immer als eine Art Bibliothek vorgestellt.&quot; Jorge Luis Borges<br /><br />:leserin: <br />Cryptonomicon - Neal Stephenson

  • aquacat:
    ich lese ja sehr viel auf englisch, und vor allem auch einiges an Literatur des 19. Jahrhundert. Zudem habe ich alle Romane von Austen schon mehrmals gelesen - auf englisch wie auch auf deutsch - und so bereitet mir Austens Sprache keinerlei Probleme. Ich genieße einfach nur ihre Schreibkunst. Ich kann mich aber noch gut an meine ersten englischen Austen-Begegnungen erinnern; gerade solche Sachen wie "out" oder nicht haben mir damals zu schaffen gemacht, und oft musste ich grübeln, welche Bedeutung sich eigentlich hinter manchen Ausdrücken verbirgt.
    Auch dir ruhige Nächte!


    Ich habe mittlerweile das 19. Kap. beendet, in dem


    Auch diesmal gefällt mir "Mansfield Park" nicht annähernd so gut wie "Stolz und Vorurteil" oder "Verstand und Gefühl", aber doch ein ganzes Stück besser als bei früheren Lektüren. Früher hat es mich ziemlich angeödet, aber jetzt "flutscht" es recht gut. Einige wunderbare Formulierungen voller Ironie lassen mich immer wieder in Lachen ausbrechen wie z. B. John Yates Überzeugung, die geplante Aufführung in Ecclesford hätte immortalized the whole party for at least a twelvemonth!, also die Mitwirkenden für mindestens ein Jahr unsterblich gemacht! :breitgrins: Göttlich!
    Oder auch Lady Bertrams Freude über die Rückkehr ihres Gatten im 19. Kap. whose feelings were so warmed by his sudden arrival, as to place her nearer agitation than she had been for the last twenty years.She had been almost fluttered for a few minutes, and still remained so sensibly animated as to put away her work, move Pug from her side, and give all her attention and all the rest of her sofa to her husband. Wow!


    Leider ist Fanny, die Hauptperson, viel zu sehr graues Mäuschen und zu wenig lebhaft, um z. B. mit einer Heldin wie Elizabeth Bennet konkurrieren zu können. Dies denke ich ist die Hauptursache dafür, dass mich "Mansfield Park" nicht so sehr begeistern kann wie andere Bücher Austens.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Hallo.


    Nun habe ich auch mit dem Buch angefangen, habe aber erst 1 Kapitel gelesen.
    Zunächst möchte ich sagen, dass es schön ist, ein Austen-Buch zu lesen, ohne eine Lupe zu brauchen. Meine anderen Austen-Romane sind alle so klein gedruckt, dass es mir die ganze Zeit in den Augen weh tat.


    Und natürlich ist es sehr schön, wieder Jane Austen zu lesen. Mein letzes Buch von ihr war "Northanger Abbey" und das hat mir nicht gefallen.
    Die Sprache ist - natürlich! - wieder wunderbar (ich lese auf Deutsch), aber auch eine Umstellung, denn ich habe gerade einen Fantasy-Roman beendet und der liest sich nun mal ganz anders.


    Die Handlung ist noch nicht sehr weit fortgeschritten, klar, aber man kann die Personen, um die es geht, schon mal gut einschätzen. Vor allem Mrs. Norris. Was für eine herrliche Hassperson! Ich bin hin- und hergerissen. Einerseits möchte ich noch viel mehr über sie lesen und andererseits wünsche ich ihr die Pest auf den Hals und hoffe, dass sie aus dem Buch verschwindet.


    Ich lese "Mansfield Park" zum ersten Mal und habe auch den Film noch nicht gesehen (bis auf den Kino-Trailer). Daher bin ich gespannt, wie sich alles entwickelt. Das Buch hat jetzt genau ein Jahr gesubbt und ich hoffe, dass es mich nicht enttäuscht.


    ***
    Aeria

  • Kap. 21:
    Hier überrascht mich sir Bertram, von dem ich keine besonders hohe Meinung habe, positiv. Aber überhaupt erscheint er mir nach seiner Rückkehr menschlicher, fürsorglicher. Während er mir zu Beginn des Buches ziemlich desinteressiert an seinen Kindern erschien,


    Kap. 23:
    Hier wird Mrs Norris richtig eklig. Die Art und Weise, wie sie Fanny an "ihrem Platz" halten will, ist einfach nur bösartig, und viel schlimmer als alles was sie sich bisher geleistet hat, bzw. was bisher gezeigt wurde.


    Als Leitworte dieses Buches tauchen immer wieder die Ausdrücke proper, properly, improper, impropriety, etc. auf, also anständig, schicklich, passend, unschicklich, Unschicklichkeit. Mir scheint es in diesem Buch noch deutlicher als in den anderen Austens, wie sehr ständig in den Bahnen des "schicklichen Verhaltens" gedacht wird, und wie sehr dies die persönlichen Freiheit der einzelnen einschränkt. Gerade Fanny, die die Regeln noch stärker als die anderen verinnerlicht hat, und auf der als armer Verwandter zudem noch die Last der Dankbarkeit ruht, wird so sehr von den Forderungen des korrekten Verhaltens eingeengt, dass mir übel davon wird. Eine gehörige Portion Selbstbewusstsein und auch Egoismus würden ihr nur wohl tun. Interessant ist es ja zu sehen, wie andere Personen (wie z. B. Mrs Norris) sich zwar nicht unschicklich verhalten, aber um die Forderungen der Korrektheit herum Answege finden, um sich selbst ein bequemes Leben zu bereiten, aber den äußeren Schein dabei immer wahren. Unmoralisch (wenn man unter Moral "gutes", niemanden schadendes Verhalten versteht), aber vollkommen "proper", und damit unangreifbar.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Hi Ihr Lieben, :winken:


    endlich komme ich mal wieder dazu, mich hier zu melden. Ich bin in den letzten Tagen mit dem Buch noch nicht sehr viel weiter gekommen (Kap.11). Ich denke aber, das wird jetzt besser.


    Ich habe mich sehr amüsiert über diesen Ausflug, den die alle da gemacht haben. Wie sich dann der/die ein oder andere gekränkt fühlte, weil der/die Auserwählte mit einem/einer anderen durch den Park spazierte oder was auch immer. Musste echt schmunzeln, denn solche Spielchen gibt es ja in der ein oder anderen Form auch heute.


    Ich bin auch sehr gespannt, wie es jetzt weiter geht mit Fanny. Sie ist bislang immer noch ein wenig im Hintergrund. Ab und zu bekommt man schon einen Einblick in ihre Ansichten, wenn sie sich in Edwards Gegenwart mal getraut, ihre Meinung auszusprechen, aber im großen und ganzen ist sie schon noch sehr still und zurückhaltend, wie ich finde.


    Ich kann mich Euch anderen in Bezug auf Mrs. Norris nur anschließen. So eine gemeine, fiese Person. Man kann sie so schön hassen, aber gleichzeitig bleibt das Buch durch sie schön unterhaltsam. Mal sehen, was der noch so alles in den Sinn kommt.


    Na dann wollen wir mal schauen, wie es weitergeht.


    Viel Spaß allen beim Weiterlesen.


    LG diamond.

  • Denkt noch jemand, wenn er den Namen Mrs. Norris liest, automatisch an Mr. Filchs Katze? :zwinker:


    Ich bin halb durch Kapitel 6 und finde das Buch nach wie vor unterhaltsam. Es passiert zwar nichts, aber der Alltag der "feinen Gesellschaft" ist wirkilch amüsant geschildert.


    Was mich wundert ist, dass Sir Thomas nun schon seit 2 Jahren weg ist und ihn anscheinend niemand vermisst :rollen: . Da fragt man sich doch, was seine Aufgabe in der Familie gewesen ist, wenn seine Abwesenheit so ohne weiteres verkraftet werden kann.


    Mir hat besonders das Gespräch gefallen, wie man eine in die Gesellschaft eingeführte junge Dame erkennt (Kapitel 5). Bei Mr. Bertrams Geschichte über sein Erlebnis mit der Familie Sneyd habe ich das Grinsen nicht aus dem Gesicht gekriegt. Nein, wie konnte er nur! "Miss Augusta hätte während der nächsten sechs Monate noch nicht beachtet werden dürfen..." Was damals ein Fettnäpfchen gewesen ist, finde ich - aus der heutigen Sicht - einfach nur so: :breitgrins: .


    Fanny hat mir in den ersten Kapiteln sehr leid getan. Armes Ding, ständig behaupten alle, sie sei dumm, niemand außer Edmund interessiert sich für sie, da kann man glatt Depressionen bekommen.
    In den letzten paar von mir gelesenen Kapiteln ist Fanny in den Hintergrund getreten, was schade ist. Ich hoffe, dass sich das bald ändert.


    ***
    Aeria

  • Ach, ich weiß gar nicht, wie ich dieses Buch je für langweilig halten konnte. Welch ein Glück, dass ich ihm noch eine Chance gegeben habe, denn dieses Mal gefällt es mir richtig gut!


    Kap. 25:
    Mal wieder ein typisch Austen'sches Kapitel: eigentlich passiert überhaupt nichts, die Personen spielen in aller Ruhe und guter Laune Karten, aber unter der Oberfläche brodeln die Emotionen und wenn man will, kann man hinter jeder Handlung eine tiefere Bedeutung sehen.

    Wir sind irre, also lesen wir!


  • Denkt noch jemand, wenn er den Namen Mrs. Norris liest, automatisch an Mr. Filchs Katze?


    Ja hier ich! :winken: Ist mir auch sofort durch den Kopf geschossen, als ich den Namen gelesen hab...

    Einmal editiert, zuletzt von diamond ()

  • Es tut sich einiges im Buch und ich bin mittlerweile richtig angetan von ihm.
    Nicht nur die Leserinnen, sondern auch die Protagonisten erleben einige Überraschungen.


    Hatte Henry Crawford im 24. Kapitel nur vor,

    Zitat

    Fanny in sich verliebt zu machen, beginnt er langsam, selbst an ihr Gefallen zu finden.
    Im 30. Kap. überrascht er dann seine Schwester mit der Bekanntmachung, Fanny heiraten zu wollen, und
    im 31. Kap. schockiert er Fanny dann auch mit seinem Heiratsantrag, die ihn erst nicht richtig ernst nehmen kann, und in den folgenden Kapiteln alle Mühe hat, ihre Ablehnung deutlich zu machen.


    Sir Thomas, der davon im 32. Kap. erfährt, reagiert anfangs nicht besonders nett. Er

    Zitat

    ist von dem Heiratsantrag an sich nicht überrascht, umso mehr aber von Fannys Reaktion: "Am I to understand, that you mean to refuse him?", fragt er ungläubig, und schließlich davon überzeugt, rastet er aus. Bzw. würde er ausrasten, wenn seine Erziehung und die "guten Sitten" ihm das erlauben würden. Er äußert sich zutiefst enttäuscht über Fannys Charakter, der auf einmal beunruhigende Züge von "indipendence of spirit" zeigt. Dass sie über ihr Schicksal "selbst entscheiden" will, findet er die Höhe der Unverschämtheit in einer jungen Frau. Fanny wagt es, ohne ihn zu fragen, eine Entscheidung zu treffen, und diese auch nach Bekanntgabe seines Willens aufrechtzuerhalten! Schocking! Das hätte er von der kleinen, schüchternen, untergebenen Fanny nun wirklich nicht erwartet!
    Fanny ist durch seine schlechte Meinung natürlich am Boden zerstört.
    Aber immerhin mäßigt Sir Thomas etwas später wieder. Zwar hat er Fannys Entscheidung noch lange nicht akzeptiert, sondern hofft auf ein Umschwenken ihrerseits, aber immerhin übt er keinen so schlimmen Druck mehr aus. Richtig sympathisch macht mir das Sir Thomas aber trotzdem nicht. Ich bin nun mal nicht Fanny, die es so unglaublich großherzig von ihm findet, dass er trotz ihres Verhaltens den Befehl gibt, ihr Zimmer zu beheizen :rollen: .


    Auch Mrs Norris ist für eine Überraschung gut. Mittlerweile auch über die Geschehnisse informiert, ist sie lange nicht so entsetzt, wie Fanny und auch Sir Thomas befürchtet hatten. Dies liegt allerdings nicht an einer Reformation ihres Charakters, im Gegenteil!

    Zitat

    Kap.33:
    Sie hätte es als persönliche Beleidigung empfunden, wenn Henry Fanny, statt der von ihr vorgesehenen Julia geheiratet hätte. Dass er das nur wegen Fannys Weigerung nicht tut, darüber schaut sie großzügig hinweg. Hauptsache ist ihr, dass Fanny keine gute Partie macht; die Ursache dafür ist ihr egal. :breitgrins: Auch eine Logik!


    Ich bin begeistert und lese gespannt weiter.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Ich lese gerade Kapitel 10.


    Es ist echt traurig zu lesen, wie abhängig Fanny von den anderen ist. Nichts gehört wirklich ihr und selbst die Freude ihrer täglichen Ausritte wurde ihr beinahe genommen. Der Ausflug nach Sotherton ist etwas ganz Außergewöhnliches für sie, denn schließlich war sie kaum jemals von zu Hause weg.



    /edit:
    Ich finde es immer wieder lustig, dass jeder den Vermögensstand eines jeden kennt. Und dass diesem Thema immer die erste Frage gilt.
    "Ja, wirklich, ein sehr hübsches Paar. Wie groß ist denn sein Vermögen?"
    "Viertausend im Jahr."


    ***
    Aeria


  • Aus Edmund werde ich nicht richtig schlau.


    Ich denke, er ist ein perfektes Beispiel für das Sprichwort "Liebe macht blind." Was er nicht sehen will, das sieht er nicht, und wenn er es sieht, dass findet er Entschuldigungen und Ausreden dafür.



    Im 34. Kap. liest Henry Crawford aus Shakespeares "Henry VIII" vor. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Austen dieses Stück ohne Hintergedanken gewählt hat. Zwar weiß ich nicht, was Shakespeare in seinem Stück über jenen Henry schreibt (eine Lücke, die ich bald mal stopfen muss), aber das einzige, was mir zu Heinrich dem Achten einfällt, sind seine vielen Frauen. Hier, denke ich, spiegelt Austen Henry Crawfords Frauenheldentum in dem gleichnamigen König.

    Wir sind irre, also lesen wir!