Rezension: Rainer Schmitz: Was geschah mit Schillers Schädel?

Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 4.169 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Doris.

  • Rainer Schmitz: Was geschah mit Schillers Schädel? Alles, was Sie über Litertur nicht wissen. Eichborn Verlag.


    Art des Sachbuchs: Ein Bibliomanikum.


    Auszug aus dem Klappentext:
    Die Literatur besteht aus Werken. Ja. Aber es gibt immer die Menschen, die sie geschrieben haben. Über die steht in herkömmlichen Lexika meist kärglich wenig. Dabei weiß jeder, daß Bertolt Brecht ein schlechter Schüler war. Und Thomas Mann auch. Mehr darüber zu finden ist aber schwierig - das heißt: war schwierig. Denn jetzt gibt es "Den Schmitz". Da schlägt man einfach nach und sieht, welcher Literat ein schlechter Schüler war und welche Geschichten sich darum ranken. Oder was mit Schillers Schädel geschah, wo sich Dantes Asche befindet (...) wie Edgar Allen Poe zu Tode kam, welche Werke (...) im Gefängnis geschrieben worden, welche Autoren die besten und welche die schlechtesten Verträge hatten ...


    Auf über 1800 eng bedrucken Spalten öffnet sich eine wahre Fundgrube über Literatur und Schriftsteller. 25 Jahre hat der Focus-Redakteur Schmitz dazu Daten zusammengetragen. Natürlich liest man ein solches Buch nicht von vorne bis hinten, lediglich einige Ausschnitte habe ich mir zu Gemüte geführt. Aber schon diese lassen mich zum Schluss kommen, dass es sich hier um die beste Veröffentlichung in diesem Jahr im Bereich Bibliomanikum handelt. So erfährt man etwas über den längsten und den kürzesten Anfangssatz eines deutschsprachigen Autors (der kürzeste stammt von E. Henscheid und lautet "So.", der längste befindet sich in T. Bernhards Korrekturen mit 163 Wörtern.) Trotz des alphabetischen Aufbaus lassen sich viele Informationen nicht einfach auffinden. Aber dieses Buch ist sowieso eher zum Stöbern geeignet, man liest sich fest, springt von Stichwort zu Stichwort. Über den Index sind alle Autoren erschlossen. Es gibt viel ernsthafte Information, aber natürlich auch Überflüssiges und Lustiges. Die gegebenen Infos sind nie oberfläch recheriert, es gibt sehr viele Hintergrunddetails.


    Ich würde Euch gern drei Stellen beispielhaft präsentieren. Ihr dürft dazu die Spalten auswählen (5 - 1700). Die ersten drei Antworten werde ich später bearbeiten und in diesem Thread ergänzen.


    Auch in diesem Lexikon gibt es eine "Steinlaus". Ich habe sie per Zufall gefunden. Über die dort gegebene Info (die ich hier nicht verrate) war ich so überrascht, dass ich anfing, im Internet zu recherieren. Siehe da, es gab eine Zeitungsnotiz gleichen Inhalts in der "Welt". Die Notiz stammte vom 01.04.2006.


    5ratten


    Schöne Grüße,
    Thomas

    Einmal editiert, zuletzt von Klassikfreund ()

  • Hallo,


    scheint ein Buch nach meinem Geschmack zu sein. Auf die Beispiele bin ich schon sehr neugierig, ich wähle Spalte 1601 und bin schon gespannt auf deine Antwort. :smile:


    Ich habe noch bei Amazon den Link zum Buch rausgesucht:

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    Liebe Grüße
    wolves

  • "haben will" am liebsten sofort!


    Danke für die Rezi :breitgrins:


    Und auf die Beispiele bin auch schon gespannt. Ich hätte gern die 800 :breitgrins:


    Warum erinnert mich das grad an Risiko? "g"

    LG Gytha

    “Dieses Haus sei gesegniget”

  • Hallo,


    prima, der Hinweis und die Rezension, Klassikfreund! Ich bin Mittwoch über dieses
    gestolpert und habe es mir auch sofort gekauft und dann den halben Donnerstag damit verbracht, darin herumzuschmökern: Wirklich, eine wahre Fundgrube für Literaturliebhaber und bestimmt ein zukünftiger Klassiker der Bibliomanie!


    HG
    finsbury

  • Hallo,


    dann bringe ich hiermit drei weitere Beispiele aus dem Buch (Spalten 1601, 800 und 65).


    In Spalte 1601 finden sich drei kürzere Stichworte: Walhalla - Wallace, Edgar, Day - Wallraffa.
    Ich nehme mal den Edgar Wallace Day heraus, der jedes Jahr am 1. April von der Edgar-Wallace-Society begangen wird. Auf der Dinnerkarte finden sich dann nur Speisen und Getränke, deren Bezeichnungen dem Werk des Geehrten entnommen werden, z.B. ein Galgenvogelparfait "Weiße Nonne".


    In Spalte 800 findet man das Stichwort Kuhfladen. Heraklit war an der Wassersucht erkrankt, traute seinen Ärzten nicht und gab Kindern den Auftrag, ihn vollständig mit Kuhfladen zu bedecken, da er die Vorstellung hatte, dass so sein Wasser im Körper entzogen wird. Er lag zwei Tage in dieser Packung und verstarb dann. Heraklit versuchte sich vergeblich zu befreien, da die Fladen getrocknet waren und ihn wie einen Panzer umgaben. Die stinkende Hülle wurde schließlich von Hunden samt Leiche aufgefressen.


    In Spalte 65 finden sich die Stichworte Auto - Autoabgase und Auswanderer. Während unter Autoabgase, diejenigen aufgezählt werden, die sich damit das Leben nahmen (die dort erwähnten Autoren kenne ich nicht, z.B. den Pulitzer-Preisträger William Inge), ist der sehr kurze Eintrag unter Auto höchst interessant. Nabokov schrieb den berühmten Roman Lolita während der sommerlichen Schmetterlingsjagden im Auto seiner Familie. Unter Auswanderer werden Details zu Frank McCourt geliefert.


    Schöne Grüße,
    Thomas

  • Mir ist das Buch letzthin erst ins Auge gesprungen und ich hatte schon eine Art Instinkt das es vielleicht einen Blick wert wäre - mir scheint dem ist wirklich so! Danke Klassikerfreund für die aufschlussreiche Rezension!


    Grüße

  • Ich habe es mir heute bestellt. Die wirklich tolle Rezension von Klassikfreund und die drei herausgegriffenen Beispiele haben mich vollends überzeugt. :smile:


    Liebe Grüße
    wolves


  • Ich habe es mir heute bestellt. Die wirklich tolle Rezension von Klassikfreund und die drei herausgegriffenen Beispiele haben mich vollends überzeugt. :smile:


    Liebe Grüße
    wolves


    Hallo wolves,


    es freut mich, dass ich Dir Lust auf das Buch gemacht habe.


    Und ich freue mich, wenn sich aufgrund meiner Rezension gute Bücher weiter verbreiten. Ich wünsche mir das natürlich auch von den anderen Titeln, die ich hier so bespreche. Zugegeben: Empfehlungen sind immer eine gewagte Angelegenheit, da die Geschmäcker sehr unterschiedlich sein können. Wenn man aber ab und zu mal Feedback zu einer Rezension bekommt, dann ist dies schon motivierend.


    Viel Spaß mit dem Buch,
    Thomas

  • Hallo Thomas,


    heute habe ich das Buch abgeholt. Es macht richtig Spaß darin zu blättern und sich bei dem einen oder anderen Stichwort festzulesen. Ich kann dir und finsbury nur zustimmen, dass es eine wahre Fundgrube für Literaturliebhaber ist.


    Liebe Grüße
    wolves

  • Hallo zusammen!


    Danke für die Präsentation! So viel Wissen, das die Welt nicht braucht ... :zwinker:


    Wenn ich je wieder an Cocktail-Parties gehen werde, werde ich das Buch wohl kennen müssen ... :breitgrins: :breitgrins: :breitgrins:


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Bücher mit solchen Titeln reizen mich normalerweise gar nicht, aber die Rezi machte neugierig, deshalb habe ich das Buch auf meine Wunschliste gesetzt und Anfang dieses Jahres endlich zugelegt. Und ich bereue es nicht! Hier gibt es massenweise Informationen über alles, was mit Literatur zu tun hat, und selbst wenn es Wissen ist, die (Sandhofers) Welt nicht braucht, ist es allemal abwechslungsreich, unterhaltsam und spannend zu lesen. Für jemanden, der sich auch für Hintergründe interessiert, dürfte es ein Leckerbissen sein. Mir macht es auf jeden Fall Spaß, mich von einem Stichwort zum nächsten zu lesen.


    Grüße
    Doris