Velma Wallis - Zwei alte Frauen

Es gibt 21 Antworten in diesem Thema, welches 16.590 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Anne.

  • Eine faszinierende Geschichte! Ich brauchte ein paar Seiten um mich an den Stil zu gewöhnen, aber dann entwickelt sich tatsächlich ein richtiger Sog. Die Lebensumstände sind eigentlich unvorstellbar, die ein Volk zu so einer Entscheidung zwingen. Gerade deswegen geht dieses harte Leben, in totaler Abhängigkeit von der Natur, sehr nahe.


    Der Inhalt wurde ja schon wiedergegeben, und auch wenn es nur 100 Seiten sind, verbirgt sich darin sehr viel. Mein persönliches Fazit ist, dass man sich nicht in festgelegten Rollen ergeben darf. Man könnte die Chance verpassen, über sich hinauszuwachsen. Auch wenn es ungemütlich sein kann, ist man vielleicht zu Dingen fähig, die man sich nicht zugetraut hätte. Nur brechen wir ungern freiwillig aus lieben Gewohnheiten aus, sondern erst wenn wir dazu gezwungen sind. Man sollte mutiger sein, und sich nicht einschüchtern lassen. Oder sich auf geglaubten Sicherheiten ausruhen.
    Und vielleicht sollten wir uns vor allem auch von Subsistenzwirtschaft und moralischer Ökonomie etwas abschauen, und unsere Wertigkeiten überdenken. Bevor uns Häuptling Kapitalimus dazu zwingt die eigene Mutter zu verhökern, aus Angst auf Bequemlichkeiten verzichten zu müssen.


    Beeindruckt hat mich auch der Werdegang der geschriebenen Legende bis zu ihrer Veröffentlichung. Und ich finde es sehr schön, dass sie auch mich schließlich erreicht hat. Das Buch wird bei uns jetzt fleißig weitergereicht und hergeborgt.
    5ratten

    ~ es gibt andere Welten als diese ~<br /><br />SUB-Challenge<br />Start: 31.07.2014

  • Velma Wallis, geboren 1960 als eines von dreizehn Kindern in Fort Yukon/Alaska, wurde in den traditionellen Werten ihres Volkes, der Athabasken, erzogen. Nach dem Besuch der Highschool zog sie in eine Trapperhütte und lebt dort allein mit ihrer Tochter wie ihre indianischen Vorfahren.


    Dieses dünne Büchlein erzählt eine indianische Legende, die von Generation zu Generation weitergegeben wird.

    Die Geschichte spielt im hohen Norden von Alaska. Ein eiskalter Winter führt zu einer Hungersnot. Der Häuptling eines Nomadenstammes beschließt, die beiden ältesten Frauen zurückzulassen, um den Stamm zu retten. Das heißt, sie dem unausweichlichen Tod auszusetzen.

    Die Frauen sind entsetzt, wagen es aber nicht, aufzubegehren, aus Angst, dass dann noch etwas Schlimmeres passiert. Allein zurückgelassen, besinnen sie sich auf ihre ureigenen Fähigkeiten und sie beginnen, um ihr Überleben zu kämpfen.

    Und während die Frauen im kommenden harten Winter rausbekommen, welche Fähigkeiten noch in ihnen stecken, ergeht es dem Volk wesentlich schlechter. Der Häuptling lässt das Volk zurückkehren. Eine leise Hoffnung schlummert in ihm.

    Wird sie sich erfüllen? Sollten es die Frauen tatsächlich geschafft haben? Und wenn ja, werden sie wieder Vertrauen zu dem Volk finden, das sie so verraten hat?


    Velma Wallis Schreibstil lässt mich an Agota Kristof denken. Die Geschichte ist auf das Allerwichtigste reduziert. Nichts Überflüssiges ist an den Sätzen. Das Buch ist gespickt mit stimmungsvollen Illustrationen von Heinke Both.

    Sehr interessant auch im Nachwort der Herausgeberin zu lesen, welche Schwierigkeiten es machte, dieses Büchlein herauszubringen.

    "Eine Legende von Verrat und Tapferkeit" - so der Untertitel. Und eine Geschichte über Liebe, Freundschaft und Vergebung.

    Ich kann dieses Büchlein nur empfehlen.


    5ratten


    Es wurde hier schon mal angesprochen und ich schließe mich der Meinung an: Dieses Buch ist so viel mehr als ein Unterhaltungsbuch. Meiner Meinung nach gehört es mindestens zur "Gegenwartsliteratur & Zeitgenössisches aus aller Welt.

    Denn ich, ohne Bücher, bin nicht ich. - Christa Wolf


    2022 - 64

    2023 - 91


    Gesamt seit März 2007: 1012