Colum McCann - Zoli

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  • Originaltitel: Zoli
    Gebundene Ausgabe: 384 Seiten
    Verlag: Rowohlt
    ISBN-10: 3498044893
    ISBN-13: 978-3498044893



    Kurzbeschreibung http://www.amazon.de
    Zoli Lackowa ist Roma, geboren vor dem Zweiten Weltkrieg in der Nähe von Bratislava. Als junges Mädchen überlebt sie den Holocaust in den Wäldern und lernt dort, höchst ungewöhnlich für eine Zigeunerin, lesen und schreiben. Nach Kriegsende beginnt sie, die Gesänge ihres Volkes in Gedichtform zu publizieren. Doch sowohl ihrer Familie als auch der sozialistischen Regierung sind ihre freisinnigen Texte bald ein Dorn im Auge – und ihre Sippe verstößt sie. Auch ihr Geliebter, der irische Journalist und Ethnologe Stephen Swann, verrät sie, weil er Repressalien fürchtet. Nun ist sie ganz allein, eine Verfemte. Mit nichts als dem, was sie am Leib trägt, macht sie sich auf in jenen Westen, in dem es wahre Freiheit geben soll. Drei Jahre dauert ihre Reise; sie führt durch den Eisernen Vorhang, ihr Ziel ist ungewiss. Und noch länger wird es dauern, bis Zoli ihren verräterischen Geliebten wieder trifft… Dies ist ein groß angelegtes Panorama Europas zur Zeit des Kalten Krieges: poetisch-melancholisch, magisch, in einer Sprache, die einen erschauern lässt. Doch zuallererst ist es die Geschichte einer starken jungen Frau, die sich gegen alle Widerstände durchsetzt.


    Über den Autor http://www.amazon.de
    Colum McCann wurde 1965 in Dublin geboren. Er arbeitete als Journalist, Farmarbeiter und Lehrer und unternahm lange Reisen durch Asien, Europa und Amerika. für seine Erzählungen erhielt McCann, der heute in New York lebt, zahlreiche Literaturpreise, unter anderem den Hennessy Award for Irish Literature sowie den Rooney Prize.


    Meine Meinung
    Colum McCann öffnete mir mit „Zoli“ ein Fenster, durch das ich einen Blick in die Welt der Roma werfen konnte. Ich habe viel über ihre Lebensweise, Traditionen und Werte erfahren. In diesem Roman weist McCann aber auch auf die Bedeutung von Würde und Selbstbestimmung der Menschen hin. Er zeigt klar die Folgen auf, die Diktatur und Fremdherrschaft für die Roma nach sich zogen.


    Sachlich nüchtern, aber nachhaltig, erzählt Colum McCann über einen Zeitraum von 70 Jahren die Geschichte der Zoli Novotna, die so nie existierte. Das Leben der Zoli wird in den 6 Abschnitten des Buches aus verschiedenen Blickwinkeln, jeder in einem eigenen Sprachstil gehalten, betrachtet. An manchen Stellen hätte ich mir bei den Protagonisten mehr Wärme und Emotionen gewünscht. Obwohl gerade diese rationale Sprache dazu beiträgt, dieses schwierige Thema neutral zu betrachten.


    Dank seiner akribischen Recherche ist mit „Zoli“ ein glaubwürdiger und meines Erachtens realitätsnaher Roman entstanden, der auch ein Zeitbild darstellt. An keiner Stelle in diesem Buch kommt der Autor auch nur in die Nähe einer verklärten Lagerfeuer- und Zigeunerromantik. Er zeigt deutlich die Härten und Schwierigkeiten des Lebens von Minderheiten in den verschiedenen Gesellschaftssystemen auf.


    Mir hat dieser Roman von Colum McCann sehr gut gefallen. Ich habe Einblick bekommen in eine mir bisher fremde Welt. Auch wenn das Buch jetzt beendet ist, wird Zoli meine Gedanken noch lange begleiten.


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    4ratten

    Liebe Grüße<br />Karthause :schmetterling:<br /><br />Die Kunst zu lesen, in ein Buch hineinzufallen, darin zu versinken, kaum noch auftauchen zu können, ist ein Stück Lebenskunst. <br />Elke Heidenreich

  • Vielen lieben Dank für diese schöne Rezi.
    Ich habe jetzt schon eine Zeit lang damit gespielt, mir das Buch zu kaufen... - jetzt bin ich mir sicher! Nach dem Abi ist es in meinem Besitz :)


    Lg, Bella*

  • Meine Meinung:


    Ich gebe es ja ungern zu, aber ich habe dieses Buch abgebrochen. Leider bin ich zu keiner Zeit richtig in die Handlung hineingekommen, vieles blieb für mich im Unklaren, und irgendwann hatte ich dann nicht mal mehr Lust auf die letzten paar Seiten.


    Woran hat es gelegen? Die Protagonistin Zoli blieb mir völlig fremd, ich konnte mich zu keinem Zeitpunkt auch nur ein bisschen in sie hinein versetzen. Vielleicht liegt das aber auch in der Absicht des Autors, die Fremdheit zwischen den Roma und dem Rest der Welt auf diese Art und Weise herauszuarbeiten.


    Auch fiel es mir sehr schwer, der Handlung durchgängig zu folgen. Da gab es Perspektivenwechsel, die mich lange Zeit vor Rätsel stellten; Ereignisse und Zeitspannen, die nur sehr oberflächlich abgehandelt wurden, später aber dann doch wichtig wurden. Um Zolis Absturz richtig zu begreifen, hätte ich mir auch ein paar mehr Zeilen über ihre erfolgreiche Zeit als Künstlerin gewünscht, aber das ging in meinem Augen ziemlich unter.


    Besonders genervt hat mich der Schreibstil; wenn jeder Satz darauf getrimmt ist, bedeutungsschwanger zu klingen, dann wirkt alles sehr schnell überfrachtet und genau dieses Gefühl hatte ich bei der Lektüre. Da gabs keine stilistischen Höhepunkte, keine Akzente, jeder Satz nimmt sich selbst so unheimlich wichtig, dass mir die Geschichte irgendwann ziemlich gleichgültig war.


    Kurz gesagt, dieses Buch und ich haben nicht zusammengefunden und da ich es abgebrochen habe, spare ich mir die Bewertung. Trotzdem will ich niemand von der Lektüre abhalten, bestimmt gibt es viele Leser, die einen besseren Zugang zu dieser Lektüre finden als ich.


    Viele liebe Grüße
    Miramis

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel

  • Zoli schleppe ich nun schon fast drei Wochen mit mir herum und komme nicht so recht voran.


    Weder Zoli, noch irgendeine andere Person, hat es bisher geschafft einen bleibenden Eindruck bei mir zu hinterlassen. Über die Hälfte des Buches habe ich gelesen und doch keine Vorstellung davon welche Art von Leben Zoli bei ihrem Volk oder in der Welt der Kunst geführt hat. Ihr Äußeres kann ich mir besser vor Augen führen als ihr Wesen.


    Das einzige, das bislang von diesem Buch haften blieb, waren einige Sitten der Roma und dass man versuchte sie seßhaft zu machen.
    Zoli, um die sich dieser Roman dreht, scheint wie alle anderen nur eine Randfigur zu sein.


    Vielleicht schafft es die zweite Hälfte mir Zoli näher zu bringen. Sollte dies nicht der Fall sein, stehe ich mit meiner bisherigen Meinung, wie ich an Miramis Beitrag sehe, nicht alleine da.

  • Interessant, dass es nicht nur mir so geht mit Zoli. Eigentlich hab ich bisher nur positive Rezis zu dem Buch gelesen, so dass ich echt überrascht war, wie schlecht ich damit zurecht komme. Ich hab das Buch übrigens auch einige Wochen auf dem SAB gehabt, bevor ich mich endgültig zum Abbruch entschloss.


    Bin ja schon auf deine abschliessende Meinung gespannt, yanni. :zwinker:

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel

  • Archivierung einer Rezension aus dem Jahr 2008:


    „Zoli“ erzählt eine Lebensgeschichte. Nicht nur die der weiblichen Figur Zoli (Marienka) Novotna, eine Roma-Frau, sondern auch die Geschichte ihres Volkes, ihrer Verfolgung während des 2.Weltkrieges und Holocausts, ihre Instrumentalisierung für die slowakischen Kommunisten und schluss endlich ihre erzwungenen Assimilation. Von der Politik der Faschisten als „Untermenschen“ betrachtet und verfolgt, später glorifiziert als die natürlichste aller Lebensformen durch die Kommunisten, um ihnen dennoch später das Recht auf ihre eigene rumfahrende Kultur zu nehmen. Viele politische Ansätze sind in diesem Buch, viel allgemeine Kritik daran Menschen ihr Recht auf eigene Kultur und Bräuche zu nehmen. Sie vom fahrenden Volk aus Gutmütigkeit und Erlaubniswille der Oberen zu sesshaften Menschen zu machen.


    Und doch ist dies nicht der einzige Aspekt dieses Romans, der zu gefallen weiß. Es ist vor allem die Viel-Perspektivigkeit, die der irische Autor Column McCann einsetzt, um ein breit gefächertes Bild einer Roma-Lebensweise zu erhalten. Er lässt Zoli selbst sprechen, zuerst „glühendes“ und später ausgestoßenes Mitglied der Roma; ihren Geliebten Stephen Swann, der sie verrät, der Slowake sein möchte und doch niemals über sein irisch-gefärbtes Slowakisch hinauskommt. Und er lässt Zolis Lieder sprechen, voll von Metaphoriken aus der Natur, von Tieren und Pflanzen und vor allem von den Wünschen eines jungen Menschen ihrem Platz in der Familie zu finden, den sie sehr rasch wieder verliert. Es ist auch die Geschichte einer Flucht, über die Slowakei, nach Ungarn, weiter nach Österreich – Von der Familie verlassen, vom Geliebten verraten, vom Glauben an den Sozialismus enttäuscht. Präsentiert wird eine starke Heldin, eine Heldin vor allem, die sich trotz der „westlichen“ Übermacht niemals unterkriegen lässt und trotz ihrer eigenen Isolation eine starke Persönlichkeit bleibt. Eine Kämpferin.


    Der ORF hat in einer Kritik dem Autor zu viele Klischees vorgeworfen: Er würde damit spielen sich an dem Wort „Zigeuner“ aufzuhängen, außerdem stelle er dar, sie wären fasziniert von allem, würden stehlen etc.pp. Ich möchte folgendes sagen: Natürlich verwendet er Klischees, aber nicht ohne den Hintergrund zu erläutern. Wie vielleicht dem geneigten Rezensenten vom ORF bekannt ist, wenn er es gelesen hat, erklärt Zoli, dass Zigeuner so etwas wie Besitz nicht kennen. Sie unterscheiden nicht zwischen einem Bauern und dem ihrigen Besitz, ganz getreu dem Motto: „Allen gehört die Welt.“


    Die Sprache McCanns ist zauberhaft, wirklich zauberhaft.
    Man fiebert mit, mit der anfangs jungen, am Ende alten Heldin. Man fiebert mit bei ihren Gedichten, bei ihrer Ausstoßung, bei ihrer Flucht nach Österreich…


    Zolis Geschichte wirkt wie ein riesiges Gemälde, ein Porträt einer Kultur, die fast schon vergangen scheint und doch an hochaktuellen Themen messbar ist. Ich habe die Lektüre wirklich genossen und muss dem SPIEGEL wirklich recht geben: „Die Weltliteratur hat eine neue Heldin!“


    Fazit:


    Ein Gemälde über die Kultur der Roma, ein Stück Geschichte, ein Stück Liebe zur Sprache – Einfach schön zu lesen!

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    OT: Zoli
    OA: 2006
    384 Seiten
    ISBN: 978-3499239434


    Kurzbeschreibung:


    Bei diesem Roman handelt es sich um die Beschreibung des Lebens der Roma-Zigeunerin Zoli, welche eine begnadetet Sängerin ist und bereit ist, ihre Kunst mir anderen Zu teilen. Jedoch verstößt sie damit gegen die Gesetze der Roma, was fürchterliche Konsequenzen zur Folge hat.


    Eigene Meinung:


    Colum McCann ist es gelungen neugierig zu machen auf die Roma und deren Kultur. Auch sie werden fast komplett von den Nazis ausgelöscht und so erscheinen sie uns heutzutage fast wie Märchengestalten. In diesem Buch wird durch die Geschichte von Zoli ein Einblick gewährt, in das alltägliche Leben der Roma, ihre tragische Vergangenheit und ihre Regeln, welche das Leben sehr stark beeinflussen. Dieses Buch macht deutlich wie oft Menschen in ihrer Würde und ihrem Stolz beschnitten werden, wie schnell Menschen mit Vorurteilen ein ganzes Volk charakterisieren und zeigt die Schrecken der Zwangsassimilierung auf. Zoli ist ein Buch, welches glaubhaft geschrieben ist. Auch wenn Zoli eine rein fiktive Person ist, so sind doch ihr Leben, ihr Umfeld und ihre Gefühle sehr realistisch dargestellt, so dass man dem Autor abnimmt, sehr gewissenhaft recherchiert zu haben. Auch die unterschiedlichen Erzähler in den verschiedenen Erzählperspektiven tragen dazu bei, dass dieses Thema von sehr vielen Seiten beleuchtet wurde und mich sehr bewegte.


    5ratten und :tipp:


    Tina

  • Interessant, eure Meinungen dazu zu lesen. Ich habe es vor 2 Jahren ungefähr mal begonnen und bin überhaupt nicht reingekommen, für mich lag es damals an der Sprache, die ich als sehr emotionslos und langatmig empfunden habe. Es hat mich regelrecht abgestoßen, so dass ich es denn auch abgebrochen habe.