Robert Musil - Der Mann ohne Eigenschaften

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  • Hallo&Guten Abend :lesen:


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    ich habe jetzt die letzten Wochen im Akkord obiges Buch gelesen...und etwas im Netz gestöbert, während dessen ich auf diese Seite gestoßen bin...und betrachte das Vorstellen eben dieses Buches als meinen Einstieg in diese Weiten mit der Hoffnung sich hier angeregt über Literatur austauschen zu können, mein erster Eindruck scheint auch viel versprechend. Bei diesem Werk handelt es sich um sein Lebenswerk, und dieses ist sehr ironisch und Gesellschaftskritisch geschrieben, mit einer feinen Spitze Sarkasmus...ich möchte an dieser Stelle etwas hinterfragen ob es nur mein subjektiver Eindruck oder ob der Autor wirklich zu den verkannten Großen unserer Epoche zählt. Ich habe das Buch durch Zufall beim stöbern in der Gebraucht Reste-Rampe meines Buch-Ladens entdeckt und bin schwer begeistert, aber es handelt sich nicht um ein Werk für ein Wochenende, es umfaßt so gute 1600 Seiten...leider konnte der Autor sein Werk nicht ganz zu Ende bringen,


    einen entspannten Abend+Grüße
    Daniel
    ps. da war ich doch etwas schnell ich glaube mich hier besser aufgehoben...als in den Historischen Romanen/einen Klassiker der Weltliteratur entspricht dieses Werk in meinen Augen schon;-)

    Einmal editiert, zuletzt von fairy ()

  • Hallo,


    Herzlich willkommen hier im Forum.


    Du bist schon lustig. Natürlich ist das ein bekannter (wenn auch häufig nicht gelesener) Klassiker. Findest du auf fast allen Kanon-Listen. Der Autor ist auch nicht verkannt. Wie kommst du darauf? Erst kürzlich ist eine große Musil-Biografie erschienen, es gibt jede Menge weiterer Sekundärliteratur über Musil und sein Werk.


    Schöne Grüße,
    Thomas

  • Hallo,


    Vielen Dank für das Willkommen heißen, ja dann habe ich doch etwas subjektiv von meiner PErson auf die Allgemeinheit gedeutet...aber dann ist er zumindest relativ ungelesen wie du erwähnst...seis drum das Buch ist echt Klasse, und auch heute noch hoch aktuell,


    "Die Handlung setzt ein in Wien im Jahre 1913 und wird im Rahmen der Vorbereitungen zum 70. Thronjubiläum Kaiser Franz Josef I. erzählt. In der stark durch essayistische Exkurse und Reflexionen geprägten Prosa entfaltet Musil ein zeitgeschichtliches Panoptikum, das im Mikrokosmos des Romans den Übergang von der durch Aufklärung und Rationalität geprägten großbürgerlichen Gesellschaft zur modernen Massengesellschaft illustriert. Den Verwerfungen zwischen Individuum und Gesellschaft, welche diesen Prozess begleiten, gilt Musils Hauptinteresse. In einer der Lebensphilosophie und Nietzsche nahestehenden Weise arbeitet er immer wieder Ansätze einer mystischen Lebenshaltung heraus. Der Versuchung der Verabsolutierung des mystischen "anderen" Zustands steht dabei die vielzitierte Formel der geforderten Verbindung von "Genauigkeit und Seele" entgegen. Der autornahe Protagonist Ulrich (siehe unten unter Figuren) trägt den Widerstreit von "Mathematik" und "Mystik" exemplarisch in sich aus. Notizen Musils zum Romanaufbau sehen den falschen Gegensatz von "Genauigkeit" und "Seele" in der griechischen Antike grundgelegt. Auch unter diesem Gesichtspunkt beziehen sich spätere Theoretiker auf dem Feld der Anthropologie nicht selten auf Musils "Mann ohne Eigenschaften" (so Peter Sloterdijk in seiner Trilogie "Sphären") oder werden auf diesen rückbezogen (so Niklas Luhmann aus der Sicht von Robert Spaemann in: Paradigm lost: Über die ethische Reflexion der Moral. Niklas Luhmanns Herausforderung an die Philosophie).


    Durch den Roman prägte Musil das Wort Kakanien (von "k. k." für "kaiserlich-königlich") als liebevoll-ironische Bezeichnung für die österreichisch-ungarische Monarchie."


    Es ist schon spät...ich hab mal ganz frech Wikepedia kopiert,


    Grüße
    Daniel

  • hallo Zzzzarathustra,


    Durch den Roman prägte Musil das Wort Kakanien (von "k. k." für "kaiserlich-königlich") als liebevoll-ironische Bezeichnung für die österreichisch-ungarische Monarchie."


    Ironisch ja, aber liebevoll ???


    Gruss
    dora

  • Durch das erste Buch, also die Teile eins und zwei, habe ich mich in im wahrsten Sinne des Wortes wochenlanger Kleinarbeit durchgekämpft, denn mehr als 20 oder 30 Seiten am Stück gingen beim besten Willen nicht. Das zweite Buch mit dem dritten Teil werde ich allerdings nicht mehr lesen, auch wenn dieser nur noch die Hälfte des von mir bereits bewältigten Umfangs hat.


    Im Grunde kann ich für mich eine (inhaltliche) Dreiteilung vornehmen, nämlich Passagen, die mir sehr gut gefallen haben, solche, bei denen ich etwas wesentliches dahinter ahne, ohne es recht greifen zu können, und solche, die ein Lektor hätte wegschmeißen sollen. Bevor über letzteres ein entsetzter Aufschrei losbricht: Meine Ausgabe war vom Format her etwas größer als ein normales Taschenbuch, sehr eng gesetzt und umfaßte für die drei Teile gut 1000 Seiten. Zu behaupten, daß bei einem solchen Umfang alle Teile gleichermaßen gelungen und nichts davon überflüssig sei, schiene mir doch diskussionswürdig. Und ebenso würde man, das ist mir klar, wohl kaum Einigkeit darüber erzielen können, welche Abschnitte in welche Kategorie gehören, auch das liegt im Wesen eines solchen Werkes. Leider ging diese inhaltliche Dreiteilung für mich nicht mit einer Drittelung des jeweiligen Umfangs einher, was auch der wesentliche Grund dafür ist, es nicht zu Ende zu lesen. Sehr gut hat mir der Roman immer dann gefallen, wenn Musil über die Auswirkungen von Technisierung der Umwelt auf den Menschen selbst und die Gesellschaft insgesamt nachdenkt. Auch die geschichtsphilosophischen Ausflüge haben mir als Historiker durchaus zugesagt und manch interessante Anregung gegeben. Den zweiten Teil machten jene Abschnitte aus, in denen ich mich mit den Gedankengängen zwar schwer getan habe, weil mir dafür Anknüpfungspunkte fehlten, z. B. bei Überlegungen zur Kunst und ihrer Bedeutung sowie über Künstler und ihre Rolle in der Gesellschaft, bei denen ich mir aber sehr gut vorstellen kann, daß für jemandem mit entsprechendem Hintergrund diese Abschnitte so lesenswert sein könnten wie für mich die zuvor genannten.


    Und dann gab es einfach eine Menge Passagen, und mit Fortschreiten des Romans zunehmend mehr davon, bei denen ich vor Langeweile schlicht eingeschlafen bin. Dies war z. B. regelmäßig dann der Fall, wenn die Personen versucht haben, ihre Beziehungen zueinander zu überdenken, oder Ulrich sich in obskure Liebschaften oder zumindest Gedanken daran stürzt – mal ganz abgesehen davon, daß für mein Empfinden die Leute, die Musil hier präsentiert, allesamt einen ziemlichen Hau weghaben. Wenn ich annehmen müßte, daß derartiges Verhalten und Denken in diesen Gesellschaftskreisen vor dem Ersten Weltkrieg in Österreich tatsächlich so Standard gewesen sei, dann wäre das Land zu bedauern gewesen. Bezeichnenderweise war ausgerechnet General Stumm derjenige, dem ich noch am ehesten folgen mochte. Auf mich wirkte die Darstellung von Land und Gesellschaft schon nicht mehr ironisch, sondern eher geprägt von einer Haßliebe, der Musil anders nicht Herr werden konnte. Es mag sein, daß ich mit ein paar laufenden Regalmetern Sekundärliteratur zu einer anderen Einschätzung gelangte, aber dazu habe ich zugegebenermaßen weder Lust noch Muße, weshalb ich das Experiment hier eben beende.


    Schönen Gruß
    Aldawen

  • Ab Herbst erscheint im österreichischen Jung und Jung Verlag eine 12bändige Gesamtausgabe, die hoffentlich lesefreundlicher gestaltet ist als die bisherige Ausgabe bei Rowohlt. Der Kommentarteil ist ins Internet ausgelagert und für jeden frei zugänglich.


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    Editionsplan:
    Band 1 – Der Mann ohne Eigenschaften 1 (Herbst 2016)
    Band 2 – Der Mann ohne Eigenschaften 2 (Herbst 2016)
    Band 3 – Der Mann ohne Eigenschaften 3 (Frühjahr 2017)
    Band 4 – Der Mann ohne Eigenschaften 4 (Herbst 2017)
    Band 5 – Der Mann ohne Eigenschaften 5 (Frühjahr 2018)
    Band 6 – Der Mann ohne Eigenschaften 6 (Herbst 2018)
    Band 7 – Selbstständige Veröffentlichungen (Frühjahr 2019)
    Band 8 – Unselbstständige Veröffentlichungen 1 (Herbst 2019)
    Band 9 – Unselbstständige Veröffentlichungen 2 (Frühjahr 2020)
    Band 10 – Fragmente aus dem Nachlaß (Herbst 2020)
    Band 11 – Tagebuchhefte (Herbst 2021)
    Band 12 – Briefe von und an Robert Musil (Herbst 2022)


    Schöne Grüße, Thomas

    Einmal editiert, zuletzt von Klassikfreund ()

  • Noch rechtzeitig vor dem Abitur meines Sohnes wäre die Ausgabe vollständig. :breitgrins:

  • Ich frage mich, warum die sechs Einzelbände des Romans zusammen viel mehr Seiten haben werden als eine Gesamtausgabe. Und ganz schön teuer, wenn man es hochrechnet. Nicht, dass ich die Bände kaufen möchte...

  • Ich frage mich, warum die sechs Einzelbände des Romans zusammen viel mehr Seiten haben werden als eine Gesamtausgabe.


    Versteh' ich nicht ganz: Was hat jetzt mehr Seiten als was? :gruebel:


    Ich finde das Projekt sehr interessant und überlege mir tatsächlich eine Bestellung. Allerdings finde ich auch den Zeitplan äusserst ambitiös.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Versteh' ich nicht ganz: Was hat jetzt mehr Seiten als was? :gruebel:


    Ich meine die sechs neuen Bände im Vergleich zu einer alten Gesamtausgabe in einem Buch. Ein Freund von mir hat eine Ausgabe aus den 1950er Jahren, die meiner Erinnerung nach um die 1200 Seiten hat. Bei dieser Neubearbeitung haben schon die ersten zwei Bände zusammen fast 1100 Seiten.

  • Meinst Du die alte Rowohlt-Ausgabe des MoE? Die hat auch ein Druckbild zum Fürchten: Klein, eng zusammen, kaum Seitenränder...

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)


  • Und ganz schön teuer, wenn man es hochrechnet.


    35 Euro pro Band ist doch nicht so teuer, wenn man bedenkt welcher Aufwand zur Kommentierung da betrieben wird.


  • Ein Freund von mir hat eine Ausgabe aus den 1950er Jahren, die meiner Erinnerung nach um die 1200 Seiten hat.


    Die Rowohlt-Ausgabe hat 2.192 Seiten in 2 Bänden. Das Schriftbild ist grauselig. Wenn man nun auf 6 x 500 Seiten = 3.000 Seiten kommt, dann ist das schon passend.


    Schöne Grüße, Thomas


  • Meinst Du die alte Rowohlt-Ausgabe des MoE? Die hat auch ein Druckbild zum Fürchten: Klein, eng zusammen, kaum Seitenränder...


    Ob es Rowohlt ist, kann ich nicht sagen, aber von der Beschreibung des Schriftbildes kommt es hin. Wenn allerdings Thomas schreibt, dass er eine zweibändige Ausgabe mit über 2000 Seiten kennt, dann muss das HC meines Freundes gekürzt sein. So eng kann man doch gar nicht drucken, um mehrere hundert Seiten an Platz einzusparen.


    35 Euro pro Band ist doch nicht so teuer, wenn man bedenkt welcher Aufwand zur Kommentierung da betrieben wird.


    Zur Kommentierung kann ich nichts sagen. Aber wenn man die sechs Bände hochrechnet, auf die der Roman verteilt ist, dann finde ich das schon teuer.

  • Wenn allerdings Thomas schreibt, dass er eine zweibändige Ausgabe mit über 2000 Seiten kennt, dann muss das HC meines Freundes gekürzt sein.


    Vielleicht hat er auch nur einen Band? :breitgrins:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Ja, er hat tatsächlich nur einen, aber ich hatte nicht den Eindruck, dass es noch andere Bände dazu gibt. Wobei, wenn ich die Seitenzahlen in Betracht ziehe, muss es eigentlich einen zweiten geben. Egal, es ist ohnehin fraglich, ob er es jemals liest.

  • Mich wundert das nicht. Nur der erste Band ist von Musil herausgegeben. Musil hat 12.000 Blaetter hinterlassen.

  • Interessant. Vor Jahren habe ich irgendein Buch von Eibl-Eibesfeldt - es ging also um Verhaltensbiologie - gelesen, in dem er ständig Musil zitiert hat.
    So ein Werk würde ich aber wohl zuerst als Bibliotheksprojekt lesen, also jeden Samstag 2 Stunden in der Bücherei, bevor ich mir überlegen würde, ob ich wirklich die ganze Ausgabe zu Hause stehen haben will. Das kann sich ja bei dem Preis und Umfang nur lohnen, wenn man das Buch doch immer wieder lesen möchte.


    Faszinierend finde ich die Originalausgabe: 12000 Blätter. Heute hätte man das im Computer mit mehreren Backups, aber 12000 Blätter zu Hause rumliegen zu haben, die nicht durcheinander kommen dürfen und dann noch zu wissen, wo man evtl. noch mal etwas ändern will - eine "Sauarbeit"! :daumen:


    LG von
    Keshia

    Ich sammele Kochbücher, Foodfotos und Zitate.


    <3 Aktuelle Lieblingsbücher: "The good people" von Hannah Kent, "Plate to pixel" von Hélène Dujardin und "The elegance of the hedgehog" von Muriel Barbery.

  • Hier gibt es Hintergrundwissen zu diesem Werk:


    https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Mann_ohne_Eigenschaften


    Musils Werk gehört m.E. zu den recht "sperrigen" Werken der Weltliteratur (anders als Proust oder Thomas Mann). Auch wenn man das Werk evtl. nicht in Gänze liest, ist es ausschnittsweise jedoch schon sehr interessant. Und daher gehört solch ein Werk auch in einen Bücherschrank - aber das Sammeln von Literatur verliert heute sehr an Bedeutung.

  • Nun kann man sie in die Hand nehmen, die ersten beiden Bände der neuen Werkausgabe. Nun endlich mit einem lesbaren Satzbild. Aber ansonsten bin ich doch enttäuscht, oder nur verwöhnt von den wunderbaren Hanser-Klassiker-Neuübersetzungen. Das Satzbild ist für das gewählte Seitenformat m.E. zu groß, es gibt keinerlei Kommentare. Nur den Text und dafür ist der Preis von 35 Euro dann doch recht sportlich angesetzt. Warum legt man bei so einer Werkausgabe so wenig Wert auf bibliophile Schönheit? Wie das geht zeigt der Suhrkamp-Verlag, der gerade die Briefe von Marcel-Proust herausgegeben hat. Oder auch immer wieder die Bände der Anderen Bibliothek.


    Schöne Grüße, Thomas

    Einmal editiert, zuletzt von Klassikfreund ()