Von James Patterson habe ich bereits mehrere Thriller um den Ermittler Alex Cross gelesen, hatte aber bei Fortschreiten seiner Serie das Problem, dass ich das Gefühl hatte, der Autor wäre in seinem Schema gefangen und der Plot würde sich irgendwie immer wiederholen. Für mich kein Grund seinen historischen Roman nicht zu lesen, immerhin besteht diese Gefahr bei einem Einzelbuch nicht.
Frankreich, ca. 1100 n. Chr.: Hugh de Luc, aufgezogen von wandernden Studenten, lebt glücklich aber etwas ruhelos mit seiner Frau zusammen und betreibt ein Wirtshaus, als er beschließt, sich durchwandernden Kreuzfahrern anzuschließen. In Jerusalem angekommen, hat er endgültig genug vom Blutvergießen und macht sich wieder auf den Rückweg. Bei seiner Ankunft im heimatlichen Dorf muss er feststellen, dass das Wirthaus niedergebrannt, sein Sohn getötet und seine Frau verschleppt wurde. Von Rachgelüsten getrieben, verkleidet er sich als Narr, um sich so Zutritt zur Burg zu verschaffen, in der er die Täter vermutet. Als er schließlich glaubt seine Rache vollzogen zu haben, merkt er leider, dass mehr hinter dem Überfall steckte, als er dachte und seine Abenteuer sind noch lange nicht beendet.
Im Anhang sind ca. zwei Dutzend Fach- und Sachbücher zum Mittelalter und den Kreuzzügen aufgeführt. Mag sein, dass James Patterson sie tatsächlich gelesen hat, aber scheinbar war er allzu schnell bereit, alles Gelesene ganz schnell wieder zu vergessen und hat beschlossen lieber historisch fragwürdiger, dafür umso actionreicher zu schreiben. Die für Patterson typischen kurzen Kapitel (knapp 150 Kapitel auf rund 450 Seiten) die in seinen Actionthrillern zum Spannungsaufbau beitragen, wirken hier eher fehl am Platz und stören den Lesefluss. Vermutlich jeder, der schon einmal einen GUTEN historischen Roman gelesen hat, erwartet eben nicht unaufhörliche Action, sondern dass eine Geschichte erzählt wird, die ein Bild der Epoche zeichnet und uns an der Entwicklung von Personen teilhaben lässt. Die Geschichte, so unrealistisch sie außerdem ist, bleibt hier auf der Strecke. Der Held stürmt nur von einem Abenteuer ins nächste, ist nach schweren Verletzungen, die im Mittelalter den Tod von 95% der Opfer zur Folge hätten, nach einer Woche wieder fit, kann jonglieren, lesen und schreiben und scheinbar auch etwas Latein (!), außerdem besiegt er ausgebildete Ritter im Schwertkampf und organisiert mal eben eine Belagerung. Über einen anderen, ähnlich unrealistischen Punkt, der mich sehr störte, kann ich mich hier leider nicht weiter auslassen, da ich ansonsten zu viel verraten würde.
Das Buch war inhaltlich eine ziemliche Enttäuschung und nur weil es (sobald ich den Teil meines Gehirns ausgeschaltet hatte, der für Realitätsnähe und zumindest annähernde historische Korrektheit zuständig ist) wirklich zügig zu lesen war, gibt es noch
Ein Buch dessen Kauf ich höchstens zu Ramschtisch-Preisen empfehlen kann. Sollte Mr. Patterson sich noch einmal an einem anderen Genre als dem Thriller versuchen, kommt mir das entsprechende Buch ganz sicher nicht ins Haus.
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