Amos Oz - Eine Frau erkennen

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  • Hallo!


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    Inhalt:


    Der erfolgreiche israelische Autor Amos Oz hat einen Spionage- bzw. Antispionageroman geschrieben. Held, eher Antiheld, ist der 57jährige Joel Ravid, Tschechow- und Balzacliebhaber und Angehöriger des israelischen Geheimdienstes Mossad. Nach dem Tod seiner Frau zieht er sich ins Privatleben zurück, um in seinem Haus bei Tel Aviv sein Privatleben zu genießen. Aber die Idylle, von der er geträumt hat, läßt sich nicht realisieren: Er fühlt sich beobachtet und bedroht, Dinge, die der Vergangenheit angehören sollten, bekommen wieder Gewicht.Amos Oz, geboren 1939 in Jerusalem, studierte Literaturwissenschaften und Philosophie an der hebräischen Universität in Jerusalem. Er gehört zu den großen israelischen Schriftstellern der Gegenwart und unterrichtet hebräische Literatur an der Ben-Gurion-Universität in Beesheva. Seit 1986 lebt er mit seiner Familie in Arad in der Negey-Wüste.


    Teilnehmer:


    tina
    Saltanah
    dubh


    Eine kurze Bitte: ach... nein... das erspare ich euch Leserunden-Profis jetzt mal :zwinker:


    Viel Spaß!
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Bis Kapitel 3


    Ich habe gestern Abend angefangen zu lesen und wollt eigentlich noch viel mehr lesen, aber mein abendlichen Kuscheln mit meiner Tochter ist die komplette Familie um 22:00 Uhr eingeschlafen und somit war ich heute morgen punkt 4 Uhr wach. :rollen:
    Also:
    Joel schein mir ein, auf den ersten Blick merkwürdiger Zeitgenosse zu sein wie die komplette Familie.
    Sein teilweise sogar fast agressiver Umgang mit dieser Raubtiertfigur in dem neuen Haus, vermittelt den Eindruck, dass er nicht gerade ein ausgeglichener Zeitgnosse ist.
    Es wird nichts Näheres über den Tod von seiner Frau berichtet, aber ich fnage schon an Spekulationen anzustellen, daß sie vielleicht eines nicht ganz so natürlichen Todes gestorben ist.
    Die Beschriebung des Famlienlebens in Jerusalem ist traurig. Das war keine Familie, dass war eine WG. Der höfliche Umgang miteinander, die Betonung darauf, dass jeder seinen ganz eigenen abgegrenzten Raum hat, den andere nur in extrem Situationen betreten dürfen. Da ist sehr viel Kälte zu spütren, auch wenn es so ausschaut, als ob es keinen Streit gibt. Zumindest hat das Leben in Jerusalem nichts mit einer liebenden Familie, bestehend aus Eltern und Kind zu tun.
    Was mich etwas verwunderte und wo ich mir nicht sicher war, ob ich nicht etwsa überlesen habe, sind die Stellen, an denen von Netta's Zustand geschrieben wird. Ich habe beim zurückblättern, aber nichts gefunden, was mir diesen Zustand in irgendeiner Weise erklärt hätte. Ist sie schwanger?
    Na, mal sehen, ob sich das jetzt beim Weiterlesen noch klären wird.
    Bis bald Tina

  • Hallo,
    ich habe jetzt bis Kapitel 15 weitergelesen, denn bei mir zu Hause schlafen noch alle :klatschen:.
    Mir gefällt das Buch sehr gut, auch wenn es ganz anders ist, als ich erwartet hatte.
    Dass Ivria die Epilepsie ihrer Tochter völlig ausblendet, so daß sie noch nicht einmal beim Namen genannt werden darf, macht si ein meinen Augen doch erst Recht zum Stigma. Ich verstehe dass nicht, aber ich sehe darin auch immer wieder der unausgesprochene Vorwurf, dass sie mit Ihrem Mann, auf Grund dessen Zugehörigkeit zum Mossad, einfach kein normales Familienleben führen kann. Sie schiebt die Tochter bzw. deren Erkrankung vor um damit anzuklagen, was ihr selbst zu schaffen macht.
    In solch einer kalten familiären Umgebung würde ich wahnsinnig werden. Ich würde mir auch von meiner Frau nicht verbieten lassen mein Kind anzufassen nur weil sie die wahnwitzige Idee hat, daß die Epilepsie-Anfälle durch meine Gegenwart ausgelöst werden. Joel läßt zu, daß er von seiner Tochter entfremdet wird.


    Tina

  • Bis Kapitel 32
    Auch wenn Amos Oz Erzählstil detailliert und sprachlich schön wie immer ist, so fesselt mich diese Geschichte nicht so sehr wie andere Bücher von Amos Oz. Was mich etwas nervt, sind die vielen Wiederholungen von Geschehnissen und Gewohnheiten der Personen.
    Irgendwie habe ich das Gefühl, daß das Buch keinen richtigen roten Faden hat (zumindest für mich nicht). Es wird immer mal wieder von Joel's Arbeit beim Mossad und dessen Auswirkungen berichtet, ohne in die Tiefe zu gehen, dann von Nette's Epilepsie, dann wieder vom Nachbarn und dessen Schwester. Diese Passagen finde ich ebenfalls sehr merkwürdig. Auch das wird immer nur am Rande erwähnt, in einem Nebensatz und dann diese merkwürdige Aussage, daß der Bruder Joal an das Bett seiner Schwester begleitet. Das hat weder mit Liebe, noch mit Leidenschaft oder sexuellem Verlangen zu tun. Irgendwie finde ich die Geschichte inhaltlich sehr flach im Vergleich zu anderen Büchern von Amos Oz, die mich normalerweise von der ersten bis zur letzten Seite fesseln. Ich bin schon gespannt wie es Euch mit diesem Buch ergeht.
    Am sympathischsten finde ich die beiden Großmütter, die im Gegensatz zur restlichen Familie, obwohl sie nur angeheiratet verwandt miteinander sind, die engste und familierste Beziehung haben, mit Höhen und Tiefen.
    Tina

  • Ach Tina, du armes, einsames, verlassenes Wesen! :knuddel: Jetzt bist du nicht mehr allein. Ich bin unerwarteterweise erst heute nach Hause gekommen und musste mich dann erst mal eine Runde ins Bett legen, aber jetzt bin ich (endlich) wieder online.


    Gelesen habe ich natürlich einige Kapitel, genauer gesagt bis Kapitel 15.
    Wie erwartet ist auch dieses Buch hervorragend, wenn auch meine schwedische Übersetzung an einigen Stellen etwas unbeholfen wirkt. Ich liebe es, wenn man mitten in die Handlung geschmissen wird, und sich erst nach und nach zusammenreimen kann, was das für Menschen sind, von denen man liest. Es dauert ja einige Kapitel, bis Joels "Beruf" genannt wird, und noch länger, bis man von Nettas mysteriösem "Zustand" erfährt.


    Wie Tina schon geschrieben hat, ist die Familie wirklich etwas sonderbar, wie sie da jeder für sich in der Wohnung vor sich hin lebt und sich nur selten am Esstisch versammelt. Dabei macht sie aber trotzdem einen harmonischen Eindruck und ich hatte das Gefühl, dass ihnen doch etwas aneinander liegt. Erst im 13. Kapitel wird deutlich, dass es zwischen den Ehepartnern doch einiges an Konflikten gab.
    Erst ab diesem Kapitel kann sich Joel, der immer noch durch Ivrias Tod geschockt ist, auch an die negativen Seiten seiner Ehe - und an Ivrias negativen Seiten - erinnern. Jetzt beginnt er wohl damit, seine Frau im Nachhinein endlich verstehen zu wollen. Bisher wagte er das nicht, aus Angst sie zu verlieren, da ihm mehr an ihr lag als ihr an ihm. Also ließ er ihr auch gegen besseres Wissen Freiraum in der Behandlung von Nettas Krankheit, die Ivria als solch nicht anerkennen will. Am meisten erschreckt mich dabei, wie viel zwischen den Partnern unausgesprochen blieb; nicht nur über Joels Beruf darf nicht gesprochen werden, auch viele andere Themen sind "verboten".


    Sehr undeutlich bleibt bisher Netta. Sie, um die sich eigentlich die Konflikte ranken, ist mir noch ganz unbekannt. Was in ihrem Kopf vorgeht wurde noch nicht geschrieben, würde mich aber sehr interessieren.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Hallo Ihr beiden,


    zuerst muß ich mit einer Entschuldigung beginnen: ich hatte am Wochenende noch ein anderes Buch in der Mangel, das ich sehr spannend fand und leider heute weitergeben sollte. Deshalb hab ich Eine Frau erkennen erstmal hinten an gestellt und war nur am Weglesen des anderen Buches (manchmal arten einige schöne Dinge ja tatsächlich fast in Streß aus :rollen:)...


    So, nun habe ich vorhin als mit Amos Oz begonnen und stecke in Kapitel 7.


    Eine Frau erkennen ist anders als ich es erwartet hatte und anders als die anderen Amos Oz´, die ich bislang gelesen habe. Allerdings ist das Buch - genau wie erwartet - ziemlich gut. :smile:
    Joel ist ein echter Kauz: er wirkt eigenbrödlerisch und in sich abgeschottet (was sicherlich auch eine Folge seines Jobs ist) - alleine welche Zeit er sich für Antworten herausnimmt! Ich glaube, ich müsste einiges an Geduld mitbringen, würde ich mich mit ihm unterhalten wollen (Geduld, die ich in den wenigsten Fällen besitze :rollen:). Und noch seltsamer wie unsere Hauptperson finde ich die ganze Familie... Gut gut, in einigen "älteren" Beziehungen ist es nicht ganz unüblich getrennte Schlafzimmer zu haben - aber muß man sie deshalb gleich von innen abschließen? Was ist das für ein eigenartiger Umgang miteinander? Sehr rücksichtsvoll, sehr bedacht und ruhig, aber wo bleiben Emotionen und die alltäglichen Dinge des Zusammenlebens? Auf mich wirkt das Ganze wie eine Zweckgemeinschaft.
    Und dann der Tod von Ivria. Könnte es auch Selbstmord gewesen sein? Oder hat es doch mit dem Nachbarn zu tun...? Und was hat es mit dem "Zustand" von Netta auf sich? Ist sie krank (an einer Stelle wird von einer gekrümmten Haltung erzählt)? Und vor allem: warum war sie nicht auf der Beerdigung ihrer Mutter (sondern spielte mit dem "Patriarchen" Dame)?


    Na, spannend ist das Buch schon mal... deshalb erstmal weiterlesen! :smile:


    Liebe Grüße
    dubh

    Liebe Grüße

    Tabea

  • Ein sonderbares Buch, ein sehr sonderbares!
    Ich sitze hier (nach dem 26. Kap.) mit einem großen Fragezeichen im Kopf und weiß überhaupt nicht, was ich von dem Buch halten soll. Einerseits fasziniert es mich, andererseits weiß ich nicht, was es eigentlich will.
    Gut gefällt mir die Erzählhaltung, diese sehr distanzierte, unterkühlte Haltung zu dem Geschehen, das aus Joels Sicht beschrieben wird, aber ohne dass wir uns in seinem Kopf befinden. Versteht ihr, was ich meine?
    Aber was soll das Ganze? Was passiert eigentlich wirklich? Können wir uns auf die Schilderung verlassen, was den Wahrheitsgehalt angeht, oder geschieht das, was geschildert wird, vielleicht nur in Joels Kopf?

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Hallo Saltanah,


    ich verstehe was Du mit der distanzierten Erzählweise meinst. Ich denke schon daß das, was beschrieben wird auch wirklich passiert, bis auf den Teil in Kapitel 35, als er in seinem Auto am Meer steht und seine Gedanken ziemlich heftig abschweifen.


    Joel ist gefangen in seiner Vergangenheit, aber vor allem in seinem Beruf. Beim Mossad zu sein, ist wohl ziemlich heftig und ich habe schon gehört, daß die nicht besonders zimperlich mit ihren Agenten umgehen. Zu Kündigen ist fast aussichtslos und man schreckt wohl auch nicht davor zurück, Agenten, welche nicht 100% vertraunswürdig sind unter Umständen auch mal verschwinden zu lassen.
    Man sieht ja, daß Joel nicht von seinem Beruf loskommt. Schon allein wie er sein Auto einparkt. Immer in Fluchtrichtung. Der Mann im Rolltuhl, ein Geist der Vergangenheit, der ihn nicht zur Ruhe kommen läßt, durch die permanente Angst etwas übersehen zu haben, was in den meisten Fällen tödliche Folgen haben kann. Die Verantwortung seinem Land gegenüber. Ich glaube er leidet unter dem Gedanken, sein Land verraten zu haben, in dem er den Dienst quitierte. Er ist vor die Entscheidung gestellt, jetzt endlich Prioritäten zu setzen, die ihn maximal stressen. Der Beruf hat wohl schon seine Ehe ruiniert und nun hat er Angst auch seine Tochter zu verlieren. Er tut alles mögliche um sich abzulenken. Das komplette Haus wird geputzt, der Garten permanent gejätet und bepflanzt. Man hat das Gefühl, er will sich mit seiner Arbeitswut betäuben. Er sieht Schatten in seinem Haus, vielleicht hat er wirklich Angst vor seinen eigenen Kollegen. Er gibt sich mit Menschen ab, wie zum Beispiel diesem Makler, der unter anderen Umständen vielleicht nicht wirklich sein Interesse geweckt hätte. Er kann nicht mehr schlafen, er ist permanent auf der Flucht. Er ist wie ein Motor, den man im Leerlauf hochdreht. Er kommt trotzdem nicht von der Stelle.
    Auch wenn die amerikanischen Nachbarn etwas befremdlich sind :breitgrins:, so denke ich doch, daß sie sehr nett sind und ihm gut tun.


    Ich werde jetzt endlich mal etwas weiterlesen, denn heute kam ich noch nicht dazu.
    Tina

  • Hallo Ihr beiden,


    so, eineinhalb Tage steckte ich im Buch fest :rollen:, inzwischen habe ich Kapitel 24 durch... Aber mir geht es ähnlich wie Dir, Saltanah:



    Gut gefällt mir die Erzählhaltung, diese sehr distanzierte, unterkühlte Haltung zu dem Geschehen, das aus Joels Sicht beschrieben wird, aber ohne dass wir uns in seinem Kopf befinden. Versteht ihr, was ich meine?


    Auch mir gefällt der Stil Oz´ hier sehr gut - sehr knapp, sehr genau aus der Distanz "draufgeschaut", aber eben auch krass nüchtern.
    Aber über die Geschichte selbst muss ich jetzt doch das ein oder andere Mal die Stirn runzeln... Irgendwie ist sie ganz schön beängstigend: die Tochter, die völlig abgeschottet vor sich hin und neben den anderen her lebt, der Vater, Joel, der einerseits Nähe sucht (oder warum sonst legt er sich mitsamt seiner Matraze in ihr Zimmer und kann plötzlich einschlafen, ganz im Gegenteil zu der Situation mit seiner Mutter?) und auch eine gewisse Eifersucht verspürt (wenn der "Patron" beispielsweise Dame mit Netta spielt), aber andererseits seine Tochter nie anfasst oder überhaupt richtiges Zusammensein mit ihr pflegt.
    Sucht er deshalb Kontakt zu Menschen mit denen er sonst entweder gar nichts zu tun hätte (=der Makler) oder aber ein unverkrampftes Verhältnis hätte (=die Nachbarn)?
    Naja, bei mir löst das Buch jedenfalls zweierlei abwechselnd aus: manchmal frage ich mich was das Ganze soll, während die Handlung so dahinplätschert und in den restlichen Momenten frage ich mich, wer hier eigentlich wirklich ein Problem hat und mit wem. Erst dachte ich nämlich, dass nach dem Tod von Ivria in der Beziehung Netta-Joel vieles besser wird, aber inzwischen frage ich mich, ob nicht vielleicht Joel der Auslöser des Problems war/ist... Sicherlich löst er nicht Nettas Epilepsie-Schübe aus, aber vielleicht hat er die familiären Probleme und Abschottungen durch seine sehr egoistische Arbeitsmoral ausgelöst?
    Jedenfalls bin ich trotz mancher Fragezeichen in meinem Kopf mittlerweile wieder sehr gespannt auf die "Auflösung" oder zumindest eine Art Erklärung... und Joel will mir bislang auch nicht unsympathisch werden.


    Sorry, für meine wirren Worte, aber das Buch selbst verwirrt mich irgendwie. :rollen: :redface:


    Seid Ihr denn schon durch?


    Liebe Grüße
    dubh

    Liebe Grüße

    Tabea

  • Ich bin seit meinem vorigen Beitrag noch nicht weiter gekommen.



    Joel ist gefangen in seiner Vergangenheit, aber vor allem in seinem Beruf. Beim Mossad zu sein, ist wohl ziemlich heftig und ich habe schon gehört, daß die nicht besonders zimperlich mit ihren Agenten umgehen. Zu Kündigen ist fast aussichtslos und man schreckt wohl auch nicht davor zurück, Agenten, welche nicht 100% vertraunswürdig sind unter Umständen auch mal verschwinden zu lassen.


    Mir scheint, ich habe zu wenig Spionageromane gelesen. Oder nein - eher zu viele. Ich konnte nämlich Joels Kündigungsproblem nicht richtig ernst nehmen - das kam mir viel zu hollywoodmäßig vor, zudem er selbst ja auch verneinte, je an dramatischen Verfolgungsjagden etc. teilgenommen zu haben. So hinterließ das Gespräch mit dem Patron (bei mir übrigens "chefen" - "der Chef" genannt) nur Fragezeichen. Aber durch Tinas Erklärung ergibt auf einmal alles einen Sinn. Er kämpft um seine Unabhängigkeit (vielleicht gar um sein Leben oder das seiner Familie) und sieht vielleicht doch nicht nur Gespenster. Ich denke, dass mir gerade diese Information gefehlt hatte und werde mich mit neuem Elan an die zweite Hälfte des Buches machen.

    Wir sind irre, also lesen wir!

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    Vielleicht ist dieses Buch interessant im Hinblick auf Joel's Beruf. Es wurde von einem Ex-Mossad-Agenten geschrieben und der Mossad war von der Veröffentlichung nicht gerade begeistert, was es um son interessanter macht. :breitgrins:


    Tina

  • Danke für den Büchertipp, Tina. Die Bib hat das Buch auf englisch, aber leider ist es gerade ausgeliehen.


    Ich bin nach 33 Kap. immer noch total verwirrt und weiß weiterhin nicht, was ich von dem Buch halten soll. Einen roten Faden konnte auch ich nicht entdecken. Ist das vielleicht gewollt und stellt eine Parallele zu Joels Geisteszustand dar, dem durch Ivrias Tod der Boden unter den Füßen weggezogen wurde und der jetzt verzweifelt aber vergeblich versucht, wieder Ordnung in sein Leben zu bringen? Es gelingt ihm ja nicht einmal, dafür zu sorgen, dass seine Morgenzeitung in den Briefkasten statt auf den Rasen geworfen wird.
    Ich tappe ebenso im Nebel wie Joel, weiß noch nicht einmal sicher, ob dieser Interpretationsansatz haltbar ist, werde mich aber weiter durch die Seiten kämpfen, in der Hoffnung auf eine Erleuchtung.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Hallo,
    ich habe das Buch schon vor einigen Tagen beendet, aber es fällt mir schwer meine Gedanken in Worte zu fassen.


    Wie alle Bücher von Amos Oz, besticht auch dieses mit einer durch und durch gelungenen Wortwahl, einem Schreibstil, der so eindrücklich ist, was die Beschreibung von Umgebung, Alltag, Gefühlen und Stimmungen ist. Allein durch Beschreibung von alltäglichen Dingen, wird eine Empfindung für die Einsamkeit und die Schuldgefühle eines Menschen erzeugt, der weiß daß er durch seinen Beruf als Mossad-Agent seine Ehe und sein Leben sträflich vernachlässigt hat. Als er es jedoch erkennt, ist es zu spät. Der Beruf und die Schatten der Toten verfolgen ihn bis zur Schlaflosigkeit. Er ist wie ein Motor, bei dem man im Leerlauf das Gas durchdrückt. Er ist auf Hochtouren, kommt jedoch keinen Millimeter voran. Die Rast- und auch Ratlosikeit überträgt sich auf den Leser, denn manchmal weiß man gar nicht mehr, was jetzt eigentlich real und was nur auf der gedanklichen Ebene passiert.
    Eines jedoch störe mich an diesem Buch: Die permanenten Wiederholungen von Fakten und Erklärungen, (mit Sicherheit so gedacht, daß sie elementare Dinge hervor heben) sind irgendwann des Guten zuviel.
    Das Ende des Buches und damit der Weg den Joel einschlägt um seinen Frieden mit sich und seiner Umwelt zu finden, ist überraschend und schön in seiner Einfachheit.
    Trotzdem wird dieses Buch nicht zu meinen Favoriten meines Lieblingsautoren zählen, da meines Erachtens die Handlung zu sprunghaft ist, auf kein Thema genau eingegangen wird und man sehr schnell den roten Faden verliert.
    Es bleiben zu viele Fragen offen, zu welchen ich gerne ein Antwort gehabt hätte.
    Es fällt mir nach wie vor schwer dieses Buch zu bewerten und aus diesem Grund werde ich es diesmal mit zwei Kriterien tun.


    1. Schreibstil: 5ratten
    2. Die Geschichte an sich: 3ratten


    Tina

  • Gestern habe ich dieses Buch (gerade rechtzeitig zum Beginn der Grossman-Leserunde) beendet. Es fällt mir schwer zu sagen, was ich von dem Buch eigentlich halte. Teilweise genial, dann aber auch wieder total verwirrend. Es fiel mir der ersten Hälfte schwer, die Hauptperson Joel in den Griff zu bekommen; erst im zweiten Teil, mit Beginn seines Heilungsprozesses (um das 34. Kap. herum) fing das Buch an, sich mir allmählich zu erschließen. Um es wirklich beurteilen zu können, müsste ich es noch einmal lesen (was ich auch vorhabe). Gestört haben mich wie Tina auch einige Wiederholungen schon bekannter Fakten, die Wiederholung bestimmter Ausdrücke ("er untersuchte den Satz und fand keinen Fehler daran" z. B.) allerdings nicht.
    Was die Sprunghaftigkeit, das Fehlen des roten Fadens angeht, bin ich mir nicht ganz im Klaren,wie ich sie bewerten soll. Einerseits geben sie gut Joels disparaten Gemütszustand wieder, andererseits machen sie es den LeserInnen (zu?) schwer, einen Zugang zum Buch zu finden. Wiederum gilt: noch einmal lesen. Bis ich dies getan habe, werde ich mich auch einer Bewertung durch Ratten enthalten.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Hallo Ihr beiden,


    gerade sehe ich, dass ich noch nichts abschließendes geschrieben habe...
    Vorneweg muss ich zugeben, dass ich noch nie ein Buch für eine Leserunde hier gelesen habe, zu dem etwas zu schreiben mir schwerer viel. Ehrlich gesagt hat mich Eine Frau erkennen doch etwas ratlos zurückgelassen - und auch ich habe beschlossen das Buch noch einmal zu lesen...
    Die ersten Kapitel fand ich ziemlich interessant und auch spannend: ich wollte unbedingt wissen, wie es zu solch unterkühlten, abgeklärten Familienverhältnissen (was vor allem auch die körperliche Nähe angeht) kommen mag. Und dann war da noch der Schreibstil Oz´, der einen wie immer gefangen nimmt - auch wenn die Geschichte selbst anders erscheint als die von mir bisher gelesenen. Sämtliche Informationen über Joel wie zu Beispiel seinen Arbeitsbesuch in Bangkok oder aber die Aufklärung über Nettas "Problem" wurden von mir geradezu begierig aufgenommen - aber irgendwo bei Kapitel 24 hatte ich dann einen Durchhänger... Ich war einfach ziemlich ratlos, was das ganze eigentlich soll - was es dem/der LeserIn eigentlich mitteilen will. Als ich mich dann nach kurzer Pause wieder dahinter geklemmt habe lief es etwas besser - aber die ratlosen Momente, vor allem über Joel selbst, der bis dato keine großen Veränderungen anstrebte, obwohl er bestimmte Lücken und Nachholbedarf erkannte; aber auch mit den von Euch beschriebenen Wiederholungen längst bekannter Fakten wusste ich nichts anzufangen.
    Der Schluß hingegen hat mich ein bißchen "versöhnt" - endlich unternimmt Joel etwas, packt sein dahinplätscherndes Leben (zumindest teilweise) an und gewinnt eventuell sogar Netta ein Stück weit zurück, indem er ihr Freiheit lässt und ihr "Problem" nicht mehr ständig in der Luft hängen lässt...


    Genau wie Du, Saltanah, schon geschrieben hast: der fehlende rote Faden vermittelt zwar einiges über Joels Gemütszustand, macht es dem/der LeserIn (zumindest mir) teilweise unerhört schwer einen Zugang zur Geschichte zu finden...


    Von daher bin ich ebenso gespalten wie Du, Tina: vom distanzierten, nüchternen Schreibstil bin ich -wie immer bei Oz- begeistert - zur Geschichte selbst hab ich ein sehr gespaltenes Verhältnis, aber definitiv "spielt" sie nicht "in der Liga" wie die anderen von Amos Oz.


    Also ein eindeutiger Vormerker für einen re-read.


    Liebe Grüße
    dubh

    Liebe Grüße

    Tabea