Jonathan Franzen - Die Korrekturen

Es gibt 22 Antworten in diesem Thema, welches 6.724 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Kirsten.

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    Inhalt (von Amazon):
    Franzen erzählt die Geschichte der Familie Lambert aus dem Mittleren Westen. Im Zentrum steht die Frage, ob es Enid Lambert gelingt, ihre drei erwachsenen Kinder für ein "letztes Weihnachten" zurück nach St. Jude zu locken. Kapitel für Kapitel lernt der Leser das Leben und vor allem die Krisen der Eltern Enid und Alfred und ihrer drei Kinder Chip, Gary und Denise kennen. Alfred, pensionierter Ingenieur, leidet an Parkinson, seine Frau Enid unter ihrem Ordnungs- und Sparwahn, aber vor allem unter ihrem Mann. Der älteste Sohn Gary, erfolgreicher Banker in Philadelphia, steckt in einer Ehekrise und leugnet mit aller Macht seine Depressionen. Chip muss wegen einer Affäre mit einer Studentin seine Stelle als Literaturdozent aufgeben. Nachdem auch sein Versuch als Drehbuchautor gescheitert ist, findet er sich in Litauen wieder, wo er in einen groß angelegten Internet-Betrug verwickelt wird. Und Denise, die jüngste Tochter, verliert ihren Job als erfolgreiche Gourmet-Köchin, weil sie sich auf eine Affäre sowohl mit ihrem Chef als auch mit dessen Frau einlässt.


    Meine Meinung:
    Die Korrekturen ist ein Buch das ich weniger schnell als sonst bei mir üblich gelesen habe. Das liegt hauptsächlich daran, dass die Sprache für mich anfangs etwas gewöhnungsbedürftig war. Franzen schreibt in einer sehr dichten, klaren und detailreichen Sprache, es gibt laufend Szenenwechsel, die einen kaum zur Ruhe kommen lassen - und das alles macht das Buch so besonders, aber eben auch schwieriger zu lesen. Der Leser wird durch die persönlichen Lebensgeschichten der einzelnen Familienmitglieder geführt, jede einzigartig, jede mit ihrer ganz besonderen Tragik und Komik, und ich bin begeistert davon wie gut es Franzen gelungen ist, diese unterschiedlichen Charaktere a) so plausibel und b) so detailliert zu beschreiben. Ich wusste bei vielen Szenen nicht ob ich lachen oder weinen soll - die einzelnen Geschichten sind durchwegs tragisch, aber mit so viel (nicht unbedingt direktem) Humor durchzogen dass es einem wirklich schwer fällt sich davon loszureißen. Ich fand das Buch sowohl deprimierend als auch aufheiternd: eine absolut gelungene Mischung.


    Besonders fasziniert hat es mich, zu lesen wie die Kinder krampfhaft versuchen eben nicht den Weg ihrer Eltern zu gehen, nur um letzten Endes doch einen Weg einzuschlagen, der sie genauso wenig glücklich macht sowie die Unfähigkeit der Familienmitglieder, miteinander zu kommunzieren und es sich so leichter zu machen. Franzen zeichnet das Portrait einer Familie, das, auch wenn ich anfangs dachte dass es einzigartig und nicht unbedingt die Norm ist, für mich letzten Endes doch typisch ist und auf viele Menschen zutrifft.
    Die Charaktere sind nicht unbedingt das was man als liebenswert bezeichnen würde - Chip zum Beispiel war mir extrem unsympathisch. Aber Franzen ist es gelungen, ihre Fehler so nachvollziehbar darzustellen dass sie dadurch eigentlich nur noch interessanter werden, auch wenn man sich vielleicht nicht unbedingt mit ihnen identifizieren möchte.


    Fazit: Eines der beeindruckendsten Bücher das ich in diesem Jahr gelesen habe - wortgewaltig, mitreißend, und vor allem sehr intelligent und tiefgehend. Daher:



    5ratten

    Einmal editiert, zuletzt von SiberianSkies ()

  • Hmm... ich habe das Buch vor einiger Zeit einmal angelesen und dann aber nach kurzer Zeit abgebrochen. Mir hat es so gar nicht gefallen. Ich kann nicht mehr genau sagen woran es genau lag. Ich habe mich unsäglich gelangweilt und hatte keine Motivation weiterzulesen. Ich hab auch nicht wirklich den Wunsch es noch einmal zu versuchen.

  • Es ist doch schon 2 oder 3 Jahre her, dass ich dieses Buch gelesen habe. Ich kann mich nicht mehr so genau erinnern, aber Dank Deiner schönen Rezi wurden mir viele Details in Erinnerung gerufen.


    Ich habe das Buch sehr, sehr gerne gelesen und kann mich aber auch an die ständig wechselnden Perspektiven und die detailreichen Schilderungen erinnern. Ich war aber dennoch immer gespannt, über wen man im nächsten Kapitel was erfährt und wie die Leute zu dem wurden, was sie waren.


    Eine sehr vielschichtige Familiengeschichte, wie SiberianSkies schon erwähnte, mit sehr unterschiedlichen aber doch interessanten Charakteren!


    4ratten

    :blume:&nbsp; Herzliche Grüße!&nbsp; :blume: <br />creative


  • Mir hat es so gar nicht gefallen. Ich kann nicht mehr genau sagen woran es genau lag. Ich habe mich unsäglich gelangweilt ...


    hallo,
    ich habe es zwar ganz gelesen, aber es hat mir, genau wie dir, überhaupt nicht gefallen.
    Ich habe es als schlechte Kopie von Ph. Roth erlebt, nur dass Roth viel hintergründiger schreibt, mit viel Selbstironie und teilwiese (nicht immer) gesellschaftskritisch.
    Franzen erzählt bloss von von den "Sorgen" der amerikanischen Mittelschicht, die mich nicht direkt interessieren, und das kam mir auch sehr gequält rüber.
    Auch macht ihn seine Bush-Unterstützung mir vollkommen unsympathisch. Aber das ist meine persönliche Einstellung, hat nichts mit seinen schriftstellerischen Talenten zu tun.
    Grüsse
    dora

  • Ich habe das Buch letztes Jahr gelesen und mich hat es auch nicht überzeugt.
    Die Familiengeschichte war gut und auch sehr real dargestellt, aber die Geschichte um den Sohn Chip in Litauen fand ich doch arg überzogen.
    Vielleicht waren meine Erwartungen nach dem ganzen "Getue" um das Buch auch einfach zu hoch.

  • Mir hat das Buch recht gut gefallen damals, auch wenn ich bei einer Szene nahe dran war, das Buch abzubrechen (Spoiler:

    ). Letztendlich war ich froh, drangeblieben zu sein, und habe das Buch als etwas "andere" Familiengeschichte erlebt.


    Mein Eindruck damals: 4ratten

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ah, es gibt einen Thread zu meinem aktuellen Buch :smile: Und die Meinungen gehen ziemlich auseinander - ich bin mir momentan auch noch nicht einig, wie mir "Die Korrekturen" gefallen. Eigentlich mag ich breit angelegte Familiengeschichten, aber hier stören mich einige Sachen:


    - ich kann mit keinem der Charaktere warm werden
    - die Beschreibung von Alfreds Krankheit geht mir ziemlich an die Nieren (da kann das Buch allerdings nichts dafür)
    - einige Szenen finde ich direkt widerlich (z.B. als Chip auf seiner Chaiselongue nach dem Intimduft seiner Exfreundin sucht :rollen:)


    Eure Anmerkungen machen mich aber doch neugierig, also werde ich wohl dranbleiben.


    Liebe Grüße
    Manjula

  • Also ich brauchte insgesamt 2 Anläufe, um die Korrekturen bis zum Ende zu lesen.


    Beim ersten mal konnte ich es nach ca. 80 Seiten nicht mehr ertragen. Das Buch war einfach zu langweilig :schnarch:


    In diesem Frühjahr gab es dann die zweite Chance und tatsächlich hat es hierbei besser abgeschnitten. Wobei ich mich einigen hier anschließen muss, so wirklich überzeugt hat es bis zum Schluß nicht. Für mich also auch nur Mittelmaß.

    :lesen: Rebecca Gablé - Der dunkle Thron<br />SuB: 6 (+16 bereits bestellte Bücher, um den SuB mal ein wenig aufzuwerten)

  • Meinung:


    Alles in allem gesehen fand ich das Buch sehr gut. Ich fand es faszinierend die einzelnen Lebensverläufe der Familie Lambert nachzuziehen, ihre Gefühle, unterschiedlichen Probleme und Ängste. Franzen hat wirklich das Talent, Menschen sehr plastisch darzustellen und die Figuren lebendig zu machen. In diesem Buch gibt es keine Helden. Jeder einzelne der fünfköpfigen Familie hat seine Fehler (zahlreiche um genau zu sein), aber am Ende entdeckt man doch gute Seiten. Die Personen sind nicht besonders außergewöhnlich, sondern wirklich eine normale Familie. Die Kommunikationsmuster, der gegenseitige Hick-Hack gehört wahrscheinlich zu vielen Familien. Die Mutter die eine Scheinwelt sucht, in der alles perfekt ist; der Vater, der nie gelernt hat Gefühle zu zeigen und loszulassen. Der karrieremachende Sohn mit kaputter Ehe, die bisexuelle Tochter, der "nichtsnutzige " Geisteswissenschaftler.


    Ich wollte immer wissen wie geht es weiter, treffen sie sich nun zu einem letzten Weihnachtsfest (was der größte Wunsch der Mutter ist) & wenn ja, was passiert an diesem Weihnachten.
    Am besten fand ich übrigens Denise Lebensgeschichte sowie das Ende


    Ich muss zugeben, die letzten 200 Seiten waren auch die besten und ich habe sie verschlungen.


    Zwischenzeitlich gab es Szenen, auf die ich gerne hätte verzichten können, da sie weder etwas zu Geschichte beitrugen noch einen sonstigen Sinn hat

    . Diese Dinge hätte man auch wesentlich kürzer und prägnater schildern können. Manche Dinge fand ich auch einfach etwas übertrieben und ich hätte mir einen anderen Verlauf gewünscht


    Insgesamt hatte mir die kompakte Sprache Franzens sehr gut gefallen und ich fand das Buch sehr angenehm zu lesen.
    Auf jeden Fall wird wieder ein Franzen in meinen Händen landen.


    Ich kann das Buch nur empfehlen! Es lohnt sich durch etwas weniger spannende Passagen zu quälen.


    Von mir gibts dafür: 4ratten

  • Hallo,


    ich reihe mich bei denen ein, die das Buch nicht ganz so begeistert hat.


    Ich habe es vor reichlich einem halben Jahr gelesen und fand es derart langatmig, daß ich mich regelrecht durchgequält habe. Die Auswüchse von Alfreds Krankheit, Chips Verirrungen und Litauenreise und die Familienquerelen von Gary hätte der Leser in kürzerer Beschreibung immer noch gut erfassen können. Mich hat auch deprimiert, daß in dem Buch wirklich alle aneinander vorbeireden und -leben, daß so gut wie alles schiefgeht - das war quälend (manchmal wollte man direkt ins Buch hineinspringen und den Leuten den Kopf zurechtrücken :zwinker:). Okay, es mag im Leben auch manchmal so zugehen, und all diese kuriosen Geschichten um die einzelnen Familienmitglieder mögen ja recht gekonnt beschrieben sein, ABER: ich vermißte in dem Buch eine Art Entwicklung, die die Personen nehmen, eine Geschichte hinter der Geschichte, einen inneren Zusammenhang, ein wenig Tiefgang oder wie immer man es nennen will.


    Für mich hat sich das Lesen, zumal bei dem Aufwand, nicht gelohnt. Es bleibt der Eindruck, der Verfasser hat nicht wirklich etwas zu sagen. Aber da das Buch sprachlich nicht schlecht geschrieben ist, mein Fazit: halbe Punktzahl.
    2ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


    Viele Grüße,
    kaluma

    Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden (R. Luxemburg)

    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.

    Einmal editiert, zuletzt von kaluma ()

  • Da ich die "Korrekturen" sehr schätze (die Übersetzung der ersten Auflage ist m.E. leider miserabel, sie wird Franzens Sprache in keinster Weise gerecht, erlaubt sich teilweise ein reines Katastrophendeutsch und kreiert unsinnige Neologismen) möchte ich einen kleinen Gedanken, mit Rückgriff auf meine Großmutter, in die Diskussion werfen. Die sagte nämlich, Gottfried Kellers "Der Grüne Heinrich" muß man alle zehn Jahre lesen, es ist jedesmal ein völlig anderes Buch. Ich könnte mir vorstellen, daß man "Korrekturen" nach Ehen, Kindern, Todesfällen gegebenenfalls sehr anders lesen wird als diesseits der Dreißig (eine Altersklasse, die ich bei den "Ablehnern", vielleicht fälschlich, vermute).
    Diese spezifische Elterngeneration und den amerikanischen Mittleren Westen genauer zu kennen wäre dem Konsumieren zudem sicher auch dienlich.
    Für mich war es eine unglaublich hochdifferenzierte Darstellung der Dramatik, die in fast jeder, ganz normalen Biographie verborgen liegt und erst ex post erkennbar wird; der Schluß des Buches eine wahre Apotheose.
    Ich plädiere deshalb dafür das Buch nicht zu entsorgen, sondern zur Wiedervorlage in etlichen Jahren (oder Jahrzehnten :smile:) aufzubewahren.
    Grüße g.

  • Hallo Gantenbeinin,



    Ich könnte mir vorstellen, daß man "Korrekturen" nach Ehen, Kindern, Todesfällen gegebenenfalls sehr anders lesen wird als diesseits der Dreißig (eine Altersklasse, die ich bei den "Ablehnern", vielleicht fälschlich, vermute).
    Diese spezifische Elterngeneration und den amerikanischen Mittleren Westen genauer zu kennen wäre dem Konsumieren zudem sicher auch dienlich.


    Ja, bei mir vermutest du die Altersklasse falsch, ich bin schon 40. :zwinker:


    ...und ich konsumiere keine Bücher. In letzter Zeit begegne ich diesem Ausdruck in Zusammenhang mit Literatur, bildender Kunst, Theater usw. sehr oft, und das irritiert mich.


    Ich plädiere deshalb dafür das Buch nicht zu entsorgen, sondern zur Wiedervorlage in etlichen Jahren (oder Jahrzehnten :smile:) aufzubewahren.


    Zu spät. beerdigung.gif Es war eines der schlechtesten Bücher des vorletzten Jahres, Franzen ist in meinen Augen ein "literarischer" Lars von Trier und den finde ich genau so abstoßend, wobei deine Apotheose-Theorie ganz passend ist, auch wenn ich sie im Zusammenhang mit Franzens Schluss der Korrekturen nicht verstehe. (ich kann mich an den genauen Schluss nicht mehr erinnern)


    liebe Grüße
    dora

  • Ich mochte das Buch nicht. Dass das am Alter lag, bezweifle ich, will es aber auch nicht ganz ausschließen. Ich bin schließlich erst 18.
    Die Ansätze waren durchaus nicht schlecht, aber alles schien insgesamt sehr ... gewöhnlich und irgendwie gequält. Als "Sensation", wie es auf dem Buchrücken heißt, empfand ich das Buch in keinster Weise. Auch die Sprache empfand ich als nichts Besonderes.
    Das Einzige, das mich etwas versöhnte, war der Schluss, der m. E. sehr gelungen ist, und der interessante Charakter Alfred.


    2ratten:marypipeshalbeprivatmaus:

    :leserin: : &quot;Was ist Leben?&quot; - Erwin Schrödinger

    Einmal editiert, zuletzt von Kathrin89 ()

  • Hallo Gantenbeinin,


    jetzt erst lese ich deinen Beitrag und will nochmal kurz dazu Stellung nehmen. Ein interessanter Gedanke, daß man bestimmte Bücher alle 10 Jahre anders liest. Es gibt auch Bücher, mit denen mir das so gegangen ist. Vielleicht sollte ich "Die Korrekturen" nochmal in 10 Jahren lesen.



    Ich könnte mir vorstellen, daß man "Korrekturen" nach Ehen, Kindern, Todesfällen gegebenenfalls sehr anders lesen wird als diesseits der Dreißig (eine Altersklasse, die ich bei den "Ablehnern", vielleicht fälschlich, vermute).


    Möglicherweise ist es auch eher eine Charakter- als eine Altersfrage. Ich bin schon jenseits der 40 und habe auch Erfahrungen wie Ehe/Kinder/Todesfälle "aufzuweisen", um es mal salopp zu sagen. Trotzdem oder gerade deswegen ist mir unbehaglich, wenn ich den Figuren in den "Korrekturen" beim Agieren zuschaue... Klar hat man nicht alles in der Hand im Leben, und natürlich macht man manchmal sehenden Auges die blödesten Fehler, habe ich auch schon. Aber einiges, worin diese Leute sich verstrickt haben, war wirklich zu extrem. Das wäre mir nichtmal mit Anfang 20 passiert. Und dann in dieser Häufung. Ich glaube auch nicht, daß so etwas in fast jeder Biographie vorkommt. Ich meine genügend Gegenbeispiele zu kennen - allerdings zugegebenermaßen auch noch extremere Varianten in der Richtung der "Korrekturen"-Personen... aber die halte ich nicht für normal...


    Möglicherweise hätte mir das Buch vor 15 Jahren sogar besser gefallen. Es gibt auch Bücher, über deren Problematik man im Lauf des Lebens hinauswächst. Vielleicht hat mich das Buch auch in einer zur Problematik absolut unpassenden "Stimmung" erwischt.


    Seltsam, daß mir z.B. Philip Roths "Der menschliche Makel" sehr gut gefallen hat...


    Viele Grüße,
    kaluma

    Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden (R. Luxemburg)

    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.

    Einmal editiert, zuletzt von kaluma ()

  • Ich gehöre auch zu den Lesern, die das Buch nicht beendet haben. Es war ja wirklich hoch gepriesen worden. Aber nicht nur das hohe Lob auch der Klappentext zum Inhalt scheinen mir im Nachhinein nicht wirklich mit dem Gelesenen übereinzustimmen. Ich hatte ein ganz anderes Buch erwartet. Das Buch ist gut geschrieben. Die Sprache wirklich nicht alltäglich. Aber die Handlungsstränge haben mich nicht in ihren Bann gezogen. Ich werde dennoch irgendwann eine zweite Lektüre starten und hoffen diese zu beenden.

  • Ich habe die "Korrekturen" zwischenzeitlich auch beendet (naja, schon länger her, gut, dass der Thread wieder nach oben gerutscht ist :zwinker: ) und ich bin auch nicht sehr begeistert. Ich fand das Buch über lange Strecken (Chips Versagen, Alfreds Krankheit, Garys absolut furchtbares Familienleben) so deprimierend, dass ich mich oft zum Weiterlesen zwingen musste. Den Teil mit Denise habe ich dann lieber gelesen,auch den Schluss fand ich nicht schlecht, aber insgesamt waren die "Korrekturen" (nervend übrigens, wie oft dieses Wort "zufällig" in die Handlung eingepasst wurde) nichts für mich.


    Dass es mit dem Alter zusammenhängt, glaube ich nicht. Es gibt sicher Bücher, für die man "reifen" muss. Aber speziell dieses wird mich mit zunehmendem Alter sicher immer mehr deprimieren.


    Liebe Grüße
    Manjula

  • Huhu!


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    Ich habe das Buch letzten Sommer gelesen und - mit Ausnahme von einigen Stellen (vor allem Chip in Litauen :rollen:) - auch sehr genossen. Einerseits saß ich kopfschüttelnd mit dem Buch in der Hand da und dachte nur: Himmel, wie gestört kann eine Familie eigentlich sein? Aber dann fielen mir viele Beispiele aus meinem Bekanntenkreis (und meiner eigenen Familie) ein, die vielleicht nicht ganz so extrem sind wie in "Die Korrekturen", die aber doch zeigen, dass die Probleme dieser Familie nicht gar so weit hergeholt sind.


    Mir hat gut gefallen, dass das Buch in Teile unterteilt war, und dass jeder Charakter sozusagen einen Teil lang die ganze Aufmerksamkeit des Lesers bekommt und trotzdem auch in den anderen Teilen eine Rolle spielt. So konnte ich mich 400 Seiten lang darauf freuen, endlich Genaueres über Denise zu erfahren, die mich von Anfang an total fasziniert hat. Sympathisch ist mir keiner der Charaktere so ganz, aber nachvollziehen kann ich ihre Entscheidungen trotzdem. Wenn man eben so ein Mensch ist wie Gary zB., dann ist man stolz auf seinen Status und seine "perfekte" kleine, vorstädtliche Familie, aber glücklich wird man so nicht.


    Gerade dieser rote Faden des Wunsches nach Glück und des kläglichen Versagens bei der Suche danach zieht sich sehr schön durch das gesamte Buch. Ich mochte auch, wie viele Themen angesprochen werden und meistens wertfrei in die Handlung eingebaut wurden. So liest man über Alfreds Krankheit, die sexuellen Neigungen der Kinder, verrückte Geschichten wie die von Chip in Litauen und was ein erfolgreicher Mann wie Gary für Probleme hat. Die Art etwa, wie seine Frau Caroline ihre gemeinsamen Kinder manipuliert um das zu bekommen was sie möchte, fand ich zugleich ruchlos und traurigerweise sehr realistisch.


    Insgesamt würde ich das Buch als eines voller Spinner betrachten. Wenn man über Glück und Friede, Freude, Eierkuchen lesen möchte, sollte man hiervon die Finger lassen. Wenn man aber durch die alltäglichen Probleme einer typischen (natürlich überzeichneten) Familie lesen und sich darüber amüsieren möchte, ist das hier ein wahrer Tipp.



    [...] aber insgesamt waren die "Korrekturen" (nervend übrigens, wie oft dieses Wort "zufällig" in die Handlung eingepasst wurde) nichts für mich.


    Gerade das fand ich wieder richtig toll. Es klang nie erzwungen oder aufgesetzt. Das Wort "Korrekturen" kommt wirklich oft vor, aber es passt immer haargenau sowohl zur Sprache als auch zum Inhalt und den Charakteren.


    4ratten


    Liebe Grüße,
    Wendy

    Jahresziel: 2/52<br />SLW 2018: 1/10<br />Mein Blog

  • Die Korrekturen werfen wieder Mal eine Frage auf, die mich immer wieder auf`s Neue beschäftigt...
    Wieso, zur Hölle (und dies wirklich!), schreiben die Amerikaner zumeist von verkrachten und zerrütteten Familien.
    Ich schlug damals das Buch auf und wütend am Schluss wieder zu. Es ist immer dasselbe. Daher meine Wertung:


    3ratten


    Ist halt so.

  • Achja, Franzen's The Corrections, bzw. eben Die Korrekturen. Für mich immer noch einer der besten amerikanischen Romane des letzten Jahrzehnts, auch wenn ihm u.a. Richard Powers und Colson Whitehead definitiv die Top-Position strittig machen (zu denen an ähnlicher Stelle sicher einmal mehr :-)). Mancher Schreiber des deutschen Feullitons hat den Roman ja gar mit Manns Buddenbrocks verglichen, was zwar im Allgemeinen sicherlich noch zu große Fußstapfen für Franzen sind, aber zumindest einen wahren Kern hat, weil sich Franzen eben als ähnlich genauer Beobachter und Erzähler erweist, der die Lamberts als Spiegel der Gesellschaft verwendet und einen interessanten und komplexen Roman geschrieben hat.


    Ab und an, und das kostet auf Dauer leider die Höchstwertung, verliert sich dann aber Franzen zu viel im Detail und in den Verstrickungen der einzelnen Kapitel untereinander. Der Roman wirkt stellenweise überfrachtet und hat dadurch eben seine Längen, die zwar durchaus zum Gesamtwerk und -eindruck beitragen, einen aber beim Lesen aber eben immer wieder zu erschlagen drohen. Dennoch überwiegen bei mir aber die positiven Eindrücke. Und ich finde den Roman gar nicht so sehr negativ, wie ihn mancher sieht, was die "Botschaft" angeht: Die Figuren haben, wenn auch durch Alfreds Tod, zu sich und zueinander gefunden. Natürlich versucht Enid immer noch, die ihr unangenehmen Dinge des Lebens zu übermalen, zu ignorieren und zu korrigieren. Aber die in Fragmente zersprungene Familie, die wir am Anfang kennen lernen, hat wieder zueinander gefunden, ist wieder eine "normale" Familie geworden (sofern es so etwas überhaupt geben kann), die nicht mehr das Sinnbild einer kranken Gesellschaft ist.


    Insgesamt ein tolles Buch mit der einen oder anderen erzählerischen Schwachstelle, dennoch sicher eines der großen amerikanischen Bücher des vergangenen Jahrzehnts.


    4ratten + eine halbe Ratte :)



    Die Korrekturen werfen wieder Mal eine Frage auf, die mich immer wieder auf`s Neue beschäftigt...
    Wieso, zur Hölle (und dies wirklich!), schreiben die Amerikaner zumeist von verkrachten und zerrütteten Familien.


    Sehr vereinfacht gesagt (dessen bin ich mir ja durchaus bewusst): Das typische Bild der Gegenwart, die eben auch als fragmentiert und zerrüttet wahrgenommen wird. Die Familie dann eben als Spiegelbild der Gesellschaft und Gegenwart. Das ist ja so oder so, wieder etwas verallgemeinernd, die Generalformel für den Familienroman. Kenne zuwenige aktuelle deutsche Beispiele, aber kann mir durchaus vorstellen, dass das da nicht viel anders sein wird. Selbst der große deutsche Familienroman, die oft mit Franzen in Verbindung gebrachten Buddenbrocks, sind ja auch die Geschichte einer zerfallenden Familie. Franzen und seine Zeitgenossen fangen dann aber eben nicht am Anfang des Endes an, sondern schon fünf vor zwölf.


    Andi

    [i]Some books are to be tasted, others to be swallowed, and some few to be chewed and digested: that is, some books are to be read only in parts, others to be read, but not curiously, and some few to

  • Ich stecke noch am Anfang und kann aber jetzt schon die meisten Kommentare nachvollziehen. Ich erwarte keine leichte Lektüre, dafür aber eine interessante.


    Ein interessanter Gedanke, daß man bestimmte Bücher alle 10 Jahre anders liest. Es gibt auch Bücher, mit denen mir das so gegangen ist. Vielleicht sollte ich "Die Korrekturen" nochmal in 10 Jahren lesen.


    Na kaluma, wie sieht es mittlerweile aus? Lust auf einen reRead :elch:

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.