Hallo und guten Abend.
Ich habe dieses Wochenende nicht so viel Zeit zum lesen gehabt, da ich arbeiten musste und viel zu tun war.
Ich habe die Kapitel bis einschließlich "Von wem er sein Haus bewachen ließ" gelesen. Noch nicht so weit.
Trotzdem fühle ich mich irgendwie verpflichtet etwas zu schreiben, da ich ja jetzt in der Leserunde eingetragen bin und das ganze Wochenende hier nichts geschrieben habe.
Wie ihr auch bereits erwähnt habt, ist der Schreibstil ganz angenehm, obwohl es manchmal ein wenig "holpert", was ich der Übersetzung zuschreiben würde.
Die Einführung des Herrn Myriel, führte vor seinem Zölibat ein bürgerliches Leben und entstammt einer alteingesessenen Parlamentarierfamilie und
Zitatder ganze erste Teil seines Daseins war dem Weltleben und der Galanterie gewidmet
. Durch die Revolution verlor seine Familie alles Habe und seine Frau starb in Italien in Folge der Umstände und der Flucht. Durch diesen Umbruch, so scheint es, ist wurde sein Geist freigelassen. Er hat erkannt, was im Leben wichtig ist und was nicht, und dass sich materieller Besitz in Luft auflösen kann, und dass jeder Besitzt, der über den gesunden Lebensunterhalt hinausgeht, nur Last bedeutet. Dies sieht man daran, dass er, obwohl er viel Geld von der Diozöse bekommt, nur einen geringen Teile für sich behält und den weitgrößten Teil an die Notleidenden verteilt.
Für mich bemerkenswert, war auch Myriels Umgang mit dem Tod. Ein Thema, mit dem ich mich früher mal beschäftigt habe. "Herr Myriel ließ sich zu jeder Tages und Nachtzeit an das Lager der Kranken und Sterbenden rufen" (kap3) Die Art und Weise, mit der er einem unglücklichen zum Tode verurteilten Gaukler väterlich zur Seite steht ist einzigartig, liebevoll und göttlich. "Der Bischof ließ ihn Helligkeit schauen." Er hat "gewissermaßen die Wand um ihn durchstoßen, die uns vom Geheimnis der Dinge trennt und die wir das Leben nennen". Er hat ihm sozusagen die Augen geöffnet. Ein Sünder, der umkehr und Licht sieht, ist wertvoller als ein Mensch, der sein ganzes Leben nach Vorschrift lebt, ohne darüber nachzudenken. Er wacht die ganze Nacht bei dem Verurteilten und geleitet ihn bis auf die Guillotine.
Victor Hugo beschreibt die Guillotine als Lebewesen. Indem er sie personifiziert, macht er deutlich, dass das irdische Gesetz, welches Menschen das Leben abspricht, ein geradezu höllischer Eingriff in das göttliche oder natürliche Gesetz des Lebens ist. Der Mensch ist es sozusagen selbst, der die Sünde schafft. Der den Teufel schafft. Dadurch, dass die Sünde gesetzlich legitimiert ist, macht das die Sünde nicht nichtig, sondern im Gegenteil, sie automatisiert sich in der Gesellschaft. Die Guillotine ist geradezu ein Sinnbild. Das Thema Todesstrafe ist auch heute noch ein aktuelles. Man schaue nur einmal in die USA, die sich, trotz Todesstrafe, für eine Demokratie halten. "Den der Mensch tötet, lässt Gott auferstehen."
Er geleitet die Sterbenden hinüber und spendet den Zurückbleibenden liebevollen Trost."Gebt acht darauf, wie ihr euch den Toten zuwendet. Denkt nicht an das, was verwest. Schaut unverwandt hin, und ihr seht das lebendige Licht eures geliebten Toten in der Tiefe des Himmels."(Kap3)
Ja, auch wie er sich den Trauernden zuwendet und sie die Unendlichkeit des Lebens lehrt, sie lehrt loszulassen,zeugt von tiefer erleuchteter Weitscht.
Anhand des Beispiels mit dem zum Tod Verurteilten, kann man sehen, dass man sehr vorsichtig sein muss, wie man mit dem Thema Sünde umgeht.
Myriel bezeichnet sich selbst als "ehemaligen Sünder".
Zitatder Mensch hat bei sich das Fleisch, das seine Last und zugleich seine Versuchung ist. Er schleppt es mit sich rum und gibt ihm nach.
Er muss es überwachen, zügeln, in Schranken halten und darf ihm nur in der äußersten Not gehorchen. In diesem Gehorsam kann abermals Sünde sein, aber die so begangene Sünde ist erlässlich. Das ist ein Fall, doch ein Fall auf die Knie, der im Gebet vollendet werden kann.
Ein Heiliger sein ist die Ausnahme, ein Gerechter sein ist die Regel. Irrt, fehlt, sündigt, aber seid Gerechte.
So wenig wie möglich Sünde ist das Gesetz des Menschen. Überhaupt keine Sünde ist der Traum des Engels. Alles Irdische ist der Sünde unterworfen. Die Sünde ist eine Schwerkraft.
Was meint ihr dazu? Würde mich interessieren. (lach, nee im ernst!)
Auch die Art und Weise, wie Myriel den Menschen in ihrer Landessprache und ihren jeweiligen Dialekten anhand von Beispielen erklärt, wie sie ihr Leben verbessern können, ohne sich über sie zu stellen oder belehrend zu wirken ist sehr beeindruckend.
Joa, so viel meine Gedanken bis jetzt.
Bis bald.