E.C. Kinderman - Die geschwinde Reise

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  • „Die geschwinde Reise“ von „E.C. Kindermann“


    Schamlose Eigenwerbung: Meine erste Publikation


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    Hallo! Ich war zwar noch nie in diesem Forum, doch weil es hier so schön hinpasst, werde ich gleich mal „schamlose Eigenwerbung“ machen. (Falls dies ein Problem ist: Bitte Post löschen.) Ich möchte euch gerne kurz ein SF-Buch vorstellen, das ich dieses Jahr herausgebe.


    Dieses Taschenbuch - meine erste Veröffentlichung - ist die erste deutschsprachige Sciencefiction-Erzählung überhaupt; es handelt sich um „Die geschwinde Reise“ von „Eberhard Christian Kindermann“ aus dem Jahr 1744. Die Geschichte handelt von einer Reise zu einem Marsmond mit einem "Ballonen-Raumschiff". Interessanterweise gab es damals noch keine Ballone und auch die Marsmonde waren noch nicht entdeckt ...


    Ich habe viel Zeit und Herzensblut in diesem Taschenbuch gesteckt. Es besteht aus vier Teilen.


    Zuerst gibt es ein langes Vorwort – ich gehe sehr auf die SF an sich und auf die Relevanz der Erzählung zur SF sowie auf die Erstmaligkeit der deutschsprachigen SF ein.


    Dann folgt die originelle Erzählung im alten Deutsch des 18. Jahrhunderts.


    Danach folgen zwei moderne Versionen: Die erste entspricht grösstenteils der ursprünglichen Geschichte, aber sie ist neu in der heutigen Rechtschreibung und Syntax; die zweite ist eine Nacherzählung im modernen Stil.


    So kann jedermann seine bevorzugte Erzählweise wählen.


    Ich hoffe natürlich auf viele Bestellungen ... Spass beiseite, es kann viele Gründe geben, dieses literarische Kleinod zu besitzen: die Lust auf die gute Unterhaltung einer spannenden Erzählung, Interesse an SF oder Gefallen an früher deutscher Literatur.


    Ich vertreibe das Buch über BOD, also habe ich kein eigenes Lager, weshalb man das gute Stück am einfachsten über www.amazon.de oder www.books.ch bestellt. Einfach „geschwinde Reise“ eingeben! Der Preis ist Euro 11 bzw. CHF 19.80


    Ich habe auch eine kleine Website (die ich absichtlich sehr einfach gehalten habe – dann kann ich immer weiter dran basteln ;) ) eingericht: www.henkbooks.com
    Dort gibt es auch eine Leseprobe, eine Rezension und weitere Direktlinks zum Bestellen.



    Direktlink zum Buch auf Amazon.de


    Direktlink zum Buch auf Orell Füssli (Schweiz)

    Einmal editiert, zuletzt von nimue ()

  • Hallihallo,


    Eigenwerbung darf hier jeder machen, der sich auch - wie Du - in dem Posting als Autor zu erkennen gibt :winken:
    Oft kommt es leider vor, dass hier die Autoren anonym Lobtiraden über ihre eigenen Bücher verfassen - sehr auffällig und meiner Meinung nach die beste Antiwerbung.


    Leider habe ich momentan keinen Nerv auf Science Fiction, aber ich bin sicher, Dein Buch wird hier bei einigen auf Interesse stoßen.


    Liebe Grüße & viel Erfolg mit dem Buch
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Hi!


    ad 1) habe ich das Gefühl, ich könnte Dich kennen ...


    ad 2) könntest Du - auf Deiner Seite oder hier - mal einen kurzen Ausschnitt des Originaltextes posten? Der Ausschnitt auf Deiner Seite ist ja leider modernisiert ...


    Grüsse


    Sandhofer


    @Nimue: Wenn ich es richtig verstanden habe, ist er der Herausgeber, nicht der Autor ... Oder?

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Argh... Du hast natürlich recht! Sonst wäre er ja auch schon sehr alt :breitgrins:


    Genau, der Originaltext ist von Kindermann. (Das Vorwort ist natürlich von mir, und ich habe auch die beiden Neuversionen geschrieben.)



    ad 1) habe ich das Gefühl, ich könnte Dich kennen ...


    Mmmh?



    ich bin sicher, Dein Buch wird hier bei einigen auf Interesse stoßen.


    Das freut mich!

    ad 2) könntest Du - auf Deiner Seite oder hier - mal einen kurzen Ausschnitt des Originaltextes posten? Der Ausschnitt auf Deiner Seite ist ja leider modernisiert ...


    Gern! Hier folgt der Ausschnitt vom Erstkontakt:



    So ihr Götter seyd, warum ensetzet ihr euch denn für uns? erwiederte der Dollmetscher.
    Mit nichten haben wir uns entsetzet, antwortete Visus, sondern ich überlegte nur ob ich euch allesammt zerschmettern solte oder nicht, daß ihr uns hier so kühne umringet? Und wenn ihr nicht weichet bis auf einen, so will ich dem Donner befehlen, (indem er auf Tactus wieß, weil derselbe zwey scharff geladene Terzerole bey sich hatte) daß er einige unter deinem Hauffen zu Boden schlagen soll.
    Ich weiß nicht, versetzte der Dollmetscher, ob man euch für Götter halten könne und euer Donner zu fürchten sey? Wir wissen zwar gar selten was von Donner, weil die Hitze der Sonnen wir bey uns sehr leidlich, und folglich mehr Winter als Sommer haben. Da wir nun sehr sparsam von einem Donnerwetter hören, destomehr fürchten wir uns. Allein, für deinem Donner erschrecken wir gar nicht. Darum so laß denselben hören, oder wir wollen dich nebst deinen vermeynten Göttern unsern unvernünfftigen Creaturen zur Speise übergeben.
    O ho! Siehet es hier so aus? sagte Auditus. Auf! sprach er zu Tactus, spiele mit Blitz und Donner unter diesen frechen Hauffen, und laß ihn die Straffe der Götter empfinden.
    Alsobald ergriff Tactus das eine Terzerol, und schickte vermittelst desselben ein heisses Bley mit Blitz und Donner unter sie, daß auch der, so neben dem Dollmetscher stund, sogleich todt zur Erden fiel. Hierauf zerstob der gantze Hauffe, und schiene, als hätten sie Flügel zu ihrer Flucht, wegen ihrer Schnelligkeit. Der vor dem Donner zu Boden gefallene Dollmetscher aber bat um Gnade und Vergebung seines freveln Unternehmens.



    Und hier noch eine Szene, wo die Reisenden auf einen Kometen treffen:



    Sie verwunderten sich hiernächst, als sie daselbst eine wirbelnde Lufft fanden, die ihr Schiffgen bisweilen rund herum drehete, und konten die Ursache davon nicht begreiffen. Endlich brach Visus in diese Worte heraus: Ich muß doch sehen, woher solcher Wirbel entstehet, wir haben ja bey unserer Herreise dergleichen nicht observiret.
    Tactus antwortete: Wir müssen nur wohl Acht haben, wo eigentlich der Hauptdruck dieser Wirbel herkommt; es muß eine Causa vorhanden seyn.
    Visus sahe sich genau um, wurde aber in der Tiefe einen brennenden Cometen gewahr, der durch seinen schnellen Lauf die Lufft dermassen vor sich hin drückte, daß diese Reisende leicht einsehen konten, sie würden gräuliche Gefahr lauffen, wenn sie nicht suchen würden, sich diesen Wirbeln zu entreissen. Allein, hilff Himmel! wie wurde ihnen um ihre Augen, als der Comet sich mit einer erstaunlichen Geschwindigkeit ihnen nahete? Die Lufft drückte hefftiger, und das Schiffgen fieng an zu schwancken: ein Wolcken ähnlicher Feuer-Dampf, ein grausames Sausen der druckenden Lufft, und erstaunliche Schwefel-Funcken stürtzten sich mit grosser Wuth über das Schiffgen hin, und in die Tiefen hinein. Ueber dieses alles hub die Lufft an zu brüllen; gleich einem Donner. Sie rieffen um Erbarmung und Hülffe. Aber, wer solte und wer konte ihnen helffen, da eine gantz in der Zerstöhrung liegende Welt mit ihren Feuer-Fluthen über ihnen herzufallen schiene? Sie warteten demnach alle Augenblicke in denen Schwefel-Lüfften zerrissen zu werden. Ihre Kugeln, als das Gewichte ihres Schiffgens, schlugen in einander hinein, und sie meynten, solche alle wären längst in Trümmern. Auch empfanden sie eine starcke Feuers-Hitze, und sahen beständig, wenn ihr Schiffgen von denen einfallenden Funcken brennen würde.
    Auditus sagte: Es scheinen hier alle Elemente zu rasen, wie will es werden?
    Doch dieses Ungestüm fieng an nach und nach abzunehmen. Denn als der abscheuliche Dampf, Sturm und Funcken immer weiter sich entfernten, wunderten sie sich, daß, da der Comet in einer so weiten Entfernung von ihnen vorbey gegangen, sie dennoch so viel von seinem Dampf und Feuer empfunden. So bald nun diese brennende Welt die gerade Linie überschritten, wurden sie eine dermassen gräuliche Schwefel-Gluth hinter der brennenden Welt gewahr, deren Flammen und Feuer sich in alle Tiefen zu zerstreuen schiene, und ein grausamer abquellender Dampf mit erstaunlichen Donnerschlägen fuhr wie schwartze Wolcken in denen Tiefen herum; sie aber waren noch immer in Gefahr, daß diese drehende Lufft sie noch in diese Feuer-Flammen reissen, und in die grausame Schwefel-Fluth des Cometen versencken würde. Jedoch, so schnell sich dieser gräuliche Comete ihnen genähert, so geschwind entfernte er sich auch, indem er über 2000. Teutsche Meilen in der Entfernung bey ihnen vorbey strich. Sie erstaunten nur über die gantz übernatürliche Geschwindigkeit dieses wunderlichen Cörpers.
    Visus sagte: Ich glaube, daß diese Kugel alle Viertelstunden tausend Teutsche Meilen zurücke leget.
    Das entsetzliche Sausen der Lufft hörete Auditus immer weiter und weiter: allein, es währete eine geraume Zeit, ehe die grausame hinten abfliegende Schwefel-Gluth sich entfernen wolte, und schien fast ohne Ende zu seyn.
    Sehet, sprach Fama, das ist der Comet gewesen, der unserer Welt in diesem 1744sten Jahre auch erschienen ist.
    Unsere fünff Reisende haben viel Noth und Gefahr des Todes von ihm ausgestanden, ohngeachtet er noch in einer Entfernung von tausend Teutschen Meilen von ihnen gewesen. Sie musten eine geraume Zeit vor dem gräulichen Schwefelstanck Nase und Maul zuhalten, um nicht zu ersticken. Sobald sich nun dieses abscheuliche Rasen der von dem Cometen auf tausend Meilen in einander gedreheten Lufft nur ein wenig legte, wickelten sie ihre in einander geschlagene Kugeln, deren Leinen sich auf eine tausendfache Art verfitzet, aus einander; eine aber von diesen Kugeln war zerplatzt und zerschlagen, ihr Mast war gesplittert, und ihr Schirm auf dem Hintertheil des Schiffgens meist von denen vielen darüber hinfallenden Schwefel-Funcken versenget, gaben sich daher alle Mühe, was schadhafft nach Möglichkeit in vorigen Stand zu setzen. Allein die zerschmetterte Kugel verursachte, daß das Schiffgen nicht mehr das nöthige Gewichte hatte, weswegen es von einer Seiten zur andern schwanckte: Und wenn noch ein dergleichen Ungestüm über sie gekommen, wären sie bey Ermangelung dieser eintzigen Kugel sogleich verlohren gewesen, so aber fuhren sie in einer angenehmen Stille mit einem sanfften Sausen in denen Tiefen fort.
    Den Cometen sahe Visus gerade nach unserer Welt zu schiessen, und sprach: Ey! wo kommen wir hin, so er unsere Welt ruiniren solte? Was alsdenn für Rath?
    Doch nach vielen ängstlichen Sorgen bemerckten sie, daß er von der Ecliptic der Erden abgienge, welches nach eurer Welt-Zeit, sagte Fama zu dem Volcke, der 22. Febr. Abends ¾ auf 7. Uhr war. Hier bekamen sie wieder ein Hertz, indem sie beständig in Furcht gestanden ihre Welt zu Grunde gehen zu sehen.
    Doch wurde Visus in der entfernten Tiefe etwas gewahr, welches ihn veranlaßte, solches denen andern gleichfalls zu zeigen, sprach dahero: Sehet, was ist das? Es scheinet als ein gantzes Heer Creaturen, so mit einem Lobgesang in der Tiefe dahin ziehen.
    Ich höre es wohl, antwortete Auditus; und es ist wahrscheinlich, daß es das gantze Heer auf der zerstöhrten Welt gewesen, nunmehr aber verwandelte Creaturen sind, welche, vermöge ihrer elastischen Cörper, von der zum Cometen gewordenen Welt ab- und jetzo in das Licht eingehen.
    Man sehe nur, versetzte Visus, ihre unerhörte Menge und ihr unbeschreibliches schönes Aussehen: Blitz, Feuer und Licht sind ihre nunmehrigen Eigenschafften, und dennoch suchen sie Licht, und gehen in das Licht hinein.
    Ich wünschte, sprachen sie, wir wären ihnen näher, um zum wenigsten ihre Jubelstimmen vernehmen zu können; sie gehen aber zu schnell und in einer egalité wie der Blitz dahin. Man siehet es wohl, sie bekümmern sich nicht mehr um ihre brennende Welt, sie suchen ihr Principium, nehmlich das Licht, und solches ist auch ihr vortrefflicher Magnet.
    Da nun aber unsere fünff Reisende ihre Augen und Einbildungs-Kräffte allzufest auf dieses schöne dahin gehende Heer Creaturen gerichtet hatten, waren sie darüber so gar von ihrer Farth abgekommen, weil keiner das Segel regierte, keiner das Ruder führte, sondern ein jeder nur nach diesen verwandelten schönen Creaturen sahe. Derowegen waren sie äusserst beschäfftiget, sich wieder nach ihrer Welt zu richten, allwo sie viele Phaenomena in der Tiefe bemerckten, und die wunderbare Spiegelung der Sonnen im Aether brachte ihnen ein tausendfaches schönes Ansehen. Offt schien es, als wenn sie durch ein gläsernes mit Feuer vermengtes Meer hindurch führen, indem sich hier und da wunderliche Wirbel in dem Aether fanden, darinnen sich die Sonne spiegelte; daher wenn sie durch einen solchen Focum hindurch giengen, sie eine blitzende Hitze empfanden, und der Verbrennung offt nahe gewesen wären, wenn der sich schnell bewegende Aether sie nicht sogleich in der Hitze wieder abgekühlet hätte.


  • Wie kommst du eigentlich auf die Geschichte von Kindermann? Hat sie dich so fasziniert oder sonstwie beeinflußt das du dich ausgerechnet dieser Story annimmst?


    Eine gute Frage, aber gar nicht so einfach zu beantworten. Nun, ich interessiere mich halt für SF, Literatur und Geschichte - diese Kombination und der Umstand, dass ich mir etwas Besonderes als erste Publikation wünschte, haben mich zur ersten deutschsprachigen SF-Erzählung geführt. Die Erzählung ist an sich thematisch faszinierend, weil es eine frühe Raumfahrtreise beschreibt mit einer - aus der damaligen Sicht - möglichen Wissenschaftstheorie. Hinzu kommt der Marsmond (Kindermann war Astronom und glaubte einen Mond bei Mars beobachtet zu haben - etwas, das gar nicht so unmöglich ist). Auch gefällt mir der Erstkontakt. Dieses Werk gab mir auch die Gelegenheit, ein längeres Vorwort über die Anfänge der SF zu schreiben.


    Für mich war dieses Buch wie ein "verlorener Schatz", den ich ausgebudelt und auf Hochglanz geputzt und ausgestellt habe. :jakka:

  • NEUE REZIS


    Es sind gleich zwei neue Rezensionen über "Die geschwinde Reise" erschienen.


    Jürgen Schütz hat für die Leseattacke geschrieben.


    http://www.leseattacke.de/inde…m_content&task=view&id=74


    Frank Drehmel hat u. a. (die Rezi soll auch anderenorts erscheinen) für Phantastik-News geschrieben.


    http://www.phantastik-news.de/…s&rop=showcontent&id=1164



    Jürgen Schütz schreibt in seiner Rezi zur ursprünglichen Version von Kindermann:


    "Eine kleine Sensation!, war der erste Gedanke, als ich von diesem Buch aus deutschen Landen hörte. 1744! Zwar über 200 Jahre nachdem Thomas Morus sein Utopia verfasste (1516), doch war jenes noch in lateinischer Sprache geschrieben. Einen weiteren Unterschied erkennt man in der Thematik. Während Morus eine fiktive Gesellschaft erschuf und damit einen anderen soziologischen Hintergrund zum Kern seiner Geschichte machte, rüttelt Kindermanns Buch nicht am gesellschaftlichen Gefüge, sondern konzentriert sich auf das Element Science - der technischen Entwicklung."


    Frank Drehmel schreibt darüber:


    "... Kindermanns Ideenreichtum, der sich hinter modernen TV-Show-Scripts à la StarTrek oder Babylon5 kaum verstecken muss und der belegt, dass nicht alles, was uns heute als neu verkauft wird, auch tatsächlich neu ist. Wenn der Autor z.B. darüber fabuliert, dass ein durch “Putrefaktion elastisch gewordener Mensch” durch alle Sphären -also auch den Himmel, das All- zu gehen vermag, so ist dieser evolutionäre Aufstieg des “Menschen”/der Menschheit auch ein zentrales Motiv zahlreicher neuerer SF-Konzepte."



    Über meine zwei neuen Versionen schreiben sie Folgendes:


    Jürgen Schütz:


    "... die, erst im Original abgedruckte, Geschichte der aktuellen Rechtschreibung angepasst und ebenfalls dem Buch angefügt. Abschließend folgt noch eine freie Nacherzählung der Geschichte"


    Frank Drehmel:


    "... Spaß macht, dieses Buch zu lesen liegt zum einen an De Jongs beiden Neuversionen -in der ersten übernimmt er Kindermanns Erzählstruktur und Handlung, bedient sich allerdings einer leicht modernisierten Satzstruktur sowie heutiger Grammatik und Rechtschreibung, während er in der zweiten lediglich die Handlung beibehält, sich ansonsten jedoch im Stil einer Nacherzählung einer freieren Sprache bedient-, die a ) die Geschichte für eine breite Leserschaft überhaupt konsumierbar machen und b ) zum unterhaltsamen Versionen-Vergleich einladen."



    Über mein Vorwort schreibt Jürgen:


    "... liefert in diesem als Essay verfassten Artikel die Antwort auf die Frage, was Science Fiction letztendlich ausmacht. Er begründet seine Ansicht auf ca. 30 Seiten unter der Prämisse, dass es auch ein Zeichen der Wissenschaft (Science) ist, wenn man sich Gedanken darüber macht, wie man auf den Mond, Mars, Jupiter oder ein paar Jahre in die Zukunft gelangt, auch wenn man keine, einwandfreie, technische Erklärung dazu liefert."


    Und Frank fasst sich darüber kurz und schreibt in seinem Fazit:


    "... nicht zuletzt dank De Jongs Neufassungen und seinen informativen Vorwort mit ihren erstaunlichen Ideen-Reichtum zu überzeugen."



    Links:


    Jürgens Rezi


    Franks Rezi


    Ruperts Rezi


    Amazon


    Orell Füssli (Schweiz)

  • Hallo zusammen!


    Er gibt ja keine Ruhe, der junge Mann ... :smile:


    Gut, ich habe das Büchlein gelesen. Nein, nicht ganz. Was nicht an der Qualität liegt sondern daran, dass ich für gewisse Teile das falsche Publikum bin. Dessen war ich mir bereits beim Kauf bewusst, also kein Vorwurf an den Herausgeber.


    Das Buch besteht nämlich aus 3 oder eigentlich sogar 4 Teilen:


    - Vorwort des Herausgebers
    - Originaltext Kindermanns
    - „Interlinearübersetzung“ ins heutige Deutsch
    - mehr oder weniger freie Nacheerzählung in moderner Sprache und modernem Stil


    Es sind diese letzten beiden Teile, die ich nur kursiv gelesen habe, da ich, wenn ich ein Original lesen kann, lieber dieses lese.


    Zuerst also das Vorwort:


    Hier versucht der Herausgeber, eine Definition dessen zu geben, was „Science Fiction“ ist. (Muss er wohl auch – immerhin wirbt er für den Text als „erste deutschsprachige Science Fiction“.) Ich will die Argumentation jetzt nicht im Detail auflisten. Sie war sehr interessant – und ich kann ihr kaum zustimmen. Einerseits beschreibt der Herausgeber, wenn ich ihn richtig verstanden habe, einen Zirkel, indem er von der Formel „Science Fiction“ (er schreibt „Sciencefiction“ oder auch nur „SF“) – ausgehend also von der Formel „SF = S + F“ kommt er über verschiedene Umwege nämlich dahin, die Formel „SF = S + F“ zu bestätigen. Diese Formel hat zwar den Vorteil jeder Tautologie, richtig zu sein, zugleich aber auch den Nachteil jeder Tautologie: Wir erfahren nichts Neues dadurch. Genausowenig wie wir etwas Neues erfahren durch die Formel „2a = a + a“ ...


    Ausserdem ist der verwendete Begriff von „Wissenschaft“ so weit gefasst, dass nun unter „Science Fiction“ problemlos das Gilgamesch-Epos oder Gullivers Reisen gefasst werden können. Ich bin der Meinung, und ich glaube, in diesem Forum auch schon mit Zoltar darüber des längeren diskutiert zu haben, dass eine Verwendung des Begriffes per se für jede Form von extravaganter Geschichte mit zur Zeit des Verfassens Unmöglichem (z.B. Fliegen vor dem 20. Jahrhundert), also für Mythen (Ikarus!), staatsphilosophische Entwürfe (Platon!), utopische Schriften (Thomas Morus!), (satirische) Lügengeschichten (Lukian, Münchhausen!) etc. den Begriff "Science Fiction" einfach nur entwertet.


    Der Logik Zoltars oder des Herausgebers folgend, müsste nicht nur Kant Science Fiction geschrieben haben (er redet in seinen physikalischen Schriften irgendwo einmal von Bewohnern des Jupiter, wenn ich mich recht erinnere), sondern der auf der Höhe der Wissenschaft seiner Zeit (nämlich der Theologie!) stehende Dante Alighieri mit der Göttlichen Komödie.


    Ich möchte das hier nicht vertiefen; ich werde wohl anlässlich dieser Veranstaltung (zumindest teilweise) darauf eingehen.


    Zum Text:


    Kindermanns Erzählung ist eine flotte, kleine Geschichte. Fünf Männer fliegen zu einem Mars-Mond, wo sie freundlich empfangen werden, obwohl sie als eine der ersten Handlungen gleich einen Einheimischen erschiessen.


    Im übrigen erfahren wir wenig über den Mond und seine Bewohner. Wer „action“ erwartet, wird wohl enttäuscht sein. Kindermann bewegt sich eher auf theologischen Bahnen als auf wissenschaftlichen oder literarischen. Am ehesten ist das Opusculum wohl vergleichbar mit der Perelandra-Trilogie von C. S. Lewis.


    Da ich solche Texte mag, war ich von der Lektüre keinesfalls enttäuscht.


    Die Verarbeitung des Büchleins ist gut: lesbare Schrift, solider, gut gestalteter Einband.


    Alles in allem: Dem literatur- oder gattungshistorisch Interessierten oder dem SF-Freak, der schon alles kennt, durchaus zu empfehlen.


    Grüsse


    Sandhofer


    EDIT: Tippfehler korrigiert ...

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

    Einmal editiert, zuletzt von sandhofer ()

  • Hallo Sandhofer

    Ach so, du warst's, der das Büchlein gekauft hat. :breitgrins: :breitgrins: :breitgrins:


    Spass beiseite, merci für deine ausführliche Auseinandersetzung mit dem Büchlein.


    Dass du nicht alles gelesen hast, ist prima. Die Idee hinter den verschiedenen Versionen ist ja auch, dass jeder seinen bevorzugten Stil herauspickt und liest.


    Dass du nicht einverstanden bist mit meiner Analyse, was SF eigentlich ist ... nun, damit kann ich sehr gut leben. ;) Die Diskussion, was wie wo wann wer SF ist, gibt's schon lange und ist auch wohl nie ganz abgeschlossen.
    Ich glaube, ich habe mit meinem Vorwort etwas Handfestes in diese Diskussion eingebracht, sowie eine Sicht verständlich dargestellt.

  • Es gibt etwas, dass ich eigentlich als "selbstverständlich" ansah. Doch man hat mich darauf hingewiesen, dass ich dies auch wirklich mitteilen soll.
    Somit:


    Obwohl "Die geschwinde Reise" durch BOD ("Books On Demand": Ein Buch wird erst nach einer Bestellung gedruckt und versandt) vertrieben wird, kann man das Büchlein nicht nur im Internet kaufen, sondern auch ganz einfach im Laden bestellen.


    Wer also "Die geschwinde Reise" zu Weihnachten geschenkt haben möchte, schickt das Familienmitglied oder die Partnerin oder den Schatz zum Buchladen. :breitgrins: Dort gibt sie/er einfach Namen und ISBN an (E. C. Kindermann / Die geschwinde Reise / ISBN-978-3-033-00703-1) und ein paar Tage später liegt's dann ohne Mehrkosten im Laden abholbereit.


    Titel: Die geschwinde Reise
    Autor: E. C. Kindermann
    Verlag: de jong publications zurich
    Vertrieb: BOD, Norderstedt, BRD
    ISBN-10: 3-033-00703-1
    ISBN-13: 978-3-033-00703-1

  • Gerade habe ich die neuen Rezis auf meine Website unter http://www.henkbooks.com/rezi.html gestellt.


    Ich habe dort auch mit Nimues Erlaubnis einen Link zu diesem Thread eingestellt.


    Mit diesem kleinen Update setze ich auch gleich einen dünnen Abschlussstrich unter meine Arbeit mit "Die geschwinde Reise". Es war für mich persönlich eine spannende Reise, allerdings nicht geschwind, denn sie dauerte mehr als zwei Jahre. Von der Entscheidung über das Vorwort und die neuen Versionen bis zum fertigen Produkt und der eigentlichen Publikation sowie die Werbung: All dies und viele weitere, unerwartete Hürden brauchten ihre Zeit, brachten aber auch viel Spass und Genugtuung.


    Nächstes Jahr werde ich mit meinen neu gewonnenen Erfahrungen und Wissen ein anderes Buch herausgeben ...


    Edit: Tippfehler

    Einmal editiert, zuletzt von rockmysoul67 ()

  • Hallo!


    Es ist "literaturschock.de" - aber der Link ist ja richtig geschrieben ... :breitgrins:


    Viel Spass beim nächsten Projekt! Darf man schon wissen, worum es geht?


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)


  • Viel Spass beim nächsten Projekt! Darf man schon wissen, worum es geht?


    Es gibt ein paar "Kandidaten", und ich mich noch nicht festgelegt. Es gibt noch einiges (rechtlich, markttechnisch) zu klären. Ich sage es mal so: Es wird wieder SF aus den Tiefen der Vergangenheit. :zwinker: Der Plan ist jedes Jahr einen frühen SF-Roman (bzw. eine SF-Erzählung/Novelle oder ein themagezieltes Werk) herauszugeben.


    Als Datum habe ich so rund um Anfang November 2007 gedacht, weil ich möchte, dass das Büchlein zuvor bei der Frankfurter Buchmesse (in Oktober) aufliegt.