Jaafar Ben Saoud - Bab Doukkala oder Die Seele des Kochens

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    Bab Doukkala oder Die Seele des Kochens. Roman
    von Jaafar Ben Saoud (Autor), Robert Griesbeck (Übersetzer)
    ISBN 3203755254, Europa Verlag Hamburg /KNO. Gebundene Ausgabe, 320 Seiten, 1. Aufl. 2005


    Die Medina, das alte Marrakesch, wird von einer Stadtmauer umschlossen, unterbrochen von 9 Toren. Eines der Tore ist das Bab Doukkala, durch das täglich der alte Hassan die Neustadt, die Franzosenstadt, betritt. Sein Ziel ist die Küche des Restaurants "Aghroum". Hier - umweht von verführerischen Kochdünsten - erzählt er dem französischen Koch, dem Sous-Chef Jean und zwei lausbübischen, marokkanischen Lehrbuben Geschichten - im Austausch gegen eine warme Mahlzeit. Geschichten von seinem Großvater, der auf der Suche nach der Seele des Kochens sein Leben verbrachte und seine Erkenntnisse in 41 Büchern hinterließ.
    Vermutet man anfangs noch einen lustvollen Schwätzer in Hassan, so weicht dieser Eindruck mehr und mehr der Erkenntnis, dass da ein Mensch voller Lebenserfahrung, Poesie und begabt mit der orientalischen Erzählkunst in seiner schäbigen Djeballa vor uns steht. Der französische Koch kann trotz seiner europäischen Ungeduld nicht weghören, immer wieder bannen ihn die Erzählungen des alten Mannes. Jean, der nicht umsonst Frankreich den Rücken gekehrt hat, mit einem schlitzohrigen arabischen Freund mangels Alternativen seine Freizeit verbringt und dabei beinahe seine Integrität verliert, steckt voller Mißtrauen, manchmal gar Abneigung, um letztlich das größte Geschenk des Alten zu erhalten.
    Der nicht einmal unsympathische Patron, Besitzer des Lokals, ehemaliger Kämpfer der Fremdenlegion und verheiratet mit Kognacflaschen, walzt unsensibel und polternd alles nieder. Auch das merkt er nicht.
    Und dann haben wir´s noch mit dem Übersetzer des Romans zu tun, der sich entgegen aller Regeln ständig in die Geschichte einmischt, ungefragt Kommentare abgibt, und zu guter Letzt den Ausgang des Romans unmöglich findet und sich aufmacht, den Autor zur Rede zu stellen. Er reist nach Marrakesch. Dort findet er alles - oder nichts? Jedenfalls muss auch er sich dem Zwang eines realistischen Märchens beugen.
    Wahr -unwahr? Sind Märchen wahr? Sind Tatsachen wahrer? Wo finden wir die letzten Erkenntnisse? Wer hat eine Antwort? Ist dieses Buch die Antwort?


    Das Buch fesselt. Das Buch regt Sinne und Phantasie an. Man möchte plötzlich die Geschichten anderen erzählen, man möchte sich unterhalten über das Liliengewächs mit vier Häuten, sieben Schichten und einem Herz - möchte die Metaphern verstehen, trinken, kosten, teilen.
    Fröhlich und traurig ist das Buch, und wenn man die letzte Seite umdreht und den Buchdeckel schließt, ist es irgendwie doch nicht zu Ende.


    [size=1]EDIT: Verlinktes Bild in Amazonlink geändert. LG, Saltanah[/size]

    Die Ironie ist die Kaktuspflanze, die über dem Grab unserer toten Illusionen wuchert.

    Einmal editiert, zuletzt von Saltanah ()

  • Das klingt ja auch sehr verführerisch, danach muß ich auf jeden Fall umsehen. Danke für diese Rezi!


    Schönen Gruß,
    Aldawen