Carlos Ruiz Zafón - Der Schatten des Windes

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  • Auf dieses Buch war ich schon sehr gespannt, weil ich sehr unterschiedliche Meinungen dazu gehört hatte. Klappentext und Inhalt wurden weiter vorn schon erzählt, deshalb schenke ich mir die Wiederholung davon.


    Schon mit den ersten Seiten, auf denen der kleine Daniel den Friedhof der vergessenen Bücher kennen lernt, wurde ich in den Bann dieses Buches gezogen; ganz so, wie es Daniel ergeht mit dem Buch, das er sich dort ausgesucht hat. Was mich sofort begeistert hat, ist die Sprache des Buches. Es ist harmonisch und poetisch geschrieben, ohne dabei kitschig zu wirken. Mich bezaubert immer wieder, wenn ein Autor es schafft, manche Szenen in wenigen Worten so ausdrucksstark zu beschreiben.


    Obwohl ich nicht unbedingt ein Fan von Liebesgeschichten bin, ließ ich mich einfangen von der Gefühlswelt Daniels, die neben seiner Suche nach Carax einen wesentlichen Teil des Buches ausmacht. Einige Probleme hatte ich allerdings mit der Entwicklung der Erzählung, nachdem ich mich unbewusst auf die Liebesgeschichte eingestellt hatte und fühlte mich teilweise fast überrollt von der Dramatik der Ereignisse.


    Meine Lieblingsfigur ist Fermín Romero de Torres, den Daniel in der Gosse aufgelesen hat. Seine Lebenseinstellung, seinen Humor und seine Unverwüstlichkeit in jeder Situation würde ich mir für mich persönlich auch manchmal wünschen. Auch die anderen Personen in dem Roman erscheinen mit ihren Stärken und Schwächen wie ganz normale Menschen, mehr oder weniger liebenswert, und nicht wie die Übermenschen in manchen Büchern, denen schlicht alles gelingt. Die Ausgewogenheit wird hergestellt durch Inspektor Fumero, dessen ganz besondere Rolle erst zum Ende des Buches deutlich wird.


    Alles in allem ist „Der Schatten des Windes“ ein Buch, das ich nicht einfach in ein bestimmtes Genre packen könnte, weil es ein sehr breites Spektrum an Gefühlen, Geschichte, Spannung und Menschlichkeit abdeckt. Für mich war es ein Highlight des Jahres und bekommt deshalb


    5ratten

  • Hallo!


    So, hier kommt auch endlich meine Meinung zu dem Buch :zwinker:


    Der Schatten des Windes ist ein Buch, bei dem man dabeibleiben muß. Man kann es nicht einfach beiseite legen und dann erwarten, wieder in die Geschichte einsteigen zu können. Es hat nämlich eine ganz besondere Stimmung, die man sich nur dann bewahren kann, wenn man sich voll auf das Buch konzentriert. Ich hatte das es leider übers Wochenende bei der Arbeit vergessen und deshalb ein anderes Buch angefangen. Als ich gestern weiterlesen wollte, hätte ich es fast wieder zur Seite gelegt, weil ich auf einmal nichts mehr damit anfangen konnte :sauer: Dabei hatte mich die Geschichte gleich von der ersten Seite gefangen genommen und ich hatte mich wirklich geärgert, als ich am Wochenende nicht weiterlesen konnte. Erst nach ein paar Seiten hat mich diese besondere Stimmung wieder gepackt. Und ich habe es bis zum Ende nicht mehr aus der Hand gelegt. Das Einzige, was mich ein bisschen gestört hat, war, dass die Handlung manchmal vor sich hin geplätschert hat und sich dann die Ereignisse wieder überschlagen haben (für mich an unlogischen Stellen). Trotzdem bekommt das Buch von mir


    4ratten :marypipeshalbeprivatmaus:


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Kirsten
    Ja, deine von uns lang erwartete Meinung :zwinker:.
    Schön das es dir gefallen hat.


    Mit der besonderen Stimmung die dieses Buch hat, hast du völlig recht. Das ging mir auch so. Ein Buch dessen Stimmung man in einer Farbe ausdrücken kann, grau. Grau und düster von Anfang bis Ende. Ich habe das Buch auch in einem Rutsch gelesen an 2 Tagen und vielleicht ist das ja auch das Problem das einige Leute nicht gut mir dem Buch klar kommen.
    Man sollte hier keine Pausen einlegen dann geht diese ganz besondere Stimmung verloren.


    Grüße
    Flor

  • Flor: das ist interessant, dass Du das so siehst. Mir kamen beim Lesen immer Nebel und dunkle Räume in den Sinn. Sonne oder ein warmer Tag passen einfach nicht zu diesem Buch!


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.


  • Sonne oder ein warmer Tag passen einfach nicht zu diesem Buch!


    Sehe ich auch so, aber obwohl es hier ja nicht anders geht. Es ist immer heiß und sonnig hat mich diese neblige, graue Stimmung total gefangen genommen. Auch deshalb ist dieses Buch einfach etwas ganz Besonderes.
    Hach....ich könnte es schon wieder lesen. Aber leider müssen so viele andere Bücher zuerst gelesen werden :zwinker:.


    Grüße
    Flor

  • Der Schatten des Windes, habe ich vor kurzem gelesen.
    Ein tolles Buch der aber unbedingt verlangt das man sich auf die Geschichte einlässt. Habe es einmal gelangweilt zur Seite gelegt, Wochen später wieder angefangen und bin dabei geblieben bis zum Schluss. Es ist definitiv nicht geeignet zum zwischendurch lesen
    Ich fand dieses Buch einfach Super.

  • @ Flor und Kirsten
    Ich teile eure Meinung, dass in dem Buch eine düstere Atmosphäre vorherrscht, aber sie passt einfach zum Thema. Wenn ständig die Sonne geschienen hätte, wäre es sicher weniger glaubhaft gewesen bzw. schwerer, die Ernsthaftigkeit zu verdeutlichen. Außerdem - etwas so schön düster zu beschreiben ist sicher auch nicht einfach :zwinker:


    LG
    Doris

  • Lustig - düster fand ich das Buch gar nicht.


    Es erzählt aus einer - von heute aus betrachtet - düsteren Zeit, in der es häufig nix zu lachen gab (bei dem Polizeistaat kein Wunder :sauer:) aber es beinhaltete immer wieder helle und sehr freundliche Momente.


    Allein die Geschichte um Clara ist für mich lichtdurchflutet - obwohl sie blind ist.


    Der Friedhof der vergessenen Bücher ist in meiner Vorstellung ein ruhiger Ort, aber kein düsterer.



    Ich habe nach den ersten 30 Seiten auch eine mehrwöchige Pause eingelgt, aber dann beim zweiten Anlauf das Buch bis zum Ende durchgelesen, ohne große Unterbrechungen.


    Es ist für mich seit langem mal wieder ein Buch, das mit wundervollen Worten und Bildern spielt - ohne kitschig zu sein. Das ist der Zauber dieses Buches, weniger die Geschichte an sich, die ich - objektiv betrachtet - eher mittelmäßig finde. :breitgrins:

    Schau danach, was anderen Freude macht, dann wird klar, wie du sie am besten ärgern kannst.<br /><br />Roald Dahl

  • Hallo!


    DetlevD.: verwechselst Du düster hier mit traurig? Denn das habe zumindest ich nicht gemeint. Ich habe mich mit diesem Wort darauf bezogen, dass ein Teil der Handlung nachts, in verlassenen Wohnungen oder Häusern oder eben auch auf dem Friedhof der vergessenen Bücher spielt. Wie ich schon einmal geschrieben habe passt dazu eben kein Sonnenschein oder blauer Himmel.


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • :winken: Hi!


    Nein, verwechsle ich nicht :breitgrins:


    Mir ist glaube ich schon klar, wie das mit dem "düster" gemeint war. Ich meine auch nicht, dass die Zeit damals "traurig" war - sondern eben "düster" von unserem heutigen Standpunkt aus gesehen.


    Aber für mich ist das Buch nicht düster, weil es nachts oder im Winter spielt. Oder in abgedunkelten Wohnungen, leeren Häusern mit wenigen Kerzen oder ähnlichem. Es ist einfach anders als die meisten anderen. Es erzählt nicht von den bunten Farben des Herbstlaubes, der Sonne, den wärmenden Strahlen blablabla (alles schon so oft dagewesen..).

    Ich würde es aber nicht bewerten wollen. Eben weil es anderes als "shiny happy people" ist, ist es - wie du ja auch sagst - noch lange nicht traurig.


    Ich glaube auch nicht, dass Zafón ein trauriges Buch schreiben wollte. :breitgrins: Es ist ja auch keines, wenn man die herrlichen, meistens sehr lustigen Sprachbilder, die z.B. der Ladengehilfe nutzt, liest.

    Schau danach, was anderen Freude macht, dann wird klar, wie du sie am besten ärgern kannst.<br /><br />Roald Dahl

  • DetlevD.
    Lustig fand ich das Buch jetzt aber nun wirklich nicht, welche Stellen meinst du denn genau, vielleicht könntest du mal etwas zitieren.


    Grüße
    Flor

  • DetlevD.: Kann es sein, dass du das "düster" zu negativ deutest?


    Ich würde nicht sagen, dass "düster" das völlig falsche Wort ist. Die Stimmung ist stellenweise schon auf eine "romantische" Art düster. Was nicht heissen soll, dass es bedrohlich ist (auch wenn es solche Momente hat). Einfach nur, dass immer alles ein wenig schummrig und dämmrig ist. Eine sehr schöne Stimmung einfach.



    Übrigens hat mich der Roman am Anfang immer ein wenig an E.T.A. Hoffmanns "Der Sandmann" erinnert. Zum einen Clara (die ja im "Sandmann" Nathanaels Schwester ist), die blind ist (Ein Motiv, das ja auch im Sandmann eine Rolle spielt) und dann Coubert, der mich ein wenig an Coppelius erinnert hat.
    Bilde ich mir vermutlich nur ein, aber irgendwie werde ich den Gedanken nicht mehr los.

    Einmal editiert, zuletzt von Pandora ()


  • :
    Aber für mich ist das Buch nicht düster, weil es nachts oder im Winter spielt. Oder in abgedunkelten Wohnungen, leeren Häusern mit wenigen Kerzen oder ähnlichem. Es ist einfach anders als die meisten anderen.


    Aber gerade das macht das Buch doch "düster" in dem Sinne wie wir es meinen.


    Wie Pandora doch schon so schön sagte "auf eine romantische Art düster, nicht bedrohlich einfach nur schummrig und dämmrig. Düster eben :breitgrins:


    Grüße
    Flor

  • Hallo!


    Aber gerade das macht das Buch doch "düster" in dem Sinne wie wir es meinen.


    Vielleicht ist in diesem Sinn ja dämmerig das richtige Wort...


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • So, mein Kampf ist zu Ende. Ich habe aufgegeben, auf Seite 162.


    Im ersten Anlauf hatte ich es ungefähr nur bis auf Seite 30 geschafft. Der Anfang war sowas von zäh, ich wurde mit keiner Figur auch nur annähernd warm. Eigentlich wollte ich da schon abbrechen, aber da war die - eigentlich - interessant klingende Geschichte und die vielen guten Rezis.


    Also bekam es eine zweite Chance. Der Anfang war genauso zäh wie beim ersten mal, ich musste mich echt durchkämpfen. Ab Seite 50 gab es wenigstens wenige kurze Momente, die interessant waren. Aber der Großteil der Seiten fesselte mich immer noch nicht. Ich habe dem Buch noch bis Seite 100 gegeben, und kurz davor tauchte Fermin auf. Dann wurde es besser, ich dachte: jetzt hab ich es. Das hielt leider nicht lang, die für mich interessanten Momente (die Suche nach Infos zum Autor) waren sehr rar. Mein Zugang zu den Personen war nicht besser geworden, wenn mir auch diese Stimmung voller Schatten gefiel.


    Ratten vergebe ich diesmal keine, weil ich mich nicht so recht entscheiden kann. Die Idee und die Atmosphäre haben mir gefallen, aber es hat mich einfach nicht gepackt - mir fehlte der Zugang zu den Figuren, es gab zu wenig interessane Stellen und teilweise empfand ich es als sehr zäh.

  • Das ist heute schon das drittel Mal, dass ich über dieses Buch "stolpere".


    Bei mir kam gerade auch "das dritte Mal": Das Buch steht auf mich wartend bei Freunden im Regal.
    Jetzt muss ich mich nur noch zum Ausliehen entschließen ...

    ☞Schreibtisch-Aufräumerin ☞Chief Blog Officer bei Bleisatz ☞Regenbogen-Finderin ☞immer auf dem #Lesesofa

  • Hallo!


    Seychella: schade, dass Du keinen Zugang zu dem Buch gefunden hast. Ich bewundere Deine Konsequenz, das Buch dann beiseite zu legen. Ich bin jemand, der jedes Buch zuende liest- egal, wie wenig es mir gefällt (was nicht immer Spaß macht). Ich muß auch endlich mit dem Beiseitelegen anfangen, so bleibt mehr Zeit für die schönen Bücher :zwinker:


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • @ Seychella
    Schade, dass du nicht in das Buch reingekommen bist. Ich fand das Buch von Anfang an schön, gerade stilistisch war es so geschrieben, dass ich wahrscheinlich jede Geschichte gelesen hätte, die darin verpackt war. Aber wenn es nicht dein Fall ist, kannst du nichts dagegen tun, als es zuzumachen. Ich hatte bei Das Parfüm das gleiche Erlebnis und habe den Hype um das Buch nie verstanden.


    Bettina
    Viel Spaß, wenn du dann endlich mal damit angefangen hast. Ich bin schon gespannt auf deinen Kommentar.


    LG
    Doris

  • Meine Meinung:
    Lange habe ich das Buch immer wieder zur Seite gelegt und das war auch gut so. Manche Bücher muss man sich aufheben, für lange Winternächte mit Schnee und kaltem Wind, der um die Häuser weht. Auch wenn das Buch nicht einmal im Winter spielt und es in Barcelona wahrscheinlich zu dieser Zeit sogar ziemlich warm war, muss man sich damit doch unter die Decke verkriechen und entführen lassen in eine bezaubernde Welt. Langsam ist ein Wort, das mir für diesen Roman einfällt, auch wenn sich die Ereignisse manchmal überschlagen.
    Daniel ist ein sympathischer Charakter, der nur allzumenschlich ist und gerade dadurch nachvollziehbar bleibt. Dies trifft auch auf die anderen Charaktere zu, die aber auch teilweise etwas skurril wirken. Es ist eine andere Welt, in die man sich mit Zafon begibt – eine, in der man möglichst lange verweilen möchte.
    Eine nachvollziehbare Leidenschaft für Bücher und die dahinter stehenden Autoren, ein geheimnisvolles Rätsel, Liebe, Freundschaft und Familie – das ist alles, was Zafon braucht um ein wunderbares Buch zu schreiben, das ich mir am liebsten noch länger aufgespart hätte. Eine absolute Perle.


    (Und jetzt gehe ich den Friedhof suchen)


    5ratten