Salley Vickers: Die Versuchungen des Mr. Golightly

Es gibt 2 Antworten in diesem Thema, welches 1.460 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von tina.

  • Salley Vickers, Die Versuchungen des Mr. Golightly.

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Aus dem Englischen von Gabriele Weber Jaric
    ISBN 3-546-00349-7
    21,00 €
    Claassen Verlag
    gibt es aber auch als TB, 8,95 €


    Mr. Golightly (Gott) ein etwas kauziger älterer Herr macht in einem verschlafenen englischen Dorf Urlaub um seinen einstigen Bestseller (Bibel) zu überarbeiten. Vom ersten Tag an sieht er sich aber zahlreichen Ablenkungen und Versuchungen ausgesetzt, denn die Dorfbewohner haben alle möglichen Probleme und suchen unbewußt die Lösungen bei ihm. Irgendwann entdeckt er, dass sein Werk sich in dieser Gemeinschaft aktualisiert und auch wiederholt.
    Mr. Golightly ist recht sympathisch, fährt ein klappriges altes Auto, besucht regelmäßig die Dorfkneipe, steht mit seinen himmlischen Heerscharen über Email in Kontakt und versucht verzweifelt, seinen Bestseller zu überarbeiten. Ihm schwebt etwas in der Art einer Seifenoper vor. Doch ohne dass er sich darum bemüht, suchen sämtliche Dorfbewohner seinen Rat, seinen Beistand, lenken ihn von der Arbeit ab. Außerdem stellt er mit Erschrecken fest, wie sehr er sich verändert hat, dass er außerdem vieles, was er einst voller Inbrunst verkündete, vergessen hat oder nicht mehr für zeitgemäß hält. Die Trauer um seinen Sohn begleitet ihn, und dem Leser wird im Laufe der Geschichte enthüllt, dass das Ende des Erdensohnes so nicht geplant war.
    Eine Kirche, ein Pub, ein Lebensmittelgeschäft, ein paar Bauernhäuser, umgeben von Weideland und Moor – das ist Great Calne in der Grafschaft Devon. Ein absolut durchschnittliches Dorf, in dem kaum jemals etwas Spektakuläres passiert. Wer genau hinschaut, wird allerdings feststellen, dass die Bewohner keineswegs dem ländlich-idyllischen Klischee entsprechen. Angefangen mit dem Geistlichen Oberhaupt, Pfarrerin (!) Meredith Fisher.
    "Jeder wusste, dass sie einen Tick in Bezug auf männliches Sexualverhalten hatte. Sie hatte George, der die Gräber aushob, einen Schrecken eingejagt, als sie ihm während der Trauerhilfe Fragen stellte, die man schwerlich als anständig bezeichnen konnte, wenn man überlegte, dass die Leiche der Frau, mit der er fünfzig Jahre lang verheiratet gewesen war, gerade erst frisch im Grab lag..."
    Die Bewohner des Dorfes Great Calne sind richtige Charaktere, sehr menschlich, von kaum einem könnte man behaupten, er sei ein "Guter" oder ein "Schlechter".
    Während seines Urlaubs gewinnt Golightly mehr und mehr die Einsicht, dass es wohl wenig lohnt, sein Buch tatsächlich neu zu schreiben. Und sein Widersacher aus alten Zeiten hält ihm den Grund auch vor: Du hast den Menschen den freien Willen gegeben! Gott und Teufel sind nicht wirklich in der Lage, die Geschicke auf Erden zu steuern.


    Die Autorin:
    Salley Vickers war Universitätsdozentin für Literatur, bevor sie sich zur analytischen Psychologin ausbilden ließ. Neben ihrer Arbeit als Schriftstellerin befasst sie sich in Artikeln und Vorlesungen mit den Verbindungen zwischen Literatur, Psychologie und Religion. Salley Vickers hat zwei Kinder und lebt in London und Bath. "Der Roman entstand in einer schwierigen Phase meines Lebens", schreibt Autorin Salley Vickers in ihrem Nachwort. "Ich schrieb eigentlich an einem anderen Roman, als die Ereignisse die Fäden meiner Konzentration durchschnitten und ich jenes Buch, (.) während der Wirrnisse meines persönlichen Dramas zur Seite legte." Da ist es wahrscheinlich, dass auch auf sie "Die Versuchungen des Mr. Golightly" wirkten, und sie dessen optimistische Botschaft am Ende wieder hoffnungsvoll in die Zukunft blicken ließen!


    Beurteilung:


    Ein typisch englisches Buch! Es ist als Komödie mit melancholischen Untertönen angelegt. Die feine Ironie und der dezente Humor wecken den Wunsch, das Buch im englischen Original zu lesen, weil in Übersetzungen bekanntlich gerade die ironischen Töne nicht adäquat wiedergegeben werden können. Es strotzt vor Anspielungen auf englische Dichter, frühe Kirchenschriftsteller und natürlich auf die Bibel.
    Der Leser muss sich einlassen wollen auf die langsamere Gangart des älteren Herrn Golightly. Es ist kein Reißer. Auch kein Buch für Jedermann. Die Thematik sollte schon interessieren.
    Dann ist es ein Genuss, very british!



    Bildlink gegen amazon-Link ausgetauscht. LG, Aldawen

    Die Ironie ist die Kaktuspflanze, die über dem Grab unserer toten Illusionen wuchert.

    Einmal editiert, zuletzt von Aldawen ()

  • Salley Vickers - Die Versuchungen des Mr. Golightly


    Autorin


    Die englische Autorin Salley Vickers wurde 1948 in Liverpool geboren. Sie hat in verschiedenen Sparten gearbeitet, unter anderem unterrichtete sie Englische Literatur. Sie wendete sich dann der Psychologie zu.
    Ihr erster Roman hieß Miss Garnet und der Engel von Venedig. Weitere folgten. Inzwischen widmet sie sich ganz der Schriftstellerei. Die Versuchungen des Mr. Golightly ist ihr dritter Roman.


    Zum Buch


    Mr. Golightly zieht für einige Zeit in das englische Dörfchen Great Calne, wo er seinen Bestseller, die Bibel, überarbeiten möchte. Er findet, sie müsste zeitgemäßer sein, um ihren Umsatz zu steigern. Was ihm vorschwebt, ist eine Darstellung in der Art von Seifenopfern, die großen Anklang in der Bevölkerung finden.
    So wandelt er erstmals als Mensch auf Erden und muss erkennen, dass es gar nicht so einfach ist als Teil seiner Schöpfung zu leben. Die Ruhe, die er sich in dem Dorf erhoffte, will sich nicht so recht einstellen. Immer wieder wird er in die Belange seiner Nachbarn miteinbezogen. Manches erinnert ihn an alte Freunde, an Situationen, an die er sich gut erinnern kann. Und immer wieder schweifen seine Gedanken zu seinem Sohn, den er verloren hat. Sein Sohn, der so ganz andere Vorstellungen hatte als er. Der einen Weg gegangen ist, der so nicht geplant war.
    Mr. Golightly, der nur über Telefon und Internet mit seinem Mitarbeiterstab in Verbindung steht, erhält zusätzlich ominöse E-Mails, die ihn verwirren. So vergeht Tag um Tag und er kommt mit seinem Vorhaben nicht weiter. Dafür erhält er Erkenntnisse, die ihn immer mehr erstaunen.


    Gott nistet sich in dieses kleine Dorf ein und will sein Buch überarbeiten. Seit damals, als er es schrieb, haben sich nicht nur die Zeiten, sondern auch er geändert. Er erkennt mit welchen Widrigkeiten die Menschheit zu kämpfen hat. Wie schwierig es ist ein Mensch zu sein. Ist Gott weiser geworden, oder einfach nur alt und müde?
    Das Buch dreht sich um religiöse und philosophische Fragen. Wer damit nichts anfangen kann, sollte es erst gar nicht zur Hand nehmen. So beschaulich wie das Dorf, präsentiert sich die ganze Geschichte. Darin eingebettet findet der kundige Leser Zitate aus der Bibel, wie auch aus mehreren anderen literarischen Werken.
    Wie steht Gott heute zu seiner Schöpfung ist unter anderem ein Thema, das aufgegriffen wird. Wer dabei nicht in die Tiefe gehen will, der ist mit diesem Buch sicher gut beraten. Ein netter Roman, der mit Humor und teils ironischem Unterton zu unterhalten weiß. Ein nicht so verschlafenes englisches Dörfchen als Zentrum einer Soap Opera!



    3ratten


    (Edit: Ratten eingefügt)

    Einmal editiert, zuletzt von yanni ()

  • [size=13pt]Salley Vickers – Die Versuchungen des Mr. Golightly[/size]

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links

    OT: Mr. Golightly‘s Holiday
    OA: 2003
    319 Seiten
    ISBN: 978-3546003490


    Inhalt:
    Ein schrulliger Schriftsteller, der seinen einstigen Bestseller überarbeiten will, ein verschlafenes Dorf im englischen Dartmoor mit allerlei eigenwilligen Bewohnern und eine ungeahnt himmlische Dimension, die hinter alldem steht.
    (Quelle: Amazon)


    Eigene Meinung:
    Dies ist, so könnte man sagen, ein wahrer britischer Schmöker. Angesiedelt in der bezaubernden Landschaft des Dartmoor, bietet diese Geschichte lustige, skurrile, sentimentale und traurige Szenen. Alles wohldosiert und liebevoll geschildert, um die Frage herum, wie Gott wohl heute seine Welt aus der Sicht eines Menschen erleben würde. Dieses kurzweilige Buch ist niemals blasphemisch, sondern mit einem gottgegebenen Humor und einem Augenzwinkern geschrieben. Es war ein „himmlisches“ Lesevergnügen der ganz besonderen Art.


    4ratten


    Tina