Gabriel Garcia Marquez - Erinnerung an meine traurigen Huren

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  • Gabriel Garcia Marquez - Erinnerung an meine traurigen Huren (Roman, 2004)


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    Im stattlichem Alter von 90 Jahren beauftragt der stadtbekannte Journalist die Bordellbesitzerin Rosa ihm eine Nacht mit einer Jungfrau zu ermöglichen.
    Zwei Tage später erwartet ihn die schlafende, vierzehnjährige Delgadina in einem der Bordellzimmer.
    Wer hier eine pädophile Geschichte vermutet, irrt gewaltig.


    Der alte Mann, dem Liebe sein Leben lang fremd war und in seiner potenzreicheren Vergangenheit hunderte von Prostituierten besucht hat, verliebt sich hoffnungslos in das unschuldige Mädchen, besucht sie immer wieder ohne sie jemals zu berühren.
    Seine neuen Gefühle lassen ihn über sein desillusioniertes Leben, seine gescheiterten Beziehungen und verlorene Freundschaften grübeln und er wird sich immer mehr seiner Einsamkeit, Kaltherzigkeit und seinem Egoismus bewusst.


    Mag der alte Mann am Anfang abstossend wirken, schon nach wenigen Seiten empfindet der Leser eine Mischung aus Mitleid, Sympathie und platonischer Zärtlichkeit für diesen traurigen Mann.


    Mit dieser Fabel liess Marquez die sanften Erinnerungen an Die Liebe in den Zeiten der Cholera in mir wieder aufleben.


    dora

    Einmal editiert, zuletzt von fairy ()

  • Hallo dora,


    das ist ja witzig: nachdem ich gesehen hatte, dass Du dieses Buch gelesen hast, wollte ich schon eine Bitte in den "ich wünsche mir eine Rezension"-Thread schreiben, war aber dann doch zu schüchtern...und schon kommt eine :klatschen:


    Ich muss ehrlich zugeben, dass mich bisher das Thema des Buchs immer abgeschreckt hat, weil es doch etwas pädophil klingt. Wenn die Geschichte aber ganz anders aussieht und sogar an "Die Liebe in den Zeiten der Cholera" erinnert (das mochte ich sehr gerne)...hm, ich glaube, meine Wunschliste ist wieder gewachsen.


    Liebe Grüße
    Manjula

  • Hallo Manjula,
    das Büchlein wurde auch verschrien, von denen, die es nicht gelesen haben... :rollen:
    Schade fand ich eigentlich nur, dass sich Marquez so kurz gehalten hat.
    Bin gespannt, wie es dir gefallen wird :smile:
    liebe Grüsse
    dora


  • Hallo Manjula,
    das Büchlein wurde auch verschrien, von denen, die es nicht gelesen haben... :rollen:


    Das halte ich aber für eine nicht beweisbare Unterstellung. Elke Heidenreich hat das Buch sicher gelesen, ich ebenfalls, und meines Erachtens ist der Verriss zurecht erfolgt. Kein Vergleich zu den anderen Meisterwerken von Marquez. Gibt es nicht gar einen Thread dazu?


    Gruß, Thomas

  • hallo,
    ich habe keinen thread dazu gefunden...
    Elke Heidenreich ist aber wohl kaum das Mass aller Dinge...
    Ich habe den Zerriss in Frankreich verfolgt und da wurden vor allem Stimmen laut von denen die sich weigerten das Buch zu lesen.
    Ich habe es auf französisch gelesen (kann also nichts über die deutsche Übersetzung sagen), und da ich fast sämtliche Werke von Marquez kenne, habe ich mir erlaubt es für gut zu befinden, was ich z.B. von Leben um davon zu erzählen nicht behaupten kann... (mit der selbstverständlichen Schlussfolgerung, dass ich ganz gewiss nicht das Mass aller Dinge bin)
    Gruss
    dora


  • hallo,
    ich habe keinen thread dazu gefunden...
    Elke Heidenreich ist aber wohl kaum das Mass aller Dinge...


    Hallo dora,


    natürlich ist sie nicht das Maß aller Dinge. Und vor allem: dir darf der Roman natürlich gefallen.


    In der FAZ hieß es "Dieser Roman ist an Widerwärtigkeit kaum zu überbieten...". Ich finde das zwar reichlich übertrieben, aber eine weitere Kritikermeinung. Natürlich gab es auch Lobeshymnen. So wie die Kritiker sich nicht einig sind, kommen wir bei diesem Buch wohl auch nicht zusammen.


    Schöne Grüße,
    Thomas

  • Hallo Thomas und dora,


    eins habt Ihr jedenfalls geschafft :zwinker: : jetzt bin ich so neugierig geworden, dass ich mir das Buch kurzfristig besorgen werde. Ich bin schon sehr gespannt, welcher Seite ich mich dann zuschlage.


    Beim Vergleich mit "Die Liebe in den Zeiten der Cholera" fällt mir ein, dass das einige hier im Forum auch wg. der Frauengeschichten der männlichen Hauptperson abstoßend fanden. Ich fand den Roman wunderschön und die Affairen sind mir eher skurril in Erinnerung geblieben. So verschieden sind die Geschmäcker :smile:


    Dora, magst Du auch etwas von "Leben um zu erzählen" berichten? Würde mich auch sehr interessieren.


    Liebe Grüße
    Manjula

  • Hallo zusammen,
    Thomas: Da hast du wohl recht und das ist ja auch interessant, dass nicht alle das gleiche Buch "gut" oder "schlecht" finden, wäre ja schön langweilig.
    Ich habe wohl etwas heftig auf deine Antwort reagiert, wohl weil ich diese Diskussion schon zu oft geführt hatte, nichts für ungut, ok? :zwinker:


    Manjula: Ich habe eine kurze Beschreibung seiner Biographie bei (Auto)Biografien & Erinnerungen, Reiseberichte reingestellt (weiss nicht, wie das verlinkt wird :redface: )


    liebe Grüsse
    dora

    Einmal editiert, zuletzt von dora ()

  • Hallo zusammen!


    In der FAZ hieß es [...]


    Nun, auch die FAZ ist nicht mehr, was sie war. (Und die Heidenreich war noch nie ... )


    Dieses schmale Bändchen beschreibt, wie ein alter Mann das Leben und die Liebe entdeckt. "Schweinereien" oder "Widerwärtiges" werden nicht erzählt. Es ist bei weitem nicht Márquez' bestes Werk. Auf mich machte es ein wenig den Eindruck eines Abgesangs des alten Autors. Aber durchaus lesenswert!


    (Goethe war über 70, als er sich in die 17-jährige Ulrike von Levetzow verliebte und sie heiraten wollte. So was kommt vor, Leute ... Und diese Liebe hat Goethes Dichtung ganz schon beflügelt.)


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • :redface: ich erlaube mir mal diesen Thread wieder hervorzukramen.... eigentlich schade das diese Diskussion abgebrochen wurde....


    Ich habe dieses Buch am Wochenende gelesen und bin im Grunde begeistert.
    An den Diskussionen über das beste Werk von Marquez bzw. über die Frage ob dies nun ein eher dürftiges Buch von ihm ist, kann ich nicht teilnehmen. Ich habe bis jetzt nur das und "Chronik eines angekündigten Todes" gelesen und beide würde ich als durchaus fesselnd bezeichnen.
    "Erinnerung an meine traurigen Huren" ist m. E. sogar noch eine Spur besser da es sich flüssiger lesen lässt und ich persönlich auf "Gedanken basierende" Bücher bevorzuge.


    Marquez beschreibt hier eindrucksvoll die letzten Monate eines einsam vor sich hin alternden Mannes der bis zu seinem 90. Geburtstag nur von Bordellbesuchen und seiner monotonen Schreibtischarbeit berichten konnte, denn sonst hat er nicht viel erlebt.
    Dies ändert sich jedoch. Der 90. rückt näher und etwas besonderes muss her. Er plant mit einer Jungfrau die Nacht zu verbringen, doch rührt er sie, obwohl er Nacht für Nacht das Bett mit ihr teil, nicht an. Es erwachen Gefühle in ihm die er bis dato nie gekannt hatte. Ein 90-jähriger spürt zum ersten mal was es heißt zu lieben, mit allen Konsequenzen. Er beginnt in Gedanken sein Leben noch einmal zu vollziehen...


    Diese Gefühlswelt die hier vermittelt wird ist melancholisch geprägt und zeigt Züge einer etwas älteren Philosopohie.
    Stimmen die behaupten dieses Buch sei widerwärtig oder phädophil kann ich nur eins entgegen setzten: lest dieses Buch und dann können wir erneut darüber reden.


    Eine emotionale Chronik des Alterns und des Verlangens nach der lang andauernden Jugend


    :klatschen: Ich freue mich auf weitere Werke von Marquez
    5ratten

    Ich bin, was du träumst.<br />Ich wache immer über dich.<br />Ich bin, was deine Hand lenkt.<br />(gez. Seele)

  • Ich hab mich auch mal mit dem Buch befasst, war aber nicht sehr begeistert. Aufwärmung, weil Kathchen sich gerade hier mit der Vorlage von Yasunari Kawabata befasst hat.

  • Nun, ich mag Marquez sehr gerne und auch dieses Buch ist voller Melancholie. Ich habe fast alle Bücher gelesen und muss allerdings sagen, dass es sein Schwächstes ist. Mit dem Mitleid des Lesers spielen kann auch in die "Hose gehen". Hier geht es gerade noch. Ich finde es überhaupt nicht pädophil (komischerweise finde ich das bei "Lolita" auch nicht...), nicht Mal im Ansatz.


    Ich gebe: 3ratten

  • Mir hat das Buch seinerzeit auch nicht sonderlich gefallen. Die erzählte Geschichte ist mir nicht stimmig genug und es entsteht wenig Atmosphäre. Kein Vergleich zu seinem Wunderwerk "Hundert Jahre Einsamkeit"


    Gruß, Thomas

  • Gabriel García Márquez – Erinnerung an meine traurigen Huren


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    Der Inhalt wurde schon ausreichend beschrieben, dazu sage ich jetzt nichts mehr.


    Der erste Satz:


    „In meinem neunzigsten Jahr wollte ich mir zum Geburtstag eine liebestolle Nacht mit einem unschuldigen Mädchen schenken.“


    Meine Meinung zum Buch:


    Das Buch hat mich nicht überzeugt.


    Sprachlich ist es wunderschön. Ich hatte vorher noch kein Buch von García Márquez gelesen und war von seiner Erzählsprache sehr angetan. Wenn dies das einzige Beurteilungskriterium wäre, hätte García Márquez nun einen weiteren, großen Fan.


    Da ist aber auch noch der Ich-Erzähler, der mir zuerst unsympathisch war, dann sympathisch wurde und zum Schluss nur noch auf die Nerven ging. Genauer erklärt, am Anfang des Buches fand ich die Vorstellung, dass sich ein 90-jähriger Mann mit einer minderjährigen Jungfrau „beschenken“ will, ziemlich ekelhaft. Doch wie sich die Geschichte dann entwickelte und wie der Ich-Erzähler sich sehr „keusch“ verliebt, war witzig und sympathisch beschrieben, so dass ich den alten Mann fast mochte. Allerdings verhielt er sich im Alltag und seinen übrigen Bekannten, Freunden und Kollegen gegenüber so zickig und überempfindlich, dass er mir schließlich doch noch furchtbar auf die Nerven fiel. Ich kenne genug Menschen, die sehr viel in den falschen Hals kriegen, und da möchte ich eigentlich nicht auch noch viel über sie lesen. :zwinker:


    Wenn es nicht um die literarische Weltreise ginge, hätte ich das Buch vermutlich nach der Hälfte weggelegt. Nach den Postings in diesem Thread ist dies wohl eines seiner schwächeren Bücher. Mal sehen, ob und wann ich ein weiteres Buch von García Márquez in die Hand nehmen werde.


    Meine Bewertung: 2ratten:marypipeshalbeprivatmaus:


    Viele Grüße von Annabas :winken: