Joris-Karl Huysmans: "Zuflucht"

  • Joris-Karl Huysmans: Zuflucht (1886)


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    Völlig verschuldet fliehen Jacques Marles und seine Frau Louise aus Paris vor ihren Gläubigern und verbringen einige Zeit bei einem Onkel auf dem Lande, sie bewohnen ein Zimmer in der Schlossruine von Lourps. Doch ihr Aufenthalt dort entwickelt sich zur Qual. Die Leute auf dem Lande sind geldgierig, heuchlerisch, gemein. Der Aufenthalt von Jacques und Louise wird zur Tortur. Besonders für Jacques, der in dieser Erzählung in den Mittelpunkt gerückt wird, ist der Aufenthalt dort eine Fahrt ins Unbewusste, er flieht in erotisch surreale Träume und wird sich über die problematische Beziehung zu seiner Frau bewusst.


    Mir hat der Roman besonders deswegen gefallen, weil Huysmans viele Jahre vor Sigmund Freud Theorien zur Traumdeutung darlegt, die teilweise heute auch noch Gültigkeit haben. Der medizinhistorische Aspekt des Romans hat für mich einen besonderen Reiz und ich bin mir sicher, Louise leidet an Hysterie, verschiedene Andeutungen, die Huysmans vorlegt, bezeugen dies. Offenbar war Huysmans über die Forschung zur Hysterie des Pariser Arztes Jean Martin Charcot (29.11.1825-16.08. 1893) unterrichtet und lies sich inspirieren. So wird der Roman u.a. auch ein Dokument damaliger Epoche.


    Joris-Karl Huysmans kann unheimlich gut schreiben. Die Beschreibungen des Schlosses, der Dorfkirche, der Träume, und der Spaziergänge von Jacques sind einfach großartig. Der Autor ist besonders an diesen Stellen sehr suggestiv, die Beschreibung des Schlosses geradezu unheimlich, als befänden wir uns in einer gothic-novel.


    Der Roman hat mich sehr neugierig gemacht auf weitere Werke des Autors.


    4ratten


    Liebe Grüße
    mombour

    Einmal editiert, zuletzt von mombour ()