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Lyra Belacqua lebt in einer Welt, in der jeden Menschen ein Dämon in Tierform auf Schritt und Tritt begleitet. Bei den Kindern können sich diese Dämonen noch verwandeln, bei den Erwachsenen nicht mehr.
Wir begegnen Lyra und ihrem Dämon in einem Frauen verbotenen Konferenzraum im Jordan's College zu Oxford. Dort sieht sie - versteckt in einem Wandschrank - wie der Leiter des Colleges Gift in eine Weinkaraffe streut. Dieser Wein soll gleich Lyras Onkel - dem gestrengen und höchst beeindruckenden Lord Asriel - kredenzt werden. Lyra rettet den Onkel und dieser erlaubt ihr dafür, heimlich seinem Vortrag zuzuhören, den er den versammelten Gelehrten des Jordan's College präsentiert. Es geht um mysteriöse Vorfälle in der nördlichen Polarregion, um eine in der Aurora auftauchende Stadt, um geheimnisvollen "Staub", der vom Himmel fällt, und um verschwundene Kinder. Die Kinder, soviel versteht Lyra von dem Vortrag werden von diesem Staub nicht getroffen, nur in Erwachsene scheint er einzudringen.
Durch ihre Rettungsaktion wird Lyra in einen Strudel von Ereignissen gezogen. Zunächst wird sie von der faszinierenden und bildschönen Mrs Coulter nach London gebracht, wo diese sie in den verschiendesten Fächern unterrichtet, um sie auf eine Expedition nach Norden vorzubereiten.
Was Mrs Coulter nicht weiß und nicht wissen soll: Lyra ist im Besitz eines Alethiometers, eines "symbol readers", ein goldenes Instrument, das einem Kompass ähnelt und mit dem man, wenn man es zu lesen versteht, die Zukunft voraussehen kann.
Nicht nur dieses Instrument, auch Lyra selbst weckt offenbar Begehrlichkeiten allerseits und bald weicht Lyras anfängliche Sympathie für Mrs Coulter Angst und Abscheu. Sie entkommt und macht sich mit einer Delegation des fahrenden Volkes der "gyptians" auf in die Polarregion, wohin Gerüchten zufolge die verschwundenen Kinder von einer rätselhaften Organisation, dem "General Oblation Board", gebracht werden. Die Gyptians wollen die Kinder befreien - und auch Lord Asriel, der inzwischen auf Geheiß des General Oblation Boards gefangen genommen wurde und in der Eisfestung von Svalbard von intelligenten Eisbären in Rüstung bewacht wird. Eine gefährliche Suche nach Antworten nimmt damit ihren Lauf, bei der es fast unmöglich scheint die Guten von den Bösen, die Vertrauenswürdigen von den Verrätern zu unterscheiden - und bei der vor allem jede/r mehr als ein Ziel zu verfolgen scheint.
Philip Pullman, hochdekorierter Kinder- und Jugendbuchautor und (ich glaube) zweiter Preisträger des Astrid-Lindgren-Preises (der höchstdotierte Preis für Kinder- und Jugendliteratur überhaupt), hat mit The Golden Compass einen nicht uninteressanten Auftakt für seine Trilogie His Dark Materials entworfen.
Damit die Geschichte auch über die weiteren beiden Bände noch interessant bleibt, wird der Leser mitten in eine Welt hineingeworfen, von deren Gefüge man erst einmal wenig versteht. Neben der anfangs genannten Besonderheit, dass jeder Mensch von einem Dämon begleitet wird, der mit ihm lebt und stirbt und in einer ganz engen emotionalen Verbindung zu seinem jeweiligen Menschen steht, versteht man soviel: Die Welt Lyras ist viktorianisch bieder, streng patriarchal organisiert und mit einer starken klerikalen Macht ausgestattet. Es gibt die Inquisition und eine theologische Überwachung der Wissenschaft.
Einzelheiten verrät Pullman (bisher) noch nicht, die Welt erscheint einerseits düster und bedrohlich, intolerant und korrupt, andererseits ist die Enklave, in der Lyra aufwächst, herrlich anarchisch, so dass diese zu einer angenehm eigenständigen und unbotmäßigen jungen Frau heranwächst. Wahrscheinlich erträgt man auch nur wegen dieser starken weiblichen Protagonistin den ansonsten extrem konservativen Weltentwurf, den Pullman präsentiert - wenigstens für die menschliche Gesellschaft, die er beschreibt. Wäre Lyra nicht, man könnte tatsächlich glauben das Buch stammte aus den 50ern oder wäre gar noch älter. Es ist von 1995.
Ein ganz eigenartiges Leseerlebnis, das ich zwar nicht sofort, aber mit Sicherheit im nächsten Jahr fortsetzen werde. Und ein Buch, das erstaunlich blutig, schroff und düster ist - für das Kinderbuch, als das es firmiert.
EDIT
Hallo, ich habe den Betreff um den deutschen Titel ergänzt und einen Amazon-Link zu einer deutschen Ausgabe eingefügt. LG Seychella