Louis Begley - Ehrensachen

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  • Louis Begley - Ehrensachen (Matters of Honor)


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    Drei Freunde stehen im Mittelpunkt des Romans, Zimmergenossen während des Studiums in Havard in den 50er Jahren. Henry White ist polnischer Jude, kam erst nach dem Krieg in die USA, Archie Palmer, aus wohlhabender Offiziersfamilie stammend, sowie der Icherzähler Sam Standish, im Gegensatz zu den anderen aus einer alteingesessenen neuenglischen Familie, war auf der "richtigen" Schule. Dass er "nur" adoptiert ist und der Rest der Familie seine Eltern mit ihrem Alkoholproblem schneiden, schadet im weniger, als den andern beiden ihre falsche Herkunft. Insbesondere der Jude Henry erlebt immer wieder Zurücksetzungen, trotz seine intensiven Bemühungen sich anzupassen - die seinen Eltern ein Dorn im Auge sind. Der Roman begleitet die Freunde nicht nur durch ihre Studienzeit, sondern auch durch ihr weiteres Leben.
    Begley hat seine eigenen Berufe (er war bis vor wenigen Jahren Anwalt in NY) zwischen Henry und Sam geteilt: Sam wird erfolgreicher Autor, Henry ein nicht minder erfolgreicher Anwalt, seine jüdische Herkunft spielt scheinbar keine Rolle mehr für ihn als Erwachsener.


    Ich gebe zu: ich bin voreingenommen an diesen Roman herangegangen. Begleys Erstling "Lügen in den Zeiten des Krieges" hat mich mehr als beeindruckt, ich mag die amerikanischen Campus-Novels und eine Autorenlesung, die ich vorige Woche besucht habe, hat mich noch positiver gestimmt. Der Roman hat alle meine Erwartungen erfüllt - Begley schöpft aus dem Erfahrungsschatz seines Lebens, erschafft dabei interessante und vielschichtige Figuren. Er selbst legt Wert darauf, dass keine davon autobiographisch ist und dass Henry auch nicht ein erwachsener Maciek ist. Henry fühlt sich nicht als Jude, und doch kann (und will) er seine Herkunft nicht abstreifen.
    Ungewöhnlich an dem Roman, dessen Protagonist eigentlich Henry ist, ist, dass er aus der Sicht Sams erzählt wird - Begley selbst meinte dazu, er habe den Roman öfter begonnen und erst als Sam sich "eingemischt" habe, sei es ihm möglich gewesen ihn auch zu schreiben. Vielleicht weil er so eine größere Distanz zu Henry wahren kann?
    Ein nachdenklich machender, gesellschaftskritischer Roman, spannend zu lesen, mit vielen kleineren Handlungssträngen - eine unbedingte Empfehlung.


    Katia

  • Danke für diese schöne Rezi.


    Gruß, Thomas

  • Ich kann Katia nur uneingeschränkt zustimmen. Ein tolles Buch, von dem nach dem Lesen noch viel bleibt. So langsam steigt Louis Begley bei mir zu einem must-read-Autor. Sein Stil und seine Erzählkunst überzeugen.


    5ratten

    Liebe Grüße<br />Karthause :schmetterling:<br /><br />Die Kunst zu lesen, in ein Buch hineinzufallen, darin zu versinken, kaum noch auftauchen zu können, ist ein Stück Lebenskunst. <br />Elke Heidenreich