Marie Hermanson - Der Mann unter der Treppe

Fredrik führt ein glückliches Familienleben mit seiner Frau, einer erfolgreichen Künstlerin (deren Bilder er immer wieder ziemlich verstörend findet) und seinen beiden Kindern. Eines Tages findet er den kleinen Fabian auf der Treppe vor, der behauptet, per Klopfzeichen mit einem Mann unter der Treppe zu kommunizieren. Zunächst denkt Fredrik natürlich an einen imaginären Freund, doch bald läuft ihm dieser Mann höchstpersönlich über den Weg, ein kleines, etwas missgestaltetes Kerlchen, das äußerst aggressiv auf Fredriks Versuche reagiert, ihn zum Auszug zu bewegen.

Fredrik ist zunehmend verunsichert von diesem Mann, der sich da in seiner Privatsphäre herumtreibt, so sehr, dass bald auch seine Arbeitsleistung und seine Ehe darunter zu leiden beginnen. Und niemand scheint sein Problem so richtig ernst zu nehmen ...

Was in angenehmer Atmosphäre in einem schwedischen Kleinstädtchen am Meer beginnt und nach ungetrübter Familienidylle aussieht, entwickelt sich mehr und mehr zu einer Geschichte des Zerfalls. Fredriks geordnetes Leben zerrinnt ihm wie Sand zwischen den Fingern, seit sich dieser seltsame kleine Mann in sein Leben gedrängt hat.

Abgesehen von dieser surreal wirkenden Figur entwirft Marie Hermanson mit guter Beobachtungsgabe und Einfühlungsvermögen ein eindringliches, realistisches Bild von Fredriks Leben und vor allem von seiner Psyche, die mehr und mehr unter dem ungebetenen Gast leidet.

Was es mit diesem mysteriösen Kerl tatsächlich auf sich hat, habe ich schon relativ früh vermutet, dem angenehmen Lesegefühl hat das jedoch nicht geschadet. Sehr gut gefallen hat mir Hermansons psychologisches Feingefühl in ihren Schilderungen des gequälten Fredrik. Trotz der leisen Töne, die sie anschlägt, entwickelt sich eine ziemliche Spannung, vielleicht auch deshalb, weil nie ganz klar ist, wo hier die Grenze zwischen Phantasie und Realität liegt.

Ich fand das Buch auch sehr spannend und schön unheimlich. Die Auflösung ahnt man zwar tatsächlich schon sehr früh, aber sicher sein kann man sich bis zum Ende nicht. Das Buch hat mir eine schlaflose Nacht bereitet, aber einmal angefangen, konnte ich es nicht mehr aus der Hand legen. Das Cover finde ich übrigens auch ganz toll!

Inhaltsangabe:

Fredrik hat eine reizende Familie und ein wunderschönes Haus in paradiesischer Lage. Eigentlich könnte er sich sehr glücklich schätzen, doch seit einiger Zeit leidet er an Schlafstörungen. Diesen verdankt er, dass er eines Tages in seinem eigenen Haus einem fremden, merkwürdigen, kleinen Mann begegnet. Dieser spricht undeutlich und stellt sich als Kwådd vor. Er behauptet, in diesem Haus zu wohnen, in einem Raum unter der Treppe und lässt sich partout nicht vertreiben. Als dann auch noch Fredriks kleiner Sohn Fabian erzählt, er hätte mit dem Mann unter der Treppe per Klopfzeichen Kontakt aufgenommen, spitzt sich die Lage zu.

Meine Meinung:

Ich habe das Buch innerhalb eines Tages durchgelesen, so spannend war es. Ich konnte richtig mit Fredrik mitfiebern, fühlte seine Ängste und seine Hoffnungslosigkeit, als er merkt, dass ihm sein Leben und seine Familie immer mehr entgleitet. Kwådd wird sozusagen zu seinem Lebensinhalt, der sein normales, geordnetes Leben total aus der Bahn zu werfen scheint. Mir war zwar bald einmal klar, worauf das ganze hinauslaufen sollte, aber das hat mich nicht gestört. Zu intensiv ist das Gefühlskarussell von Fredrik beschrieben, und ganz sicher war ich mir mit meiner Vermutung bis zum Ende der Geschichte nicht. Es bleibt alles sehr mysteriös und auch etwas gruselig.

Die Beschreibung der Umgebung und des Hauses, aber auch aller anderen Dinge war sehr blumig und bunt. Düfte, Farben, damit wurde gespielt. Die restlichen Personen blieben allerdings ein wenig im Hintergrund, was aber nicht weiter gestört hat, da es ja in erster Linie um Fredrik und seine Gefühlswelt geht. Ich habe das Buch übrigens in Grossdruck gelesen, was sehr angenehm für die müden Äuglein war.

Von mir gibt es für diese Geschichte