Keith Donohue - Das gestohlene Kind

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 2.956 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Bine1970.

  • Hallo!


    Hier die gewünschte Rezi zum oben genannten Roman.


    Zum Inhalt:


    Der siebenjährige Henry Day läuft aus Trotz von zu Hause weg und versteckt sich im naheliegenden Wald. Seine besorgten Eltern finden ihn wieder, allerdings ist Henry nicht mehr dasselbe Kind - er wurde ausgetauscht! Von einem perfekten Klon. Kinder leben und lauern im Wald, sogenannte Wechselbälger. Henry Day ist von nun an ein Kobold, sein Geist wächst aber sein Körper wird in dem eines siebenjährigen Kindes gefangen gehalten. So wird Henry zu Aniday und vergisst fast vollständig seine wahre Identität. Sein Klon hingegen wächst nun bei einer neuen Familie heran immer darauf bedacht die Täuschung nicht aufliegen zu lassen.
    Weder Aniday noch der neue Henry Day können ihre Vergangenheit ruhen lassen. Aniday beginnt die wenigen Schemen der Erinnerung aufzuschreiben und versucht sein vorheriges Leben zu rekonstruieren. Henry kann sein altes Leben im Wald nicht vergessen - doch auch seine Vergangenheit als Menschenkind lässt ihm keine Ruhe. Beide sind auf der Suche nach sich selbst, nach ihrer Identität. Auf ihren Wegen treffen sich Kind und Kobold....


    Meine Meinung:


    Erstmal muss ich sagen, dass mir das Buch gefallen hat. Zwar nicht von der ersten Seite an aber im Laufe das Lesens wurde ich eines besseren belehrt. Sprachlich ist es schön und angenehm zu lesen. Die sprachliche Schönheit gibt dem ganzen mehr Tiefe, mehr Emotionen und vorallem ist es meiner Ansicht nach auch unterstützend für das Magische dieses Buches.
    Das Thema ist zwar alt aber dennoch immer wieder gut: die Suche nach der eigenen Identität und das Erwachsenwerden. Hier spiegelt sich dieses Thema in der Suche nach ihrer Vergangenheit der beiden Protagonisten wieder. Dabei wird auch das Nebenthema- Erinnerungen und ihr Wert- deutlich. Beide Protagonisten erzählen, immer wieder im Wechsel, aus der Ich-Persepektive, wodurch der Leser viel näher an ihren Gefühlen ist und sich besser hinein versetzen kann.
    Obwohl der Roman etwas märchenhaftes hat, empfand ich ihn recht unromantisch und schonungslos. Wahrscheinlich hat das Buch mir deshalb nicht gleich gefallen sondern erst später.
    Die Thematik um Wechselbälger war mir so nicht bekannt, aber war auf jeden Fall interessant und für mich etwas neues.


    Ich empfehle dieses Buch guten Gewissens weiter und vergebe daher: 5ratten



    Liebe Grüße,
    Liadan

  • Hallo Liadan,


    vielen Dank für deine schnelle Rezi. :klatschen:


    Anfangs dachte ich es handle sich um einen Krimi. Nun stellt sich heraus, es ist ein Entwicklungsroman. So kann man sich täuschen. :zwinker:


    Deine Rezi hat mit gut gefallen und das Buch wandert schon mal auf die Wunschliste. Wenn ich mich nicht täusche, soll es im August 07 erscheinen.


    Lieben Gruß
    yanni

  • N´abend!


    Nein, ein Krimi ist es definitiv nicht - aber durch den Titel könnte man das vermuten.


    Ich hab auch gelesen, dass es im August erscheinen soll. Ist ja nicht mehr ganz solange hin. Freut mich, dass dir meine Rezi gefallen hat. Das war meine erste aber hat Spaß gemacht. Sollte öfters mal eine schreiben. :)


    Grüße,
    Liadan

  • Hallo :winken:


    Ich lese gerade das Buch und finde es toll, der Wechsel der beiden Protagonisten ist immer wieder interessant, nachdem ich den einen fertig habe möchte ich unbedingt mehr wissen, mehr lesen, doch da ist erst einmal der andere und wenn ich den fertig habe geht es mir genauso wie am Anfang des Kapitels.
    Ich bin inzwischen schon so weit, dass mir die Veränderungen bewusst werden, da die Kapitel vom zeitlichen Ablauf immer gleich sind sieht man doch immer mehr die Unterschiede der beiden. Während Henry Day älter und reifer wird bleibt Aniday in dem Kindkörper stecken und behält auch die Sichtweise bei. Es findet eine Auseinanderklaffung statt, welche sehr interessant zu lesen ist.


    Ich kenne mich übrigens mit der Geschichte von Wechselbälgern ein wenig aus und habe aus diesem Grund das Buch in die Hand genommen, mir war bewusst, dass dieser Roman mehr fantasy ist, aber ein Krimi ist er gewiss nicht.


    MfG Leen

    Bücherwurm - naher Verwandter der Lindwürmer<br /><br />Wenn es sein muss, trete ich auch Zwerge! - Hildegunst von Mythenmetz<br /><br />:buecherstapel:

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    Hab das Buch am Wochenende zu Ende gelesen und es hat mir richtig gut gefallen :)


    Nein, als Krimi kann man es auf keinen Fall bezeichnen, auch nicht als klassischen Fantasyroman, eher als psychologischen Entwicklungsroman von der Kindheit, über die Pupertät bis ins sogenannte Erwachsenenleben. Das Phantasie-Element der Wechselbälger wird dazu als Mittel zum Zweck benutzt, macht die Geschichte aber sehr interessant und spannend.


    Es wird immer kapitelweise abwechselnd erzählt - einmal aus der Sicht des wahren Henry Day der als Kind von den Wechselbälgern entführt wird und ab diesem Zeitpunkt bei ihnen, außerhalb des physischen Alterns, lebt und sich in dieser Ausnahmewelt zurechtfinden muß und aus der Sicht des ehemaligen Wechselbalgs, der sozusagen das Leben Henry's übernimmt und der nun immer mehr wieder zum "normalen" Menschen wird und versucht sich wieder in die normale menschliche Gesellschaft einzugliedern.


    Beide durchlaufen ihre eigene, ganz persönliche Entwicklung und beide Geschichten verlaufen sehr interessant, beide Protagonisten fangen im Laufe ihres Lebens an nach Anhaltspunkten aus ihrer verlorengegangenen Vergangenheit zu suchen, Erinnerungsfetzen zu einem Ganzen zusammenzufügen und im Laufe dieser Suche nähern sich die beiden Lebengeschichten wieder einander an.


    Dramatisch entwickelt sich geradezu die Geschichte des Clans der Wechselbälger, der ähnlich wie die Tierwelt immer stärker mit dem Verdrängen der Wälder und dem Heranrücken der Zivilisation zu kämpfen hat, das artet aber nicht in großangelegte, belehrende Gesellschaftskritik aus, sondern wird fast beiläufig erzählt, hat aber immense Auswirkungen auf diese kleine Gesellschaft am Rande, in der sich keiner seine "Rolle" ausgesucht hat, denn sie alle sind ehemals entführte Kinder, die in ihren Kinderkörpern auf ihre (eingeschränkte) Art auch älter, sogar uralt und müde werden.


    Die Geschichte des ehemaligen Wechselbalgs bietet einige Überraschungen bzgl. seiner, vor einem Jahrhundert stattfindenden Kindheit und dem Suchen nach seiner eigentlichen, wirklichen menschlichen Familie.


    Auch die diversen "Nebendarsteller" der Geschichten sind teilweise sehr interessant und wurden auch mit viel Liebe zum Detail gezeichnet. Die sprachliche Ausdrucksweise hat mir gefallen und die großen und kleinen Lebensgeschichten im Buch haben mich berührt und interessiert.


    Das Buch gibt genügend Stoff zum Nachdenken, ist aber auch kurzweilig, unterhaltsam und spannend :)


    Insgesamt hat mir diese Buch wirklich sehr gut gefallen .... deshalb


    5ratten und :tipp:


    Werde das Buch sicher weiterempfehlen ...

    Einmal editiert, zuletzt von Yvaine ()

  • Henry Day ist sieben Jahre alt, als er von zu Hause weg läuft und sich im Wald versteckt. Als er schließlich gefunden wird, ist er nicht mehr derselbe, ein Wechselbalg hat seine Stelle eingenommen. Der echte Henry lebt nun unter dem Namen Aniday in der Gruppe der Kobolde, wie sie selbst sich nennen. Von diesem Punkt an wird das weitere Leben der Henrys über viele Jahre hinweg beschrieben. Optisch besonders hübsch an der abwechselnden Erzählweise der beiden Hauptfiguren ist, dass die Kapitel, die vom Henry in unserer Welt erzählt werden, mit einem großen Anfangsbuchstaben beginnen, während den Kapiteln, die aus Anidays Sicht geschildert werden, ein Baum als Symbol vorangestellt ist. So wird der Gegensatz von Natur und Zivilisation als Lebensraum gleich deutlich gemacht.


    Der neue Henry hat sich gut auf sein Leben unter den Menschen vorbereitet und verwandelt sich, während er älter wird, immer mehr in einen echten Menschen. Seine Angst, man könne ihn als Wechselbalg durchschauen, wird mit der Zeit immer geringer und er findet schließlich seinen Platz in der Welt. Die Vergangenheit lässt ihn aber nicht ruhen und sein musikalisches Talent, dass scheinbar aus seiner Zeit vor der Verwandlung in ein Wechselbalg stammt, ist schließlich auch der Auslöser für ihn, mehr über seine Vergangenheit herauszufinden. Was Henry über sein früheres Ich vor seiner Zeit bei den Kobolden erfährt, erschreckt und verwirrt ihn allerdings auch und über allem liegt die unterschwellige Furcht, dass weitere Kinder aus seiner Familie geraubt und mit einem Wechselbalg vertauscht werden könnten.


    Aniday hingegen fühlt sich nicht wirklich wohl im Wald, er hat das Bedürfnis nach festen Strukturen, führt einen Kalender, obwohl die Kobolde sich ansonsten einfach nur an der Natur orientieren und versucht eine Art Tagebuch zu führen, um das neue Leben besser zu verstehen. Die meisten anderen Kobolde können (und wollen) nicht schreiben und so wird er in gewisser Weise zum Biographen ihrer Existenz. Als jedoch ein Austauschversuch schief geht, gerät das Leben im Wald aus den Fugen, das Lager der Kobolde wird vernichtet und die Gruppe verliert den inneren Zusammenhalt, der sie durch die Jahrhunderte geleitet hat. Dazu kommt, dass neue Strassen und Siedlungen immer tiefer in das abgestammte Koboldgebiet hinein vordringend gebaut werden und so die alten Wege und Traditionen verloren gehen.


    Die Modernisierung der Welt und die Zerstörung der Natur zugunsten des Ausbaus der Zivilisation werden zwar thematisiert, sind aber nicht das Hauptanliegen des Autors. Donohue ist es wichtiger darzustellen, wie die Suche nach ihrer Vergangenheit beide Henrys nicht ruhen lässt und sie mit allen Mitteln, die ihnen zur Verfügung stehen, versuchen ihr jeweiliges Ich zu festigen und eine sichere Identität aus Teilen des aktuellen Leben und Bruchstücken ihrer Vergangenheit zu konstruieren. „Das gestohlene Kind“ ist so nur vordergründig ein phantastischer Roman, dahinter steckt eine der großen Fragen der Menschheit, nämlich nach der Ausgestaltung des eigenen Daseins. Wie wird man eigentlich zu dem Menschen, der man irgendwann ist – Gene, Umgebung, einzelne Erlebnisse – was davon hat den größten Einfluss auf uns, wie weit kann man sein eigenes Schicksal eigentlich bestimmen und wie weit wird die Identität vom Schicksal bestimmt. Die Suche nach der eigenen Identität und ihren Ursprüngen ist nicht einfach nur eine nette Ausgangsidee für diesen mitreißenden Roman, sondern etwas, was jeden von uns in gewissem Maße betrifft und ich finde, dass es niemandem schadet ein bisschen darüber nachzudenken.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Irgendwie krame ich in den letzten Tagen nur ältere Threads heraus :breitgrins:
    Aber das macht ja nichts, so gerät ein Buch wenigstens nicht in Vergessenheit.


    Ich habe das Buch gestern abend angefangen udn kann noch nichts dazu schreiben, ausser das es seit der Buchmesse 2007 auf meiner Wunschliste stand und ich es nun im Rahmen des diesjährigen SLW lese.
    Bin wirklich schon sehr gespannt wie es mir gefallen wird

    :biene:liest :lesen: und hört

    07/60

    2116 /25.525 Seiten


  • So nun meine Meinung zu diesem Buch



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    Keith Donohue - Das gestohlene Kind


    Der 7jährige Henry läuft von zu Hause weg und versteckt sich im Wald.
    Kurze Zeit später wird er gefunden und seinen überglücklichen Eltern zurückgebracht.
    Niemand bemerkt, dass es nicht mehr dasselbe Kind ist.
    Geheimnisvolle Waldbewohner haben Henry Day ausgetauscht.
    Ein Kobold wächst in die Menschenwelt hinein, der wirklich Henry lebt unter dem Namen Aniday in der Schattenwelt.


    Lange Zeit bleiben die Veränderungen den Menschen verborgen.
    Doch dann kommen sich die beiden Welten immer näher, und die Wege von Kind und Kobold kreuzen sich…


    Das gestohlene Kind war seit der Buchmesse 2007 auf meiner Wunschliste, aber zu recht!?


    Definitiv Ja


    Ich fand das Buch nicht schlecht, allerdings hatte ich andere Vorstellungen von dem Buch.
    Habe ich erwartet einen spannenden Krimi vorzufinden??? Ich weiß es nicht, aber das was ich gelesen habe, habe ich so nicht erwartet.


    Egal.
    Das Buch hatte mich trotzdem irgendwie in seinen Bann genommen und ich ertappte mich oft bei der Überlegung, ob es so was tatsächlich gibt… Wechselbälger!?


    Die ganze Geschichte ist sehr real geschrieben.
    Interessant fand ich die unterschiedliche Erzählweise.
    Mal liest man die Geschichte aus Sicht des „falschen“ Henry Day und dann liest man denselben Zeitpunkt aus Sicht des „echten“ Henry oder besser jetzt Aniday.
    Ganz extrem ist mir das im letzten Teil des Buches aufgefallen, als sich die beiden begegnen.
    Es gibt viele traurige Momente und man leidet mit, so als der Vater Aniday sieht und eigentlich genau weiß, das ist mein Sohn.
    Allerdings gab es aber ebenso viele Stellen, an denen ich schmunzeln musste.
    Die Protagonisten und Orte sind sehr gut beschrieben, so dass ich mich sehr gut in die Geschichte einleben konnte.


    Im Großen und Ganzen hat mir das Buch gut gefallen und daher gebe ich 4ratten

    :biene:liest :lesen: und hört

    07/60

    2116 /25.525 Seiten