Yasunari Kawabata - Schneeland

Es gibt 2 Antworten in diesem Thema, welches 1.930 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von mondpilz.

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Amazon schreibt:
    Eines der Hauptwerke des japanischen Nobelpreisträgers für Literatur Yasunari Kawabata (1899–1972) ist von Tobias Cheung neu, erstmals textgetreu übersetzt worden. Kawabatas Schneeland liegt jenseits hoher Berge, fern von Tokyo. Shimamura, ein Müßiggänger und Ästhet aus Tokyo, fährt mit dem Zug zu einem der dortigen Kurorte, wo er Komako, eine Geisha, trifft, deren Eigenwilligkeit und Schönheit ihn fesseln. Mehrfach kehrt er zu ihr zurück. Jedoch je eindringlicher Shimamura versucht, ein klares Bild von Komako zu gewinnen, desto unschärfer und verschwommener kommt ihm das Wahrgenommene vor. Er spürt darin eine Wirklichkeit, nach der ihn verlangt. Diese Wirklichkeit ist scheinbar äußerlich, und doch erfüllt sie das Innere – wie die Kälte, die durch das Zugfenster strömt, in deren Spiegelungen sich innen und außen beglückend und geheimnisvoll überlagern. Um diese Wirklichkeit, die sich entzieht, geht es Kawabata ebenso wie seiner Hauptfigur. Dementsprechend hat er die Geschichte erzählt, schwebend, flirrend, rätselhaft anziehend. Im Nachwort erklärt der Übersetzer die japanischen Traditionen, in die Schneeland sich einordnet, aber auch, was Kawabata, Ansätze der europäischen Moderne aufgreifend, ganz neu und anders gemacht hat.


    Für mich persönlich hat das Buch sowohl Pros, als auch Contras. Besonders begeistert war ich von der epischen Erzählweise und der Detailgenauigkeit, mit der Kawabata die unwirkliche und kalte Natur beschreibt. Er hat ein Werk geschaffen, in dem zwischenmenschliche Abhängigkeit, Ablehnung und Verzweiflung fast greifbar werden. Auch die auf den ersten Blick nicht immer ganz klar erkennbaren Metaphern, erscheinen einem nach dem Genuss des überaus ausführlichen Anhangs plötzlich klar. Leider ist der Großteil des Anhangs nur für Sprachwissenschaftler oder sonstige besonders ambitionierte Menschen verständlich. Schade fand ich auch, dass die Hauptfiguren, insbesondere Shimamura, meiner Meinung nach sehr blass geblieben ist. Er ist ein Mensch, dessen Motivationen und innere Triebkräfte mir unklar bleiben ebenso wie seine Gefühle gegenüber Komako. Schwierig empfand ich auch Brüche in der Zeitachse, bei denen ich dann häufiger den Überblick verlor, warum Shimamura wieder zurück ist, wenn er doch zwei Zeilen vorher gerade abgereist war.


    Fazit des Ganzen: Wer sich ohne Vorurteile auf den Roman einläßt wird sicherlich ein ganz anderes Lesegefühl erleben, als wir es von europäischer Literatur kennen. Man sollte sich auch nicht scheuen, das Glossar zu benutzen, ansonsten verliert man relativ schnell den Überblick. Für mich persönlich war Kawabata eine bisher einzigartige Erfahrung. Laßt euch einfach überraschen.

  • Das klingt ja sehr interessant, für andere Erzählstrukturen habe ich immer etwas übrig. Das wandert also mal direkt auf meine Besorgungsliste :smile:


    Schönen Gruß,
    Aldawen

  • Handlung


    Der wohlhabende Shimamura macht im Schneeland auf einem Gutshof Urlaub. Jenseits seiner Familie in Tokyo lernt er die junge Geisha Komako kennen. Es entwickelt sich eine Art Beziehung daraus und Shimamura besucht den Gutshof auch in den beiden darauf folgenden Jahren.



    Meine Meinung


    So fern Shimamura Yoko bleibt, die er am Anfang des Romans in der Spiegelung des Zugfensters betracht, so fern bleibt mir der Roman selbst. Ich habe den Eindruck, der Leser betrachtet das Geschehen und die Personen durch einen dicken Nebel oder passender – durch heftigen Schneefall. Über Shimamuras Charakter oder Gefühle erfährt man nur sehr wenig, und wenn, dann ist er sich über seine Empfindungen selbst nicht im Klaren. Auch Komako nimmt in meiner Vorstellung keine festen Umrisse an. Ich kann mich nicht entscheiden, ob ich sie für albern oder für liebenswert halten soll, ob sie mir sympathisch ist oder nicht. Die Beziehung zwischen den beiden wird auch nicht erläutert. Komako liebt Shimamura anscheinend, aber ob das auf Gegenseitigkeit beruht, weiß man nicht genau. Auch die Bedeutung Yokos in der Geschichte erschließt sich mir nicht vollständig. Wie Puenktchen hatte ich zum Teil (vor allem am Anfang) Probleme, die Erzählzeit zuzuordnen. Ich war mir in den ersten Seiten nicht einmal sicher, ob er denn nun von Komako (deren Namen man zu dem Zeitpunkt noch nicht kennt) oder Yoko spricht.
    Die spezielle Sprache allerdings, die ich schon von anderen japanischen Autoren kenne, hat mich wieder einmal begeistert. Ich weiß nicht genau, woran es liegt, aber die Japaner sind zu einem gänzlich anderen Stil fähig als die Europäer. Diesen Unterschied schätze ich besonders.
    Auch wird in diesem Buch vieles nur angedeutet (und das auch nur sehr dezent). So wird die offensichtlich existierende sexuelle Beziehung zwischen Shimamura und Komako niemals ausgesprochen.


    Fazit


    Mir hat das Buch definitiv gefallen, obwohl ich mir nach wie vor nicht sicher bin, wie sehr. Solche Romane muss man wohl erst ein wenig wirken lassen, bevor man sich deren Bedeutung völlig bewusst wird.



    Liebe Grüße,


    mondpilz



    EDIT: Ich finde, der Thread sollte in "Weltliteratur und Klassiker" verschoben werden, immerhin ist der Autor Literaturnobelpreisträger.

    Einmal editiert, zuletzt von mondpilz ()